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Glas: Rezension

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Wörterschmied (5 / 5)

Der Roman Glas lässt sich in drei Teile teilen: einen Naja-Teil, einen Wow-Teil und einen Teil, der sich eher durch konkludentes Handeln bewerten lässt: um Gnade flehendes Schluchzen und an die Menschlichkeit Kings appellierendes Sturzbachheulen.

Der Naja-Teil

Dies ist das Ende des Romans – leider nach dem grandiosen Schluchz-und-Sturzbachheul-Teil eher unpassend wie ein Fremdkörper. Warum das Ganze? Warum die Verbindung zu OZ? Ich habe den Roman fünfmal gelesen und ab dem dritten Mal stets nachdem Schluchz-und-Sturzbachheul-Teil direkt mit Teil V: Wolfsmond weitergemacht.

Der Wow-Teil

Dies ist der Anfang des Romans – der Rätselwettbewerb mit Blaine, dem Mono – einer der herausragendsten Charaktere des gesamten Zyklus. Die Rätsel sind großartig, die Stimmung im Wagon beeindruckend und schaurig. Endlich gibt King Eddie die Gelegenheit, seine Standhaftigkeit zu beweisen und aus Rolands Schatten herauszutreten, wodurch sich Eddies Rolle im Zyklus erst wirklich etablieren kann. Eddie ähnelt den Charakteren in den SAW-Horrorfilmen: King möchte ein Spiel mit ihm spielen, an dessen Ende Eddie entweder tot ist oder bewiesen hat, sein Leben zu verdienen (Live or die, it’s your Choice). Hier zeigt uns King einen Charakter, der so stark sein kann wie kaum ein anderer vor ihm (und da sage jemand, Harry Potter hätte eine unglaubliche Entwicklung durchlebt).

Der Schluchz-und-Sturzbachheul-Teil

Dies ist der grandiose Mittelteil, das blutende Herz von Roland, die absolut unübertreffbare Emanation Kings Verstand!

Noch nie hat King uns mit seinen Figuren so viel gegeben… und uns so viel genommen. In Desperation geht es um die Frage, ob Gott grausam oder die Liebe ist. In Glas geht es um die Frage, wo sich bei King der schmale Grat zwischen Grausamkeit und Liebe befindet. Aber lernen wir nicht aus beiden Romanen, dass dieser Grat nicht existiert? Dass es zwischen den beiden Seiten einer Münze keinen Rand gibt, sondern sie beide ineinander und von der anderen Seite leben, ohne die sie nicht bestehen könnten?

Ob Roland, Cuthbert oder Susan: jeder der Charaktere findet erst durch den Schmerz zu sich selbst, erst im Laufe der Handlung werden sie zu Charaktertypen, zu lebens- und lesenswerten Charakteren, um deren Schicksal man sich so sehr sorgt wie um das guter Freunde. In Glas wird wirklich jede Figur vor ihre Grenzen gestellt und gezwungen diese zu überschreiten und aus ihren Schatten zu treten; zu WERDEN. In der Nebenhandlung werden auch Eldred Jonas, Olive Thorin, die Hexe und viele andere mit ihren inneren Ängsten konfrontiert (nicht alle bestehen ihre Prüfung).

Fazit

Glas ist ein absolutes Highlight Kings Schaffens und für mich klar das Herzstück des Dunklen Turms! Klare (ich würde mehr geben, wenn ich dürfte) 5 von 5 Punkten!

Croaton (1 / 5)

Lange habe ich mit mir gerungen. Die Frage: Gebe ich den einen Punkt?

Ich gebe ihn für den Anfang. Das Ka-Tet besiegt Blaine und es kommt zu einer netten Verknüpfung mit dem letzten Gefecht.

Aber dann.

Sechs Jahre warten auf den weiteren Weg zum Dunklen Turm – und dann spielt fast der gesamte Roman in der Vergangenheit und das Ka-Tet kommt keinen Schritt weiter!!! Damals eine grauenvolle Erfahrung; ich erinnere mich daran, ein Tabu gebrochen und hilflos nach hinten geblättert zu haben, und noch weiter nach hinten und noch weiter, vergeblich hoffend ... Dann kommt das Ende und ist sogar durch eine völlig hirnrissige Verbindung zum Zauberer von Oz noch dämlicher als das davor.

