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Danse Macabre: Inhaltsangabe (Teil I)

412 Byte hinzugefügt, 10:39, 22. Apr. 2016
Was Angst macht: Ein Vorwort zur Ausgabe von 2010
{{cquote|Wenn ein Horrorfilm funktionieren soll, muss etwas darin sein, das über das Verspritzen von Blut hinausgeht. Sei es durch Zufall oder weil sie Genies sind, gelingt es manchen Filmemachern, dieses Etwas zu erhaschen; sie tasten sich in unser Unterbewusstsein vor und finden Dinge, die so schrecklich sind, dass wir ihnen nicht einmal einen Namen geben können und erlauben es uns, ihnen gegenüberzutreten. Aber nur indirekt; wenige von uns sind in der Lage, dem Monster geradewegs in die Augen zu blicken.}}
:King mag die von ''Blair Witch'' inspirierten "Doku-Horrorfilme" wie ''Cloverfield'' oder auch ''District 9'', den er als "perfekten Geniestreich" bezeichnet. Nun aber kommt King auf sein Lieblingsgenre innerhalb des Horrors zu sprechen, die [[Zombie]]s. Besonders lobt er das Remake von [[George A. Romero]]s ''[[Dawn of the Dead]]'' und die Parodie ''Shaun of the Dead''. Bei seiner Analyse von ''Dawn'' bezeichnet King dessen Anfang als "eine der besten Eröffnungssequenzen eines Horrorfilms, die je gefilmt wurden" und sieht deutliche Parallelen zwischen diesen Monstern und Amerikas Angst vor Terroristen.
:Am Ende des Vorworts listet King noch eine Reihe gelungener Filme, zu denen er allerdings nur eine kurze Erläuterung anbietet; darunter befinden sich mit ''[[Zimmer 1408]]'' und ''[[The MistDer Nebel (Film)|Der Nebel]]'' auch zwei Verfilmungen seiner Werke. Er schließt mit den Worten:
{{cquote|Nicht jeder von uns hat dieselben Angst-Rezeptoren. [...] Kino-Horror ist eine mächtige Kunstform, und unter der Oberfläche verbirgt sich viel mehr, als man auf den ersten Blick sieht. Darin begründet sich ihr vielfältiges, dunkles Vergnügen. <ref>Originalzitat: "None of us have quite the same fear receptors. (...) Cinematic horror is a potent art form, and there's a lot more going on under the surface than immediately meets the eye. Therein lies [sic!] its many dark pleasures." (Seite xxxi)</ref>}}
==Hauptteil==
===I) Der 4. Oktober 1957 und eine Einladung zum Tanz===
:Während einer Filmaufführung [[1957]] erlebt King einen Schock, der ihn - wie viele Amerikaner - prägen wird, als der Manager des Kinos den Film unterbricht, um seinem Publikum mitzuteilen, dass die Russen soeben einen Satelliten ins All geschossen haben. Der Sputnikschock, der den Amerikanern ihre Verwundbarkeit vor Augen hielt und sie aus ihrem Glauben riss, bei allem die Besten zu sein, ist für King ein exzellentes Beispiel dafür, dass schreckliche Momente ewig in Erinnerung bleiben - ebenso wie jeder, der damals ein gewisses Alter hatte, sich daran erinnern kann, wo er war, als er vom Tod [[John F. Kennedy]]s hörte.<ref>In seinem Buch ''[[Wer fürchtet sich vor Stephen King]]'' ist Autor [[Uwe Anton]] der Ansicht, diese Episode sei fiktiv, da King anderswo behauptete, beim ''Friseur'' vom Sputnikschock erfahren zu haben. Anton meint augenzwinkernd: "Aber ein Kinobesuch liest sich - gerade bei diesem Autor - natürlich viel schöner" (Seite 20).</ref>
:Das Horrorgenre hilft uns beim Bewältigen unserer eigenen inneren Dämonen, denn - so King - "im wirklichen Leben ist Horror eine Empfindung, mit der man ganz alleine zurechtkommen muss". Und erfundener Horror ist für dieses Katharsis noch besser geeignet, da wir erst lernen müssen, diese zu bewältigen, bevor wir uns den eigenen Ängsten stellen können. Doch macht King auch eins unmissverständlich klar: "Das soll nicht heißen, dass das Schreiben auf der Grundlage seiner Nützlichkeit gerechtfertigt werden sollte; es ist ausreichend, den Leser zu erfreuen, nicht?"
