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Dunkler-Turm-Zyklus

136 Byte hinzugefügt, 22:54, 5. Jan. 2010
K
Die lange Reise zum Dunklen Turm
Damals existierten derartige Ressourcen nicht. Und so wurden King und seine Verleger (damalige wie heutige) mit Briefen bombardiert, die alle den gleichen Inhalt hatten: "Wie kann ich ''Der Dunkle Turm'' bekommen?" Doubleday bekam angeblich mehr als dreitausend Briefe. Das Buch, das für eine solche Aufregung sorgte, hatte einen eher unscheinbaren Ursprung. King zeigte einige Fantasy Geschichten, die er geschrieben hatte seinem Agenten, [[Kirby McCauley]]. Dieser nahm an, dass er sie verkaufen könne. Im Oktober [[1978]], kurz nach der Veröffentlichung des Romans ''[[Das letzte Gefecht]]'', brachte ''The Magazine of Fantasy and Science Fiction'' (F&SF) ''Der Revolvermann'' heraus. Die Geschichte begann mit [[Alle ersten Sätze von Stephen King auf einen Blick|dem Satz]]: "Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste und der Revolvermann folgte ihm." Diese vierzigseitige Geschichte endete mit einer beiläufig eingeschobenen Bemerkung von King:
{{cquote|Und so endet, was geschrieben steht im ersten Buch von Roland und seiner Suche nach dem Turm, der an der Wurzel der Zeit steht.|220px|700px|}}
Ein Versprechen, dass weitere Geschichten folgen würden...
[[Michael Whelan]] zu bekommen, um das erste Buch zu illustrieren, war ein Glücksfall. Whelan war ein preisgekrönter Illustrator, der zuvor Zeichnungen für die Limited Edition von ''[[Feuerkind]]'' angefertigt hatte. Werbung, welche die Grant Ausgabe ankündigte, erschien nur an wenigen Stellen. Zum Beispiel im fünften Band des ''Whispers''-Magazins im August 1982. Dies war die Stephen King-Ausgabe, die Illustrationen beinhaltete, welche durch ''Schwarz'' inspiriert waren. Das Titelbild zeigte [[Nort]], den Grasesser von [[John Stewart]], und sechs weitere von ''Schwarz'' inspirierte Arbeiten Stewarts erschienen in dem Heft.
Die Nachrichtenabteilung des ''Whispers''-Herausgebers, Stuart David Schiff, teilte mit: {{cquote|Grant hat soeben das vielleicht wichtigste Buch herausgebracht, das in einem Spezialverlag gedruckt wurde.|220px|700px|}}Es geht über eine halbe Seite weiter, auf der die Verdienste des Buches, die Qualität der Produktion und die von Michael Whelans Illustrationen gelobt werden. Die Mitteilung schließt mit folgendem Rat: {{cquote|Verpassen Sie nicht dieses Buch!|220px|700px|}}
Leider taten das die meisten Leute.
Die Geschichte, die ein zentraler Punkt in Stephen Kings Schaffen und Karriere werden sollte, hatte ihren Ursprung fast ein Jahrzehnt bevor ihr erster Teil in F&SF erschien. Damals kamen King und seine spätere Frau [[Tabitha King]] in den Besitz mehrerer Ries prächtig gefärbten Papiers, welches nahezu so dick wie Karton und in sonderlichen Abmessungen gefertigt war. Zu den endlosen Möglichkeiten, die 500 leere 7“ mal 10“ große hellgrüne Blatt Papier boten, fügte King ''[[Herr Roland kam zum finstren Turm]]'' von [[Robert Browning]] hinzu. Ein Gedicht, das er zwei Jahre zuvor in einem Seminar über die Dichter der frühen Romantik studiert hatte.
{{cquote|Ich spielte mit dem Gedanken, einen langen romantischen Roman zu versuchen, der das Gefühl, wenn nicht sogar die genaue Bedeutung des Browningschen Gedichts verkörpert.|220px|700px|aus dem Nachwort zu ''[[Schwarz]]''}}
In einem unveröffentlichten Essay (''The Dark Tower: A Cautionary Tale'') sagt King: "Ich hatte kürzlich einen Sergio Leone Western gesehen und mich beschäftigte die Frage, was passieren würde, wenn man zwei getrennte Genres zusammenbringt: das heroische Fantasy Epos und den Western."
Donald M. Grant veröffentlichte ''Schwarz'' im Jahre [[1982]]. Die erste Auflage – damals nahm man an, es bleibe die einzige Auflage – wurde durch Mundpropaganda und begrenzte Werbeanzeigen in Fantasymagazinen ausverkauft. Dann erschienen im darauf folgenden Jahr ''[[Friedhof der Kuscheltiere]]'' und die damit einhergehende Flut von Briefen. Die Post, die King ''Schwarz'' betreffend erhielt, war teilweise bitterböse, besonders von Lesern, die für sich das Recht beanspruchten, alles zu lesen, was King veröffentlichte.