Aus heutiger Sicht hat sich an meiner Meinung nichts geändert. NICHTS von dem, was im Rückblick passiert, hat IRGENDEINE Bedeutung für das, was nach Eddies, Susannahs und Jakes Ankunft in Rolands Welt geschieht. Mehr noch: Durch die Revision von Schwarz erfahren wir schon da, dass Susan am Scheiterhaufen endet und alle Freunde von Roland sterben. Bravo, das nimmt dem Rückblick auch noch jede Spannung. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, gibt es diesen Dialog zwischen Eddie und Roland:

Eddie: "Müssen wir das Ganze überhaupt hören?"
Roland: "Ich bin mir nicht sicher, ob ihr es hören müsst."

Tatsächlich muss man es definitiv nicht!

King scheint sich das selbst gedacht zu haben, als er Wolfsmond schrieb, denn da ist ihm der Rückblick auf den Tod seiner in Glas so in den Vordergrund gedrängten Freunde nur noch ein paar dahin geworfene Zeilen wert. Die schreckliche Figur der Hexe Rhea vom Cöos (für mich vor allem wegen ihrer Vulgarität der misslungenste Charakter im gesamten King-Universum) vergisst er danach völlig. Gut, weil sie mich fast dazu gebracht hätte, Glas nicht fertig und damit vielleicht Band V - VII nie zu lesen; schlecht, weil sie so nicht einmal dafür bestraft wird, dass sie ein Miststück ist!

Fazit (und erstaunlich, wie doch Meinungen auseinander gehen können!): Die absolute Talfahrt (eigentlich ein Talstillstand !) des Zyklus und sicherlich der Grund dafür, dass aus mir niemals ein DT-Junkie werden wird.

Realbaby (1 / 5)

Als ich mit tot fertig war, konnte ich es kaum erwarten, Glas in die Hände zu nehmen, um zu erfahren, wie die Geschichte mit dem Rätsel besessenen Blaine weitergeht. Und so tauchte ich voller Erwartungen in den vierten Band ein; doch nur, um so sehr meiner kostbaren Zeit beraubt zu werden, dass ich mich nun immer wieder frage: Warum? Warum hab ich das getan? Ich bekam meine Neugier bezüglich Blaine gestillt. Doch mehr war da nicht.

Über 800! quälende Seiten habe ich über mich ergehen lassen, um herauszufinden, was ich ohnehin schon wusste. Susan, die erste und vermutlich einzige Liebe von Roland, stirbt. Was mich allerdings am meisten genervt hat, war die Art und Weise wie King hier das Thema Sex behandelt: Einer der Sargjäger hat nichts anderes im Sinn, wie seine Vorstellungen, Roland den Garaus zu machen und dabei seinen sexuellen Fantasien freien Lauf zu lassen. Dass ein 14-Jähriger, und sei er noch so männerhaft durch seine Prüfung ein Revolermann zu werden, von Sex und Liebe so geblendet wird, dass er seine Freunde und seine eigentliche Aufgabe vergisst, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Nicht, nachdem ich erfahren habe, wie der Junge seine Prüfung absolvierte. Wenn ich mit einem Satz beschreiben sollte, um was es in Glas geht, wäre meine Anwort: Um Sex und den widerlichsten Dingen rund um dieses Thema. Dabei würde ich die Nase rümpfen, und mit einem Blick, der besagt, dass man nichts verpasst, wenn man den Roman nicht liest und einem Kopfschütteln von Dannen ziehen - um mich nicht noch mehr mit diesem Thema befassen zu müssen.

Den einen Punkt gibt es von mir auch nur, weil ich den Rätselwettbewerb miterleben durfte. Und auch ich muss gestehen, dass ich das Tabu gebrochen habe: Immer wieder habe ich geblättert, um zu sehen, ob nicht irgendwo wieder Eddie und Susannah und Jake auftauchen ...

