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Ein Tod: Rezension

1.652 Byte hinzugefügt, 11:51, 26. Nov. 2018
Horaz Klotz (4 / 5)
{{Portal/Basar der bösen Träume}}
{{Rezensionen/Intro}}
==Tiberius (5/5)==
'''''[[A DeathEin Tod]]''''' ist eine kleine, aber feine Kurzgeschichte, welche King im März [[2015]] im Magazin ''The New Yorker'' veröffentlichte. Da sie [http://www.newyorker.com/magazine/2015/03/09/a-death-stephen-king online frei verfügbar ist], darf ich hemmungslos spoilern, oder? Na, dann mal los.
King nimmt uns mit in den Wilden Westen zu einer Zeit, als es noch echte Cowboys gab. [[Jim Trusdale]] wird verdächtigt, ein [[Rebecca Cline|Kind]] wegen einer Silbermünze ermordet zu haben. Sheriff [[Otis Barclay]] hat die wunderbare Aufgabein der Geschichte, den Mann festzunehmen und vor Gericht zu bringen. Vor allem hat er auch die Aufgabe, Trusdale anschließend vor dem erbosten Mob des Ortes zu beschützen, die den nicht intelligent wirkenden Mann . Dazu kommt für den vermeintlichen Mord lynchen wollen. Vermeintlicher Mord, weil er uns Leser noch nicht verurteilt ist. Das lösen die Bewohner aber eher pragmatisch. Der Staatsanwalt ist auch der Richter, Trusdales Pflichtverteidiger ist der örtliche Hotelier, der nur mit der Erlaubnis der Cline-Familie seine Arbeit aufnimmtRolle des Gewissens. Barclay kommen im Laufe der Handlung heftige Zweifel. Trusdale wirkt zwar dumm, aber aufrichtig. Er leugnet, dass er das Mädchen ermordet haben soll. Seinen Hut, den er sonst hegt immer trug, will er verloren haben. Wo, und wie, da ist er sich nicht sicher. Nur töten würde er nicht können. Der Sheriff glaubt ihm. Im Gegensatz zu Anwalt und Richter/Staatsanwalt fragt er sich, was aus Rebeccas Silberdollar geworden ist. Barclays Deputy hatte Trusdale gründlich untersucht, als man ihn festnahm. [[Dale Gerard]], Barkeeper des Saloons [[Chuck-a-Luck]] bestätigte, dass der Verdächtige nur zwei Drinks mit seinem eigenen Geld bezahlt hätte. Wo also war das Geld gelandet? Die stärker werdende Zweifel bringen nichts. Die Jury kommt zu einem eindeutigen Ergebnis. Jim Trusdale soll für seinen Mord an Rebecca Cline am nächsten Tag gehängt werden. Während der Sheriff seinem einzigen Gefangenen die Henkersmahlzeit serviert, wird klar, dass er an dessen Unschuld glaubt. Am darauffolgenden Morgen um 9 Uhr ist aber alles zu spät. Trusdale wird gehängt. Nicht ohne Widerstand. Es braucht Barclay vermeintlichen Brutalität und einen seiner [[Dave Fisher|Deputies]], um ihn zu bändigen und auf den Galgen zu bringen. Die Geschichte könnte vorbei sein, wäre da nicht [[Abel Hines]]. Der Bestatter bittet den Sheriff, sich etwas anzuschauen. Wie bei vielen Gehängten, ließ auch Trusdales Rektum beim Tod nach und sorgte dafür, dass der Tote seinen Darm in seine Hosen entleerten. Soweit nicht ungewöhnlich, jedoch fand Hines einen Silberdollar im Kot Gerissenheit des Verstorbenen. Trusdale muss also Rebeccas Geld verschluckttumb wirkenden, alleinstehenden jungen Mannes und jedes Mal wenn es auf natürlichem Weg wieder herauskam erneut heruntergewürgt habenwir als Leser sollen dem folgen.
Es ist nichts übernatürliches an der Geschichte. Auch nichts, was man mit den klassischen Motiven der Horrorliteratur auch nur annähernd in Verbindung setzen könnte. Stattdessen bietet die Geschichte ein wenig ''Law & Order'', ein wenig ''Abenteuer im Wilden Westen'' und eine Prise ''The Green Mile''. Mir geht es wie Sheriff Barclay. Ich möchte glauben, dass der dumme Mann, den sie festnehmen unschuldig ist. Ich möchte glauben, dass er doch noch irgendwie vom Galgen gerettet werden kann. Denn King präsentiert ihn, als wäre er mit seiner Welt eigentlich im Reinen. Er macht sich scheinbar keine großen Gedanken über seine Zukunft. Wieso würde er also ein Mädchen für eine Münze ermorden? Wieso würde er dann noch im Ort bleiben? Das weiß wahrscheinlich noch nichtmal Trusdale selbst.
