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Ur: Inhaltsangabe

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Inhaltsangabe zu Ur

Cover der Novelle

Stephen Kings Novelle Ur ist in acht Unterkapitel unterteilt.

I: Experimente mit neuer Technologie

Der 35-jährige Universitätsprofessor am Moore College in Kentucky, Wesley Smith, scheint mit der Zeit zu gehen, denn auf einmal legt er sich ein Kindle zu, ein Gerät zum Lesen elektronischer Bücher. Was keiner weiß ist, dass er diesen Schritt eher aus Trotz gegangen ist denn aus Interesse am Fortschritt. Trotz und eine fast perverse Hoffnung, die er sich selbst nicht eingestehen will.
Wesley führt ein durchschnittliches Leben, so zumindest sieht er es selbst: Sein College zeichnet sich weniger durch Brillanz als durch gute Sportteams aus; er selbst würde – wie wohl jeder Englischprofessor – gerne ein Buch schreiben, woraus aber nichts wird ... und seine letzte Beziehung zu Ellen Silverman ist dahin. Sie arbeitet auch am College – und sie, die Trainerin der Basketballmannschaft, ist der Hauptgrund für Wesleys Kauf des Kindle.
Wesley liebt Ellen weiterhin und weiß, dass hauptsächlich er an der Trennung Schuld ist. Mit noch immer glühender Leidenschaft denkt er an die hinter ihm liegende Beziehung, die in die Brüche ging, weil Wesley einfach nicht von seinen Büchern lassen konnte, immer wieder lesen und lesen wollte und Ellen in einem Streit – dem Streit – als analphabetische Schlampe bezeichnete, was sie ihm nicht verzieh. Unglaublicherweise giftete sie ihm noch entgegen, er solle seine Bücher wenigstens von einem Computer lesen wie alle anderen auch – dann verschwand sie aus seinem Privatleben.
Kurz darauf ergibt es sich, dass Wesley mit einem Schüler namens Robbie Henderson aneinander gerät, der in seinem Unterricht mit einer Art Gameboy zu spielen scheint. Henderson klärt ihn auf: Dies sei ein Kindle, ein Apparat zum Herunterladen, Speichern und Lesen elektronischer Bücher – sofort denkt Wesley an Ellens Abschiedsworte und ist interessiert. Er kann sich nicht dagegen wehren, fast schon panisch den Untergang normaler, typisch riechender Bücher mit echten Buchrücken vor sich zu sehen ("Bücher sind Objekte, Bücher sind Freunde", ist seine Meinung), doch er lässt sich auf Hendersons Verteidigung des Geräts ein: Ein Kindle mache Bücher billiger, ihre Aufbewahrung leichter und das Suchen von Textstellen viel schneller.
Es ist die Vorstellung, dass Ellen ihn mit einem solchen Kindle sehen könnte, dass sie dies als persönliche Weiterentwicklung, vielleicht sogar als Versöhnungsversuch sehen könnte, die für Wesley die Entscheidung fällt: Er loggt sich bei amazon ein und bestellt sich sein Kindle, überrascht, wie leicht dies ist und wie insgesamt billig sich die Anschaffung und vor allem die herunterladbaren Bücher erweisen.
Schon einen Tag später ist es da, obwohl Wesley diese schnelle Option nicht gewählt hatte – und es ist, anders als abgebildet, nicht weiß, sondern rosa. Zu diesem Zeitpunkt beunruhigt ihn dies jedoch nicht weiter.

