Dolores: Inhaltsangabe (Teil II)

Inhaltsangabe zu Dolores (Teil II)
Zu Teil I geht es hier entlang.

Stephen Kings Roman Dolores ist formell ein einziger Monolog während eines Verhörs, ohne Einschnitte oder gar Kapitel. Selbst wenn von ihren Gesprächspartnern Fragen gestellt werden, sind diese nicht zu lesen, nur Dolores' Reaktion. Um diese Inhaltsangabe etwas übersichtlicher zu machen, ist sie dennoch unterteilt.

Das Taschenbuch-Cover

Die Angabe der Seitenzahlen bezieht sich auf die gebundene Ausgabe des Verlags Hoffmann und Campe, die Kapitelüberschriften dienen der besseren Orientierung und stammen nicht aus Kings Feder.

Dieser Teil der Inhaltsangabe beginnt auf Seite 199 und endet mit dem Epilog.

Die Sonnenfinsternis (199 – 253)

Tagsüber (199 – 218)

In der Nacht auf Samstag, den 20. Juli 1963, den Tag der Sonnenfinsternis, schläft Dolores nur schlecht, vor allem, weil der Wetterbericht eine hohe Regenwahrscheinlichkeit vorhersagt und Dolores Angst hat, ihre Pläne könnten buchstäblich ins Wasser fallen. Der Tag beginnt sehr schwül und bewölkt, aber Dolores will sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen lassen.
Eine gutgelaunte Vera (eine Seltenheit) verkündet fröhlich, dass die Sonne bald durchkommen werde, während sie ihre Gäste umsorgt. Dolores gibt vor, Kopfschmerzen zu haben und geht nach Hause, wobei sich der Gedanke Ich gehe heim, um meinen Mann umzubringen wie ein Ohrwurm in ihrem Kopf wiederholt.
Sie kauft eine Flasche guten Scotch und verwöhnt Joe mit einem besonders leckeren Sandwich. Joe ist so schlechtgelaunt wie eh und je und verspottet die Touristen, die sich wegen der Sonnenfinsternis verrückt machen; er hofft, es möge in Strömen gießen, damit die "hochnäsige Fotze absäuft", womit er freilich Vera meint. Doch Dolores bleibt ruhig und setzt sich zu Joe auf die Veranda, um zu nähen und auf die Eklipse zu warten – die längsten eineinhalb Stunden ihres Lebens.
Für einen Augenblick nur zögert sie, als Joe sie küsst und sich für das gute Essen bedankt. Dann aber macht Dolores sich klar, dass ein Kuss die Vergangenheit und vor allem die finsteren Möglichkeiten der Zukunft nicht wettmachen kann. Sie wird Joe töten. Und er ist bereits betrunken genug für ihre Pläne.
Gegen halb fünf beginnt der Mond, sich vor die Sonne zu schieben. Dolores nimmt sich eine der Reflektorboxen, als ihr ein komischer Gedanke kommt: Dieses kleine Mädchen tut genau dasselbe. Sie sieht ein etwa 10-jähriges Mädchen vor sich, das auf dem Schoß seines Vaters sitzt. Der Vater verhält sich so, wie Dolores sich Joe mit Selena immer vorstellt: Seine Hand liegt hoch oben auf ihrem nackten Bein. Dolores ist verwirrt von dieser Vision und kann nicht wissen, dass ihr das Mädchen in Kürze nochmals erscheinen wird.
Jetzt, wo es losgeht, zeigt Joe doch flüchtiges Interesse an dem Naturschauspiel. Dolores weiß, dass es bis zur totalen Finsternis noch fast eine halbe Stunde ist (Vera hat seit Tagen über nichts Anderes gesprochen und Dolores ist nun Experte), eine halbe Stunde, in der jeder auf der Insel völlig abgelenkt sein wird. Dolores weiß: Jetzt oder nie.

Der Brunnen (218 – 253)

