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Menschenjagd: Rezension

5.794 Byte hinzugefügt, 09:30, 29. Nov. 2018
Horaz Klotz (4 / 5)
==[[Benutzer:Mr. Dodd|Mr. Dodd]] (5 / 5)==  Nach ''[[Todesmarsch]]'' ist dies der zweite Roman, den einen Ausblick darüber gibt wie weit das mit den Spielen noch gehen könnte. Gab es beim Todesmarsch jedoch noch eine Überlebenschance von 1:100, so liegt diese bei Menschenjagd bei 1:1000000000.  [[Richard Bachman]] zeichnet hier eine noch düstere Zukunft, in der die Menschen in zwei Klassen gespalten sind, Fernseher zum Existenzminimum gehören und Spiele das höchste der Gefühle sind. Auch hier ist der Tod der Kandidaten die ultimative Unterhaltung. Doch es wird hier noch gesteigert, denn im Gegensatz zu dem Todesmarsch, beteiligt sich bei Menschenjagd ein ganzer Staat daran einen umzubringen. Belohnungen gibt es dafür, wenn der Teilnehmer jemanden umbringt und eine hohe Belohnung wenn er selbst getötet wird. Durch ein Spiel wird aus einem Menschen der Staatsfeind Nummer 1, der mit allen Mitteln gefasst und getötet werden darf. Auch dieser Roman vermittelt eine komplett hoffnungslose Stimmung, denn die Welt ist gewaltig aus den Fugen geraten. [[Ben Richards]] muss sich zum Staatsfeind machen, um seiner [[Cathy Richards|Tochter]] das Überleben zu retten, seine [[Sheila Richards|Frau]] muss sich dafür in das Hurengewerbe begeben. Wie trickreich Richards auch vorgeht, man hat nie das Gefühl er könnte wirklich gewinnen und doch schafft er es sehr weit. Insgesamt ist dies alles ein einziger Marathon an Action, bis hin zu der Flugzeugentführung. Für mich eines der besten Enden, denn er schafft es sterbend ein Exempel an der Spieleindustrie zu statuieren. Auch wenn dabei der Schatten des 11. September auf ihn fällt, den wohl keiner der heutigen Leser aus dem Kopf bekommt, wenn er bei dieser letzten Szene ist. Futuristisch, krank, hoffnungslos, aber wenigstens mit einem angemessenem Ende gibt uns Bachman einen weiteren Beweis dafür, was an unserer Gesellschaft zum Teil so falsch ist. ==[[Benutzer:Horaz Klotz|Horaz Klotz]] (4 / 5)==''Menschenjagd'' ist genau was ich mir von einem Bachman-Roman erwarte. Unser Autor kann die Maske des etablierten Klassikers ablegen und endlich mal den ganzen brutalen, grausamen Mist veröffentlichen, den er sich im Lauf der Jahre so von der Seele geschrieben hat. In dieser düsteren Welt ist kein Platz für Freundschaft, Hoffnung oder guten Geschmack. Leider ist die Zukunft, durch die unser Protagonist gejagt wird ziemlich grob gezeichnet - man merkt, dass King so schnell wie möglich zur Action kommen wollte. So wirkt sein Jahr 2025 stellenweise wie ein simpler Bausatz aus allzu bekannten Dystopie-Elementen. Die Macht der Konzerne, die Ausbeutung des kleinen Mannes, die Umweltzerstörung, das sind alles Konzepte, die ein bisschen schnell abgehakt werden und das Buch nicht wirklich von der Masse an "Einsamer Held kämpft sich durch düstere Zukunft"-Büchern absetzten können.  Auch der Aspekt der Medienkritik ist eher Mittel zum Zweck, um die Geschichte in Bewegung zu bringen. Mit den verschiedenen Gameshow-Konzepten blitzt am Anfang kurz Kings geniale Grausamkeit auf, bleiben aber immer nur Andeutung. Sobald wir Richards auf seiner Flucht folgen, ist die Story reine atemlose Action. Vielleicht wäre es ganz interessant gewesen zwischendurch innezuhalten und die Perspektive eines der Showmacher oder eines Zuschauers zu sehen. So bekommen wir die medienwirksame Manipulation von Bildern und Ereignissen nur am Rande mit und die kritischen Ansätze versanden über weite Teile. Daneben hätte ich gern den Blick eines Menschenjagd-Fans gehabt, weil mir nicht wirklich klar ist, was genau die Zuschauer so fesselt. Immerhin kriegen sie nicht unseren Rund-um-die-Uhr-Blick auf den Kandidaten sondern sehen bloß ab und zu die kleinen Videoschnipsel, die er aus Hotelzimmern schickt. Mich würde schon interessieren, wie genau man daraus eine ganze Show bastelt. Der vom Konzept her sehr ähnliche ''Millionenspiel''-Film hat das für mich sehr viel eleganter gelöst. Auch weil das Publikum selbst mehr ins Spielgeschehen eingreifen durfte und sich entscheiden konnte ob es dem Kandidaten schaden oder helfen will ohne gleich mit auf der Todesliste zu landen. Hier geht es sehr viel brutaler zu und McCone und seine Bande werden als geradezu albern überzeichnete Serienmörder, die sich den Weg zu ihren Ziel ohne jede Rücksicht freischießen, zu gnadenlosen Antagonisten für unseren Protagonisten. Richards ist dabei von Anfang an ein sehr viel klassischerer Held als wir ihn von Bachman gewohnt sind. Im Gegensatz zum ähnlich gelagerten Fall in ''Todesmarsch'' zwingen ihn rein edle Motive in die Mühlen der Todesspielshow, wenn er um das Leben seiner Frau und Tochter spielen muss. Eine klare Schwarz-Weiß-Zeichnung, die wieder eher an Dystopie-Groschenromane denken lässt. Das alles sind Probleme, die mich wirklich gestört hätten, wenn es King darum gegangen wäre ein tiefgründiges Buch mit zeitloser Botschaft zu schreiben. Aber beim Lesen wird schnell klar, dass all das nur Hintergrundrauschen ist, dass es ihm eigentlich um den Countdown geht, der mit jedem Kapitel, jeder Seite, jedem Wort weiter abläuft. Je enger er die Schlinge um unseren Helden zuzieht, umso klarer wird, das alles auf ein tragisches, düsteres Finale zustrudelt. Allzu elaborierte Ausschweifungen oder Grauzeichnungen hätten hier nur gestört. King geht ganz in der Geschichte des Mannes auf, der einsam gegen das System kämpft obwohl er weiß, dass es letztendlich wohl vergebens ist. Und - und das gibt den Ausschlag - unser Autor bleibt konsequent und liefert ganz ohne Tricks und doppelten Boden eines der dramatischsten Enden seiner Karriere.  Fazit: King schneidet eine Menge Themen an, um eine letztendlich simple Gut-gegen-Böse-Action-Story zu erzählen. Die ist aber ziemlich gut. {{weiterführend_Menschenjagdweiterführend Menschenjagd}}
[[Kategorie:Rezension]] [[Kategorie:Menschenjagd]] [[Kategorie:Richard-Bachman-Roman]]
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