II: UR-Funktionen

Nicht lange nach diesem Kauf scheint ein Wunder zu geschehen: Ellen hinterlässt eine Nachricht auf seinem AB. Ihr sind Zweifel an ihrer Entscheidung gekommen, sie wolle in der nächsten Woche noch einmal in sich gehen und darüber nachdenken. Aber er solle sie nicht anrufen: Sie ist mit der Mannschaft bei einem Turnier. Erstaunlicherweise spricht sie ihn sogar wohlwollend auf das Kindle an – eine Freundin hat Wesley damit gesehen, und Ellen interpretiert diesen Zug genau so wie Wesley sich das erhoffte.
Ein handelsübliches (weißes) Kindle
Es ist Zeit, ein wenig mit dem Kindle zu experimentieren. Wesleys Freund und Kollege Don Allman hatte die ungewöhnliche rosa Farbe kommentiert, sodass Wesley noch einmal im Internet danach sucht und feststellen muss, dass es dieses Gerät üblicherweise tatsächlich nur in Weiß zu geben scheint, er findet sogar eine Seite, wo sich Fans genau darüber beklagen.
Wie dem auch sei, Wesley schaltet sein Kindle ein und betrachtet das Menu, fest entschlossen, alles zu verstehen – immerhin scheint es idiotensicher zu sein, da keine Gebrauchsanweisung beiliegt. Beim Blättern in den Untermenus springt ihm ein Eintrag ins Auge: UR FUNKTIONEN. Wesley hat keine Ahnung, was "Ur" bedeuten könnte, ist aber seltsam fasziniert und öffnet dieses Menu, woraufhin ihm die Einträge UR BÜCHER, UR NACHRICHTENARCHIV und UR LOKAL (BAUSTELLE) angeboten werden. Obwohl ihn ein unerklärliches, beklemmendes Gefühl beschleicht, wählt er die Bücherfunktion und wird freundlich willkommengeheißen. Das Logo ist ein schwarzer Turm, der Wesley irgendwie bedrohlich vorkommt; doch der Kursor fordert ihn blinkend auf, einen Autorennamen einzugeben. Wesley, ein großer Fan Hemingways, tippt "Ernest Hemingway" ein.
Es dauert lange, bis das Kindle reagiert, bevor die unverständliche Nachricht 10.438.721 URS DURCHSUCHT erscheint. Weiterhin könne Wesley nun entweder einen Titel oder ein UR eingeben, letzteres mit Hilfe des Zahlenfeldes. Einer Laune folgend gibt er sein Geburtsdatum als UR ein. Was auch immer er erwartet hatte, dies war es nicht: Eine falsche Liste von Hemingways Werken. Selbst die Lebensdaten des Autors stimmen nicht; hier ist er nicht 1961, sondern 1964 gestorben. Und da sind Titel, von denen Wesley noch nie gehört hat, Cortlands Hund etwa.
Trotz allem neugierig geworden lädt er diesen falschen Titel für 7 Dollar 50 auf sein Kindle. Freundlich wird er darauf hingewiesen, dass UR-Romane unter den "Paradox-Gesetzen" nicht an Dritte weitergegeben werden dürften und etwas mehr Zeit fürs Herunterladen benötigten. Wesley kann nur an einen komplexen Scherz glauben, wartet aber geduldig, bis Cortlands Hund da ist. Er nutzt die Wartezeit, um Don anzurufen, der ihm bestätigt, dass es ein solches Hemingway-Buch nicht gibt; aber er erinnert sich, dass der Schriftsteller einst selbst einen Hund hatte – namens Cortland.
Und da ist es: Wesley begreift plötzlich trotz aller Bedenken bezüglich seines Geisteszustands, dass ihm soeben ein Buch von einer anderen Daseinsebene geschickt wurde, aus dem UR 7.191.974. Mit einem die Nerven beruhigenden Bier bewaffnet, macht Wesley sich an die Lektüre – und erkennt sofort Hemingways unverwechselbaren Stil wieder. Nach nur wenigen Zeilen muss Wesley sich vor Aufregung fast übergeben und spritzt sich erst einmal kaltes Wasser ins Gesicht, um wieder zur Besinnung zu kommen.
Danach starrt er das Kindle an. "Was bist du?", fragt er es, doch natürlich antwortet es nicht.

