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Glas: Rezension: Unterschied zwischen den Versionen

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(Mr. Dodd (5 / 5): Eine neue lesbarere Rezension!)
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<center>'''1. Der Anfang'''</center>
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Wohl kein anderer [[Roman]] von Stephen King schafft es die Gemüter der Leser so zu spalten wie ''[[Glas]]''. Viele sehen darin den Höhepunkt der [[Dunkler Turm Zyklus| Dunklen Turm Saga]] (so auch ich), für andere ist er ein Fremdkörper und Ärgernis, welcher die eigentliche Geschichte zu lange unterbricht (besonders gut anhand der unterschiedlichen Meinungen hier im King Wiki zu erkennen). Für mich persönlich gliedert sich das ganze wie folgt: eine grandiose Einführung, ein perfekter Hauptteil, ein schwacher Schluss. Vom Negativen zum Positiven gesehen bedeutet das im Einzelnen:
Wann war ich diesem Buch verfallen? Ab wann wurde für mich klar, dass hier was richtig Großes entsteht? Richtig, schon mit dem ersten offiziellen Kapitel. Den Prolog überflog ich noch mehr, doch dann kam jene Sicht, die mich so sehr beeindruckte. Die Sichtweise von [[Blaine]]s Vorbeifahrt aus Sicht einer toten, verstrahlten Stadt, in der nur noch Mutanten, Ungeziefer und fast kaputte Roboter existieren, beeindruckte mich so sehr, dass ich sie als eine der genialsten Anfänge der Literaturgeschichte bezeichne. Dazu noch die Rehkuh und die "Welt heilt sich selber wieder". Herrlich!<br>
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Und am Ende der Mond, der Dämonenmond und die Tatsache, dass es nur noch Dämonen gibt. Jener Mond ist jedoch am besten Teil dieses Buches, ein so zentrales Element, weswegen ich es noch besser finde, dass es schon hier angesprochen wird.  
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<center>'''Rätselraten'''</center>
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Der schwache Schluss: Man merkt deutlich, dass Kings geistiger Akku nach der Rückblende (siehe weiter unten) erschöpft war. Neben der Auswertung und dem Schicksal der einzelnen Beteiligten in Rolands Geschichte und dem epilogartigen Nachtrag, in der das [[Ka-Tet]] zusieht, wie [[Roland Deschain|Roland]] seine [[Gabrielle Deschain|Mutter]] umbringt, gibt es sonst nichts was mir an den Ereignissen nach dem Ende der Rückblende gefallen hätte. Auf billigste Art und Weise wird der Zauberer von Oz kopiert, so schamlos und peinlich offensichtlich (besonders wenn [[Oy]] auch seine Schühchen bekommt und diese sich zusammenschlagen lassen muss), weil sich King nicht einmal die Mühe gibt diese Parallelen zu verbergen. Anschließend wird der [[Andrew Quick|Ticktackmann]] - welcher in ''[[tot.]]'' noch bedeutungsschwanger und düster verheißungsvoll gerettet wird - einfach so aus dem Weg geballert, bevor es zu einem enttäuschend schlechten Zusammentreffen mit Rolands altem Feind [[Walter O'Dim|Marten (oder Flagg oder wie man ihn nennen will)]] kommt, welcher das gleiche macht, wie schon in allen Werken davor, wo er auftaucht, sich nämlich aus dem Staub zu machen, wenn es für ihn gefährlich wird. Das Ende lässt ein dann zudem mit einigen Fragen zurück: Wie genau entkommt das Ka-Tet dem Palast? Warum sind sie plötzlich mit neuem Proviant ausgestattet? Wurde die [[Maerlyns Pampelmuse|Glaskugel]] jetzt zerstört?</br>
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Dass die für mich schlechteste Szene im ganzen Zyklus keinen Punktabzug für das Werk nach sich zieht, zeigt nur wie grandios der Rest ist (und glücklicherweise dauert das ganze nur ungefähr 30 Seiten).
  
Nun gut, das Rätselraten ist mit Sicherheit eine der genialen Szenen im Turm, aber mit der späteren Geschichte kann sie es dann doch nicht aufnehmen und wird von mir meistens schnell vergessen, wenn ich an dieses Buch denke. Dabei ist es eine der größten Ironien, dass ausgerechnet [[Ka-Mai]] [[Eddie Dean]] mit seinen dummen Sprüchen das [[Ka-Tet]] rettet und [[Blaine]] sein verdientes Ende bereitet. Das danach alle in einer seltsamen Version von [[Topeka]], die an [[Das letzte Gefecht]] angelehnt ist, ankommen hat mich schon immer irritiert, doch mit der [[Schwachstelle]] kommt nach dem Vollmond das zweite Element für [[Roland Deschain|Rolands]] lange Vergangenheitserzählung und damit die Rezension nicht länger wird als sie ohnehin werden wird, komme ich gleich dazu...
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Die grandiose Einführung: Den fiesen Cliffhanger mit dem King ''tot.'' beendete wusste er auch nach sechs Jahren perfekt aufzulösen, keine Selbstverständlichkeit, wenn man sieht wie in der heutigen Zeit, wo fast alles mit Cliffhangern endet, oftmals nur äußerst mäßig geklärt wird. Hier jedoch wird man allein durch den düsteren Blick in die verseuchte Kleinstadt [[Candleton]] sofort in den Bann gezogen und [[Blaine]]s Rätselwettstreit kann dann genauso überzeugen, besonders die Auflösung als es ausgerechnet [[Eddie Dean|Eddies]] schlechte Witze sind, die alles retten. Nach der Ankunft in [[Topeka]] habe ich jedoch so meine kleinen Probleme: Beim ersten Lesen kannte ich ''[[Das letzte Gefecht]]'' noch nicht und konnte daher mit der Verbindung und der Supergrippe nichts anfangen; und bei jedem weiteren Mal brenne ich spätestens ab dem Moment, als Roland auf dem Dach von Blaine seinen kleinen Zusammenbruch hat, nur darauf die Rückblende lesen zu können. Weswegen mich alles was in Topeka passiert nur peripher interessiert.
  
