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Revival: Rezension

9.860 Byte hinzugefügt, 09:12, 26. Okt. 2018
Horaz Klotz (3 / 5)
{{Portal/Revival}}{{Rezensionen/Intro}}
==[[Benutzer:TiberiusAndreas|TiberiusAndreas]] (4 / 5)==Stephen King, der Autor von ''[[{{Revival}}]]'', hat behauptet, dass er ein sehr dunkles Stück Literatur verfasst habe. Dass er am liebsten gar nicht mehr darüber nachdenken möchte, so schreckenserregend sei das Ergebnis seiner Arbeit. Stimmt das? Hat er wirklich ein Buch voller Grauen und Terror verfasst? Schauen wir doch mal.
''Revival'' lebt vor allem durch seine zwei Hauptdarsteller. [[Jamie Morton]], der musikalisch einigermaßen begabte Junge, und [[Charles Jacobs]]. Die beiden begegnen sich in [[Harlow]], einem kleinen Ort in [[Maine]] Mitte der 60er Jahre das erste Mal. Für beide ist dieser Ort der Auslöser ihres Lebensweges. Jamie, der hier zum ersten Mal eine Gitarre und einen Joint (nicht zur gleichen Zeit) in die Hand nimmt. Jacobs, der seine Familie verliert, dadurch aber den Antrieb zum Erstreben des göttlichen Wissens gewinnt.
Zwei nachvollziehbare Helden, Elemente aus der Horrorliteratur, die schon lange vergessen ist. Wo ist da die Grausamkeit? In unseren Köpfen vor allen Dingen. King baut hier nicht nur einen normalen Spannungsbogen auf. Vor allem ab dem Überwinden von Jamie Mortons Tiefpunkt streut er erst leicht, aber dann mit zunehmend höherer Intensität Elemente ein, die einen stutzig werden lassen, die einen zweifeln lassen, dass Jacobs' Experimente und Jacobs' Apparate wirklich so ungefährlich sind, wie der freundliche Ex-Geistliche es uns weiß machen will. Dazu kommt für mich ganz eigener Grusel, als King sehr lebhaft den öffentlichen Auftritt des geistlichen Wunderheilers beschreibt. Wie er erzählt, wie viel Geld ein Scharlatan mit seinen Taten von den Kranken und Bedürftigen einnimmt. Etwas, was Gang und gebe ist und für mich an Grausamkeit kaum zu überbieten ist. Aber das alles dürfte King noch keine Alpträume verursacht haben. Höchstens die Ideenfindung, was auf Jacobs und Morton am Ende warten könnte. Das Finale - Lovecraft wäre stolz - ist auch der Höhepunkt des Grauens. Natürlich. In meinen Augen funktioniert es großartig und ja, es ist grausam. Allerdings nur, wenn man sich auf die vorhergehenden Teile der Geschichte auch einlassen konnte. Es braucht einen Schuss der eigenen Phantasie um das zu begreifen, was King uns vorstellt, aber überwindet man diese Hürde fühlt es sich verdammt gut an.
Kein Licht ohne Schatten. Nicht alles war perfekt. Die Geschichte wirkt an einigen Geschichten unnötig in die Länge gezogen, während manche Situationen einfach so eingestreut werden. Ein Beispiel? King beschreibt, wie Jamies Vater und sein Bruder einen Rennwagen in der Garage zusammensetzen. Dieser - mit der [[19 / 99|19]] beschriftet - hat in meinen Augen keinerlei Bewandnis für die Handlung. Schlimmer noch, er wird in der ersten Kurve seines ersten Rennens zu Schrott gefahren. Jahrzehnte später sprechen Jamie und Terry erneut über den Wagen, aber auch hier gibt es in meinen Augen keine Symbolik für Jamies oder Terries Situation. Warum also Platz eines nicht gerade episch langen Romans verschwenden, während mit Astrid Soderberg ein Charakter auf erklärliche Art und Weise aus der Handlung kommt nur um es sich scheinbar anders zu überlegen. Überhaupt ist das Druckmittel Jacobs' zur Vorbereitung des Finales in meinen Augen nur schwer nachvollziehbar. Man muss es wohl King zu Gute halten, dass Tabitha wahrscheinlich seine erste und einzige große Liebe war. Die Anzahl derer, die ihr Leben für die Jugendliebe aufs Spiel setzen, dürfte sich aber in Grenzen halten. Oder es ist meine unromantische Ader, die hier durchschlägt.
Mein Fazit fällt allerdings durchweg positiv aus. Es ist eine klasse Geschichte, vor allem aber nicht nur für Fans der klassischen Horrorliteratur. ''Revival'' präsentiert den Umgang mit Leid und Verlust auf faszinierende Art und Weise. Nicht aber, ohne das zu vergessen, was wir erwarten durften: Das Grauen, dass einen noch dann bewegt, wenn das Buch zugeklappt wurde.
Fazit: Purer, blanker, unaussprechlicher Horror? Nein, oder wenn, dann "nur" am Ende. Bis dahin ist es eine faszinierende Geschichte rund um die dunklen Seiten der Religion, um Hoffnungen und menschliche Abgründe. Genial!
[[Kategorie:Rezension]]{{weiterführend {{Revival}}}} ==stoppoker (34,75/5)==(3 v. 5, ist das richtig, mal abgesehen davon das ich nicht weiß was diese Zahl bedeuten soll. Ich verstehe diese Nummerierung nicht wofür ist die da? Ich erkenne den Zweck nicht!)
Ersteinmal zum Inhalt :
Jamie mag den Reverend von Anfang an, an diese Verbindung erinnert er sich als er Jahre später auf einem Jahrmarkt Jacobs wiedersieht.
Jamie ist abhängig, finanziell aber noch viel schlimmer „stofflich“ er steht vor der Entscheidung noch weiter abzurutschen oder sich Jacobs anzuvertrauen, er entscheidet sich für letzteres. Wenn er ersteres gewählt hätte, hätte es das was ihm auch so unweigerlich letzlich bevorsteht nur vorweggenommen (eine kleine angedeutete Vorausschau : Andeutung https://de.wikipedia.org/wiki/Nihilismus).
Jacobs befreit ihn also von dem „stofflichen“ Monster das ihn zerstört hätte und sorgt ausserdem dafür er einen Job bekommt, den er sehr lange ausübt. Jamie ist Musiker, genauer gesagt Rock and Roll Musiker, er spielt annehmbar Gitarre in etlichen Bands und in etlichen Jahren und verdient damit sehr lange seine Brötchen.
Diese Rezension ist auch einzusehen in meinem Blog https://stephensshining.wordpress.com/2015/03/17/rezension-zum-roman-revival/
 
