Inhaltsangabe zu Guns

Stephen Kings Aufsatz Guns ist in sechs Kapitel und einen Epilog unterteilt. Da der Essay nicht auf Deutsch vorliegt, basieren die Kapitelüberschriften und die Übersetzungen im Text auf Laienübersetzungen.

I: The Shake (Der übliche Ablauf)

King demonstriert zynisch, wie üblicherweise die Berichterstattung eines Amoklaufs abläuft, angefangen mit der Einblendung Breaking News (Neueste Nachricht), über verwackelte Handybilder und erste Opfermeldungen, bis hin zu einem Ausschlachten der Hintergründe und Motive des Täters. Endlich wird das grausame Geschehen wieder von noch aktuelleren Nachrichten verdrängt, jede Diskussion über eine Verschärfung der Waffengesetze wieder unter den Teppich gekehrt.

II: Rage (Amok)

Der unter dem Pseudonym Richard Bachman veröffentlichte Roman Amok (orig.: Rage) handelt von einem Schüler namens Charlie Decker, der seine Schulklasse als Geiseln nimmt und zwei Lehrkräfte erschießt. Dieses Buch wurde im Besitz von mindestens vier Amokläufern gefunden, sodass King die Notbremse und den Roman aus dem Verkehr zog; er ist mittlerweile auch nicht mehr in der Omnibus-Ausgabe The Bachman Books enthalten. Ausdrücklich betont King, dass dies nicht bedeutet, dass er sich für das Buch entschuldige: Er fühlt sich keineswegs verantwortlich für die Taten dieser vier Einzeltäter und zeigt auf, dass alle vier bereits zuvor erhebliche psychische Probleme hatten. Noch immer steht er zu den zentralen Aussagen des Buchs, das in seinem Kern den alltäglichen Albtraum amerikanischer High Schools thematisiert, unter dem noch heute Tausende Schüler leiden (Stichwort: Außenseitertum, Mobbing etc.).

III: Drunks in a Barroom (Stammtischpolitiker)

King verurteilt die Starrköpfigkeit vieler Extremdenker in den USA, seien es Liberale oder Konservative und propagiert eine goldene Mitte. Momentan leide die US-Politik vor allem an diesen Extremen, die sich - die Fiskalpolitik diene als jüngstes Beispiel - einfach nicht annähern können. Er selbst sieht sich als Liberaler, will aber keinen Aufsatz schreiben, der bei Gleichgesinnten zu "Amen!"-Rufen führt und Konservative provoziert, ihn als naiv abzustempeln.
Feststeht: Der Widerruf des 2. "Amendments" der Verfassung, wo das Recht auf Waffen im Grundgesetz verankert ist, wäre keine Lösung, auch würde er selbst dem nicht zustimmen. Die Wurzel des Problems ist woanders zu suchen: Bei all den Waffen, die längst im Umlauf sind. Allein in Kalifornien wurden 2012 750.000 Gewehre und Handfeuerwaffen verkauft. Das ist auch in Newtown nicht anders, wo an der Sandy Hook Grundschule über 20 Kinder erschossen wurden - die unweit angesiedelte Waffenfirma "Colt Firearms" ist dort ein großer Arbeitgeber ...

IV: Culture of Violence (Kultur der Gewalt)

Immer wieder führt die NRA (National Rifle Association, die größte Waffenlobby der USA) die amerikanische Kultur der Gewalt an, um zu rechtfertigen, warum Waffen zur eigenen Verteidigung gebraucht würden. King bezeichnet dies wörtlich als "Bullshit" und führt die beliebtesten Bücher, Spiele und Filme des Jahres 2012 an, um eindrucksvoll zu zeigen, dass nur ein Bruchteil davon tatsächlich Waffengewalt darstellen - "Die Botschaft ist klar: Amerikaner haben sehr wenig Interesse an Unterhaltung, in deren Zentrum Waffen stehen."
Nur wenige wüssten, wie verheerend tatsächliche Schusswunden sind, beziehungsweise wie ein Tatort nach einem Amoklauf wirklich aussieht. Welch Aufschrei wäre durchs Land gegangen, hätte man Bilder des Inneren der Sandy Hook Schule gezeigt, wie die dort eintreffenden Beamten sie vorfanden? King zieht das Fazit: "Zu behaupten, Amerikas 'Kultur der Gewalt' sei verantwortlich für Amokläufe in Schulen ist etwa so sinnvoll wie wenn Vertreter der Tabakindustrie erklärten, die Umweltverschmutzung trage die Hauptverantwortung an Lungenkrebs."

V: From My Cold Dead Hands (Aus meinen kalten toten Händen)