Fazit: Ein kurzer Leckerbissen mit Anleihen an der [[The Green Mile|grünen Meile]].
 ==[[Benutzer:Horaz Klotz|Horaz Klotz]] (4 / 5)==Auf den ersten Blick wirkt ''Ein Tod'' wie ein kleiner, bitterböser Streich, den King seinen treuen Lesern spielt. Eine kleine Erinnerung des Meisters, es sich in seiner Welt nicht zu gemütlich zu machen, nur weil man glaubt alle Kniffe durchschaut zu haben. Nach wenigen Seiten glaubt man zu wissen wie das alles ausgehen muss - mal wieder eine Anklage des US-Justizsystems, eine weitere Geschichte über einen unschuldig Verurteilten, ein weiteres Opfer des Systems. Aber irgendetwas stimmt nicht. Der mutmaßliche Mörder wirkt eine Spur zu unschuldig, der heldenhafte Kampf des einsamen Sheriffs gegen das ungerechte System (mit Staatsanwalt und Richter in Personalunion!) eine Spur zu klischeehaft. Und plötzlich zieht unser Autor seinen Twist aus dem Ärmel und bricht mit allen Erwartungen. Trusdale war doch schuldig. Der Sheriff lag falsch. Der Leser auch. Ätsch. Aber funktioniert die Geschichte auch noch beim zweiten Lesen, wenn man den Schluss kennt? Ich finde ja. Gerade durch das Ende wird die Story nämlich zur unerwartet schonungslosen Auseinandersetzung mit dem ur-amerikanischen Konzept der Todesstrafe. Dass King hier nicht schon wieder einen Unschuldigen an den Galgen schickt eröffnet ganz neue Argumentationsräume. Es ist immer sehr einfach gegen die Todesstrafe zu sein, wenn ein magisches Unschuldslamm wie John Coffey auf die ''Green Mile'' geschickt wird - oder wenn der Täter einen abgrundtief bösen Dämon ausschalten wollte, der nur zufällig wie ein ''Böser Kleiner Junge'' aussieht. Aber um wirklich ernsthaft über ein so radikales Thema zu schreiben, muss man das ganze übernatürliche Drumherum irgendwann streichen. Und die Frage stellen ob es in Ordnung ist einen ganz normalen Menschen aus Fleisch und Blut für seine Verbrechen hinzurichten. Das gelingt im nachdenklichen Schlussabsatz dieser Geschichte ganz gut. Nachdem der Leser dem hilflosen, offenbar geistig eingeschränkten Trusdale über Seiten hinweg die Daumen gedrückt hat, bleibt er am Ende mit seinen Gedanken allein zurück. Dass King uns hier nicht weiter an die Hand nimmt und nicht etwa mit einer pathetischen Rede gegen die Todesstrafe schließt ist für mich ein großer Pluspunkt der Geschichte. Bei so einer zeitlosen philosophischen Frage spielt das Setting eigentlich keine große Rolle. Und tatsächlich habe ich mir nicht besonders viel vom Wild West-Hintergrund versprochen. Für mich funktioniert King eigentlich immer am besten, wenn er halbwegs zeitgemäß bleibt und sich nicht zu sehr in seine Revolvermann-Cowboy-Romantik verliert. Aber damit hält er sich hier zum Glück ziemlich zurück, stattdessen nutzt er die Epoche für ein paar recht interessante kurze Einblick in das damalige Rechtssystem und als gute Ausrede warum nicht nach verlässlicheren Beweisen gesucht wird als einem zurückgelassenen Hut. Die Figuren funktionieren jedenfalls auch in diesem Setting - Barclay als engagierter Sheriff, dem zum ersten Mal Zweifel am Justizsystem kommen und der vielleicht eine Spur zu einfältige Trusdale, der aber schlau genug ist seine Beweismünze wieder und wieder zu verschlucken - ein Motiv das Fans zum Beispiel aus ''Musterschüler'' bekannt vorkommen dürfte. Fazit: Eine nette kurze Story, die beim ersten Lesen als düsterer Zwilling bekannterer Geschichten und beim zweiten ganz auf sich allein gestellt funktioniert. {{weiterführend A DeathEin Tod}}{{Basar/Rezensionen}}
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