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Der Outsider: Rezension

50 Byte entfernt, 09:29, 2. Okt. 2018
Horaz Klotz (2 / 5)
==[[Benutzer:Horaz Klotz|Horaz Klotz]] (2 / 5)==
So Jeder King-Fan weiß, dass der Meister gern King auch den Story-Frankenstein spielt, alte Elemente und Genres seiner Geschichten ausgräbt, neu zusammensetzt und auf das beste hofft, so gern wagt er sich ab und zu auch in ganz neue und unerwartete literarische Gefilde. ''Der Outsider'' ist so ein Wagnis - eine Mischung aus klassischen Krimi und King-typischem Monster-Horror. Diese Mischung funktioniert für mich leider überhaupt nicht. Der Witz bei einem guten Krimi ist ja, dass der Leser mitraten kann und im besten Fall schon vorm Kommissar auf des Rätsels Lösung kommt. Die unausgesprochene Vereinbarung zwischen Schreiber und Leser ist dabei: "Ich biete dir einen ganzen Haufen an widersprüchlichen Informationen, falschen Fährten und komplizierten Motiven, du versuchst dich mit Logik und gesundem Menschenverstand durch diesen Dschungel zu arbeiten und den Täter herauszufinden." Und genau das geht eben nicht, wenn der Autor auf halber Strecke plötzlich ein übernatürliches Monster mit einer ganzen Reihe magischen Fähigkeiten aus dem Hut zieht und schadenfroh verkündet: "Haha, die ganzen scheinbar unlogischen Hinweise und Zeugenaussagen können gar nicht logisch erklärt werden. Es war alles Magie. Reingefallen!" Als erfahrener King-Leser ahnt man natürlich ziemlich schnell, dass es darauf hinausläuft, wird aber trotzdem durch seitenlange Verhöre, DNA- und Indizienanalysen geschleift, die im Nachhinein alle mit Monster-Magie wegerklärt werden. Fantastische Krimis können natürlich funktionieren - die meisten Harry Potter-Bücher sind nichts anderes - aber nur wenn Leser und Ermittler die Regeln der Welt kennen und die Hinweise entsprechend deuten können.
Mit Regeln für sein neuestes Monster tut sich King aber sichtlich schwer. Das als volkstümlicher Gestaltwandler vorgestellte Westen, hat plötzlich auch die Fähigkeit zur Astralprojektion und bekommt auf den letzten Metern noch einige Sonderkräfte spendiert, die ganz zufällig genau in die Situation passen. Auch sonst konnte mich der Außenseiter als düsterer Antagonist nicht wirklich überzeugen. Der Kniff mit Angst, Schmerz und Tod als Nahrung ist ein ziemlich billiger Kunstgriff, der bei ''ES'' noch halbwegs thematisch funktioniert hat, bei ''Dr. Sleep'' schon ziemlich bemüht wirkte und hier nicht mehr wirklich reinpasst. Interessanterweise habe ich erst vor Kurzem ein Interview mit Mr. King und George R. R. Martin gesehen, in dem beide sich einig waren, dass mehrdimensionale und - zumindest im Ansatz - menschliche Bösewichte, mit eigener Geschichte und halbwegs nachvollziehbaren Motiven fast immer besser funktionieren als Killer-Maschinen und Slasher-Monster. Der Außenseiter ist eindeutig Letzteres: Er taucht plötzlich in der Geschichte auf, ist von Natur aus böse und muss möglichst grausame Morde begehen um am Leben zu bleiben, mehr brauchen wir nicht zu wissen. Das ist schon fast unverschämt simple Schurken-Schreibe.
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