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Blockade Billy: Rezension

9.007 Byte hinzugefügt, 09:50, 6. Nov. 2018
Horaz Klotz (3 / 5)
{{Portal/Basar der bösen Träume}}
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==[[Benutzer:Croaton|Croaton]] (0 / 5)==
Ich glaube, dass selbst einige amerikanische Fans von Stephen King, die nicht grade Baseballfans sind, mit dieser Story so ihre Probleme gehabt haben.
 
==[[Benutzer:Andreas|Andreas]] (2 / 5)==
In meinen Augen ist Baseball bei Kings Geschichte ''Blockade Billy'' nicht das Problem. Im Gegenteil. Die beiden etwas detailierteren Spiele, die King in der Novelle beschreibt, geben der Geschichte dann doch noch zwei Punkte. Was King aber abseits des Baseballs abliefert wirkt unreif und vor allem unmotiviert.
 
King versetzt den Hauptteil der Geschichte in eine Baseballsaison der 50er Jahre. Das vereinfacht viele Dinge für ihn. Personenbezogene Dokumente gab es noch ohne Lichtbild, die Menschen vertrauten einander noch mehr, Fernsehausstrahlungen waren noch nicht USA-weit, Zeitungsbilder noch nicht so hochauflösend und überall verfügbar. Baseball war rauher als heute. Doch das allein kann leider nicht den Eindruck verhindern, dass King hier ordentlich geschludert hat und dass sich Fragen stellen. Zum Beispiel, was Katsanis gemacht hätte, wenn jemand den Blakely-Jungen persönlich bescheid geben will, dass er in Zukunft für die Jersey Titans in der MLB spielt? Um ihm zum Beispiel den Weg nach Newark zu zeigen. Warum die Cornholers einen Fänger schicken, den sie selbst in ein untergeordnetes Team verbannen wollten. Ist man nun ein Farmteam, oder hat man dann doch keinen Bock auf die Ausbildung von zukünftigen Major League Spielern? Warum ist Katsanis außerdem so blöd, und lässt die Leichen seiner Opfer über mehrere Tage offen rumliegen. Jemand, der so gerissen (Haha, Wortspiel!) und kräftig ist wie er, hätte sie wahrscheinlich eher begraben, oder? Was hat er mit den Angestellten gemacht, den die 80 Hektar Farm hatte? Versteckt? Nach Hause geschickt?
 
Das schlimmste aber passiert, als King einen Zaubertrick andeutet und ihn dann vor unseren Augen auf die wohl simpelste Form wieder ins Jacket steckt. Als er ansetzt und unsere Gedanken richtig deutet - als er den Detective sagen lässt, dass er auch denkt, dass jemand aus Iowa den falschen Blakely in Zeitungen oder live im Stadion gesehen haben muss - präsentiert uns King einen Idiotus ex machina und die mögliche Lösung wird nie wieder angesprochen. Warum so simpel, Stephen?
 
Was King hier versucht ist eine Mischung aus Sport, Mysterium und Thriller. Nur funktioniert leider nichts davon. Es kommt keine Spannung bei Blakelys letztem Mord auf, denn der wirkt nur aufgesetzt. Welche Motivation hat er einen Schiedsrichter umzubringen? Weil es die Zuschauer von den Rängen rufen? Die Zuschauer, die er in den Spielen vorher nichtmal wahrgenommen hat? Weil es [[Danny Dusen]] so gehabt haben wollte? Danny Dusen ist in meinen Augen unglaubwürdig. Ein Egozentriker, der nur in die Hall of Fame will, komme was wolle. Doch plötzlich nimmt er sich den kleinen Farmjungen unter die Fittiche, obwohl innerhalb von einer Handvoll Spiele zum neuen Star der Titans wurde. Dusen, der vorher die Schuld für misslungene Würfe beim Fänger suchte und sich selbst lobt, wenn Würfe gelingen, verteidigt ein Landei mit gefühlten vier IQ-Punkten. Das passt nicht zusammen.
 
Es gibt zwei Highlights in der Geschichte. Das Eine ist das Eröffnungsspiel gegen die Red Sox. Das andere sind die Passagen im Spiel gegen die White Sox. Hier zeigt sich phasenweise, dass King durchaus ein Händchen für die Sportberichterstattung hat. Die Innings sind spannend erzählt, wenn man mit den Baseball-Begriffen etwas anfangen kann und die Übersicht über Spieler und Spielverlauf behält. Es macht spaß mit den Zeilen mitzubekommen, wie das Publikum bei einem spannenden Spielverlauf mitgeht und als Leser fühlt man sich in diesen Momenten gut aufgehoben.
 
Leider jedoch nicht in der Geschichte um die beiden Spiele herum. Sehr schade, denn King kann sowohl die Sportberichterstattung als auch die spannenden Geschichten. Warum aber funktioniert das mit dem Verbinden Beider hier nicht so gut?
 
==[[Benutzer:Vermis|Vermis]] (1 / 5)==
 
Lieblingzitat: ''Amüsiere mich köstlich, jetzt mal ganz unabhängig davon, wie grässlich die Geschichte ist.'' (Kings Gedanken beim Schreiben der Story)
 
 
Ich versuche mal diese Geschichte in Worte zu fassen: Ein alter Trainer blickt zurück auf eine brutalere Zeit im Sport, eine bessere Zeit, wie er meint. Und er erzählt von dem Spieler William Blakely, der unfassbar gut spielt, sich jedoch am Ende als geisteskranker Mörder rausstellt.
 