Die Schlüsselszene auf dem US-Cover
Dolores spricht Joe auf das verschwundene Geld an und gesteht ihm, dass sie es abheben und damit fliehen wollte. Joe lacht daraufhin, bis ihm die Tränen kommen und freut sich über seinen kleinen Sieg. Nun aber tischt Dolores ihm ihre wohldurchdachte Lüge auf: Sie habe mit dem Bankdirektor Mr. Pease gesprochen (soweit stimmt es noch), der – nachdem er die doch nicht verloren gegangenen Sparbücher gesehen hatte – zustimmte, ihr das Geld komplett in bar auszuzahlen.
Joe ist, obwohl er ihr nicht so recht glauben kann, außer sich und stürzt sich auf sie. Er würgt sie und schlägt ihren Kopf mehrfach gegen die Wand – dann scheint ihm aufzufallen, dass lediglich sie weiß, wo genau sich das Geld nun befindet. Stöhnend (und sie muss die Angst nicht spielen) sagt sie, dass sie es in einem Glas aufbewahre, hinten im Garten. Joe stößt sie vor sich her, bis Dolores all ihre Kraft zusammennimmt und vor ihm flieht. Joe setzt ihr fluchend nach, sie findet den Brunnen, springt über die Öffnung und hört, wie Joe hinter ihr durch die morschen Bretter bricht.
Doch er stürzt nicht hinab und kann sich festklammern. Als ihm klar wird, dass sie das alles geplant hat, will er ihr nachsetzen und sich befreien, aber das Holz gibt endgültig nach und Joe fällt in die Tiefe.
Plötzlich verschwimmt erneut die Realität, und wieder sieht Dolores das kleine Mädchen, das sie vorhin auf dem Schoß ihres Vaters sah – jetzt kniet sie neben einem Bett und sucht nach etwas. Das Mädchen blickt auf und auch sie sieht Dolores, fragt sie sogar nach ihrem Namen, aber bevor Dolores antworten kann, holt sie die Realität wieder ein. Dolores wird sich dieses Ereignis niemals erklären können und erfährt nie, dass sie soeben übersinnlichen Kontakt hatte mit Jessie Burlingame.
Indes verläuft der Mord nicht wie geplant. Dolores hat nicht damit gerechnet, dass noch etwas Wasser im Brunnen sein könnte und genau das ist der Fall. Es bremste Joes Fall, und Joe ist nicht augenblicklich tot. Er ruft nach ihr, teils fluchend, teils bettelnd. Dolores holt sich eine Taschenlampe und leuchtet in den Brunnen, wo Joe steht und zu ihr hinaufschaut. Sie wendet sich ab und wartet, doch Joe will nicht sterben. Stundenlang schreit er nach ihr, die Sonnenfinsternis kommt und geht, die Nacht bricht herein, bis Dolores sogar am Brunnenrand einnickt.
Der Alptraum geht weiter, als Dolores plötzlich begreift, dass Joe versucht, den Brunnen hoch zu klettern. Sie flieht ins Haus, hält es aber nicht lange aus und geht nochmals zurück – und Joe packt ihr Fußgelenk, denn tatsächlich hat er es bis hoch geschafft. Dolores schnappt sich einen schweren Stein und schlägt damit auf Joes Kopf. Erneut stürzt er in die Tiefe, und diesmal bedeutet es endlich seinen Tod.

Dolores unter Verdacht (253 – 294)

Falsche Fährten (253 – 270)

Am nächsten Morgen beginnt Dolores recht ruhig die nötigen Aufräumarbeiten und fängt an, falsche Fährten zu legen. Als erstes wirft sie die fast leere Scotch-Flasche zu Joe in den Brunnen, dann denkt sie sich eine Geschichte für die Polizei aus: Joe habe sie in seiner üblich schlechten Stimmung gewürgt, sie sei vor ihm auf eine Wiese geflohen, um die Eklipse zu sehen. Als sie zurückkam, war Joe verschwunden. Sie telefoniert auf der Insel herum und fragt bei allen von Joes Freunden nach – freilich ohne Erfolg.
Am zweiten Tag nach der Sonnenfinsternis ruft sie bei Vera an, um sich den Tag frei zu nehmen – sie müsse erst Joe finden. Vera versteht sofort, was wirklich vorgefallen ist und wünscht Dolores viel Glück.
Selena kommt nach Hause. Es dauert nicht lange, bis sie ihre Mutter fragt, ob sie etwas mit dem Verschwinden ihres Vaters zu tun hat. Dolores lügt überzeugend – doch die Zweifel nagen an Selena und werden es für den Rest ihres Lebens tun.
Schließlich schaltet Dolores die Behörden in Form des Polizisten Garrett Thibodeau ein; dennoch dauert es eine Woche, bis man Joe endlich findet. Dolores' Sohn Pete fragt nie nach, was passiert ist; Joe Junior aber gesteht seiner Mutter unter Tränen, dass er froh ist, seinen Vater los zu sein, denn er habe versucht, ihn zu lieben, Joe habe es aber nicht zugelassen.
Irgendwann geschieht das Unvermeidliche: Dolores wird aufs Polizeirevier zitiert, um einige Routinefragen zu beantworten.