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Der perfekte Hauptteil: Ich habe die Rückblende vor ungefähr zehn Jahren das erste Mal gelesen, sie dürfte mit Abstand der Abschnitt im Dunklen Turm sein, den ich am häufigsten gelesen habe - sei es am Stück oder einzelne Passagen. Nichts hat sich an meiner Meinung geändert, dass diese Rückblende die beste Geschichte ist, die ich je gelesen habe, im Gegenteil, ich erkläre sie sogar zur perfekten Geschichte (zumindest für mich persönlich). Es stimmt einfach alles: jeder einzelne Charakter, die Liebesgeschichte, die Action, der Spannungsaufbau, die Atmosphäre, die Länge, der Sprachstil und die Emotionen, die hervorgerufen werden. Ich könnte mich noch nicht einmal auf eine Lieblingsszene einigen, für mich ist die ganze Rückblende eine einzige Lieblingsszene.</br>
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Und dennoch verstehe ich jene Leser, bei denen schon der bloße Gedanke an diese Rückblende Ärger und Frustration hervorruft. Man muss als Leser damit rechnen hunderte von Seiten lang auf Eddie, [[Jake Chambers|Jake]], [[Susannah Dean|Susannah]] und [[Oy]] zu verzichten; man muss damit rechnen, dass die eigentliche Hauptstory nicht vorangeht und man muss damit rechnen, dass Stephen King, der eine im Zerfall begriffene mittelalterliche Fantasy-Western-Welt beschreibt, entsprechend obszön und derb mit dem Thema Liebe und Sexualität umgeht (wenn eine Vorrezensentin dazu meint, in Glas gänge es "um Sex und den widerlichsten Dingen rund um dieses Thema" so möchte ich dieser Meinung nicht widersprechen, hoffe jedoch, dass selbe Rezensentin niemals ein Werk von Marquis de Sade wie die "120 Tage von Sodom" in die Hände bekommt, denn im Vergleich dazu ist Glas als Gutenachtgeschichte für kleine Kinder geeignet). Schafft man es diese drei Punkte beiseitzuschieben so kann es leicht passieren, dass man wie ich völlig in den Bann gezogen wird und dem eigentlichen Ka-Tet nur recht widerwillig folgen will (tatsächlich hat es bei mir bis ''[[Susannah]]'' gedauert).
  
<center>'''2. Das perfekte Drama''' </center>
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Fazit: Für mich das Herzstück des Dunklen Turms, ein Meisterwerk für das ich King mit am meisten dankbar bin, dass er mich daran hat teilhaben lassen.  
 
