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Revival: Rezension

8 Byte hinzugefügt, 14:07, 26. Nov. 2015
keine Bearbeitungszusammenfassung
Zwei nachvollziehbare Helden, Elemente aus der Horrorliteratur, die schon lange vergessen ist. Wo ist da die Grausamkeit? In unseren Köpfen vor allen Dingen. King baut hier nicht nur einen normalen Spannungsbogen auf. Vor allem ab dem Überwinden von Jamie Mortons Tiefpunkt streut er erst leicht, aber dann mit zunehmend höherer Intensität Elemente ein, die einen stutzig werden lassen, die einen zweifeln lassen, dass Jacobs' Experimente und Jacobs' Apparate wirklich so ungefährlich sind, wie der freundliche Ex-Geistliche es uns weiß machen will. Dazu kommt für mich ganz eigener Grusel, als King sehr lebhaft den öffentlichen Auftritt des geistlichen Wunderheilers beschreibt. Wie er erzählt, wie viel Geld ein Scharlatan mit seinen Taten von den Kranken und Bedürftigen einnimmt. Etwas, was Gang und gebe ist und für mich an Grausamkeit kaum zu überbieten ist. Aber das alles dürfte King noch keine Alpträume verursacht haben. Höchstens die Ideenfindung, was auf Jacobs und Morton am Ende warten könnte. Das Finale - Lovecraft wäre stolz - ist auch der Höhepunkt des Grauens. Natürlich. In meinen Augen funktioniert es großartig und ja, es ist grausam. Allerdings nur, wenn man sich auf die vorhergehenden Teile der Geschichte auch einlassen konnte. Es braucht einen Schuss der eigenen Phantasie um das zu begreifen, was King uns vorstellt, aber überwindet man diese Hürde fühlt es sich verdammt gut an.
Kein Licht ohne Schatten. Nicht alles war perfekt. Die Geschichte wirkt an einigen Geschichten unnötig in die Länge gezogen, während manche Situationen einfach so eingestreut werden. Ein Beispiel? King beschreibt, wie Jamies Vater und sein Bruder einen Rennwagen in der Garage zusammensetzen. Dieser - mit der [[19 / 99|19]] beschriftet - hat in meinen Augen keinerlei Bewandnis für die Handlung. Schlimmer noch, er wird in der ersten Kurve seines ersten Rennens zu Schrott gefahren. Jahrzehnte später sprechen Jamie und Terry erneut über den Wagen, aber auch hier gibt es in meinen Augen keine Symbolik für Jamies oder Terries Situation. Warum also Platz eines nicht gerade episch langen Romans verschwenden, während mit Astrid Soderberg ein Charakter auf erklärliche Art und Weise aus der Handlung kommt nur um es sich scheinbar anders zu überlegen. Überhaupt ist das Druckmittel Jacobs' zur Vorbereitung des Finales in meinen Augen nur schwer nachvollziehbar. Man muss es wohl King zu Gute halten, dass Tabitha wahrscheinlich seine erste und einzige große Liebe war. Die Anzahl derer, die ihr Leben für die Jugendliebe aufs Spiel setzen, dürfte sich aber in Grenzen halten. Oder es ist meine unromantische Ader, die hier durchschlägt.
Mein Fazit fällt allerdings durchweg positiv aus. Es ist eine klasse Geschichte, vor allem aber nicht nur für Fans der klassischen Horrorliteratur. ''Revival'' präsentiert den Umgang mit Leid und Verlust auf faszinierende Art und Weise. Nicht aber, ohne das zu vergessen, was wir erwarten durften: Das Grauen, dass einen noch dann bewegt, wenn das Buch zugeklappt wurde.