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Wind: Rezension

Aus KingWiki
Version vom 9. August 2013, 08:52 Uhr von Croaton (Diskussion | Beiträge) (bitte Formate und Reihenfolge beachten)


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Croaton (1 / 5)

Ich begegnete Stephen Kings Idee, an den eigentlich abgeschlossenen Dunklen-Turm-Zyklus nach Jahren noch einen achten Band anzuhängen, von Anfang an skeptisch, erst recht, als ich erfuhr, dass Wind eine Brücke schlagen sollte zwischen Band 4 (Glas) und Band 5 (Wolfsmond). Bedeutete das im Prinzip nicht, dass King eigentlich gar nichts Wichtiges zu seiner Saga hinzuzufügen hatte? War Band 4 selbst nicht schon eine völlig unnötige Brücke zwischen Band 3 und 5?

Meine Bedenken erwiesen sich leider als berechtigt: King hätte sich dieses Buch in der Tat komplett schenken können. Die Geschichten in der Geschichte (ein Stilmittel, das King allmählich abnützt) sind langatmig, die Rahmenhandlung, die als einzige chronologisch zwischen Band 4 und 5 spielt, stagniert völlig. Noch dazu ist das Buch im Original ungemein schwer zu lesen, sicherlich auch für einen englischen Muttersprachler, der sich mühsam durch einen von King erfundenen Akzent wühlen muss, der nur wenige Wendungen des bei Fans so beliebten Mittwelt-Jargons aufgreift. So dünn das Buch auch ist, selbst das hätte King locker um mindestens ein Drittel kürzen können, da er ausschweift und ausschweift, abdriftet und in großen Bögen banale Nebensächlichkeiten erzählt.

Den Gnadenpunkt gebe ich auf die Verknüpfungen zu Desperation und Regulator, sowie die spannende Darstellung der Untaten des Fellmannes; doch selten habe ich mich so durch ein King-Buch gequält. Zur deutschen Übersetzung kann ich nichts sagen, doch stimmen mich allein der Titel und die Tatsache, dass "skinman" (Hautmann) mit "Fellmann" übersetzt wurde schon skeptisch ...

Fazit: Komplett überflüssige Nachgeburt einer längst abgeschlossenen Saga. Wäre sie ursprünglich tatsächlich gleich nach dem missratenen Band 4 erschienen, hätte ich die Reihe frustriert aufgegeben und den Bänden V bis VII wohl niemals eine Chance gegeben.


Mr. Dodd (2 / 5)

Sehr skeptisch, aber etwas neugierig war ich gewesen, als ich hörte, dass es noch einen Teil der Dunklen-Turm-Zyklus geben sollte. Vielleicht würde er einige der offenen Dinge klären, wie das Schicksal von Rhea vom Cöos oder was es denn nun mit Bango Skank auf sich hat. Leider kommt nichts davon vor und somit ist der Roman zum größten Teil eine Enttäuschung, da er wirklich nicht notwendig war.

Zunächst einmal bestand meiner Meinung nach keine Notwendigkeit Band 4 und 5 zu verknüpfen. Glas endet genau so, dass in Wolfsmond eine völlig neue Geschichte anfangen kann. Ich habe da nie eine Lücke feststellen können. Somit kann ich der sehr kurzen Rahmenhandlung mit dem Ka-Tet nur 2 Sterne geben, da zum einen überhaupt nichts Wichtiges für die weitere Handlung passiert. Lediglich der Fakt mit dem Stoßwind und das nur Bumbler diesen vorausahnen können war interessant und rückte besonders Oy in den Vordergrund.

Der Fellmann Geschichte würde ich sogar nur einen Punkt geben. Es kommt keinerlei Spannung auf, auch nicht als die Taten des Fellmanns in aller Grauslichkeit geschildert werden. Von King ist man das eh gewohnt. Noch dazu wirkt das Verhalten von Roland und Jamie so wirr, dass ich einfach weitergelesen habe, bis sich am Ende alles aufklärt. Noch dazu wird die Chance verpasst hier eine kurze Kriminalgeschichte einzubauen, sodass man rätseln könnte wer der Fellmann ist. Da aber erst drei Seiten vor seiner Enthüllung der Name bekannt wird, ist auch diese Chance vergeben. Zurück bleibt eine ärgerlich unnütze gehobene Rahmenhandlung ohne Spannung und wirrer Handlung. Überhaupt kein Vergleich zu der überragenden Geschiche in Hambry.

Was den Roman vor einer schlechteren Wertung bewahrt hat und micht fast dazu gebracht hat drei Punkte zu geben, ist der Teil mit dem Märchen. Eine sehr interessante Erzählung mit vielen tollen, märchenhaften Elementen. Hier stimmt fast alles, besonders weil man hier auch mehr erfährt über die eigentümliche Natur von Mittwelt, was mich besonders fasziniert hat. Ich geben dennoch nur vier Punkte, denn einige Märchen-Klischees waren dann doch zu offensichtlich und eher nervig. Der böse Stiefvater (statt der typischen Stiefmutter), der böse und der gute Zauberer und eben der arme Junge aus ärmlichen Verhältnissen, der am Ende zu einer Art Prinzen (Revolvermann) wird (somit praktisch die Antithese zu der armen Magd, die am Ende eines Märchens zur Prinzessin wird).