:Für King ist der Umgang mit dem Horror ein makabrer Tanz, der vor allem dann erfolgreich ist, wenn er bis zu unseren Urängsten vordringt, Türen aufstößt, die wir verschlossen halten und von deren Existenz wir vielleicht nicht einmal etwas wussten. Zu diesem Tanz will King uns mit diesem Buch einladen.
===III) Geschichten vom Tarot===
:Mit Tarot meint King hier drei Archetypen, drei Tarotkarten, die das Genre wie keine anderen dominieren. Diese drei Tarotkarten sind Der Andere, Der Vampir und Der Werwolf. Repräsentiert werden diese Archetypen von den drei Stützen der Horrorliteratur, die King hier jeweils ausführlich bespricht.
::'''[[Mary Shelley]],''' ''[[Frankenstein]]'':Warum ist diese von einer [[19 / 99|19]]-Jährigen geschriebene Geschichte, die laut King viele absurde Momente aufweist und insgesamt zu den eher selten gelesenen Horror-Erzählungen gehört, bis heute im kulturellen Gedächtnis geblieben? Jeder kennt den Namen Frankenstein, wenn auch wenige wissen, dass es der Name des ''Schöpfers'', nicht der ''Kreatur'' ist, wenn auch wenige wissen, dass ''Frankenstein'' eine fast philosophische Abhandlung ist, in der das (vorzügliches Englisch sprechende) "Monster" um Akzeptanz in der Gesellschaft ringt. Warum ist dem so?
:King führt es zum einen auf den Erfolg der ungezählten Film-Adaptionen zurück (welche die Originalversion völlig verzerren), zum anderen aber auch auf die im Buch im Mittelpunkt stehende Furcht davor, das Monster zu sein, die in manchen Verfilmungen noch durchaus mitschwingt. Dies ist die erste Tarotkarte: Der Andere - die Angst vor ihm, aber auch die Angst, zu ihm zu werden oder er zu sein.
::'''[[Bram Stoker]],''' ''[[Dracula]]''
:In der Horrorliteratur lassen sich zwei grundsätzliche Themen unterscheiden: Das Grauen, das auf einen fehlgeleiteten freien Willen zurückzuführen ist (Victor Frankenstein schaufelt sich im Grunde sein eigenes Grab) und der Schrecken, der von außen kommt. Bram Stoker war einer der Ersten, die es wagten, diesen Schrecken von außen in der Figur des transsylvanischen Vampirs zu personifizieren.
