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Sleeping Beauties: Rezension

15 Byte hinzugefügt, 10:32, 25. Okt. 2018
Horaz Klotz (1 / 5)
Dabei steckt irgendwo zwischen der ganzen Geschlechterpolitik eine ganz spannende Grundidee. Das Motiv nicht einschlafen zu dürfen wird immer wieder in Grusel-Geschichten eingebaut, einfach weil jeder hier mitfühlen kann. Jeder hat schon mal gegen den Schlaf angekämpft und kennt das Gefühl, wenn die Augenlider langsam schwerer und schwerer werden. Das wird so geschickt mit dem bizarren Körperhorror der wuchernden Fäden verknüpft, dass es in einigen Momenten tatsächlich richtig schaurig wurde. Die Verwandlung der aus ihren Kokons befreiten Frauen in reißende Zombies ist zwar ein etwas billiger Kunstgriff, aber immerhin interessant genug beschrieben, um den Leser bei der Stange zu halten und ein paar frühe Schock-Höhepunkte zu setzten. Daneben funktioniert das Konzept recht gut um einen unbarmherzigen Countdown zu starten, in dem sich die wenigen verbleibenden Frauen mehr und mehr aufputschen müssen um bei Bewusstsein zu bleiben.
Der Nachteil bei so einem gnadenlosen Wettlauf gegen die Zeit ist natürlich, dass den einzelnen Figuren wenig Zeit bleibt um einen Charakter zu entwickeln. Sie werden einfach in diese absonderliche Situation hineingeworfen, müssen ein paar Tage in der zunehmend chaotischen weitgehend frauen-losen frauenlosen Welt überleben und danach ist alles ziemlich wie vorher. So blieb mir kaum eine der zahlreichen Charaktere wirklich im Gedächtnis, die meisten bleiben Abziehbilder, die passgenau eine Rolle erfüllen. Das trifft leider insbesondere auf die mysteriöse Evie Black zu. Besonders weil ich immer noch nicht dahinter gekommen bin wozu sie eigentlich gut ist. Wirkt sie erst wie eine etwas uninspirierte weibliche Flagg-Kopie, die alle Frauen für ein letztes Gefecht im Geschlechterkrieg um sich schart, wird sie im Verlauf der Geschichte immer unwichtiger. Brauchte es einfach noch irgendeinen düster-mysteriösen Charakter für das typische King-Feeling? Letztendlich wäre doch alles genau so gekommen wenn die dramatisch angekündigte "Schwarze Königin" nicht immer in mit von der Ecke gestanden Partie gewesen wäre. Die absurden Regeln der geheimnisvollen Frauen-Welt ("Wenn ihr durch den magischen Baum hinüberwechselt wachen überall auf der Welt die Frauen wieder auf. Aber ihr müsst einstimmig entscheiden. Und hier vergeht die Zeit auch anders.") hätte man auf jeden Fall auch anders vermitteln können.
Dass wir es hier mit einem Vater-Sohn-Gemeinschaftsprojekt zu tun haben, ist mir übrigens nicht besonders aufgefallen. Ich konnte weder auffällige Brüche im Erzählfluss noch irgendwelche absolut unerwarteten Kniffe ausmachen, die man von unserem King Senior nie erwartet hätte. Stattdessen fließt die Geschichte ganz nett vor sich hin und lässt sich - was das Erzähltempo angeht - ganz gut durchlesen. Vielleicht hätte es sich aber gelohnt, noch eine Frau ins Schreibkollektiv aufzunehmen. Nicht um irgendeine Quote zu erfüllen, sondern um sicherzustellen dass die Protagonistinnen echte, mehrdimensionale Menschen sind und nicht alle in der "Unschuldiges Opfer der Umstände und der Männer"-Schublade landen.
Fazit: Ein grundsätzlich interessantes Thema, das leider komplett in Klischees verloren geht. Eine magische Welt mit bizarren Regeln und Gesetzen, die einer ideologischen aber keiner inneren Logik folgen. Eine Schurkin, die nichts zu tun hat. Ein King-Buch, das man nicht lesen muss.
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