III: Wesley weigert sich, wahnsinnig zu werden

Ein Tag später. Es ist Dienstagnacht, drei Uhr. Wesley ist süchtig, kann nicht aufhören, im Kindle zu blättern und zu stöbern, hat in einem Dutzend Parallelwelten bereits zwanzig neue Hemingway-Bücher entdeckt, auch andere Autoren sind mit ihm bislang unbekannten Werken vertreten. Er findet heraus, dass es so etwas wie Ur-Werke gibt, die in jedem von ihm kontrollierten Universum verfasst wurden, erkennt aber keine Konstante in seinen Entdeckungen.
Wesley zwingt sich, das Gerät beiseite zu legen, doch an Schlaf ist nicht zu denken. Ihm gehen all die unentdeckten Schätze durch den Kopf – und schon springt er wieder auf, um Edgar Allan Poe abzurufen, von dem er nicht nur die ihm bekannten Kurzgeschichten, sondern auch noch sechs Romane findet. Wesley lädt einen davon herunter und liest bis zum Morgengrauen, bis er am Küchentisch einschläft.
Bei seinem Unterricht holt ihn die Müdigkeit schnell ein, und als er breit grinsend meint, Hemingway habe zwar keinen Roman über einen Hund geschrieben, hätte das aber getan, wenn er länger gelebt hätte, sind seine Schüler überzeugt, dass er langsam überschnappt. Wesley erkennt, dass er bereits abhängig ist – selbst Ellen hat er über das Kindle komplett vergessen, sodass er sich schwört, diesem Wahnsinn nicht mit Haut und Haaren zu verfallen.
Doch da hat er das Gerät auch schon wieder in der Hand, noch im Hörsaal direkt nach seiner Unterrichtsstunde. Robbie Henderson spricht ihn an, da er krank aussähe – und Wesley fasst einen plötzlichen Entschluss: Er wird Robbie und seinen Freund Don einweihen. Wenn sie die Ur-Funktionen des Kindles nicht sehen können, ist er, Wesley, verrückt, wenn doch, können sie ihm vielleicht weiterhelfen. Wesley muss einfach mit jemandem darüber reden.
So demonstriert er den beiden sein Kindle in seinem Büro – er lädt Shakespeares Werke hoch und findet zwei neue Theaterstücke. Don, ein Experte, liest in ihnen und akzeptiert die markante Ausdrucksweise mit zitternden Händen augenblicklich als authentische Sprache des Engländers. Robbie ist großer Fan von John D. MacDonald und stößt auf ganze 17 ihm unbekannte Titel über einen Dave Higgins – nach einem Download ist auch er völlig baff.
Alle drei sind sie überwältigt von der Masse an möglichen Werken; Wesley meint, es wäre einem einzelnen Menschen nicht einmal möglich, einen einzigen Autor in allen zugänglichen Welten zu überprüfen – schließlich zeigt die Ur-Funktion über 10.400.000 solcher Dimensionen an.
Einig sind sie sich, dass dies ein Geheimnis bleiben muss, das dieses Zimmer keineswegs verlassen darf; Robbie aber gibt zu bedenken, dass irgendjemand Wesley dieses Ding ja geschickt haben muss – und werden die das Geheimnis wahren? Auf Robbies Rat hin checkt Wesley seine Kreditkartenabrechnung online und findet heraus, dass weder das Kindle noch die bislang getätigten Downloads dort auftauchen. Im Gegenteil: Seine Kindle-Bestellung wurde wegen einer Falscheingabe abgewiesen – Wesley hatte die letzten beiden Ziffern vertauscht.
Das Kindle stammt seinen eigenen internen Speicherangaben zufolge aus der 117586. Dimension, und Don ist überzeugt, dass Wesley das Kindle in der Hand hält, das eigentlich für den Wesley Smith eben dieser 117586. Dimension bestimmt war, wie auch immer es hierher gelangte. Wesley hält ein Gerät eines anderen Ichs aus einer anderen Welt in seinen Händen.