Das für das Kapitel titelgebende berühmte Zitat von Charlton Heston (einst Vorsitzender der NRA) ist King ein Dorn im Auge. Dennoch seien NRA-Mitglieder keine Bösewichte, und King wehrt sich gegen eine solche Schwarzweißmalerei. Vielmehr seien Amerikaner "wandelnde Widersprüche", wie schon der US-Präsident Gerald Ford, über den man sagte, dass er einem hungernden Kind am Straßenrand sofort sein eigenes Lunchpaket gegeben hätte, nur um im Gegenzug gegen die finanzielle Unterstützung von Mittagessen an Schulen zu stimmen.
Amerikaner sind laut King überaus paranoid, da sie jederzeit mit einem Überfall in ihrem Zuhause rechnen und schon deswegen das Recht auf Waffenbesitz auch schwerer Waffen einfordern. King fragt: "Wie paranoid willst du sein? Wie viele Waffen brauchst du, um dich sicher zu fühlen? Wie wäre es mit einem guten Alarmsystem?" Und mit dem, so King, könnte man auch nicht versehentlich jemanden erschießen, wie es in Amerika ständig geschieht, etwa im Falle des Polizisten James Griffith, der seinen eigenen Sohn mit einem Einbrecher verwechselte und erschoss. Manche gehen sogar so weit, Totalitarismus um die Ecke lauern zu sehen, bereit zuzuschlagen, sobald der Privatmann keine Waffen mehr besitzt.
King will klarstellen, dass niemand beabsichtigt, den Amerikanern Jagdgewehre, Schrotflinten oder Revolver wegzunehmen; es geht um das Verbot von Sturmgewehren und schwerer Artillerie. Wäre eine Einschränkung auf Magazine mit maximal zehn Schuss so katastrophal für den Privatmann? "Wenn du es nicht schaffst, einen Einbrecher (oder deine Frau, die mitten in der Nacht auf der Suche nach einem Snack unterwegs zum Kühlschrank ist), mit zehn Schuss zu erledigen, solltest du dem Schießstand ein paar weitere Besuche abstatten."
Sämtliche bekannten Amokläufer waren bis an die Zähne schwer bewaffnet, und King wünschte, die Mitglieder der NRA wären dazu verpflichtet, an jenen Tatorten nach der Schießerei sauber zu machen. Auch Adam Lanza rückte der Sandy Hook Schule unter anderem mit einem Gewehr zu Leibe, das dreißig Schuss pro Minute abfeuern konnte - eine seiner Waffen wurde ihm übrigens aus seinen kalten toten Händen genommen.

VI: Keine Lösungen; vernünftige Maßnahmen

King ist realistisch genug, die Grenzen der Gesetzgebung zu kennen. Doch er appelliert an die Vernunft: Semi-automatische Waffen sind keine Sport- oder Jagdwaffen. Sie haben nur zwei Funktionen: "Zum einen sind sie dazu da, dass ihre Besitzer sie gelegentlich mit zum Schießstand nehmen, yeehaw schreien und sich am Schnellfeuer und am Brandgeruch an der Mündung aufgeilen können. Ihre andere Einsatzmöglichkeit - ihre einzige andere Einsatzmöglichkeit ist es, Menschen zu töten."
Voller Wut zitiert King eine Frau aus Kalifornien, die meinte: "Feuerwaffen sind nur Werkzeuge. Wie Löffel. Würde man Löffel verbieten, nur weil manche Leute damit zu viel essen?" King kommentiert dies so: "Lady, wir würden gerne sehen, wie Sie zwanzig Schulkinder mit einem Scheißlöffel umbringen."
Alles läuft auf drei Vorschläge hinaus, die umgesetzt werden könnten und an denen Präsident Obama gegen alle Widerstände hinweg auch arbeitet:
  • Umfassende und allgemeine Hintergrundchecks aller Personen, die Waffen erwerben wollen. Dies würde auch zu einer Verzögerung im Waffenerwerb führen, die in Anbetracht vieler spontaner Amokläufe manches Menschenleben retten könnte.
  • Beschränkung der Magazine auf maximal zehn Schuss. Die mutige Schulleiterin der Sandy Hook Schule könnte noch am Leben sein, hätte Adam Lanza nachladen müssen. So aber musste er nur draufhalten, als sie sich ihm in den Weg stellen wollte. Kings Meinung nach verdiente sie einen Orden vom Präsidenten persönlich: "Sie war zu mutig um zu sterben wie sie es tat."
  • Ein striktes Verbot von Sturmwaffen. Dazu aber ist die NRA wohl einfach zu mächtig. Und deren Mitglieder sind laut King wie Kinder, die einen Wutanfall haben und mit den Händen über den Ohren schreien: "Nein! Nein! Nein! Nein! La-la-la-la, ich kann dich nicht HÖREN, nicht HÖREN, nicht HÖREN!"
Als Beweis für die Effektivität von verschärften Waffengesetzen führt King Australien an, wo nach einem Amoklauf im Jahr 1996 rasch gehandelt wurde. Automatische Waffen wurden verboten, bereits sich im Umlauf befindliche Geschütze zurückgekauft, woraufhin 600.000 Waffen freiwillig zurückgegeben wurden. Fazit: Gewalt, die mit Feuerwaffen im Zusammenhang steht, ist um fast 60 Prozent zurückgegangen.
Doch in den USA muss die Waffenlobby dazu stehen - und King will ein Optimist bleiben und daran glauben, dass die Lobby einsieht, dass Schnellfeuerwaffen einfach nicht in den privaten Waffenbesitz gehören. King zog Amok nicht zurück, weil er es gesetzlich musste, sondern weil er es für das Richtige hielt; ebenso müssten die Verfechter von Waffen endlich Vernunft walten lassen. Sie müssten sagen: "Wir unterstützen diese Maßnahmen, nicht weil das Gesetz sie verlangt, sondern weil sie vernünftig sind."
Bis dahin wird es wieder Breaking News geben, verwackelte Videos, Leichenwägen. Denn so läuft es immer ab.

Epilog

Kurz nachdem King seinen Essay beendete, erschoss ein Teenager in New Mexico seine Eltern und seine drei Geschwister.
Etwa achtzig Menschen sterben in den USA täglich an Schussverletzungen.