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Rolands tragische Liebesgeschichte mit [[Susan Delgado]] ist für mich aus vielen Gründen eine der besten Erzählungen der Literatur und eine Geschichte, die ich tausendmal lesen könnte, ohne das sie mir auch nur ansatzweise langweilig werden könnte. Warum ich sie am besten mag, liegt vordergründig an ein was: Sie ist wie ein perfektes Drama ala Schiller oder Shakespeare aufgebaut. Tatsächlich, wir haben alles was ein klassisches Drama braucht in dieser knapp 700 seitenlangen Geschichte: Exposition, Steigerung, Höhepunkt, Peripetie, retardierendes Moment und Katastrophe. Denn dieses arme Mädchen Susan Delgado ist von Anfang an, vom ersten Wort der Erzählung an, zum Scheitern und Tode verurteilt.
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<center>'''Die Hexe und die Glaskugel'''</center>
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Nein die Erzählung fängt nicht mit Rolands Ankunft in [[Hambry]] an, die Vordetails erzählt Roland noch vorher schnell seinem Ka-Tet. Die große Stärke ist, sie fängt dort an wo für Susan alles zu Ende geht, wo ihr unwürdiger und schlimmer Tod seinen Ausgangspunkt nimmt, unter einem Vollmond auf einem Hügel namens [[Cöos]]. Hier lernen wir als erste Person dieser epischen Geschichte, die für mich widerwärtigste und furchteinflößendste King-Figur kennen, [[Rhea vom Cöos]]. Diese alte Vettel mit ihrem Einsiedlerleben und ihrem Männerhass, zusammen mit ihren Mutie-Haustieren, [[Ermot]] und [[Musty]], hat mich sofort tief beeindruckt. Und dann hat sie auch noch etwas bekommen, dass ihr sehr gefällt und mit dem sie den Untergang Susans besiegeln wird: [[Maerlyn]]s [[Pampelmuse]]. Die beiden Elemente, die Susan vernichten werden, werden hier bereits dem Leser deutlich vorgestellt und man hat ohne Vorkenntnisse keine Ahnung, dass es diese beiden sind, die Susans komplette Vernichtung als Ziel haben. Und mit Roland wird sogar noch kurz das dritte Element eingeführt, als Rhea in die Glaskugel blickt, denn es ist auch der Revolvermann, der Susan in Richtung Scheiterhaufen bringt.
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Arme Susan fragt man sich zurecht und wann versagt sie? Ja leider mit dem allerersten Wort, dass sie singt in dieser Geschichte, denn es ihre verfrühte Anwesenheit, wegen der Rhea sie sofort hasst. Diese bösartige Vettel mag nämlich zusätzlich keine Überraschungen und besonders nicht schöne, junge Mädchen. Susan bricht somit zwei Tabus bei ihr unbewusst und unabsichtlich. Sie hat versagt, noch ehe der Leser ihr hübsches Gesicht "zu sehen bekommt". Schon jetzt will Rhea es sie zahlen lassen.
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Die Prüfung der Ehrbarkeit ist es, die diesen Hass zuspitzt und alles zur Katastrophe werden lässt. Susan lässt sich zu leicht provozieren, wird frech, zeigt zu deutlich ihren Ekel vor Rhea und im falschen Moment sieht sie auch die Glaskugel. Ja, auch wenn Rhea es nicht mitbekommt, auch diese kurze Begegnung schadet Susan erheblich. Und als sie schließlich Rheas sexuelles Befriedigungsspiel damit ablehnt, dass sie die Hexe fast ins Feuer tritt, ist es endgültig aus. Rhea und Susan sind Totfeinde und die hasserfüllte Vettel hat nur ein Ziel, sie will es Susan spüren lassen. Doch Rhea ist ein so hinterhältiges Weibsstück, denn sie zahlt es Susans geiziger [[Cordelia Delgado|Tante]] und dem Bürgermeister [[Hart Thorin]] auch mit heim. So darf Susan erst zur Ernte ihre dirnenhafte Bindung mit Thorin eingehen. Zusätzlich ist sie gezwungen gleich nach Verlust ihrer Jungfernschaft, ihr Haar zu verlieren. Das genügt Rhea vorerst als Rache.
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<center>'''Exposition'''</center>
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Ein echte Liebesgeschichte im Drama ist immer von vornherein zum Scheitern verurteilt und so ist Susans und Rolands Zusammentreffen auch zu sehen. Susan ist als Feinsliebchen bestimmt und auch so gekauft. Ihre Ehre, ihr wertvollstes Gut für ihre Tante und Thorin. Sie ist außerdem bestätigt von der Hexe. Zu einem schlechteren Zeitpunkt hätte ihr Treffen mit Roland nicht kommen können und wäre es erst in Seafront passiert, die Katastrophe hätte vielleicht nicht passieren müssen. Doch dieses für beide überwältigende Treffen im Mondschein hat weitreichende Folgen, sie verlieben sich und können ihrer Liebe nicht nachgehen. Schon hier spürt man die Zerissenheit der beiden und es wird deutlich, dass beide füreinander bestimmt sind, aber es kein gutes Ende nehmen wird.
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Schön ist, dass auch eine andere Partei vorgestellt wird, die Feinde von Rolands Ka-Tet "Die [[Großen Sargjäger]]". Während Rolands Ka-Tet eher hier ist, um den schlimmen Ereignissen in [[Gilead]] aus dem Weg zu sein und offiziell unter falschen Namen alles zählt, was wichtig werden könnte für den Bund, sind [[Eldred Jonas|Jonas]] und seine beiden Begleiter, [[Roy Depape|Depape]] und [[Clay Reynolds|Reynolds]], im Auftrag [[John Farson|Farsons]] hier, um Benzin herbeizuschaffen für seine Panzer. Zwei Parteien treffen also aufeinander und während sich Hambrys Obrigkeit schon im Würgegriff Farsons befindet, aber aus Gründen der Tarnung sich nicht preisgibt, ist der zweite große Konflikt dieser Geschichte entstanden. Dieser hat sein Ausgangspunkt, als sich alle sechs in einer bizarren Kneipenszene beinahe töten. Danach jedoch beginnt die wahre Stärke dieses Konflikts das Abwarten, Taktieren verglichen mit einer Partie Kastell, einer mittweltlichen Version von Schach. Herrlich!
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Den ersten Zug setzt hierbei Jonas; er setzt Depape darauf an die Spuren zurückzuverfolgen und die wahre Identität von Roland, [[Cuthbert Allgood|Cuthbert]] und [[Alain Johns|Alain]] herauszufinden.
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<center>'''Steigerung'''</center>
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Nun entwickelt sich die Liebesgeschichte zwischen Roland und Susan nur langsam. Nachdem Roland zunächst entsetzt ist über Susans Rolle, entwickelt er dennoch schnell starke Gefühle für sie und versucht diese immer wieder zum Ausdruck zu bringen. Susan dagegen merkt langsam die Abscheulichkeit der Rolle in die sie von ihrer Tante gedrängt wird. Diese ist verbittert über den langen Aufschub und Susans aufmüpfiges Verhalten. Immer wieder eskalieren Gespräche zwischen ihnen fast zu Handgreiflichkeiten und Susan sucht Trost, natürlich bei Roland. Hin und her gerissen zwischen ihrem Versprechen und ihrer Liebe zu Roland, entwickelt sie sich zu eine der vielschichtigsten King-Charakteren. Schließlich schafft sie es nicht länger ihren Gefühlen und dem Ka standzuhalten. Die vermutlich abscheuliche Wahrheit über den Tod ihres Vaters, der zunehmende Verrat Hambrys am Bund, drängen sie immer mehr zu Roland, bis sie schließlich auf dem Ölfeld [[Citgo]] beinahe endgültig ihren Gefühlen nachgibt.
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Beinahe vergessen auch die Hexe, die King geschickt für 200 Seiten verschwinden lässt, nur um sie dann als stillen Beobachter von Susans und Rolands verbotener Liebschaft wieder in die Geschichte bringt. Ohnmächtig und mit blinder Wut störte es mich, dass sie so in diese wundervolle Liebesgeschichte hereinfunkt, doch das macht ihre verhängnisvolle Rolle in diesem Drama aus, welches langsam zum Höhepunkt kommt...
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<center>'''Höhepunkt (und welch Doppeldeutigkeit^^) und Peripetie'''</center>
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Rolands Ka-Tet bekommt immer wieder mit, dass in Hambry etwas faul ist, doch sie bleiben noch ruhig und lassen die Großen Sargjäger gewähren. Stattdessen finden sie jenes Element, welches ihren scheinbaren Sieg symbolisieren wird, die Schwachstelle. Tatsächlich stellt Roland fest, dass sie als Falle geeignet wäre.
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Währenddessen findet Depape tatsächlich einige Informationen über die jungen Revolvermänner heraus und mit diesen Informationen beginnt ein weiterer gefährlicherer Teil der ganzen Sache.
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Fast hätte ich vergessen [[Sheemie Ruiz|Sheemie]] vorzustellen, auch eine der liebenswürdigsten Personen in diesem Werk und durch seine Einfachheit einer der treuesten Helfer von Susan und Rolands Ka-Tet. Er ist die unterschätzte Macht, von keinem so richtig beachtet, der jedoch in der Geschichte immer mehr an Stärke gewinnt.
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Doch nun zum besagten Höhepunkt. Ja, ja diese Doppeldeutigkeit, doch es ist nunmal so. Als Susan von Hart Thorin fast vergewaltigt in Rolands Hände getrieben wird, brechen alle Dämme und Fesseln zwischen ihnen. Ihr erster sexueller Höhepunkt ist gleichzeitig der Höhepunkt ihrer Liebesgeschichte, denn nun können sie sich endlich so zueinander verhalten, wie sie es immer wollten, vom ersten Augenblick an. Sie lassen Versprechen, Fragen der Ehre und all ihre Verpflichtungen hinter sich. Zwei Minderjährige lassen sich von ihren Gefühlen treiben und sind wie am Ende dieses Kapitels beschrieben, dem Verderben geweiht. Ihr gemeinsames, gezeugtes Kind, wohl eine Hoffnung für alle Revolvermänner, hat keine Zukunft.
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Denn wieder einmal werden sie von Rhea beobachtet und sie erinnert uns an den demütigenden Vorgang, den Susan nun vollführen muss. Sie schafft es sogar fast ihre Rache zu bekommen, doch Roland kommt ihr dazwischen und das war es dann für Susan endgültig. Rhea reicht es nun nicht mehr sie nur bloßzustellen, jetzt will sie ihren Tod und das so demütigend wie möglich. Mit Sicherheit lächelten einige noch darüber, was eine alte Vettel, ausgesaugt und kaum noch am Leben, deren größtes Ärgernis ihre Katze ist, gegen Roland bewirken kann. Aufgepasst!
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<center>'''Retardation oder Abfall'''</center>
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Das Zwischenspiel empfand ich als größtes Ärgernis, drei unnötige Seiten in der richtigen Welt, die mich jäh wieder in eine Welt zurückversetzten, die ich irgendwie gar nicht brauchte. Doch es geht ja zum Glück schnell weiter.
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Es geht zunächst für alle abwärts, Rhea, Cuthbert, Alain, Jonas, Hambry, außer für unsere beiden Verliebten. Die leben ihren Liebesrausch wo es nur geht aus, halten ihre Affäre so geheim wie möglich und vergessen ihre Aufgaben und Verpflichtungen. Während es scheinbar für ihre Feinde abwärts geht, sind sie es doch, die nun anfangen zu triumphieren.