Fazit: Glas hat mir vorerst die Freude genommen, an der Saga weiterzulesen. Ich werde einige Tage, vielleicht auch Wochen verstreichen lassen, und mich anderen Werken Kings widmen. Die Enttäuschung ist groß – und die Angst, wieder enttäuscht zu werden, noch viel größer. In diesem Sinne: Lange Tage und angenehme Nächte!

Tiberius (5 / 5)

Wie bei so vielen Werken von Stephen King gehen die Meinungen der Leser scheinbar deutlich auseinander. Der vierte Teil der Dark-Tower-Saga macht da also keinen Unterschied. Viele halten den Teil für den besten der Saga, einige für den Schlechtesten. Ich muss sagen, ich kann beide "Lager" verstehen. Dennoch ist dieser Teil nicht nur immens wichtig für die komplette Saga, er ist auch eine der schönsten Liebesgeschichten aus der Feder Stephen Kings.

Zu Beginn des Bandes gilt es einen Cliffhanger aufzulösen. Das Ka-Tet befindet sich in dem wahnsinnigen Monorail Blaine, der zum Ende von tot. (orig. The Waste Lands) die Revolvermänner fest im Griff hatte und kurz vor der Selbstzerstörung stand. Es ist - wiedereinmal - nicht die Zeit des großen Revolvermanns. Es ist auch nicht die Zeit des jungen Helden Jake Chambers. Nein, es ist ein ehemaliger Junkie aus Brooklyn. Ebenjener, der vor allem durch seine dummen Sprüche auffällt, rettet das Ka-Tet. Es passiert, was schon vorher geschehen ist und noch häufiger geschehen wird, die Gruppe wird unterschätzt. Eddie besiegt Blaine mit einer Unlogik-Bombe und zeigt zum wiederholten Male, wie wertvoll seine Vergangenheit für seine und die Zukunft aller ist.

Nach dem glücklichen Ende dieser Fahrt ist es Zeit auszuruhen. Das Ka-Tet begegnet einer Schwachstelle und Roland erkennt, dass die Reise nicht weitergehen kann, bevor er sich nicht mit seiner Vergangenheit auseinandersetzt. Dem frühen Ende seiner Kindheit, der Begegnung von Verrat, Niederträchtigkeit und List. Marten Broadcloak, engster Vertrauter seines Vaters versucht den Stolz des angehenden Revolvermanns zu brechen, in dem er seine Beziehung zu Gabrielle offenbart. Er hofft, dass der Junge sich in die Mannbarkeitsprüfung stürzen wird und als Verlierer Gilead verlassen muss. Marten, oder besser gesagt Walter ist also schon sehr lange der Begleiter von Roland. Er versucht immer wieder ihn zu Verlusten zu zwingen. Roland auf der anderen Seite, gewinnt die Prüfung. Nicht jedoch um selbst zu verlieren. Nicht nur seine Begleiter (David im Fall der Prüfung gegen Cort), sondern viel mehr die Verbindung zwischen seinem eigenen Khef und dem seines Landes (Ein Verlust, der in Zukunft viel mehr wiegen wird).

Steven Deschain erkennt die Gefahr, in der sein Sohn sich befindet. Er hofft, ihn zu schützen und schickt ihn mit seinen Freunden in die abgeschiedene Baronie Mejis. Was aussieht, wie ein Ablenkungsmanöver, kann auch als Aufgabe interpretiert werden. Der Dinh von Gilead dürfte ahnen, dass die Baronie, die vor allem für ihre Pferde bekannt ist, nicht mehr so loyal dem Bund gegenüber ist, wie sie behauptet. In der Tat folgen die Einwohner eher John Farson, als den Herren aus Gilead. Sie wollen Demokratie, Farson dagegen Chaos und Zerstörung. Hart Thorin, der dürre Bürgermeister Hambrys ist ein gutes Beispiel für das falsche Gesicht dieser ach so ruhigen Baronie. Er ist auf der einen Seite der Oberaufseher der Baronie und damit dem Bund verpflichtet. In Wahrheit ist er allerdings Besitzer des Traveller's Rest, einem Bordell. Er hat auch ganz offensichtliches Interesse an der jungen Susan Delgado - einem unschuldigen Kind - und ist eifriger Anhänger des Guten Mannes. Was die drei jungen Revolvermänner vorfinden ist also ein perfektes Abbild des gesamten Bundes. Die Rancher versuchen Zahlen zu fälschen und dennoch freundlich den Gesandten aus Gilead über zu sein.