John McAuliffe (270 – 289)

Bald wird Dolores klar, vor wem sie Angst haben muss. Nicht vor Ortspolizist Garrett Thibodeau, sondern vor Amtsarzt Dr. John McAuliffe, der den Fall mit seinem messerscharfen Verstand angeht. Von Anfang an stören ihn vor allem zwei Sachen an Dolores' Geschichte. Erstens: Wie kann es sein, dass sie Joes Schreie nicht hörte, wenn sie, wie ausgesagt, auf jener Wiese war, die nicht weit entfernt und auch noch in der optimalen Windrichtung liegt? Zweitens: McAuliffe fand heraus, dass es Joe gelang, aus dem Brunnen zu klettern, und es konnte festgestellt werden, dass ihm mit dem Stein, der mit ihm im Brunnen lag, Kopf und Zähne eingeschlagen wurden.
McAuliffe schöpft Verdacht (Filmszene)
Dolores, die sich die ganze Zeit über vorstellt, wie Vera Donovan mit McAuliffe umgehen würde und die sich dazu zwingt, vor jeder Antwort ruhig innerlich bis drei zu zählen, kontert mit der entwaffnenden Frage, ob McAuliffe glaube, sie habe ihren Mann umgebracht. McAuliffe, anfänglich verunsichert, gesteht, dass ihm genau das durch den Kopf geht, woraufhin Garrett gleich abwiegelt und meint, die Verletzungen könnten durchaus entstanden sein, weil Joe sich am falschen Stein festklammerte, der sich löste und ihm den Schädel einschlug. McAuliffe ist wütend über diese Einmischung, muss aber eingestehen, dass er verloren hat; er kann ihr nichts nachweisen und muss Joes Tod als Unfall zu den Akten geben.
Bestürzt ist sie dennoch darüber, wie sehr Joe nach McAuliffes Aussage leiden musste – einen so grässlichen Tod hatte sie sich niemals für ihn gewünscht. Matt beantwortet sie die einzige Frage von Garrett, nämlich die, warum sie Joe um Himmels willen eine Flasche Scotch gekauft habe. Sie sei seiner schlechten Laune müde gewesen und wollte ihn für diesen besonderen Tag einfach friedlich stimmen. Daraufhin entweicht ihr eine aufrichtige Träne – und später ist Dolores überzeugt, dass es dieser kurze Moment der Schwäche ist, der es ihr erlaubt, in Little Tall überhaupt noch einmal Fuß zu fassen, da man sie nicht als Monster sieht, sondern sie sich auch als Opfer vorstellen konnte.
Für Dolores spricht weiterhin, dass niemand – auch nicht McAuliffe – mit einem vernünftigen Motiv aufwarten kann, da niemand etwas von den Bankkonten weiß; außer dem Bankdirektor Mr. Pease, der aber aufgrund seiner eigenen Fehler tunlichst schweigt.

Nach dem Verhör (289 – 294)

Selena indes wird die Zweifel niemals los. Dolores erzählt, dass sie nun eine Journalistin in New York ist, unverheiratet, zu dünn und ohne das Bedürfnis, ihre Mutter je zu besuchen.
Nach Joes Tod geht das Leben einfach weiter, Dolores erbt Joes Geld und nimmt wieder ihren Mädchennamen an. Bis heute hat sie Alpträume von jenem Mord – besonders verschiedene Geräusche suchen sie heim: der Stein, der Joe erschlug; sein Aufprall; seine Rufe nach ihr.
Dolores' Kehle ist trocken – sie muss einen Schluck trinken, bevor sie endlich zu dem kommt, was ihre Interviewer, Andy Bissette und Frank Proulx, eigentlich hören wollen: Veras Tod.

Veras Tod (294 – 349)

Veras letzte Bitte (294 – 307)

Am Tag ihres Todes hat Vera einen ihrer hellen Tage, an denen sie voll da ist. Während Dolores Wäsche aufhängt, wird sie von Vera vom Rollstuhl aus überwacht – die üblichen Sechs Wäscheklammern, nicht nur vier!-Rufe genießt Dolores beinahe, so sehr wird sie an alte Zeiten erinnert.
In diesem Moment hat Dolores ein unbestimmtes Gefühl: Sie weiß auf einmal, dass das kleine Mädchen von der Sonnenfinsternis – mittlerweile erwachsen – in schrecklichen Problemen steckt. Dolores kann es nicht wissen, aber sie hat recht: Gerald Burlingame ist gestorben und hat Jessie in einer schrecklichen Lage zurückgelassen.
Doch Dolores wird jäh aus ihren Gedanken gerissen, als Vera nach ihr schreit – die Staubflocken sind überall und haben es auf sie abgesehen. Dolores rennt zurück ins Haus und sieht, wie Vera in Panik aus ihrem Rollstuhl gestiegen ist und etwas tut, was sie jahrelang nicht mehr zu können schien: Sie läuft, flieht rückwärts schreiend aus ihrem Zimmer, direkt auf die Treppe zu. Dolores versucht, sie rechtzeitig aufzuhalten, kommt jedoch einen Schritt zu spät: Vera fällt bis über die Treppenhälfte die Stufen hinunter.
Doch es ist wie bei Joes Sturz: Auch Vera überlebt schwer verletzt. Dolores kniet sich neben sie und versucht, ihr gut zuzureden, im Krankenhaus könne ihr geholfen werden. Doch Vera ist da, zum letzten Mal ganz da. Sie hat es satt, Angst zu haben, denn in den Staubflocken sieht sie das Gesicht ihres von ihr ermordeten Mannes; sie hat es satt, nur noch ein Wrack zu sein und dahinzuvegetieren. Sie hat nur noch eine Bitte: Dolores möge sie von ihrem Schmerz und ihrem Leben erlösen.
Dolores fühlt, sie schuldet Vera noch etwas für ihre Hilfe in den 60ern und stimmt zu. Sie schnappt sich das schwere Nudelholz aus der Küche – doch als sie zurückkommt, bereit, ohne weitere Worte zuzuschlagen, ist Vera schon tot.