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Jonas erfährt von dem Verdacht einer Affäre durch Cordelia und wird aktiv, als er das Heim der drei Jungen zerstört und Cuthberts Krähenschädel findet. Außerdem trifft er schon bald auf unseren Freund Walter, der ihn warnt und die Jungen als Gefahr von Farsons Plänen tot sehen will. Doch statt sie abzuknallen, entwickelt er einen fieseren Plan zusammen mit der Schwester des Bürgermeisters, [[Coral Thorin]], und seinem Vorgesetzten [[George Latigo]], einer von Farsons Obristen.
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Rhea scheinbar am Ende, macht nun doch etwas um Susan und Roland zu schaden, sie möchte ihrer Tante eine schändliche Nachricht schicken, doch Sheemie den sie dafür benutzt gerät zum Glück rechtzeitig an Cuthbert. Sowieso ist eine der lustigsten Szenen des Kingschen Universums, als Rhea Sheemie fragt, ob er ihr beiwohnen wollte und dieser meint das Pillerding wäre ihm abgefallen. Was ich da gelacht habe.<br>
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Zurück aber zu der eigentlichen Sache. Cuthbert, sowieso entsetzt über Rolands Treulosigkeit und eifersüchtig auf ihn, ist mehrmals kurz davor sich mit ihm zu prügeln, doch anstatt das sich ihr Ka-Tet entzweit, schafft Cuthbert es dank Rheas Nachricht Roland aufzuwecken. Doch Roland reagiert falsch. Ein zu jugendlicher Roland verzichtet darauf die lästige Rhea zu töten und erledigt nur ihre Schlange. Er hat sich soeben einen Totfeind gemacht, der ihm mehr schaden wird, als Farson, Walter und der Scharlachrote König. Und das verrückte, es ist absolut nicht zu ahnen.
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Schließlich kommt es zu einem Treffen der vier und es wird klar was sie vorhaben, die Feinde des Bundes auslöschen. Als Susan ihnen jedoch von Rheas Glaskugel erzählt, begehen sie jedoch einen Riesenfehler, als sie entscheiden dieses Ding mitzunehmen bei ihrer Flucht.
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<center>'''Es beginnt...'''</center>
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Das erste Kapitel von ''Jahresausklang'', als beschrieben wird, dass von [[Mejis]] aus der letzte große Konflikt seinen Ausgang nimmt, ist eines der besten, die ich je gelesen habe und man merkt deutlich, dass noch Großes passieren wird.
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Zunächst aber zum retardierenden Moment, das ist jener Moment wenn die Liebenden im Drama die Chance haben einen Ausweg zu finden. In der Tat ist das, als Roland bei ihrem letzten Beischlaf fast vorschlägt, sie sollten beide sofort fliehen und alles hinter sich lassen. Es hätte beide gerettet, aber vermutlich mehrere andere getötet, wie Roland erkennt und so sind sie wieder zum Scheitern verurteilt, denn mit dem Kapitel ''Die Kugel wird geholt'' beginnt das ganze Dilemma. Der Dämonenmond steht am Himmel...
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Und um Roland, Cuthbert und Alain auf den Scheiterhaufen zu bringen, töten Reynolds und Depape den Kanzler [[Kimba Rimer|Rimer]] und Thorin und schieben den Mord dem Ka-Tet in die Schuhe. Lächerlich einfach lassen diese sich fangen und die Ereignisse überschlagen sich. Das friedliche Hambry gerät in Aufruhr, alle Figuren erzeugen insgesamt eine so bedrohliche Atmosspähre, dass ich mit Lesen ab dieser Stelle nicht mehr aufhören konnte. Die einzige, die halbwegs den Durchblick behält ist die gute Susan Delgado und statt Roland im Stich zu lassen, unternimmt sie alles für seine Befreiung. Sie ist nun bereit ihr altes Leben endgültig aufzugeben mit dem Tod ihres eigentlich bestimmten Liebhabers und wird von ihrer Tante verstoßen. Jetzt möchte sie nur noch mit Roland zusammensein.
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Und nur werden die zwei Elemente in die Handlung gedrückt, die Susans Untergang besiegeln werden, Rhea und die Glaskugel. Endlich holen nämlich die Großen Sargjäger diese Kugel von ihr ab. Rhea ist nur noch ein Schatten ihrer Selbst, ein verschwärtes, verrücktes Ungeheuer, die fast die Glaskugel zerstört und sogar ihren eigenen Tod riskiert. Es ist diese eigentlich todgeweihte Rhea, die nur durch Jonas Gnade am Leben bleibt, die eigentlich auf allen Ebenen versagt hat, die mich so beeindruckt hat wenn ich an ihre spätere Entwicklung denke. In einer Nachbetrachtung wirken die Ereignisse bei der Übergabe der Kugel wie eine zusätzliche Qual.
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Susan dagegen gibt alles für Roland und tötet auch für ihn den [[Herkimer Avery|Sheriff]] und seinen eigentlich [[Dave Hollis|netten Gehilfen]]. Damit jedoch brandmarkt sie sich selber und ist nun verflucht. Diese Tode, das erkennt sie selber, werden ihr Untergang sein, wenn Roland sich von ihr abwendet. Dieser aber ist bereit mit ihr zu fliehen und während er sie an der Hütte zurücklässt, damit er sich dem Kampf stellen kann, möchte man verzweifelt aufschreien. Besonders bei den Worten, dass er sie erst wieder in der Glaskugel sieht.
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<center>'''Die Katastrophe entwickelt sich'''</center>
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Nun ist über Susan schon längst das Todesurteil gefällt, aber jetzt kommt es zur eigentlichen Demütigung. Natürlich ist es die Glaskugel die Susan verrät und Rhea ist sofort bereit sie an Jonas auszuliefern. Hier wird sie halb tot geschlagen und zurück nach Hambry gebracht. Doch nicht nur sie wird verbannt, sondern auch Rhea, der noch die Glaskugel abgenommen wird. Diese wird dabei wieder fast getötet, doch sie ist schlau genug der Situation zu entkommen und kann nun ihre Rache an Susan verüben.
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Roland gelingt es fast schon spielerisch einfach seinen Konflikt mit Jonas zu beenden und tötet ihn recht schnell. Dann aber trägt er seinen Teil zur Katastrophe bei und blickt in die Glaskugel hinein, die ihm den Turm zeigt. Eine epische Szene, als Roland seine große Aufgabe erkennt und was alles noch vor ihm liegt. Geschickt lenkt die Glaskugel ihn ab, saugt seine tiefsten Geheimnisse ein, um sie nun brutal gegen ihn zu wenden. Vor die Wahl gestellt Susans Ehemann und Vater ihres Kindes zu sein, entscheidet er sich zu großem Ensetzen für den Turm. Eine Wahl, da bin ich mir sicher, die in jedem Hollywood-Film anders ausgefallen wäre. Nicht so hier, Roland lässt die arme, unwissende Susan fallen und lässt sie zurück wie ein Stück weggeworfenes Wischtuch voller Schmutz, welches er nun nicht mehr braucht. Er reitet zu seiner nächsten Schlacht gegen Latigos Männer.
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<center>'''Katastrophe'''</center>
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Susan geprügelt, geschlagen und immer noch frohen Mutes glaubt an Roland und seine Liebe, völlig unwissend wie schändlich er sie gerade behandelt und so gelingt ihr mithilfe Sheemie und [[Olive Thorin]], der liebenswerten aber traurigen Witwe von Thorin beinahe noch die Flucht. Sheemie entkommt auch. Trotz intensiver Hilfe fällt er nie seinen Feinden als Handlanger von Roland und Susan auf, ist immer rechtzeitig in Deckung gegangen und entkommt so halbwegs glücklich zunächst aus der Geschichte. Der schöne Liebesbeweis von Susan bei ihrem Abschied, ist eine weitere tolle Szene. Dann aber beginnt die Katastrophe, der Untergang.
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Rhea ist vom nahen Tod zurückgekehrt, zu einer machtvollen, einflussreichen Person. Mithilfe von Susans hasserfüllter Tante erlangt sie neue Kraft und stachelt die Bewohner Hambrys gegen Susan auf. Es gelingt ihr und so kommt es zu der Szene, bei der man einfach nicht glauben mag, dass sie wirklich passieren wird, obwohl sie seit ''Schwarz'' schon angekündigt wurde. Gedemütigt wird Susan von ihren eigenen Mitbewohnern mit Mais beworfen, bespuckt, geschlagen und an den Scheiterhaufen gebracht. Es ist die Art und Weise wie Susan endet, die diese Szene zu eine der traurigsten überhaupt macht. Von ihrer Totfeindin an den Scheiterhaufen gebracht, von ihrer großen Liebe unwissend verraten und von ihren eigenen Bewohner zum Tode verurteilt, resigniert sie nicht, nein. Anstatt Unmut und Frust rauszurufen, ruft sie, als sie anfängt zu brennen, ihre Liebe zu Roland hinaus, immer und immer wieder, bis sie nicht mehr kann und wünscht ihm Glück, dass er nie mehr findet. Es ist das Ende einer guten Person, die doppelt verraten, trotzdem aufrecht und stolz angesichts eines unwürdiges Todes stirbt, welches Susan völlig zurecht für mich zu eine der eindruckvollsten Personen macht, die King je geschaffen hat. Das Roland dies alles beobachtet und seinen Verrat erkennt und was er eigentlich dieser Person angetan hat, passt zu dem ganzen. Die Geschichte endet wie ein Drama, mit einem traurigen Tod und einem brutalen Ende der Liebesgeschichte.
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<center>'''Zwischenfazit'''</center>
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Es beeindruckt nur wie King diese Liebesgeschichte darstellt, verwoben mit dem großen Mittwelt-Konflikt und beinahe jede Person von Hambry so perfekt in das Gesamtkonzept einflicht, dass ich diese Geschichte für sich stehend als eine der besten allerzeiten halte. Selbst Haustiere wie Musty oder Ermot tragen ihren Teil dazu bei.
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Am besten gefällt mir aber wie er eine scheinbar außenseitige Person wie Rhea vom Cöos scheinbar geschlagen und fast tot zur großen Unbekannten werden lässt, die unvorstellbarerweise tatsächlich ihre demütigende Rache an Susan bekommt. Diese Unvorhersehbarkeit ist eine der größten Stärken und so ist mir Rhea der unheimlichste Bösewicht. Nie im Leben würde ich mich mit dieser Person anlegen, würde es so eine tatsächlich geben. Das sie Roland gleich doppelt schadet, als er seine Mutter erschießt, rundet das ganze nur ab. Denn neben Susan rächt sie sich auch an Roland. Schade das King ihr Ende so offen lässt, denn mich interessiert noch immer brennend, was aus ihr geworden ist.
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<center>'''3. Danach'''</center>
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Die Rückkehr zum eigentlichen Ka-Tet ist brutal und ich wollte gar nicht dahin, doch es wird noch perfekt beschrieben wie auch Rolands Ka-Tet mit der Geschichte umgeht. Noch Seiten danach ist man beeinflusst von dieser traurigen Geschichte und King hätte damit ein Ende machen müssen.
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Leider versaut er das mit einer total lächerlichen Oz-Anspielung und dem Treffen mit Marten und dem Ticktackmann. Diese Stelle war absolut unnötig, aber sie ist sowas von egal im Angesicht dieser genialen Geschichte aus Rolands Vergangenheit, die definitiv der magische Höhepunkt des Turm-Zyklus darstellt und mich immer wieder in Erstaunen versetzt. Auch wenn diese Rezension schon epische Länge hat, so mag sie nicht mal ansatzweise auszudrücken, wie sehr mich ''Glas'' bewegt hat und noch immer bewegt.
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Version vom 7. Januar 2015, 15:05 Uhr