Und inmitten dieser Geschichte entwickelt King eine tragische Liebesgeschichte, die so viel erklärt. Die Rolands immerwährende Kälte erklärt, die uns wissen lässt, warum er scheinbar niemanden traut. Susan Delgado, das Mädchen im Fenster, ist selbst Teil dieses ganzen Konglomerats, doch auf einer tragischen Seite. Sie ist dem Bürgermeister als Feinsliebchen versprochen. Verkauft von ihrer Tante (die bereits den größten Teil des Geldes verprasst hat), geprüft von der nicht minder pädophilen Hexe. Susan ist verzweifelt und auf einer Suche nach einem Ausweg, genauso wie Roland. Ein Treffen zweier Gleichgesinnter. Und trotz einiger Tiefschläge genießen sie den Höhepunkt ihrer Beziehung zusammen.

Stephen King entwickelt diesen Roman. Zuerst mit Hilfe von Andeutungen, dann - dem typischen Verlauf eines Watch-Me-Spiels folgend - mit halboffenen Konfrontationen. Die jungen Revolvermänner wissen nicht hundertprozentig, woran sie an den Bewohnern Hambrys sind. Die Großen Sargjäger, Aufpasser im Namen des Guten Mannes, ahnen nur langsam, welchen Hintergrund die Jungen wirklich haben.

Erst als die Figuren offen auf dem Feld stehen, steigert sich erneut die Geschwindigkeit. Die Tarnung der Jungen fliegt mehr durch einen Zufall auf. Letztere sehen, wofür das Öl wirklich genutzt wird. Die Ereignisse überschlagen sich und King zeigt wiedereinmal wie effektiv er die Fäden einer Geschichte zu einem Schowdown zusammenführen kann. Roland hatte die Möglichkeit sich entscheiden zu können. Er tat es und diese Entscheidung wird ihn noch ewig verfolgen. Er stellt sich einer Übermacht an Männern. Zusammen mit seinen Freunden und einer Schwachstelle. Ähnlich der, die sie auch zu Beginn des Romans gesehen haben. Sie gewinnen, und Roland verliert trotz alledem. Es ist wie schon so häufig in der Vergangenheit und eben so, wie es in der Zukunft häufiger passieren wird, wir entdecken Charaktere und unsere Zuneigung und Verständnis zu ihnen und dennoch reißt King sie uns aus den Händen.

Der kurze Epilog nach der eigentlichen Kerngeschichte, eine Hommage an den Zauberer von Oz und eine abermalige Warnung von Walter. Sagt dem Turm ab! Nach diesem Teil bin ich ebenso wie Roland und sein Ka-Tet der Meinung, dass mich nichts davon abbringen kann, den Revolvermännern bis zum Ende zu folgen.

heykitty (5 / 5)

Ich kann nur sagen, wow! Als ich Glas in meinen Händen hielt, war ich gespannt, erwartungsfroh. Als dann die Rückblenden begannen, wurde meine Vorfreude zur Gewissheit - endlich erfährt man etwas über den jungen Roland, über die Dinge, die ihn zu dem gemacht haben, was er ist, über sein Lieben, sein Leben. Allein die Passage, wo King über die echte Liebe schreibt ( true love is dangerous), ist es wert, dieses Buch gelesen zu haben. Für mich wäre die Saga ohne dieses Wissen um Rolands Jugend nur halb so genial.