:Dies birgt für die Zuschauer oder Leser einen (meist natürlich nur unterbewusst wahrgenommenen) Vorteil: Das Grauen kann mehr "genossen" werden, da niemand an dem Unheil schuld ist; nicht das Böse im Menschen wird angeprangert, sondern das Böse an sich. Zusammen mit den deutlich sexuellen Untertönen des Vampirromans macht dies einen Löwenanteil am Erfolg des Klassikers aus. Besonders jüngere, sexuell noch unerfahrene Menschen oder Menschen mit Problemen im sexuellen Bereich erleben hier, dass Sex in der Tat gefährlich sein kann und sehen sich in ihren Ängsten bestätigt. Es ist eine andere Art von Sex, denn der Vampir nimmt Körperflüssigkeit, statt sie zu geben. King scheint über das heutige Phänomen der ''Twilight''-Saga zu schreiben, wenn er meint:
{{cquote|Diese infantile, zurückhaltende Haltung dem Sex gegenüber mag einer der Gründe dafür sein, weshalb der Vampir-Mythos besonders bei Heranwachsenden immer so populär gewesen ist, die noch versuchen, mit ihrer eigenen Sexualität zurechtzukommen. Der Vampir scheint eine Abkürzung durch sämtliche Stammesmoralvorstellungen bezüglich der Sexualität gefunden zu haben ..., und er lebt [noch dazu]<ref>Hier liegt im Deutschen eine Fehlübersetzung von "to boot" mit "um davon zu profitieren" vor, die hier korrigiert wurde.</ref> ewig.}}
::'''[[Robert L. Stevenson]],''' ''Dr. Jekyll und Mr. Hyde'':Natürlich geht es in der kurzen Erzählung nicht um einen eigentlichen Werwolf - dennoch verwandelt der angesehene Arzt Dr. Jekyll sich, um den einschränkenden Gepflogenheiten der englischen Gesellschaft zu entkommen, in den unmoralischen Mr. Hyde, der seine innersten Triebe ausleben kann. Es wird hier, noch einige Zeit vor Siegmund Freud, der Kampf Über-Ich gegen Es beschrieben, der sich in sehr vielen kommenden Werken immer wieder neu entdecken wird. Als Paradebeispiel zitiert King [[Robert Blochs Bloch]]s ''Psycho'' und die gelungene Adaption durch Hitchcock, denn der Motel-Besitzer Norman Bates ist ein Werwolf der Neuzeit.
:King versäumt es an dieser Stelle nicht, den Lesern ans Herz zu legen, diese drei Romane auch tatsächlich zu lesen - und nicht nur, um eine Kulturlücke zu schließen, sondern des Spaßes halber, den alle drei Bücher mit sich bringen; King ist überzeugt, dass bei aller Analyse die grundsätzliche Güte der Werke der Kern für ihr langes Leben ist. Letztlich weist er noch auf etwas hin, was alle drei Geschichten gemeinsam haben und was man nicht übersehen sollte: Sie alle behandeln den Einbruch des Horrors in das alltägliche Leben.
 
===IV) Eine ärgerliche autobiographische Unterbrechung===
:Eine der häufigsten - und aus Sicht des Autors nervigsten - Fragen, die ihm immer wieder gestellt werden, ist die, warum er gerade Horror schreibt; er verweist auf das Vorwort zu ''[[Nachtschicht]]'', wo er dieser Frage ausführlich nachgeht. Hier gibt er als Antwort die Gegenfrage, warum man diese Frage nicht auch Schriftstellern anderer Genres stellt - Horrorautoren ''müssen'' wohl einfach anders sein. Als King einmal auf einer Versammlung die Geschichte erzählte, wie er als Vierjähriger offenbar Zeuge eines schrecklichen Unfalls wurde, als ein Junge von einem Zug überfahren wurde (er selbst kann sich daran nicht erinnern, doch erzählte [[Ruth King|seine Mutter]] ihm davon), war er amüsiert von der Reaktion des Publikums:
:Kings erste echte Begegnung mit dem Tod war die mit einer toten Katze am Straßenrand, deren Zerfall er mit kindlicher Distanziertheit zusammen mit ein paar Freunden über Wochen hinweg begutachtete und besprach. Der Horrorfilm macht uns alle wieder zu Kindern; wir können uns mit seiner Hilfe mit dem Tabuthema Tod auseinandersetzen, ohne dass von uns als Zuschauern tiefgehende Diskussionen des Themas erwartet werden. Wir beweisen, dass wir uns dem Tod - und sei er auch fiktiv - stellen können ... und lachen ihm ins Gesicht, weil wir dem so dargebotenen Horror sogar Spaß abgewinnen.
<references/>
::(zu [[Danse Macabre: Inhaltsangabe (Teil II)|Teil II der Inhaltsangabe]])
[[Kategorie:Sachbuch]][[Kategorie:Inhaltsangabe]][[Kategorie:Danse Macabre]]