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Wörterschmied (5 / 5)

Der Roman Glas lässt sich in drei Teile teilen: einen Naja-Teil, einen Wow-Teil und einen Teil, der sich eher durch konkludentes Handeln bewerten lässt: um Gnade flehendes Schluchzen und an die Menschlichkeit Kings appellierendes Sturzbachheulen.

Der Naja-Teil

Dies ist das Ende des Romans – leider nach dem grandiosen Schluchz-und-Sturzbachheul-Teil eher unpassend wie ein Fremdkörper. Warum das Ganze? Warum die Verbindung zu OZ? Ich habe den Roman fünfmal gelesen und ab dem dritten Mal stets nachdem Schluchz-und-Sturzbachheul-Teil direkt mit Teil V: Wolfsmond weitergemacht.

Der Wow-Teil

Dies ist der Anfang des Romans – der Rätselwettbewerb mit Blaine, dem Mono – einer der herausragendsten Charaktere des gesamten Zyklus. Die Rätsel sind großartig, die Stimmung im Wagon beeindruckend und schaurig. Endlich gibt King Eddie die Gelegenheit, seine Standhaftigkeit zu beweisen und aus Rolands Schatten herauszutreten, wodurch sich Eddies Rolle im Zyklus erst wirklich etablieren kann. Eddie ähnelt den Charakteren in den SAW-Horrorfilmen: King möchte ein Spiel mit ihm spielen, an dessen Ende Eddie entweder tot ist oder bewiesen hat, sein Leben zu verdienen (Live or die, it’s your Choice). Hier zeigt uns King einen Charakter, der so stark sein kann wie kaum ein anderer vor ihm (und da sage jemand, Harry Potter hätte eine unglaubliche Entwicklung durchlebt).

Der Schluchz-und-Sturzbachheul-Teil

Dies ist der grandiose Mittelteil, das blutende Herz von Roland, die absolut unübertreffbare Emanation Kings Verstand!

Noch nie hat King uns mit seinen Figuren so viel gegeben… und uns so viel genommen. In Desperation geht es um die Frage, ob Gott grausam oder die Liebe ist. In Glas geht es um die Frage, wo sich bei King der schmale Grat zwischen Grausamkeit und Liebe befindet. Aber lernen wir nicht aus beiden Romanen, dass dieser Grat nicht existiert? Dass es zwischen den beiden Seiten einer Münze keinen Rand gibt, sondern sie beide ineinander und von der anderen Seite leben, ohne die sie nicht bestehen könnten?