Ok. Verstanden. Nichts weltbewegendes, aber nett. Dafür 1 Punkt.
 
Aber 4 Punkte abzug für, ja eigentlich, alles andere. Während diese Kerngeschichte, die ich eben zusammengefasst habe, durchaus solide für eine Novelle ist, wird sie von Slang-Sprache und Fachausdrücken ruiniert. Sicher, das könnte auch an der Übersetzung liegen, aber wen juckt's, ganz ehrlich? Ist Kings Geschwafel über Baseball in ''[[Das Mädchen]]'' oder ''[[Ein Gesicht in der Menge]]'' noch akzeptabel, so wird in ''Blockade Blly'' eine sonst zumindest nette Story komplett unleserlich gemacht.
 
Ich habe keinerlei Interesse an irgendwelchen Sportarten, erst recht nicht an [[Aurora|Baseball]], aber das sollte auch nicht nötig sein. Sagt ja sogar King im Vorwort! Der Sport sollte nur der Rahmen sein, um eine gute Geschichte zu erzählen! Hier wären radikale Kürzungen nötig gewesen; stellenweise kommt für mich sogar etwas Atmosphäre für diese alte Zeit in einem Stadium auf, aber weil King plötzlich Fachchinesisch schreibt, reißt es mich komplett raus!
 
Fazit: Hätte King die Fachausdrücke aufs Minimum reduziert, wäre die Geschichte doch zumindest recht nett. Aber so, Finger weg!
 
==[[Benutzer:Horaz Klotz|Horaz Klotz]] (3 / 5)==
Zuerst mal - ich kenne mich auch nicht mit Sport aus. Und es interessiert mich auch nicht besonders. Bei der letzten WM habe ich genau ein Spiel gesehen und das auch nur zufällig, weil es grade im Restaurant lief. Trotzdem gefiel mir ''Blockade Billy'' überraschend gut und zwar weil es King perfekt gelingt zu beschreiben, was das Spiel ''für die Beteiligten'' bedeutet. Wenn ich ''Game of Thrones'' sehe, kann ich bei den Schlachten mitfiebern, auch ohne Ahnung von mittelalterlicher Militärstrategie zu haben. Und wenn ich die ''Schachnovelle'' lese fesseln mich die Spiele jedes Mal aufs Neue, auch wenn ich gerade mal weiß wie man die Figuren bewegt. Einfach, weil es für die Charaktere wichtig ist, wie die Duelle ausgehen. So stört es mich auch nicht besonders mich ein paar Seiten lang mit Fachbegriffen berieseln zu lassen, mit denen ich nicht viel anfangen kann. Klar - ich habe auch stellenweise keine Ahnung, wer jetzt genau mit welcher Strategie wen reinlegen will. Aber King schafft es trotzdem Spannung aufzubauen wenn Coach Grantham die dramatischen Spiele von damals noch einmal aufleben lässt.
 
Der Twist selbst hat dann ja zum Glück auch nicht viel mit Sport zu tun. Nach dem Geplänkel um Sportverletzungen und ein mysteriöses Pflaster zieht unser Autor schnell noch einen echten Mordfall aus dem Ärmel. Und irgendwie bekommt das ganze gleich noch eine größere Schockwirkung, gerade weil es vorher soviel vergleichsweise harmloses Sportgeplänkel gab, bei dem außer Sieg oder Niederlage nichts auf dem Spiel stand. Dass diese Geschichte um einen einsamen Killer und eine Farm voller Leichen dabei nicht immer Sinn macht ist ein bisschen ärgerlich, macht die Auflösung aber nicht kaputt. Wenn man sich ein bisschen mit ähnlich gelagerten realen Morden beschäftigt - Stichwort Hinterkaifeck - merkt man schnell, dass auch im echten Leben oft nicht alles ganz rational erklärt werden kann, es immer wieder Widersprüche gibt und manchmal so haarsträubende Zufälle mit reinspielen, das man sie jedem Krimiautor um die Ohren gehauen hätte.
 
Daneben finde ich die Brüche im Charakter unseres jungen Baseball-Mörders ganz interessant gezeichnet. Die Mischung aus dümmlich-sympathischem Bauernjungen und eiskaltem Killer funktioniert erstaunlich gut. Und ich habe ihn trotz aller düsteren Vorzeichen gern auf seinem kurzen Weg zum Sportstar begleitet. Auch das Finale ist dann richtig spannend gemacht. Heute liest es sich ein bisschen wie eine frühe Version der ''Outsider''-Eröffnungsszene. Wieder kommt es zur Verhaftung eines mutmaßlichen Mörders bei einem Baseball-Spiel. Diesmal entscheiden sich die Polizisten den Verdächtigen unauffällig nach dem Spiel einzukassieren um eine dramatische Szene vor Publikum zu vermeiden. Und wieder ist es die falsche Entscheidung. Dafür dass die Geschichte bis hier - trotz blutiger Morde - recht kurzweilig heruntererzählt ist, fand ich den Schluss dann aber ein bisschen zu hoffnungslos. Unser Mörder, der sich bisher so wacker mit verschiedenen Identitäten durchgeschlagen hat, wird einfach festgenommen und Grantham muss bei Virtuellem Bowling im Altenheim schmoren. Hier hätte ich mir ein wenn nicht optimistischeres, doch wenigstens offeneres Ende gewünscht.
 
Fazit: King knüpft mal wieder an seine alten Sportberichterstatter-Tage an und spendiert uns nebenbei noch einen blutigen Twist. Das funktioniert - für mich - erstaunlich gut.
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