==[[Benutzer:Vermis|Vermis]] (5 / 5)==
Es ist schwierig eine Bewertung zum absoluten Lieblingsbuch zu verfassen. Ich befürchte zwar, nicht alle meine Gedanken zu ''[[Revival]]'' hier aufzeigen zu können, aber ich wage mich einfach mal dran. Also:
 
In den letzten Jahren kommt es mir so vor, als würde Stephen King zu seinen Anfängen zurückkehren. Erst schreibt er einen weiteren Dunkler-Turm-Band, dann schreibt er sein früheres Werk ''Shining'' weiter, auch wenn man die Entwicklung von Kings Schreibstil und Herangehensweise an die Geschichten spürt. Mit ''Revival'' hat er für mich eine andere Version von ''Friedhof der Kuscheltiere'' geschrieben, was ich jedoch nicht negativ meine.
 
Der ''Friedhof der Kuscheltiere'' war ein düsteres Werk über den Tod, den King am Anfang seiner Karriere schrieb. ''Revival'' ist ebenfalls ein düsterer Roman über den Tod (in der spät Phase von King), in dem jedoch viele weitere Themen behandelt werden. Es geht um den Umgang mit Todesfällen (Jamie Mortons Geschwister und Eltern, Jacobs Frau), um die Musik, welche eine große Rolle in Jamies Leben spielt. Und über die Religion, mit ihren guten und schlechten Seiten. Gerade der Wandel von Charles Jacobs ist fesselnd. Wie er seinen Glauben verliert und eine religiöse Schau abzieht, um seine unheilvollen Tätigkeiten zu verwirklichen.
 
King zeigt die Geschichte aus Jamies Sicht, ein eigentlich normaler Mensch mit Problemen, der durch die zufälligen (oder doch schicksalhaften) Zusammentreffen mit Jacobs immer mehr mit in das Grauen gezogen wird, das alle Menschen beschäftigt: Das Leben nach dem Tod. King zeigt im Lovecraftschen Finale eine wahre Schreckensvision. Jamies gesamtes Leben, und das Leben an sich, wird durch diese Vision zu einem Witz. Menschenleben sind unwichtig und nutzlos, wenn man einmal jener größeren Zusammenhänge gesehen hat. Ich empfinde das Ende wirklich als das größte und furchteinflössende, das King je schrieb, gerade wegen dieser Auswegslosigkeit.
 