{{cquote|Sie müssen mir in einer Sache vertrauen: Ich habe ''Schwarz'' nicht in böser Absicht auf die Seite mit meinen anderen Werken gestellt. Stellen Sie sich meinetwegen einen Mann vor, der eine hungrige Person mit einem halben Hamburger quält und ihn dann selber hinunterschlingt. Die Einbeziehung von ''Schwarz'' war das Resultat kompletter Naivität meinerseits. Es brauchte die Flut an Briefen, um mir bewusst zu machen, dass ich entweder eine größere Verantwortung in Bezug auf meine Arbeiten habe, oder, dass die Leute meinen ich hätte diese.|220px|700px|}}
Dies war vermutlich Kings erster Hinweis darauf, dass er und seine Leser die Beziehung zwischen dem Autor und seinem Publikum nicht immer mit gleichen Augen sehen. Wie [[Paul Sheldon]] in ''[[Sie]]'' lernt, können Leser sehr fordernd sein und schnell werden Fans zu Fanatikern. Die fiktionalisierte Version Stephen Kings ist bei diesem Thema weniger zurückhaltend.
{{cquote|Andererseits sind die Leute so verdammt verwöhnt! Sie nehmen einfach an, dass wenn es irgendwo auf der Welt ein Buch gibt, das sie wollen, sie ein Recht darauf haben es zu bekommen. Das wären Neuigkeiten für die Leute im Mittelalter gewesen, die vielleicht Gerüchte über Bücher gehört haben, aber nie eines tatsächlich gesehen haben.|220px|700px|''[[Susannah]]''}}
Mehrere Male während der nächsten zwei Dekaden arbeitete King daran seine Position zu verdeutlichen – dass er nicht Scheherazade sei, kein gefangener Geschichtenerzähler, der den Launen seines Publikums unterworfen ist und Geschichten ersinnt, um sein Leben zu retten. Letztendlich entschließt er sich wie und ob er seine Schöpfungen präsentiert. "Zu schreiben und zu schaffen war immer ein Bedürfnis für mich, zu zeigen immer eine Notwendigkeit, und dies mag einige tief verankerte Unsicherheiten in mir selbst zum Ausdruck bringen."
Berichte über Kings bevorstehenden Ruhestand unterstreichen diese Spaltung, indem sie den Unterschied zwischen Schreiben und Veröffentlichen hervorheben. Wenn er gebeten wird, diese Gerüchte zu bestätigen, erwidert King für gewöhnlich, dass er sich vom Veröffentlichen zurückziehen mag, sich aber kaum vorstellen könne, nicht mehr zu schreiben. Aber [[1985]] sah King das Veröffentlichen als notwendigen Teil des kreativen Prozesses an.
{{cquote|Ein Roman in Manuskriptform ist wie ein Mann mit einem Bein, und ein Roman der gedruckt und gebunden wurde, ist wie ein Mann mit zwei Beinen. Nicht zu veröffentlichen heißt, dass Buch als eine vorsätzlich verkrüppelte Schöpfung zu sehen.|220px|700px|}}
Sogar zu diesem vergleichsweise frühen Zeitpunkt seiner Karriere musste King nicht aus finanziellen Gründen veröffentlichen. Aber er hatte mit dem Hamburger vor hungrigen Lesern herumgewedelt und musste zu seinem Leidwesen erkennen, dass einige von ihnen wütend waren. "Ich habe versucht einen Mittelweg zu finden zwischen einer Veröffentlichung in handelsüblicher Auflage, bei der ich keine Kontrolle darüber habe, wie viele Ausgaben gedruckt werden und überhaupt nicht zu veröffentlichen, was für mich eine Beleidigung des Werkes darstellt." Wenig Sympathie hatte King für diejenigen unter den Buchhändlern übrig, die behaupteten, dass seine Entscheidung, ''Schwarz'' nicht in einer weitgehend lieferbaren handelsüblichen Auflage zu veröffentlichen, ihnen Einnahmen vorenthielt.
"Sollte Ihnen die Idee absurd vorkommen, dass ein Schriftsteller die wirtschaftliche Verantwortung trägt, zu veröffentlichen, was er schreibt, ich kann Ihnen versichern es erscheint den Buchhändlern Amerikas durchaus nicht absurd. Auch nicht einem Schriftsteller selbst, nachdem man ihm mitgeteilt hat, dass seine scheinbar wunderliche Entscheidung, ein Buch in kleiner Auflage zu publizieren tatsächlich Kindern das Essen vom Teller nahm. Und er so seinen Beitrag dazu leistete, dass ein unabhängiger Kleinstadtbuchladen schließen musste, der es anderenfalls noch einmal hätte packen können ... oder wenigstens eine kleine Weile hätte weiter taumeln können, bevor er schließlich zusammenbricht."