IV: Das Nachrichtenarchiv

Nun sind alle drei am Haken der Sucht und treffen sich am Abend bei Wesley zu Hause. Robbie kommt zuerst und ist gleich Feuer und Flamme, auch die anderen Ur-Funktionen zu testen. Was ist zum Beispiel mit diesem Nachrichtenarchiv? Wesley wählt diesen Menüpunkt und bekommt Vorschläge zum Herunterladen von Artikeln der New York Times.
Robbie wählt ein Datum aus, den 29. Januar 2009 – und zwar in der genau eine Millionsten Parallelwelt. Während der Artikel hochgeladen wird, stößt auch Don zu ihnen. Gemeinsam erfahren sie Erstaunliches: In dieser Dimension ist tatsächlich Hillary Clinton zur Präsidentin gewählt worden – als Nachfolgerin von Al Gore.
Stundenlang durchsurfen sie fremde Welten, essen fast beiläufig Pizza, sind völlig gefangen. Welten, in denen Politiker an die Macht kommen, von denen sie noch nie etwas gehört haben; Welten, in denen Joe Biden oder ein ihnen allen unbekannter Linwood Speck Clintons Vizepräsident ist ... und in allen Welten, in denen Obama nicht Präsident wurde, war dies der Fall, weil er das Amt aus eigenen Stücken ablehnte.
Die Faszination der Möglichkeiten schlägt sie in ihren Bann: Was etwa ist mit der Ermordung Kennedys? In den meisten der 70 Welten, die sie überprüfen, ist Lee Harvey Oswald der alleinige Täter; in anderen überlebt er den Tag und wird für eine weitere Amtszeit gewählt. Der Spaß hört auf, als sie auf eine Daseinsebene stoßen, in denen nach 1962 keine Einträge mehr zu finden sind, da der Atomkrieg Wirklichkeit geworden ist.
Fest steht nach all dem Surfen nur, dass sich keine Schlüsse ziehen lassen, was in welcher Welt wahrscheinlicher ist; allem scheint ein wirres Zufallsprinzip zugrunde zu liegen. Don geht sogar so weit vorzuschlagen, dass Wesley das Kindle schnellstmöglich loswerden sollte. Als Don geht, zeigt sich, dass Robbie ganz anderer Meinung ist: Er sieht das Potential des Geräts, rät Wesley zum Beispiel, die in unserer Welt nie erschienenen Bücher unter seinem Namen zu veröffentlichen; Wesley ist jedoch zu integer, um dies ernsthaft in Betracht zu ziehen.
Wesley wird erstmals abgelenkt, als Robbie auf einmal auf Ellen Silverman zu sprechen kommt, da seine Freundin Josie Quinn in ihrer Mannschaft ist. Josie zufolge ist Coach Silverman seit der Trennung von Wesley niedergeschlagen und mürrisch – Wesleys Laune hebt sich merklich.
Nach all dem Stress mit dem Kindle ist Wesley so ausgelaugt, dass er seit vielen Jahren erstmals wieder bis morgens um elf Uhr durchschläft.

V: UR LOKAL (BAUSTELLE)

In einem Café liest Wesley das neue Hemingway-Buch weiter, bis ihm die Idee kommt, die UR LOKAL-Funktion zu testen. Das Untermenü führt ihn zu der Lokalzeitung Moore Echo, für die Artikel zum Herunterladen zur Verfügung stehen. Dass diese im Gegensatz zu den Artikeln der New York Times wie die Bücher den "Paradox-Gesetzen" unterliegen, erstaunt Wesley, der die Funktion wählt, obwohl das Moore Echo eine eher langweilige Zeitung ist. Er versteht nur zu schnell, warum dies so ist: Als er den 05. Juli 2008 eingibt, erscheint sofort der Hinweis: NUR ZUKÜNFTIGE DATEN – HEUTE IST DER 20. November 2009.
Das ist zuviel für Wesley. Fast zuviel. Er will das Kindle schon ausschalten, als die Neugier siegt. Nur ein kleiner Blick in die lokale Zukunft: Wird Ellens Basketballmannschaft gewinnen? Was er herausfindet, erschüttert das Fundament seines ganzen Lebens: In 60 Stunden wird der Teambus verunglücken und mindestens elf Schüler und eine Trainerin in den Tod reißen.
Sofort tut Wesley sich wieder mit Robbie zusammen, dessen Freundin ebenfalls unter den Opfern sein wird. Sie forschen weiter nach und finden Einzelheiten heraus (siehe auch Antonia Burrell und Moses Arden): Das Team wird gewinnen und übermütig "We are the champions" singen, als eine zu schnell fahrende Frau namens Candy Rymer den Bus auf einer Kreuzung rammt. Der von Herbert Allison gelenkte Bus wird von der Straße abkommen und in einem Graben explodieren.
Wesley versucht, pragmatisch und ohne Panik vorzugehen: Warum nicht einfach Ellen anrufen und sie warnen? Er tut genau das, doch Ellen, die seine Nummer auf ihrem Display erkennt und denkt, er rufe wegen ihrer Beziehungskrise an, lässt ihn kaum zu Wort kommen – sie würde später ausgiebig mit ihm sprechen, könne sich jetzt nicht dazu aufraffen, da sie mit den Mädels unterwegs zum Turnierauftakt sei. Sie legt auf, bevor Wesley auch nur einen kompletten Satz hervorbringt.
Da Robbie davon ausgeht, dass Josie bei einem Telefonanruf an einen dummen Streich glauben würde, müssen sie ihre Taktik ändern: Sie müssen Candy Rymer aufhalten.

