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Finderlohn: Rezension

Keine Änderung der Größe, 09:21, 29. Nov. 2018
Horaz Klotz (4 / 5)
==[[Benutzer:Horaz Klotz|Horaz Klotz]] (4 / 5)==
Mein erstes Zusammentreffen mit ''Finderlohn'' war wohl ziemlich ungewöhnlich: Ich habe es gefunden, gelesen und fand es gut. Ich hatte absolut keine Ahnung, dass es der zweite Teil einer groß angelegten Reihe war. Und ich habe das Gefühl, gerade deswegen mochte ich es so. Eine Ein solcher Einzelband sollte natürlich auch immer allein stehen können, aber für mich funktioniert er so an einigen entscheidenden Punkten besser: Der Anfang um Tom Saubers und sein Zusammentreffen mit dem Mercedes ist keine reine Nacherzählung des ersten Teils sondern eine legitimer Überraschungsmoment. Die Geschichte um die ungleichen Bücherliebhaber Pete und Morris ist ein eigenständiger Erzählstrang und kein langer Prolog bis endlich Hodges Detektivteam auftaucht. Die Anspielungen auf ihren früheren Fall ist elaboriertes Hintergrundwissen, statt ein simples Nacherzählen des ersten Teils inklusive Twists und Schluss (mit dem mir ''Mr. Mercedes'' ziemlich versaut wurde). Die Besuche im Krankenhaus sind Teil von Hodges Charakterzeichnung und kein Versuch den Bösewicht aus Buch 1 mit allen Mitteln durch die Geschichte zu schleifen. Und das Ende ist ein augenzwinkerndes "Ja, das ist immer noch eine Stephen King-Geschichte, in der das Übernatürliche hinter der nächsten Ecke wartet" statt ein - letztendlich irreführendes - Sprungbrett für einen 3. Teil.
Daneben umgeht King geschickt eine Falle, in die er bei anderen Literaten-Geschichten nur allzu gerne tappt und verzichtet darauf uns allzu lange Auszüge aus den "Läufer"-Büchern zuzumuten. Am Ende wissen wir genau genug um uns ein Bild über die einzelnen Teile machen zu können - und was sie für die Charaktere bedeuten. Daneben fand ich den zentralen Konflikt des gealterten Autors interessant: Soll man Fortsetzungen zu seinen Klassikern schreiben, selbst wenn man weiß, dass sie ungewohnte Richtungen einschlagen, den Lesern nicht gefallen könnten und vielleicht sogar das Ansehen der Originale untergraben? Ich könnte mir gut vorstellen, dass King solche Fragen aus seiner Arbeit an eigenen unerwarteten Fortsetzungen nicht ganz fremd sind.
Zur Geschichte selber - klar es gab wieder einen ganzen Haufen Zufälle um alles ins Laufen zu bringen, aber das hat mich bei lesen beim Lesen nicht gestört. Sobald die Figuren in Position gebracht sind stellt sich wieder das angenehme Gefühl ein, dass King selber nicht ganz genau weiß, wie es weiter geht und seinen Charakteren die Führung überlässt. Das kann gehörig schiefgehen, wenn er sich in immer komplexeren Einzelstorys verliert, in einer solchen kürzeren Geschichte funktioniert es aber fantastisch. Ich nehme mal an, dass mindestens Morris' düster-passendes Ende von Anfang an feststand und wahrscheinlich auch ungefähr wie es für die anderen Figuren ausgeht. Aber dass King bis dahin unwichtigen Nebenfiguren auf einmal eine so wichtige Rolle zuschustert und plötzlich vergessen hat, dass ein Teil der unbezahlbaren Manuskripte ja noch sicher im Zweitversteck lagert, deutet für mich darauf hin, dass er selbst noch nicht wusste wie genau alles ablaufen soll. Das finde ich - wenn es funktioniert - immer sehr erfrischend.
Das einzige Enttäuschende war für mich, dass der Schluss dann doch reichlich einfach und konsequenzenlos abgewickelt wird. Morris Ende ist genial, weil es so genau in seine Entwicklung passt: Er wirft sein Leben für ein paar Manuskripte weg. Erst im übertragenen, dann im wahren Sinn. Nur die Guten kommen für meinen Geschmack etwas zu einfach davon. Morris wurde so überzeugend als tragische, aber doch hochgefährliche Figur eingeführt, die ohne mit der Wimper zu zucken morden und jederzeit überraschend im Gefängnis aufwachen kann. Da ist es etwas billig, dass er unseren Helden nicht wirklich etwas antun kann - und sogar Kopfschüsse plötzlich kein großes Problem mehr sind, wenn sie einem Happy End im Weg stehen würden.
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