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→Horaz Klotz (2 / 5)
Ich gebe zu, ich hatte mir unter dem Titel etwas ziemlich anderes vorgestellt. Bei ''Kabinett des Todes'' dachte ich direkt an Spuk im Wachsfigurenkabinett oder einen Vampir im Spiegelkabinett (Das wäre doch mal eine Idee für eine Kurzgeschichte!). Irgendein übernatürliches Monster jedenfalls, das dem Protagonist das Leben schwer macht. Also eine der Geschichten, mit denen ich gewöhnlich nicht allzu viel anfangen kann. Damit war das grund-realistische Setting erstmal eine willkommene Überraschung. Ein gefangener Rebell, ein Folterknecht und der Informationsminister persönlich. Das versprach Kammerspielspannung mit hohem Einsatz. Schade, dass es nicht so weiterging und der Autor die bedrückend klaustrophobische Ausgangslage mit einer schnell heruntererzählten und offenbar nicht ganz ernst gemeinten Actionszene auflöst.
Denn - literarisches Augenzwinkern hin oder her - wenn der Zigarettenrauch sich verzogen hat bleibt eine ziemlich typische "Der Held entkommt ungeschoren"-Story. Wenn man erstmal begriffen hat, dass Fletcher ein ziemlich unverwundbarer Actionheld ist, ist sein Ausbruch aus der Folterkammer auch nicht mehr spannender als James Bonds Flucht vom Todeslasertisch. Außerdem passen die Rahmenbedingungen für mich nicht wirklich zur Geschichte, die King erzählen will. Wären die Folterer Rebellen, die ihr Opfer in einem improvisierten Gefängnis bearbeiten, wäre die Flucht gerade noch möglich - aber dass Fletcher mal so schnell aus einem gesicherten Informationsministerium türmt, ist etwas viel des Guten. King hat im Lauf seiner Karriere so viele so viel überzeugendere Fluchtszenarien entworfen - Sheldon der in ''MiserySie'' versucht seiner Entführerin zu entkommen, Richards der sich in ''Menschenjagd'' mit allen Tricks seinen Häschern entziehen muss - dass man einfach merkt, wie einfach er es sich hier macht. Während die früheren Protagonisten Pläne schmieden und immer wieder Rückschläge in Kauf nehmen mussten, erkämpft sich Fletcher mit einer einzelnen brennenden Zigarette seinen Weg zurück nach New York.
Trotz dieser erstaunlichen Leistung blieb der Protagonist für mich leider ziemlich blass. Wir erfahren dass er Reporter ist, dass er irgendwie gegen das nicht weiter ausgeführte System arbeitet und ab und zu in einem Lieblingscafé sitzt, aus dem man ihn gut entführen kann. In der Verhörsituation bleibt der dann geradezu unmenschlich cool, durchschaut die Bluffs der professionellen Folterer sofort und ist geistesgegenwärtig genug sich einen netten Spitznamen für seine Kidnapperin einfallen zu lassen bevor er seine spektakuläre Flucht antritt. Alles in allem kein besonders greifbarer oder nachvollziehbarer Protagonist.