Ob Roland, Cuthbert oder Susan: jeder der Charaktere findet erst durch den Schmerz zu sich selbst, erst im Laufe der Handlung werden sie zu Charaktertypen, zu lebens- und lesenswerten Charakteren, um deren Schicksal man sich so sehr sorgt wie um das guter Freunde. In Glas wird wirklich jede Figur vor ihre Grenzen gestellt und gezwungen diese zu überschreiten und aus ihren Schatten zu treten; zu WERDEN. In der Nebenhandlung werden auch Eldred Jonas, Olive Thorin, die Hexe und viele andere mit ihren inneren Ängsten konfrontiert (nicht alle bestehen ihre Prüfung).

Fazit

Glas ist ein absolutes Highlight Kings Schaffens und für mich klar das Herzstück des Dunklen Turms! Klare (ich würde mehr geben, wenn ich dürfte) 5 von 5 Punkten!

Croaton (1 / 5)

Lange habe ich mit mir gerungen. Die Frage: Gebe ich den einen Punkt?

Ich gebe ihn für den Anfang. Das Ka-Tet besiegt Blaine und es kommt zu einer netten Verknüpfung mit dem letzten Gefecht.

Aber dann.

Sechs Jahre warten auf den weiteren Weg zum Dunklen Turm – und dann spielt fast der gesamte Roman in der Vergangenheit und das Ka-Tet kommt keinen Schritt weiter!!! Damals eine grauenvolle Erfahrung; ich erinnere mich daran, ein Tabu gebrochen und hilflos nach hinten geblättert zu haben, und noch weiter nach hinten und noch weiter, vergeblich hoffend ... Dann kommt das Ende und ist sogar durch eine völlig hirnrissige Verbindung zum Zauberer von Oz noch dämlicher als das davor.

Aus heutiger Sicht hat sich an meiner Meinung nichts geändert. NICHTS von dem, was im Rückblick passiert, hat IRGENDEINE Bedeutung für das, was nach Eddies, Susannahs und Jakes Ankunft in Rolands Welt geschieht. Mehr noch: Durch die Revision von Schwarz erfahren wir schon da, dass Susan am Scheiterhaufen endet und alle Freunde von Roland sterben. Bravo, das nimmt dem Rückblick auch noch jede Spannung. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, gibt es diesen Dialog zwischen Eddie und Roland:

Eddie: "Müssen wir das Ganze überhaupt hören?"
Roland: "Ich bin mir nicht sicher, ob ihr es hören müsst."

Tatsächlich muss man es definitiv nicht!

King scheint sich das selbst gedacht zu haben, als er Wolfsmond schrieb, denn da ist ihm der Rückblick auf den Tod seiner in Glas so in den Vordergrund gedrängten Freunde nur noch ein paar dahin geworfene Zeilen wert. Die schreckliche Figur der Hexe Rhea vom Cöos (für mich vor allem wegen ihrer Vulgarität der misslungenste Charakter im gesamten King-Universum) vergisst er danach völlig. Gut, weil sie mich fast dazu gebracht hätte, Glas nicht fertig und damit vielleicht Band V - VII nie zu lesen; schlecht, weil sie so nicht einmal dafür bestraft wird, dass sie ein Miststück ist!

Fazit (und erstaunlich, wie doch Meinungen auseinander gehen können!): Die absolute Talfahrt (eigentlich ein Talstillstand !) des Zyklus und sicherlich der Grund dafür, dass aus mir niemals ein DT-Junkie werden wird.

Realbaby (1 / 5)

Als ich mit tot fertig war, konnte ich es kaum erwarten, Glas in die Hände zu nehmen, um zu erfahren, wie die Geschichte mit dem Rätsel besessenen Blaine weitergeht. Und so tauchte ich voller Erwartungen in den vierten Band ein; doch nur, um so sehr meiner kostbaren Zeit beraubt zu werden, dass ich mich nun immer wieder frage: Warum? Warum hab ich das getan? Ich bekam meine Neugier bezüglich Blaine gestillt. Doch mehr war da nicht.

Über 800! quälende Seiten habe ich über mich ergehen lassen, um herauszufinden, was ich ohnehin schon wusste. Susan, die erste und vermutlich einzige Liebe von Roland, stirbt. Was mich allerdings am meisten genervt hat, war die Art und Weise wie King hier das Thema Sex behandelt: Einer der Sargjäger hat nichts anderes im Sinn, wie seine Vorstellungen, Roland den Garaus zu machen und dabei seinen sexuellen Fantasien freien Lauf zu lassen. Dass ein 14-Jähriger, und sei er noch so männerhaft durch seine Prüfung ein Revolermann zu werden, von Sex und Liebe so geblendet wird, dass er seine Freunde und seine eigentliche Aufgabe vergisst, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Nicht, nachdem ich erfahren habe, wie der Junge seine Prüfung absolvierte. Wenn ich mit einem Satz beschreiben sollte, um was es in Glas geht, wäre meine Anwort: Um Sex und den widerlichsten Dingen rund um dieses Thema. Dabei würde ich die Nase rümpfen, und mit einem Blick, der besagt, dass man nichts verpasst, wenn man den Roman nicht liest und einem Kopfschütteln von Dannen ziehen - um mich nicht noch mehr mit diesem Thema befassen zu müssen.

Den einen Punkt gibt es von mir auch nur, weil ich den Rätselwettbewerb miterleben durfte. Und auch ich muss gestehen, dass ich das Tabu gebrochen habe: Immer wieder habe ich geblättert, um zu sehen, ob nicht irgendwo wieder Eddie und Susannah und Jake auftauchen ...

Fazit: Glas hat mir vorerst die Freude genommen, an der Saga weiterzulesen. Ich werde einige Tage, vielleicht auch Wochen verstreichen lassen, und mich anderen Werken Kings widmen. Die Enttäuschung ist groß – und die Angst, wieder enttäuscht zu werden, noch viel größer. In diesem Sinne: Lange Tage und angenehme Nächte!

Tiberius (5 / 5)

Wie bei so vielen Werken von Stephen King gehen die Meinungen der Leser scheinbar deutlich auseinander. Der vierte Teil der Dark-Tower-Saga macht da also keinen Unterschied. Viele halten den Teil für den besten der Saga, einige für den Schlechtesten. Ich muss sagen, ich kann beide "Lager" verstehen. Dennoch ist dieser Teil nicht nur immens wichtig für die komplette Saga, er ist auch eine der schönsten Liebesgeschichten aus der Feder Stephen Kings.

