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Moral: Rezension

3.820 Byte hinzugefügt, 11:34, 8. Jan. 2019
Horaz Klotz (2 / 5)
{{Portal/Basar der bösen Träume}}
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==[[Benutzer:TiberiusAndreas|TiberiusAndreas]] (2 / 5)==
Wie weit würde man gehen, wenn einem über 200.000 Dollar angeboten würden? Zweihunderttausend Dollar für einen Wunsch eines alten Mannes, der an den Nachfolgen eines Herzinfarkts zu leiden hat.
Fazit: Belanglos.
Das steht für mich unterm Strich, nachdem ich [[Stephen King]]s [[Kurzgeschichten|Kurzgeschichte]] ''[[Moral]]'' gelesen und die dazugehörige [[Moral: Inhaltsangabe|Inhaltsangabe]] verfasst habe. Die zwei Punkte gibt's für Stil und anfänglichen Spannungsaufbau – sobald aber klar ist, was [[George Winston|George "Winnie" Winstons]] "unmoralisches Angebot" ist, zerplatzt der Ballon und die ganze Geschichte wirkt nur albern. Der Niedergang der Ehe von [[Chad Callahan|Chad]] und [[Nora Callahan]] ist zu unglaubwürdig und zu sexuell-primitiv beschrieben, als dass ich ihn nachvollziehen oder gar bedauern könnte, besonders weil Nora ihren Mann in der Tat mit dem - mal was Neues! - Elektriker hintergeht ...
Diese – wie schon der Titel ankündigt – moralinsaure Geschichte hätte nicht sein müssen ... aber nach ''[[Vollgas|Throttle]]'' und ''[[Ur]]'' bin ich vielleicht [[2009]] einfach schon zu sehr verwöhnt worden!
 
==[[Benutzer:Horaz Klotz|Horaz Klotz]] (2 / 5)==
Auf den ersten Blick hat ''Moral'' eigentlich alles, was ich mir von einer King-Kurzgeschichte wünsche: Statt albernen Monstern geht es um echte Menschen mit ihren ganz gewöhnlichen Problemen. Statt bizarrer Zufälle regieren moralische Fragen über den Verlauf der Handlung. Und statt simplem Happy end reiten sich unsere Figuren mehr und mehr ins Verderben. Leider funktioniert die Geschichte trotz dieser guten Ausgangslage auf keiner Ebene.
 
Zum einen fand ich unsere Hauptfiguren erschreckend langweilig: King tischt uns mal wieder eine altbekannte Konstellation auf - der junge Schriftsteller, der vom großen Durchbruch träumt und sich nebenbei als Lehrer durchschlagen muss und seine hart arbeitende Frau, die sich für die Träumereien ihres Mannes aufopfert. Nichts gegen das "Schreibe was du kennst"-Prinzip, aber hier hätte ich mir schon ein bisschen mehr Abwechslung gewünscht. Da wäre der unmoralische Pastor Winston der weitaus interessantere Charakter. - Was ist das für ein Mensch, der erst jahrzehntelang ein perfektes Vorzeigeleben führt und dann auf den letzten Metern völlig grundlos ein Kind blutig geschlagen haben will? Und der den Rest seines Lebens in seinem einsamen Haus sitzt um sich immer und immer wieder das Video anzuschauen? Leider bekommen wir mit ihm nicht viel Zeit, abgesehen von seinem kurzen Sünde-Monolog, der weder theologisch noch philosophisch groß Sinn macht. Hier hätte ich mir ein bisschen mehr Tiefe gewünscht, immerhin hat King schon früher sehr geschickt solche moralischen Abgründe hinter perfekten Fassaden ausgeleuchtet.
 
Auch mit der "schrecklichen Sünde", die Nora Callahan für 200.000 Dollar begehen muss habe ich meine Probleme. Ein King zu schlagen ist eindeutig ein lachhaft kleines Verbrechen im großen brutalen King-Kosmos. Das ist einerseits ganz interessant, weil man sich tatsächlich besser hineindenken kann und - mit nett harmlosem Schauer - fragen, was man selbst zu dem Angebot gesagt hätte. Das macht die Geschichte relativ zeitlos und hilft beim Mitfiebern bei der tatsächlich ganz spannenden Vorbereitung des Verbrechens. Andererseits ist es eine so unbedeutende Tat, dass Noras dramatischer Absturz danach für mich einfach nicht funktioniert. Zumal King diesen moralischen Verfall und das Ende der Callahan-Ehe ziemlich uninspiriert runtererzählt. Die einzige Szene in dem ganzen Beziehungsdrama, die ich ganz spannend fand, war der Streit als Nora sich über Chads Bucheinnahmen lustig macht. Hier wird eine ganz interessante Debatte darüber aufgemacht, ob Geld einen anderen Wert hat, je nachdem wie man es "verdient" hat, die - so stelle ich mir vor - King als aufstrebender Schriftsteller auch gelegentlich geführt hat.
 
Das größte Problem ist dann aber, wie simpel die Geschichte endet. Ich mag nicht immer ein Fan von Twisten in Kings Kurzgeschichten sein, manchmal funktionieren sie für mich nicht richtig, manchmal wirken sie ein bisschen beliebig, aber hier läuft alles geradezu erschreckend geradlinig. Die Callahans sind hart arbeitende, gute Menschen - sie geben der Versuchung nach - alles bricht zusammen, ihre Beziehung ist am Ende und Nora stürzt immer tiefer ab. Moral: Schon die kleinste Abweichung vom rechten Weg kann in der Katastrophe enden. Das hätte auch ein ''Pure flix''-Propaganda-Film nicht plakativer hinbekommen. Umso ärgerlicher, als King gerade in Kurzgeschichten immer wieder mit moralischen Grautönen spielt und unerwartete Enden aus dem Ärmel zieht. Hier merkt man einfach, dass King, das Schicksal seiner Figuren egal war und er die Story einfach nur möglichst unkompliziert zu Ende schreiben wollte.
 
Fazit: Ganz interessante Ausgangslage, die leider ziemlich lieblos und ohne doppelten Boden runtererzählt wird.
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