Insgesamt also nur zwei Punkte für einen Roman, der nicht nötig war. Die Rahmenhandlung mit dem Ka-Tet ist entbehrlich, genauso die Fellmann-Geschichte. Lediglich das Märchen wäre er in einer Kurzgeschichtensammlung gut aufgehoben gewesen und dabei hätte es King auch bewenden lassen sollen.

Cel (4 / 5)

Doch, er war sehr unterhaltsam, der Ausflug zurück zu der Geschichte um Roland, Eddie, Susan, Jake und Oy. Dass dieser Roman nichts Neues oder Existenzielles erzählen wird, war mir klar. Trotzdem habe ich mich sehr gefreut, wieder etwas über den Dunklen Turm zu lesen. Notwendig? Sicherlich nicht und Leute, die mit dem Dunklen Turm anfangen, sollten sich diesen Roman bis zum Schluss aufheben. Denn bereits der vierte Teil (Glas) erzählt lediglich von Dingen aus Rolands Vergangenheit, Wind direkt im Anschluss? Das ist ein wenig zu viel Vergangenheit.

Der Roman fesselt, unterhält. Er ist nett zu lesen. Dabei ist die Geschichte über Tim die weitaus interessantere. Der Fellmann-Fall ist recht knapp gehalten, aber ist auch durchaus spannend. Die Beziehung von Roland zu seiner Mutter wird ein wenig beleuchtet, was mir gut gefallen hat.

Man muss diesen Roman nicht gelesen haben. Aber wenn man es tut, bekommt man eine nette, kleine Geschichte aus Rolands Vergangenheit. Nicht mehr, nicht weniger.

Tussauds (3 / 5)

Stephen King traut sich erneut an den Dunklen Turm. Nach Jahren, in denen der Revolvermann mit der Wiederaufnahme beschäftigt sein soll, wird er mal wieder in Buchform gepresst. Ein Aufschrei war die Folge. Wie man nur könne und wie Stephen King das hinkriegen wolle.

Nun ja, es wird als Übergang verkauft. Als Übergang zu vor 1999 und nach 1999. Ich bin der Meinung, dieser Übergang wäre nützlich gewesen. Denn eigentlich hat sich das Ka-Tet schon in Glas nicht vorwärts bewegt. Erst in Wolfsmond sind sie plötzlich von einer Gegend in der Nähe einer Schwachstelle in einem Spaghetti-Westernland gelandet. Wie sind sie dort hingekommen? Wie lange soll das gedauert haben? Und was passierte mit Roland nachdem er seine Mutter erschoss und bevor er in der Mohainewüste Brown begegnet? Es hätte ein großartiger Roman werden können.

Doch zwei entscheidende Sachen kamen dazwischen. Marvel mit ihrer Gelddruckereiidee und das Alter Stephen Kings. Das Ergebnis: Eine Geschichte voller Geschichten. Ganz so, wie sie mein Großvater gerne erzählte. Eine vergleichsweise kurze Erzählung über einen Revolvermann, der verzeiht ohne zu verstehen, Jungen tröstet, die nichtmal drei Jahre jünger sind wie er und dabei in seiner eigenen Laufbahn als Revolvermann ständig Billy-Bumbler vergisst und unterschätzt.

King gibt sich Mühe. Er streut in der ganzen Geschichte liebevoll Hinweise auf die vergangenen Romane und die kommenden ein. Jeder Leser, der den Roman zwischen Glas und Wolfsmond liest kann der Handlung leicht folgen. Leser, die Wind unabhängig des Zyklusses lesen dürften noch innerhalb des ersten Kapitels aufgeben. Zurecht, denn das liebevolle Streuen ist für Nicht-Turm-Leser vielleicht zu übertrieben. Der direkte Hinweis auf Susannahs Schwangerschaft beispielsweise, oder die Richtungs- und Balkenangaben.

Als der Stoßwind das Ka-Tet trifft, ahnt man auch warum. King muss wieder das Ka-Tet verlassen und den jungen Revolvermann vorsprechen lassen. Es bleibt einfach kein Platz dafür, subtiler vorzugehen. Und in Debaria ein ähnliches Spiel. Ganz so, als müsse Roland die Stoßwindgeschichte herauspressen, wird der junge Zeuge Bill Streeter noch auf dem Weg von Tatort zum schützenden Gefängnis von ihm hypnotisiert. Um dann den Sturm der Alkaliwüste über Rancher- und Farmerland brausen zu lassen. Bei dem zwar die Wände des Steinhauses wackeln, sonst aber nichtmal den Saloons schadet, dessen Betrieb einfach weiterzugehen scheint.

