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Herman Wouk lebt noch: Rezension

1.803 Byte hinzugefügt, 07:45, 18. Apr. 2011
K
WS
Fazit: Kings Blick in die Psyche zweier vom Leben vergessener Frauen, die sich und ihren Kindern künftiges Elend ersparen wollen und dazu zum Äußersten bereit sind, gehört mit Sicherheit zum Trostlosesten, was er je verfasst hat. Aber die nur 6.300 Wörter, die wie eine einzige gewaltige Ohrfeige daherkommen, haben genau das mit mir gemacht, was eine gute Geschichte schaffen soll: Sie haben mich noch tagelang beschäftigt und aufgewühlt. Volle 5 Punkte für die schiere Wucht der freigesetzten Emotionen.
 
==[[Benutzer:Wörterschmied|Wörterschmied]] (1 / 5)==
Ähnlich wie bei ''[[Premium Harmony]]'' entführt King uns in einen Tagesausflug von zwei Personen, der plötzlich mit dem Tod endet. Der Tod von Brenda und Jasmine ist dramatisch dargestellt und lässt den Leser kurz zusammenfahren. Dennoch genau der gleiche Fehler wie bei ''Premium Harmony'': Die Charaktere sind einfach nicht sympathisch genug, als dass man viel Mitleid aufbauen könnte.
 
Dass King durchaus die Leidensgeschichte einer Frau erzählen kann, zeigt er in ''[[Dolores]]''. Hier stellt er die Protagonistin [[Dolores Claiborne]] allerdings als starke Frau dar, weshalb man sich wünscht, dass ihr ein gutes Ende widerfährt. Brenda und Jasmine sind Heulsusen, die ihre Probleme mit sich selbst auf die Welt projizieren. Vorgeschichte schön und gut, aber wer mit sieben(!) eigenen Kindern im Auto [[Selbstmord]] begehen will, ist für mich kein Opfer, sondern ein Krimineller. Wie können Mütter davon ausgehen, dass ihre minderjährigen Kinder lieber tot wären, als ihr Leben ohne Mütter weiterführen zu wollen? (Gerade in diesen zwei Fällen wäre der Verlust minimal gewesen!) Das ist nichts als egoistisches Verhalten und siebenfacher geplanter Mord.
 
Genauso absurd ist der Titel, den King aufgrund einer verlorenen Wette nehmen musste. Ob Herman Wouk lebt oder nicht, spielt für die Geschichte überhaupt keine Rolle. Die Vorgabe "Interview w/ Oprah on Channel 6" oder "This horrifying sound of morning cereals" hätte zur gleichen Geschichte führen können. Vielleicht lag diese schon länger in der Schublade und King hat kurzerhand Herman Wouk einmal erwähnt, um seine Wettschuld einzulösen.
 
Einen Punkt gibts für den alten Dichter, der mich irgendwie an die Figur des Alten Weisen im antiken Drama erinnert.
{{weiterführend Herman Wouk is Still Alive}}
[[Kategorie:Rezension]]