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Finderlohn: Rezension

3.843 Byte hinzugefügt, 16:43, 27. Okt. 2015
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Wüsste ich nicht, dass das Werk von King unterschiedliche Qualität aufweist, würde ich geradezu glauben, dass er dieses Buch nicht selbst geschrieben hat. Das Nachwort enthält Danksagungen, aus denen klar wird, dass viele Personen professionell mitgeholfen haben. Ihre Beiträge finden sich auf jeder Seite, steht dort. Und es ist auch nur logisch, dass hinter einem millionenschweren Autor eine ganze Armada von professionellen Helfern steht. Damit er sich auf das konzentrieren kann, worin er ein Genie ist, das Schreiben. Aber wäre es nicht auch möglich, dass es diesmal umgekehrt gelaufen ist? Dass King vielleicht ein Gerüst geliefert hat, das dann von handwerklich begabten Autoren zu einem Roman ausgearbeitet wurde, natürlich immer unter seiner Aufsicht? Nein, ein Stephen King hat so etwas nicht nötig. Er hat in seinem Leben genug Geld verdient, warum sollte er seinen Namen aufs Spiel setzen? Und dennoch bleibt mir nach diesem Buch ein seltsamer Nachgeschmack.
==[[Benutzer:Tiberius|Tiberius]] (3 / 5)==
Es ist schwierig bei einem Roman von Stephen King objektiv zu bleiben. Dazu hat mich der Meister schon viel zu häufig mitgenommen. Nach [[Maine]], nach [[Colorado]], nach [[Mittwelt]] und nach [[New York City]]. Das führt dazu, dass er einen viel größeren Kredit hat, bis ich zu einem negativen Urteil komme. Das führt aber auch leider dazu, dass ich umso enttäuschter bin, wenn er diesen Kredit verspielt.
 
Und leider tut es King in diesem Roman. Lasse ich ihm in ''[[Mr. Mercedes]]'' noch die Umgereimtheiten, weil mir die Charaktere sympathisch vorkommen, wirkt der Zauber bei ''Finderlohn'' nicht mehr. [[Pete Saubers]] wirkt unglaubwürdig. Bill Hodges und seine Mitarbeiter und Freunde wirken blass und unwichtig, Morris Bellamys Wut und Zorn für mich nicht nachvollziehbar.
 
Besonders heftig merke ich meinen Unmut bei Pete Saubers. Kinder waren bisher immer Kings Stärke. ''[[Carrie]]'' und ''[[ES]]'' wirken deshalb solange nach, weil King es geschafft hatte, die jugendlichen Figuren für mich nachvollziehbar zu Helden zu machen. Bei Saubers versagt er allerdings weitestgehend. Er allein rettet seine Familie ohne größere Probleme? Ausgerechnet er, der das Geld findet, ist auch der zweite größte Fan eines sehr speziellen Autors diesseits des Missouri? Aus der gleichen Stadt wie sein 'Vorgänger'? Und natürlich wohnen er und seine Familie ausgerechnet in dem Haus, in dem Morris Bellamy sich nur allzu gut auskennt? Dass Bellamy seinem eigenen Schatz unbewusst näher ist, wie er befürchtet, wirkt eher wie der 20. Plottwist aus einem Thriller, der routiniert und nicht schockierend daher kommt. Zu viele Zufälle, zuwenig von der Magie, die King so gut beherrscht. Saubers wirkt für mich stellenweise wie ein perfekter Besserwisser, nur um dann in den passenden Momenten die Fassung und seine Cleverness zu verlieren, damit er von Bill Hodges doch noch gerettet werden muss.
 
Apropos Bill Hodges. Es ist schade, dass er erst so spät auftauchen darf, denn King nimmt sich an der Stelle - etwa in der Nähe der Hälfte des Buches - sehr viel Zeit um ihn in die Handlung zu bringen. Alles an bereits vorhandenem Momentum in der Handlung ging für mich an dieser Stelle verloren. Schlimmer noch ist die Frage, warum es Bill Hodges und seine beiden Assistenten überhaupt braucht? Wir wissen zu diesem Zeitpunkt bereits, auf welchen Konflikt die gesamte Handlung hinausläuft. Quasi hinauslaufen muss. Hodges ist an dieser Stelle eher störend, denn das Wenige, was ich an Sympathie für Pete entwickeln kann und der kleine Rest an nachvollziehbarem Zorn Bellamys geht verloren, während Hodges herauszufinden versucht, was wir von der Handlung schon wissen.
 
Warum gibt es dann nicht weniger wie 3 von 5 Punkten? Das liegt darin begründet, dass King auch in einem Genre, dass er scheinbar so gar nicht beherrscht, hervorragende Momente hat. Wenn er über Autoren und ihre Bücher schreibt, wenn er Ideen so realistisch zum Vorschein bringt, als hätte er sie live erlebt. Ich fühle mit seiner Furcht vor allzu enthusiastischen Fans mit. Fans, die denken, sie hätten selbst die Macht zu entscheiden, wie es mit Charakteren weiterzugehen habe. Fans, welche die Schwelle zwischen Künstler und Konsument überschreiten. Auf der anderen Seite durch Pete Saubers dann die Sorte Fans, die sich King scheinbar wünscht. Leser, welche die Kunst der Autoren positiv aufnehmen und sich mit ihnen auseinandersetzen.
 
Das wirkt genauso wie die Aussicht auf Besserung. Die Aussicht darauf, dass King das Metier des reinen Thrillers verlässt und sich zum Abschluss der Trilogie wieder dem widmet, was er im Schlaf zu beherrschen scheint. Während also der Epilog an anderer Stelle für eine Abwertung sorgt, ist es für mich Grund zur Vorfreude. Geschmäcker sind eben verschieden.
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