Zu Beginn des Bandes gilt es einen Cliffhanger aufzulösen. Das Ka-Tet befindet sich in dem wahnsinnigen Monorail Blaine, der zum Ende von tot. (orig. The Waste Lands) die Revolvermänner fest im Griff hatte und kurz vor der Selbstzerstörung stand. Es ist - wiedereinmal - nicht die Zeit des großen Revolvermanns. Es ist auch nicht die Zeit des jungen Helden Jake Chambers. Nein, es ist ein ehemaliger Junkie aus Brooklyn. Ebenjener, der vor allem durch seine dummen Sprüche auffällt, rettet das Ka-Tet. Es passiert, was schon vorher geschehen ist und noch häufiger geschehen wird, die Gruppe wird unterschätzt. Eddie besiegt Blaine mit einer Unlogik-Bombe und zeigt zum wiederholten Male, wie wertvoll seine Vergangenheit für seine und die Zukunft aller ist.

Nach dem glücklichen Ende dieser Fahrt ist es Zeit auszuruhen. Das Ka-Tet begegnet einer Schwachstelle und Roland erkennt, dass die Reise nicht weitergehen kann, bevor er sich nicht mit seiner Vergangenheit auseinandersetzt. Dem frühen Ende seiner Kindheit, der Begegnung von Verrat, Niederträchtigkeit und List. Marten Broadcloak, engster Vertrauter seines Vaters versucht den Stolz des angehenden Revolvermanns zu brechen, in dem er seine Beziehung zu Gabrielle offenbart. Er hofft, dass der Junge sich in die Mannbarkeitsprüfung stürzen wird und als Verlierer Gilead verlassen muss. Marten, oder besser gesagt Walter ist also schon sehr lange der Begleiter von Roland. Er versucht immer wieder ihn zu Verlusten zu zwingen. Roland auf der anderen Seite, gewinnt die Prüfung. Nicht jedoch um selbst zu verlieren. Nicht nur seine Begleiter (David im Fall der Prüfung gegen Cort), sondern viel mehr die Verbindung zwischen seinem eigenen Khef und dem seines Landes (Ein Verlust, der in Zukunft viel mehr wiegen wird).

Steven Deschain erkennt die Gefahr, in der sein Sohn sich befindet. Er hofft, ihn zu schützen und schickt ihn mit seinen Freunden in die abgeschiedene Baronie Mejis. Was aussieht, wie ein Ablenkungsmanöver, kann auch als Aufgabe interpretiert werden. Der Dinh von Gilead dürfte ahnen, dass die Baronie, die vor allem für ihre Pferde bekannt ist, nicht mehr so loyal dem Bund gegenüber ist, wie sie behauptet. In der Tat folgen die Einwohner eher John Farson, als den Herren aus Gilead. Sie wollen Demokratie, Farson dagegen Chaos und Zerstörung. Hart Thorin, der dürre Bürgermeister Hambrys ist ein gutes Beispiel für das falsche Gesicht dieser ach so ruhigen Baronie. Er ist auf der einen Seite der Oberaufseher der Baronie und damit dem Bund verpflichtet. In Wahrheit ist er allerdings Besitzer des Traveller's Rest, einem Bordell. Er hat auch ganz offensichtliches Interesse an der jungen Susan Delgado - einem unschuldigen Kind - und ist eifriger Anhänger des Guten Mannes. Was die drei jungen Revolvermänner vorfinden ist also ein perfektes Abbild des gesamten Bundes. Die Rancher versuchen Zahlen zu fälschen und dennoch freundlich den Gesandten aus Gilead über zu sein.

Und inmitten dieser Geschichte entwickelt King eine tragische Liebesgeschichte, die so viel erklärt. Die Rolands immerwährende Kälte erklärt, die uns wissen lässt, warum er scheinbar niemanden traut. Susan Delgado, das Mädchen im Fenster, ist selbst Teil dieses ganzen Konglomerats, doch auf einer tragischen Seite. Sie ist dem Bürgermeister als Feinsliebchen versprochen. Verkauft von ihrer Tante (die bereits den größten Teil des Geldes verprasst hat), geprüft von der nicht minder pädophilen Hexe. Susan ist verzweifelt und auf einer Suche nach einem Ausweg, genauso wie Roland. Ein Treffen zweier Gleichgesinnter. Und trotz einiger Tiefschläge genießen sie den Höhepunkt ihrer Beziehung zusammen.

Stephen King entwickelt diesen Roman. Zuerst mit Hilfe von Andeutungen, dann - dem typischen Verlauf eines Watch-Me-Spiels folgend - mit halboffenen Konfrontationen. Die jungen Revolvermänner wissen nicht hundertprozentig, woran sie an den Bewohnern Hambrys sind. Die Großen Sargjäger, Aufpasser im Namen des Guten Mannes, ahnen nur langsam, welchen Hintergrund die Jungen wirklich haben.

Erst als die Figuren offen auf dem Feld stehen, steigert sich erneut die Geschwindigkeit. Die Tarnung der Jungen fliegt mehr durch einen Zufall auf. Letztere sehen, wofür das Öl wirklich genutzt wird. Die Ereignisse überschlagen sich und King zeigt wiedereinmal wie effektiv er die Fäden einer Geschichte zu einem Schowdown zusammenführen kann. Roland hatte die Möglichkeit sich entscheiden zu können. Er tat es und diese Entscheidung wird ihn noch ewig verfolgen. Er stellt sich einer Übermacht an Männern. Zusammen mit seinen Freunden und einer Schwachstelle. Ähnlich der, die sie auch zu Beginn des Romans gesehen haben. Sie gewinnen, und Roland verliert trotz alledem. Es ist wie schon so häufig in der Vergangenheit und eben so, wie es in der Zukunft häufiger passieren wird, wir entdecken Charaktere und unsere Zuneigung und Verständnis zu ihnen und dennoch reißt King sie uns aus den Händen.

Der kurze Epilog nach der eigentlichen Kerngeschichte, eine Hommage an den Zauberer von Oz und eine abermalige Warnung von Walter. Sagt dem Turm ab! Nach diesem Teil bin ich ebenso wie Roland und sein Ka-Tet der Meinung, dass mich nichts davon abbringen kann, den Revolvermännern bis zum Ende zu folgen.

heykitty (5 / 5)

Ich kann nur sagen, wow! Als ich Glas in meinen Händen hielt, war ich gespannt, erwartungsfroh. Als dann die Rückblenden begannen, wurde meine Vorfreude zur Gewissheit - endlich erfährt man etwas über den jungen Roland, über die Dinge, die ihn zu dem gemacht haben, was er ist, über sein Lieben, sein Leben. Allein die Passage, wo King über die echte Liebe schreibt ( true love is dangerous), ist es wert, dieses Buch gelesen zu haben. Für mich wäre die Saga ohne dieses Wissen um Rolands Jugend nur halb so genial.