VI: Candy Rymer

Der Unfall auf dem Cover des Hörbuchs
Indem sie weitere zukünftige Zeitungsartikel lesen, können sie Rymers Stationen vor dem Unfall nachvollziehen; so finden sie etwa heraus, dass sie vor dem schrecklichen Unfall noch in einer Bar war. Doch Wesley ist instinktiv davon überzeugt, dass sie recht lange mit ihrem Eingriff in den Lauf der Dinge warten sollten; was, wenn eine erste Änderung der Geschehnisse trotzdem auf unvorhersehbaren Wegen zu dem Unfall führt? Um so später sie sich einmischen, desto besser.
Als sie ihren ersten Blick auf die aus der Bar kommende Candy Rymer werfen, ist sofort offensichtlich, dass sie betrunken ist. Sie geht unstet und fällt beinahe um, als sie sich nach ihrer heruntergefallenen Handtasche bückt. Kaum fährt sie los, da rammt sie auch schon die Feuertür der Bar, bevor sie den Rückwärtsgang findet.
Wesley und Robbie folgen ihr, als sie davonfährt, und Wesley kann nicht umhin, ein wenig Mitleid mit der geschiedenen Mutter dreier Kinder zu empfinden; Candy war in ungezählten Entzugskliniken und hatte es vergeblich mit den anonymen Alkoholikern versucht. Dennoch wird er alles tun sie aufzuhalten. Und schon ihr jetziges Fahrverhalten ist haarsträubend: Sie kann die Spur kaum halten und gefährdet mehrere Verkehrsteilnehmer.
Doch eine Frage kann Wesley nicht abschütteln: Werden die mysteriösen "Paradox-Gesetze" sein Eingreifen verhindern? Es sieht nicht danach aus, denn Wesleys einfacher Plan geht auf: Bei Candys nächstem Stopp (einer weiteren Bar) schlitzen er und Robbie die Reifen ihres Explorers auf. Aber das ist für den plötzlich erzürnten Wesley nicht genug: Als Rymer aus der Bar kommt, jetzt endgültig sturzbetrunken, packt er sie, schlägt ihr mit der flachen Hand ins Gesicht und schreit sie an: "Werde trocken, du nutzlose Schlampe! Du wirst Leute umbringen!" Nur weil Robbie ihn aufhält, kommt es nicht so weit, dass er sie richtig verdrischt.
Candy bricht vor ihren Augen in Tränen aus und jammert, dass jeder sie hasst und alle so gemein zu ihr sind, was Wesley allen Wind aus den Segeln nimmt. Candy ist kein böser Mensch, der Unfall einfach ein schreckliches Schicksal. Aber das haben sie abgewendet. Oder?
Wesley checkt sein Kindle, doch die UR LOKAL-Funktion ist nicht mehr abrufbar, was ihn irgendwie nicht überrascht. Es gibt nur eins: Sie fahren zur Unglücksstelle, in der Hoffnung, dass sie gar nicht erst eine wird. Und sie sehen den Bus, hören die Kinder darin "We are the champions" singen. Der Bus fährt vorbei und Wesley reiht sich hinter ihm ein, um ihm mit den anderen Jubelnden hupend zu folgen.