King läuft zu Hochform auf, als er sich auf die nächste Erzählebene schwingt. Das Märchen des tapferen Tims. Der sich entweder aus Mut oder einfach nur aus kindlicher Blödheit verschiedenen Abenteuern entgegenwirft. Ein Hohes Lied auf die Waffenlobby, denn Tim wird erst dann richtig mutig als er die Axt und Revolver in den Händen hält. Dieses Märchen kann in Mittwelt so passiert sein oder nicht. Roland gibt mir keinen Hinweis darauf. Und allein auf die Erwähnung Walters mag ich mich nicht mehr so gern verlassen.

Auf dem Weg zurück wirkt alles wie bei Inception. Beide Abenteuer auf den niedrigeren Erzählebenen sind schnell abgehandelt. Der Mörder in Debaria getötet, der Mutter durch ihren Abschiedsbrief verziehen und die Reise den Callas angetreten.

Und die Verbindung zwischen Glas und Wolfsmond? Nun ja. Die Geschichte bekommt von mir 3 von 5 weil es doch einigermaßen funktioniert. Ich bin Turmkenner und erkenne zusätzlich, dass Bix die Bande nicht nur über einen Fluss bringt, sondern wie Charon in der griechischen Mythologie das Ka-Tet vom lebenden Innerwelt zum toten Endwelt über den Styx ... verzeihung, über den Whye setzt. Doch wie es der Fährmann schafft bis nach Lud zu kommen um sich ein paar Sachen der Großen Alten zu schnappen (Mit einem Schild am Fluss, dass er in fünf Jahren wieder da ist?), oder wieso er zwar Andy kennt, aber nicht das Schicksal der Callas, die ja direkt am Whye liegen? Robin Furth hätte Stephen King vielleicht die eine oder andere weitere Notiz machen sollen.

Cujo (5/5)

Das ist mir noch nie passiert, nicht mal nach "The Body" (bei der Verfilmung, "Stand by me", da sah es anders aus ...): Dass ich nach dem Lesen einer King'schen Story gerührt, berührt war. Allerdings: Ich war es weniger am Ende des Buches (dass die seltsame Nonnengemeinschaft den Waisen aufnehmen, dass Roland in den Besitz des Textes seiner Mutter kommt, das war auch ein Art Happy-End, wollte uns aber wohl auch mit dem hässlichsten Opfer des Gunslingers, dem seiner eigenen Mutter, versöhnen), nein, ich war es am Ende des Märchens. Und die ganze Fellmann-Geschichte war mir daneben fast unwichtig, zumal da wieder viel Blut fliessen musste.

Die Geschichte in der Geschichte in der Geschichte - nun hat es der Meister doch zu weit getrieben, haben wohl manche gedacht. Aber das ist ein ganz subtiles literarisches Vorgehen, das uns da plötzlich begegnet. Gespielt wird mit Assoziationen zum Obertitel "Wind" (ausnahmsweise ist der deutsche Titel nicht ganz so doof): Der Stosswind erinnert an den salzigen Wüstensturm, und im salzigen Wüstensturm erzählt ein langer Schlacks am Ende seiner Pubertät einem kleinen verängstigten Jungen ein Märchen, das von einem kleinen verängstigten Jungen handelt, der dem Stosswind begegnet und entkommt. Und gleichzeitig erzählt der zum düsteren Western-Macho-Helden herangereifte Schlacks dieselbe Geschichte einem nächsten Jungen, dem, dem es bestimmt ist, in allen möglichen Welten zu sterben. Und das Märchen führt uns endlich ins Innerste dieser seltsamen DT-Welt, denn wir wollten doch schon lange wissen, wie es denn den einfachen Menschen ging, die nicht in Gilead oder in Neu-Kanaan lebten.

Die Moral des Märchens ist unbekümmert frech-optimistisch (endlich überwindet sich der Meister, der uns in Werken wie "Desperation", "Regulators", "Cell" und "Duma Key" durch Infernos ungeahnter Dimension schleppte, und dem wir verzweifelt folgten): Jede/r ist seines Glückes Schmied. Und wenn er auch ein kleiner Junge ist, wenn sich auch Zauber- und Menschenmächte gegen ihn verschworen haben. Natürlich ist es das "Parsifal"-Motiv aus dem Urwissen der Menschheit, dass Tim immer tiefer in den dunklen Wald ziehen und in seinem Herzen dem verzauberten Zauberer begegnen lässt. "Durch Mitleid wissend - der reine Tor", so steht Tim dem Tyger gegenüber. Kalt läuft es dem Leser über den Rücken hinab, wie er bei einem Meister der sogenannt "trivialen" Literatur dem Motiv begegnet. Und: In Tim findet sich Jake Chambers, in Jake Chambers findet sich der junge Roland. Aber anders als Parsifal war Roland des Mitleids nicht fähig.

Gerührt, berührt und hell begeistert. Danke!

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