PS: Da fällt mir doch noch was ein zu Glas ... vor gar nicht allzu langer Zeit habe ich den Comic zu Glas gelesen - The Gunslinger Born - und war begeistert ... dieser Comic behandelt nur den Teil aus Glas, in dem Roland Susan Delgado kennen - und lieben lernt, bis zu dem Punkt, wo Susan für ihn ihr Leben lässt. Die Bilder sind echt gut gelungen, die Beteiligten sehen so aus, wie man sie sich vorgestellt hat, und unser Stephen hat an den Texten mitgearbeitet.

Sehr zu empfehlen. Für alle, denen Glas allein zu wenig ist.

Slayer 4 Ever (4 / 5)

Das Buch Glas, ist wie die Anderen aus der Dunklen-Turm-Saga genial. Man erfährt endlich, wie Roland früher war, allerdings fand ich es an manchen Stellen dann doch etwas langweilig. Am Ende mit dem Zauberer von Oz wird es dann doch wieder interessant, und man findet vor Wolfsmond wieder zurück zu Roland und seinen Gefährten.

Mr. Dodd (5 / 5)

Wohl kein anderer Roman von Stephen King schafft es die Gemüter der Leser so zu spalten wie Glas. Viele sehen darin den Höhepunkt der Dunklen Turm Saga (so auch ich), für andere ist er ein Fremdkörper und Ärgernis, welcher die eigentliche Geschichte zu lange unterbricht (besonders gut anhand der unterschiedlichen Meinungen hier im King Wiki zu erkennen). Für mich persönlich gliedert sich das ganze wie folgt: eine grandiose Einführung, ein perfekter Hauptteil, ein schwacher Schluss. Vom Negativen zum Positiven gesehen bedeutet das im Einzelnen:

Der schwache Schluss: Man merkt deutlich, dass Kings geistiger Akku nach der Rückblende (siehe weiter unten) erschöpft war. Neben der Auswertung und dem Schicksal der einzelnen Beteiligten in Rolands Geschichte und dem epilogartigen Nachtrag, in der das Ka-Tet zusieht, wie Roland seine Mutter umbringt, gibt es sonst nichts was mir an den Ereignissen nach dem Ende der Rückblende gefallen hätte. Auf billigste Art und Weise wird der Zauberer von Oz kopiert, so schamlos und peinlich offensichtlich (besonders wenn Oy auch seine Schühchen bekommt und diese sich zusammenschlagen lassen muss), weil sich King nicht einmal die Mühe gibt diese Parallelen zu verbergen. Anschließend wird der Ticktackmann - welcher in tot. noch bedeutungsschwanger und düster verheißungsvoll gerettet wird - einfach so aus dem Weg geballert, bevor es zu einem enttäuschend schlechten Zusammentreffen mit Rolands altem Feind Marten (oder Flagg oder wie man ihn nennen will) kommt, welcher das gleiche macht, wie schon in allen Werken davor, wo er auftaucht, sich nämlich aus dem Staub zu machen, wenn es für ihn gefährlich wird. Das Ende lässt ein dann zudem mit einigen Fragen zurück: Wie genau entkommt das Ka-Tet dem Palast? Warum sind sie plötzlich mit neuem Proviant ausgestattet? Wurde die Glaskugel jetzt zerstört?
Dass die für mich schlechteste Szene im ganzen Zyklus keinen Punktabzug für das Werk nach sich zieht, zeigt nur wie grandios der Rest ist (und glücklicherweise dauert das ganze nur ungefähr 30 Seiten).

Die grandiose Einführung: Den fiesen Cliffhanger mit dem King tot. beendete wusste er auch nach sechs Jahren perfekt aufzulösen, keine Selbstverständlichkeit, wenn man sieht wie in der heutigen Zeit, wo fast alles mit Cliffhangern endet, oftmals nur äußerst mäßig geklärt wird. Hier jedoch wird man allein durch den düsteren Blick in die verseuchte Kleinstadt Candleton sofort in den Bann gezogen und Blaines Rätselwettstreit kann dann genauso überzeugen, besonders die Auflösung als es ausgerechnet Eddies schlechte Witze sind, die alles retten. Nach der Ankunft in Topeka habe ich jedoch so meine kleinen Probleme: Beim ersten Lesen kannte ich Das letzte Gefecht noch nicht und konnte daher mit der Verbindung und der Supergrippe nichts anfangen; und bei jedem weiteren Mal brenne ich spätestens ab dem Moment, als Roland auf dem Dach von Blaine seinen kleinen Zusammenbruch hat, nur darauf die Rückblende lesen zu können. Weswegen mich alles was in Topeka passiert nur peripher interessiert.

Der perfekte Hauptteil: Ich habe die Rückblende vor ungefähr zehn Jahren das erste Mal gelesen, sie dürfte mit Abstand der Abschnitt im Dunklen Turm sein, den ich am häufigsten gelesen habe - sei es am Stück oder einzelne Passagen. Nichts hat sich an meiner Meinung geändert, dass diese Rückblende die beste Geschichte ist, die ich je gelesen habe, im Gegenteil, ich erkläre sie sogar zur perfekten Geschichte (zumindest für mich persönlich). Es stimmt einfach alles: jeder einzelne Charakter, die Liebesgeschichte, die Action, der Spannungsaufbau, die Atmosphäre, die Länge, der Sprachstil und die Emotionen, die hervorgerufen werden. Ich könnte mich noch nicht einmal auf eine Lieblingsszene einigen, für mich ist die ganze Rückblende eine einzige Lieblingsszene.
Und dennoch verstehe ich jene Leser, bei denen schon der bloße Gedanke an diese Rückblende Ärger und Frustration hervorruft. Man muss als Leser damit rechnen hunderte von Seiten lang auf Eddie, Jake, Susannah und Oy zu verzichten; man muss damit rechnen, dass die eigentliche Hauptstory nicht vorangeht und man muss damit rechnen, dass Stephen King, der eine im Zerfall begriffene mittelalterliche Fantasy-Western-Welt beschreibt, entsprechend obszön und derb mit dem Thema Liebe und Sexualität umgeht (wenn eine Vorrezensentin dazu meint, in Glas gänge es "um Sex und den widerlichsten Dingen rund um dieses Thema" so möchte ich dieser Meinung nicht widersprechen, hoffe jedoch, dass selbe Rezensentin niemals ein Werk von Marquis de Sade wie die "120 Tage von Sodom" in die Hände bekommt, denn im Vergleich dazu ist Glas als Gutenachtgeschichte für kleine Kinder geeignet). Schafft man es diese drei Punkte beiseitzuschieben so kann es leicht passieren, dass man wie ich völlig in den Bann gezogen wird und dem eigentlichen Ka-Tet nur recht widerwillig folgen will (tatsächlich hat es bei mir bis Susannah gedauert).

Fazit: Für mich das Herzstück des Dunklen Turms, ein Meisterwerk für das ich King mit am meisten dankbar bin, dass er mich daran hat teilhaben lassen.

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