Horror Fans erwarten wohl nur Blut und Totschlag, so etwas plumpes findet sich in ''Revival'' jedoch nicht. Das Buch konzentriert sich auf die Schrecken, die lange im Gedächtnis bleiben: Das älter werden, das unvermeidliche Ende, und schicksalhafte Ereignisse, die das ganze Leben verändern.
 
Die religiöse Seite des Buches ist mehr als gelungen, und zeigt den Fanatismus, dem so einige Leute erliegen. Im Vergleich mit Werken wie ''Desperation'' oder ''The Stand'', wo Gott und der Glaube verherrlicht wird, ist ''Revival'' mit seiner Bitterbösen Sicht der Dinge weitaus leichter zu verdauen. Selbst wenn man, wie ich, kein bisschen religiös ist, schockiert der Verlust des Glaubens, den der Reverend erleidet.
 
Einziger kleiner Kritikpunkt: Das Buch ist etwas zu kurz. Von Jamies Leben sehen wir im Grunde nur die Zusammentreffen mit Jacobs. Doch gerade durch die Kürze und die klare Handlung, welche geschwätzige Nebenhandlungen gar nicht erst zu lässt, ist das Buch reizvoll.
 
Fazit: ''Revival'' ist Kings Alters-Meisterwerk, in dem er seine eigenen Ängste über das unvermeidliche niederschreibt. Ein beängstigender Blick auf das, was auf uns wartet. Ich hoffe jedoch, genau wie Jamie, das auch die Schreckliche Welt ebenfalls eine Illusion war. Denn niemand sollte solche Grauen sehen müssen - und niemand sollte je die Mutter erblicken müssen.
 
==[[Benutzer:Horaz Klotz|Horaz Klotz]] (3 / 5)==
Mit ''Revival'' zeigt King mal wieder eindrucksvoll was ihn von anderen Horror-Autoren abhebt: Nicht die Monster, die kriegen andere gruseliger hin. Nicht die Handlung, die ist oft genug halbwegs vorhersehbar oder verläuft sich in etwas unmotivierten Enden. Es sind die Charaktere, mit denen er seine fantastische Welt bevölkert und die schnell ein faszinierendes Eigenleben entwickeln. Charles Jacobs ist ein solcher Charakter. Nach den ersten Seiten glaubt der Leser zu wissen wohin sich der gute Reverend entwickeln wird, doch der Charakter schlägt immer wieder Haken, taucht an unvorhergesehen Orten und in überraschenden Rollen auf. Und bleibt trotzdem überzeugend konsequent. Als autodidaktischer Tüftler, der ganz nebenbei über große physikalische Geheimnisse des Universums stolpert, erinnert er an eine menschenfreundlichere Version von naturwissenschaftlichen Verschwörungstheoretikern à la Dr. Axel Stoll, die nüchterne Formeln mit düsterer Esoterik verbinden. Der Unterschied ist, dass Jacobs in Kings durchgedrehtem Universum natürlich richtig liegt und in seinem Bastelkeller tatsächlich mal so eben alle Gesetze der Physik über den Haufen wirft. Nach dem dramatischen Unfall war ich mir eigentlich sicher, wie die Story weiter gehen muss und wer hier ''revived'' werden soll, aber die Geschichte schlägt eine andere Richtung ein. Jacobs letzte Predigt ist dann ein großartiger Höhepunkt dieses ersten Kapitels und könnte für sich schon das Ende einer netten kleinen Kurzgeschichte sein - aber King hat weitere Pläne für den Reverend.
 
Seine nächsten Inkarnationen als Jahrmarkt-Blitzkünstler und millionenschwerer Fernseh-Guru sind logische Fortsetzungen dieser genialen Ausgangslage. Jacobs hat alle Brücken zum bürgerlichen Leben abgebrochen und stürzt sich ganz in seine Arbeit. Dabei bleibt King immer gerade realistisch genug um mich - als elektrotechnischen Laien - bei der Stange zu halten. Besonders der ironische Kniff, dass der Wunderprediger Jacobs seine Bühne nutzt, um religiösen Fundamentalisten unter der Hand mit kalter, harter Wissenschaft zu heilen, gelingt perfekt. Eine witzige Umkehrung des ur-amerikanischen Schlangenöl-Händlers, der seinen esoterischen Humbug unter dem Deckmantel von wissenschaftlichen Fachbegriffen unters Volk bringt. Erst wenn King den Reverend gegen Ende ganz in die Rolle des gewissenlosen Superschurken drängt bricht der Charakter ein Stück weit. Waren es vorher nur vergleichsweise kleine Probleme mit Jacobs Motiven und Methoden - zum Beispiel die Frage, warum er sich darauf versteift die Menschen einzeln zu behandeln, statt seine fabelhafte freie Energiequelle zu Geld und der Menschheit zugänglich zu machen - ist diese Version jetzt so weit von dem kinderfreundlichen Sandburgenbauer vom Anfang entfernt, dass sie für mich nicht mehr wirklich funktioniert. Der geniale, vielschichtige Charakter wird hier auf den letzten Metern in eine Ecke geschoben, in die er nicht gehört. Immerhin hat er eine Statistik parat, die beweist, dass er trotz aller Nebenwirkungen einem ganzen Haufen Menschen geholfen hat. Heilung ohne Restrisiko gibt es eben nicht.
 