PS: Da fällt mir doch noch was ein zu Glas ... vor gar nicht allzu langer Zeit habe ich den Comic zu Glas gelesen - The Gunslinger Born - und war begeistert ... dieser Comic behandelt nur den Teil aus Glas, in dem Roland Susan Delgado kennen - und lieben lernt, bis zu dem Punkt, wo Susan für ihn ihr Leben lässt. Die Bilder sind echt gut gelungen, die Beteiligten sehen so aus, wie man sie sich vorgestellt hat, und unser Stephen hat an den Texten mitgearbeitet.

Sehr zu empfehlen. Für alle, denen Glas allein zu wenig ist.

Slayer 4 Ever (4 / 5)

Das Buch Glas, ist wie die Anderen aus der Dunklen-Turm-Saga genial. Man erfährt endlich, wie Roland früher war, allerdings fand ich es an manchen Stellen dann doch etwas langweilig. Am Ende mit dem Zauberer von Oz wird es dann doch wieder interessant, und man findet vor Wolfsmond wieder zurück zu Roland und seinen Gefährten.

Mr. Dodd (5 / 5)

Wohl kein anderer Roman von Stephen King schafft es die Gemüter der Leser so zu spalten wie Glas. Viele sehen darin den Höhepunkt der Dunklen Turm Saga (so auch ich), für andere ist er ein Fremdkörper und Ärgernis, welcher die eigentliche Geschichte zu lange unterbricht (besonders gut anhand der unterschiedlichen Meinungen hier im King Wiki zu erkennen). Für mich persönlich gliedert sich das ganze wie folgt: eine grandiose Einführung, ein perfekter Hauptteil, ein schwacher Schluss. Vom Negativen zum Positiven gesehen bedeutet das im Einzelnen:

Der schwache Schluss: Man merkt deutlich, dass Kings geistiger Akku nach der Rückblende (siehe weiter unten) erschöpft war. Neben der Auswertung und dem Schicksal der einzelnen Beteiligten in Rolands Geschichte und dem epilogartigen Nachtrag, in der das Ka-Tet zusieht, wie Roland seine Mutter umbringt, gibt es sonst nichts was mir an den Ereignissen nach dem Ende der Rückblende gefallen hätte. Auf billigste Art und Weise wird der Zauberer von Oz kopiert, so schamlos und peinlich offensichtlich (besonders wenn Oy auch seine Schühchen bekommt und diese sich zusammenschlagen lassen muss), weil sich King nicht einmal die Mühe gibt diese Parallelen zu verbergen. Anschließend wird der Ticktackmann - welcher in tot. noch bedeutungsschwanger und düster verheißungsvoll gerettet wird - einfach so aus dem Weg geballert, bevor es zu einem enttäuschend schlechten Zusammentreffen mit Rolands altem Feind Marten (oder Flagg oder wie man ihn nennen will) kommt, welcher das gleiche macht, wie schon in allen Werken davor, wo er auftaucht, sich nämlich aus dem Staub zu machen, wenn es für ihn gefährlich wird. Das Ende lässt ein dann zudem mit einigen Fragen zurück: Wie genau entkommt das Ka-Tet dem Palast? Warum sind sie plötzlich mit neuem Proviant ausgestattet? Wurde die Glaskugel jetzt zerstört?
Dass die für mich schlechteste Szene im ganzen Zyklus keinen Punktabzug für das Werk nach sich zieht, zeigt nur wie grandios der Rest ist (und glücklicherweise dauert das ganze nur ungefähr 30 Seiten).