Erneuter Mordverdacht (307 – 349)

Kaum hat Dolores Veras Tod festgestellt, als es an der Tür klingelt. Es ist der Postbote Sammy Marchant, und es dauert nicht lange, bis er Blut an Dolores' Kleidung sieht, Vera findet, das Nudelholz sieht und eins und eins zusammenzählt. Er ruft die Polizei, und Dolores muss eine erste Stellungnahme abgeben, darf dann aber nach Hause.
Dort beginnen sofort die Drohungen: An ihrer Haustür hängt ein hastig verfasster Zettel mit der Aufschrift Nochmal kommst du damit nicht durch, sie bekommt Drohanrufe, dann fahren sogar zwei Pickups vorbei, Männer schießen in die Luft und mahnen sie, von der Insel zu verschwinden.
Dolores ist müde und tieftraurig. Sie war schon lange nicht mehr in ihrem Haus, das muffig riecht und alte Erinnerungen aufkommen lässt. Sie bricht auf ihrem Bett zusammen und weint, erinnert sich an ihren jüngsten Sohn Pete, der in Vietnam bei einer Explosion starb, an Selenas letzten Weihnachtsbesuch und denkt an den Schlamassel, in dem sie jetzt einmal mehr steckt.
Die Aufregungen sind noch nicht vorbei: Ein erneuter Telefonanruf von Veras Finanzberater Alan Greenbush bringt am nächsten Tag eine völlig unerwartete Wendung in Dolores' Leben, als sie erfährt, dass sie (abgesehen von einem kleineren Vermächtnis an ein Waisenhaus) Veras vor fünf Jahren auserkorene Alleinerbin ihres Vermögens ist. Unvermittelt ist Dolores um unvorstellbare 30 Millionen reicher. Doch Dolores kann sich nicht freuen – jetzt haben die Leute da draußen ein Motiv für den "Mord" an Vera.
Sie will das Geld nicht – und was ist mit Veras zwei Kindern, haben sie nicht ein Anrecht auf das Geld? Der nächste Schock folgt: Veras Kinder Donald und Helga sind tot, sind seit 30 Jahren tot – sie starben beide bei einem Verkehrsunfall ein Jahr nach ihrem Vater. Vera hatte die ganze Zeit gelogen, hatte sich und Dolores vorgegaukelt, die Kinder könnten sie jederzeit besuchen kommen.
Dolores legt wie benommen auf und wandert fast ziellos durch die Gegend, intensiv über alles nachdenkend. Letztendlich landet sie auf der Polizeistation, wo sie ihre Aussage macht, die hiermit zu Ende geht. Sie hat sich alles von der Seele geredet – was jetzt mit ihr geschieht, ist ihr beinahe schon egal.

Epilog: Zeitungsausschnitte (349 – 352)

Folgendes wird unter anderem in drei Zeitungsausschnitten berichtet:
  • Dolores Claiborne wird freigesprochen. Man schätzt die Höhe ihrer Erbschaft auf über 10 Millionen Dollar.
  • Ein Waisenhaus, für das Vera Donovan des Öfteren spendete, erhält eine Spende von 30 Millionen Dollar – von einem anonymen Schutzengel (siehe auch hier).
  • Selena und Joe Jr. besuchen Dolores an Weihnachten.


V E Artikel über Dolores
RomanFilmInhaltsangabe (Teil I, Teil II) • Rezensionen (Roman, Film, Original-Hörbuch) • Klappentexte • Coverpage
Charaktere: Dolores ClaiborneVera DonovanSelena St. GeorgeJoe St. GeorgeJohn McAuliffeJessie BurlingameYvette AndersonTommy Anderson
Schauplätze: Little Tall IslandShawshank
Sonstiges: Sonnenfinsternis19631992