Nachdem er die Situation mit Donald M. Grant diskutiert hatte, autorisierte King eine zweite Auflage von ''Schwarz'' in gleicher Anzahl wie die erste Auflage. Er schickte ein allgemeines Anschreiben an Leute, die ihm auf der Suche nach dem Roman geschrieben hatten. Die zweite Auflage wurde im Januar [[1984]] versand, und der Druck wurde gegen Ende des Jahres eingestellt. Der Text und die Gestaltung des Buches blieben im Vergleich zur ersten Auflage unverändert. Mit Ausnahme der Seite mit den Copyright-Informationen war der einzige Unterschied, dass bei den Vorsatzblättern der ersten Auflage ein Vierfarbdruck benutzt wurde, bei der zweiten Auflage ein Einfarbdruck.
Sogar die zweite Auflage erzielte [[1986]] an die 100$. Es war der erste King Artikel, der über den reinen Buchhandel hinaus ging und in Comic-Läden ausgestellt in Glasvitrinen auftauchte. Einige Experten spekulierten, dass – mit so vielen sorgsam konservierten Ausgaben – ''Schwarz'' letztendlich seinen überhöhten Wiederverkaufswert verlieren würde.
{{cquote|Ich war ein wenig erschrocken darüber, was im Anschluss geschah, als das Buch ein Sammlerstück wurde und sein Preis explodierte. Es war nicht meine Absicht gewesen diese Bücher von 20$ auf 50$ auf 70$ und noch höher klettern zu sehen. Ich wollte etwas dagegen unternehmen, und Don Grant – der darüber verärgert war – wollte ebenfalls etwas unternehmen. Wie telefonierten eines abends und ich sagte, "''Was wenn Du noch mal 500 oder 5000 veröffentlichst?''" Don seufzte. Und ich sagte, "''Das wäre als pisse man auf einen Waldbrand, oder?''" Don stimmte mir zu.|220px|700px|}}
===Der zweite Teil der Saga===
Diese Phase seiner Entwicklung der Geschichte beschreibt King in ''[[Susannah]]'', als Eddie und Roland ihn im Jahr [[1977]] besuchen. King kennt Roland, aber er hat Eddie noch nicht erschaffen. Er weiß nichts über [[Blaine]] oder die Implikationen der [[19|Neunzehn]].
{{cquote|Doch irgendwo tue ich es. Irgendwo in mir weiß ich von all diesen Dingen und es gibt keinen Grund für ein Exposé oder einen Entwurf. Wenn es an der Zeit ist, werden diese Dinge – und ihre Bedeutung für die Suche des Revolvermannes – hervorquellen wie Tränen oder Gelächter.|220px|700px|}}
Als die Welt im Allgemeinen vom ''Dunklen Turm'' gehört hatte und ein kleiner Anteil von Kings Leserschaft ''Schwarz'' gekostet hatte, begann die Forderung nach der Fortsetzung. Eine Melodie, die den Autor für den Rest seiner Karriere verfolgen sollte: "Wann werden Sie das nächste Buch schreiben?", wurde eine der am häufigsten gestellten Fragen auf buchstäblich jeder öffentlichen Veranstaltung, an der King teilnahm. Der ''[[Castle Rock Newsletter]]'' vermeldete, dass die zwei Top Fragen in Kings Fan Post folgende waren:
King erzählte einem Reporter:
{{cquote|Drei Frauen arbeiten in diesem Büro, die Fanpost beantworten. Meistens erzählen sie mir nicht, was in der Post steht, mit Ausnahme der Briefe, die ich mir mitnehme. Aber sie legen mir jeden Brief, in dem es um den ''Dunklen Turm'' geht auf den Schreibtisch. Es ist wie ein stiller Protest der sagt, "Schaff dir diese Leute vom Hals!"|220px|700px|}}
King nennt dies die "Packt eure Sachen, wir stellen uns unserer Schuldigkeit"-Briefe.
Grant bat diejenigen, die zuvor bereits Exemplare von ''Schwarz'' erworben hatten passende signierte oder nummerierte Ausgaben an. Unbeanspruchte Nummern – und die Nummern 501 – 800, welche kein Gegenstück in der ersten Folge hatten – wurden auf Lotterie Basis Leuten zugelost, die sich schriftlich darum beworben hatten. Die [[Widmung]] des Buches lautet:
{{cquote|Für Don Grant, der mit diesen Büchern ein Risiko eingegangen ist, mit jedem einzelnen.|220px|700px|}}
Sie spiegelt so die Widmung aus ''Schwarz'' wider, in der er dem F&SF Herausgeber [[Ed Ferman]] Tribut zollte, da dieser mit jeder einzelnen Geschichte ein Risiko einging, die später das Buch bildeten. Der ''Castle Rock Newsletter'' veröffentlichte das erste Kapitel aus ''Drei'' zusammen mit Teilen des Artwork von Phil Hale in seiner April/Mai Ausgabe 1987. Das Buch wurde kurz darauf versandt. Im September war die signierte Version vergriffen und wurde für mehr als 500$ zum Wiederverkauf angeboten.