Die grandiose Einführung: Den fiesen Cliffhanger mit dem King tot. beendete wusste er auch nach sechs Jahren perfekt aufzulösen, keine Selbstverständlichkeit, wenn man sieht wie in der heutigen Zeit, wo fast alles mit Cliffhangern endet, oftmals nur äußerst mäßig geklärt wird. Hier jedoch wird man allein durch den düsteren Blick in die verseuchte Kleinstadt Candleton sofort in den Bann gezogen und Blaines Rätselwettstreit kann dann genauso überzeugen, besonders die Auflösung als es ausgerechnet Eddies schlechte Witze sind, die alles retten. Nach der Ankunft in Topeka habe ich jedoch so meine kleinen Probleme: Beim ersten Lesen kannte ich Das letzte Gefecht noch nicht und konnte daher mit der Verbindung und der Supergrippe nichts anfangen; und bei jedem weiteren Mal brenne ich spätestens ab dem Moment, als Roland auf dem Dach von Blaine seinen kleinen Zusammenbruch hat, nur darauf die Rückblende lesen zu können. Weswegen mich alles was in Topeka passiert nur peripher interessiert.

Der perfekte Hauptteil: Ich habe die Rückblende vor ungefähr zehn Jahren das erste Mal gelesen, sie dürfte mit Abstand der Abschnitt im Dunklen Turm sein, den ich am häufigsten gelesen habe - sei es am Stück oder einzelne Passagen. Nichts hat sich an meiner Meinung geändert, dass diese Rückblende die beste Geschichte ist, die ich je gelesen habe, im Gegenteil, ich erkläre sie sogar zur perfekten Geschichte (zumindest für mich persönlich). Es stimmt einfach alles: jeder einzelne Charakter, die Liebesgeschichte, die Action, der Spannungsaufbau, die Atmosphäre, die Länge, der Sprachstil und die Emotionen, die hervorgerufen werden. Ich könnte mich noch nicht einmal auf eine Lieblingsszene einigen, für mich ist die ganze Rückblende eine einzige Lieblingsszene.
Und dennoch verstehe ich jene Leser, bei denen schon der bloße Gedanke an diese Rückblende Ärger und Frustration hervorruft. Man muss als Leser damit rechnen hunderte von Seiten lang auf Eddie, Jake, Susannah und Oy zu verzichten; man muss damit rechnen, dass die eigentliche Hauptstory nicht vorangeht und man muss damit rechnen, dass Stephen King, der eine im Zerfall begriffene mittelalterliche Fantasy-Western-Welt beschreibt, entsprechend obszön und derb mit dem Thema Liebe und Sexualität umgeht (wenn eine Vorrezensentin dazu meint, in Glas gänge es "um Sex und den widerlichsten Dingen rund um dieses Thema" so möchte ich dieser Meinung nicht widersprechen, hoffe jedoch, dass selbe Rezensentin niemals ein Werk von Marquis de Sade wie die "120 Tage von Sodom" in die Hände bekommt, denn im Vergleich dazu ist Glas als Gutenachtgeschichte für kleine Kinder geeignet). Schafft man es diese drei Punkte beiseitzuschieben so kann es leicht passieren, dass man wie ich völlig in den Bann gezogen wird und dem eigentlichen Ka-Tet nur recht widerwillig folgen will (tatsächlich hat es bei mir bis Susannah gedauert).

Fazit: Für mich das Herzstück des Dunklen Turms, ein Meisterwerk für das ich King mit am meisten dankbar bin, dass er mich daran hat teilhaben lassen.

V E Die Rezensionen der Romane des Dunkler-Turm-Zyklus
Schwarz • Drei • Tot. • Glas • Wolfsmond • Susannah • Der Turm • Wind
V E Artikel über Glas
RomanDunkler-Turm-ZyklusOriginal-HörbuchInhaltsangabe (Teil I und Teil II) • KlappentexteRezensionVergleich mit Klassischem Drama • Coverpage
Charaktere: Cuthbert AllgoodBlaineJake ChambersCordelia DelgadoSusan DelgadoRoy DepapeGabrielle DeschainRoland DeschainSteven DeschainEddie DeanSusannah DeanErmotJohn FarsonEldred JonasAlain JohnsMustyOyClay ReynoldsRhea vom CöosKimba RimerHart ThorinTicktackmann
Orte: Blaines StreckeCitgoGileadGrüner PalastHambryMejisMittwelt
Sonstiges: Der Dunkle TurmGlaskugelnGroße SargjägerKaMaerlyns PampelmuseMannbarkeitsprüfungRevolvermann