Während Jacobs eine Wandlung nach der anderen durchlebt, mäandert unsere Hauptfigur ein bisschen ziellos durch die Jahrzehnte. Jamies - zumindest für Musikerverhältnisse - wohl recht typisches, mäßig erfolgreiches Leben kann stellenweise ein bisschen langatmig werden, schafft es aber diese wahnsinnige Geschichte um den wandernden Prediger der Kirche der Geheimen Elektrizität zu erden. Außerdem kann uns King so verhältnismäßig früh mit den anfangs noch halbwegs realistischen Spätfolgen von Jacobs Elektro-Therapie bekannt machen. Leider steht dieser mühsam aufgebaute Realismus ziemlich im Weg, sobald die Story ihren Schlenker in Richtung Monsterhorror nimmt und namenlose Schrecken in die Welt einbrechen. Aus nachvollziehbaren Nebeneffekten einer elektrischen Gehirnbehandlung wie gelegentlichen Gedächtnislücken, Zwangshandlungen und Wahrnehmungsstörungen, werden Killerameisen und das bizarre Mutter-Ungeheuer. Spätestens hier schlägt der Zeiger von netter charaktergetriebener ''Science Fiction'' zu trashiger ''Science Fantasy'' und King darf mal wieder seinen technik-feidlichen Zeigefinger erheben: "Das passiert eben, wenn sich Menschen in wissenschaftliche Bereiche einmischen, die sie nichts angehen."
 
Dass der Meister sich für sein großes Finale großzügig bei Lovecraft bedient ist dabei nicht das Problem. Im Gegenteil - als Fan von beiden Schriftstellern war ich gespannt, welche Elemente King sich hier abschauen würde. Leider hat er sich für die falschen entschieden. Lovecraft funktioniert für mich immer am besten als Meister der Andeutungen. Wenn er Expeditionen in außerirdische Städte oder Mathe-Studenten in andere Dimensionen schickt, aber gerade noch genug offen lässt, dass der Leser seine eigenen Schlüsse ziehen kann, finde ich das um einiges spannender als den Kampf gegen ein beliebiges Monster der Woche. Hier borgt sich King vor allem den Stil seines Horror-Kollegen und versetzt seine finale Schreckensvision unmotiviert in eine der Lovecraft-typischen zyklopischen Ruinenstädte. Dann begeht er auch noch den alten Fehler, sein unmissverständlich an die Großen Alten angelehntes Mega-Monster Mutter zu besiegbar zu machen. Lovecraft selbst stolperte in diese Falle, wenn er seine Vorzeigegottheit in ''Call of Cthulhu'' mit einem Schiff rammt und Schachmatt setzt. Echter kosmischer Horror kann nur funktionieren, wenn die Menschen wirklich keine Chance gegen die außerirdischen Mächte haben.
 
Daneben habe ich noch ein tiefergehendes Problem mit dem Ende und Kings Entscheidung, uns einen Blick ins Jenseits seiner Figuren werfen zulassen. Leben und Tod sind derart wichtige Konstanten in nahezu allen Geschichten, dass ich immer ein Problem mit leichtfertigen Antworten auf diese großen Fragen habe. Hier wird das eng verwobene Netz des King-Universums zum Problem: ''Revival'' steckt wieder mal randvoll mit Verweisen und Anspielungen auf andere Werke. Die Welt der Mutter wirkt abgekapselt genug von Jamies Realität um eine kosmische Konstante jenseits des Multiversums zu bilden. Da drängt sich die Frage auf, ob Mutter auch auf andere Tote aus dem King-Kosmos wartet. So manche tragische Sterbeszene bekommt einen bitteren Beigeschmack mit der Vorstellung, dass der Verstorbene sich jetzt in Mutters Ameisen-Reigen einreiht.
 
Fazit: Ein nett ausgetüfteltes ''Science Fiction''-Konzept um einen genial wandelbaren Charakter, das zu schade ist für das überbordende Monster-Fantasy-Finale.
 
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