VII: Die Paradox-Polizei

Wesley setzt Robbie ab und fährt zu seinem Apartment, wo ein seltsamer Cadillac von zu schriller Farbe parkt. Absurderweise denkt Wesley, dass ihn die Paradox-Polizei gefunden hat, schüttelt diese Paranoia aber ab. Nachdenklich berührt er den Wagen, der sich warm und fast lebendig anfühlt. Er schrickt zurück, als ihn jemand anspricht – mit einer nicht ganz menschlichen Stimme.
Der Unbekannte nennt ihn "Wesley aus Kentucky", und Wesley folgt ihm wie betäubt in seine Wohnung, wo noch zwei weitere Fremdlinge warten. Sie tragen senfgelbe Mäntel und sind, wie Wesley plötzlich begreift, keine Menschen. Ihre Gesichter scheinen sich stets zu verändern – und auch wenn Wesley selbst es nicht wissen kann, begreift der Leser, der den Dunkler-Turm-Zyklus kennt sogleich, dass es sich hier um Niedere Männer handelt.
Die Fremden tragen das Emblem des Scharlachroten Königs – das rote Auge – und reden wirres Zeug: Von einem Dunklen Turm, der zittert, einer Roten Rose, die einen kühlen Hauch verspürt. Wesley versteht nichts davon, muss aber seinen Eingriff in das Raum-Zeit-Gefüge rechtfertigen, sonst würden die Wesen ihn töten.
Wesley stottert seine Geschichte heraus, dass er Menschenleben rettete und die Verantwortliche Candy Rymer dazu nicht einmal umbringen musste. Doch die Niederen Männer sind erzürnt: Wesley begreife nicht, dass es die Paradox-Gesetze nicht umsonst gibt: Sei es ihm nie in den Sinn gekommen, dass einer der Geretteten ein Killer werden könnte? Dass sein Eingriff auf anderen Ebenen des Turms zu Katastrophen führen könnte?
Wesley ist wie vor den Kopf gestoßen. Nein, er hat immer nur an seine Ellen gedacht, an nichts sonst. Ob eines dieser Dinge tatsächlich eintreffen würde? Doch das wissen die Niederen Männer auch nicht; innerhalb der nächsten sechs Monate, die sie zu überblicken in der Lage sind, zumindest nicht. Aber danach? Wesley will kontern: Wenn alles, wie die Niederen Männer betonen, dem Turm dient, dann ja vielleicht auch sein und Robbies Agieren? Vielleicht wurde ihm sogar genau deshalb das Kindle zugeschickt. Das beeindruckt wiederum seine Besucher – und Wesley begreift, dass ihre nächsten Worte über sein Leben entscheiden werden.
"Alle Dinge dienen dem Turm", meint schließlich einer und befiehlt Wesley, ihm das Kindle zu geben. Das muss man ihm nicht zweimal sagen. Er überreicht dem Wesen das Gerät ... und die Fremden gehen. Ob er wisse, wie viel Glück er habe? Ja, flüstert er. Dann solle er sich bedanken. Er tut dies – und die Niederen Männer verschwinden. Ohnmächtig bricht Wesley in seinem Apartment zusammen.

VIII: Die Zukunft wartet

Bis neun Uhr am nächsten Morgen ist Wesley im Reich der Träume, bis ihn sein Telefon aus dem Schlaf reißt. Es ist Don; Wesley solle mal einen Blick in die Morgenzeitung werfen. Da ist ein Bericht über Ellens Team – DIE ZUKUNFT WARTET! Und auf dem Bild steht Ellen in der ersten Reihe, ein handgeschriebenes Schild vor sich haltend:
Ich liebe dich, Wesley
Wesley reißt jubelnd die Hände nach oben und stürzt zu seinem Telefon.


V E Artikel über Ur
NovelleInhaltsangabeRezension • Coverpage
Charaktere: Wesley SmithRobbie HendersonEllen SilvermanDon AllmanCandy RymerNiedere Männer
Sonstiges: UrDer Dunkle Turm
Verwandte Werke: Niedere Männer in Gelben Mänteln, Dunkler-Turm-Zyklus