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Atemtechnik: Rezension

17 Byte hinzugefügt, 12:14, 14. Jan. 2019
Horaz Klotz (3 / 5)
''Atemtechnik'' ist ein Stück weit der Außenseiter der ''Jahreszeiten''-Sammlung. ''Pin Up'' und ''Die Leiche'' sind - besonders wegen den Verfilmungen - echte King-Klassiker, die mit Freiheit, Hoffnung und Unschuld große, zeitlose Motive behandeln. ''Der Musterschüler'' ist schon eine deutlich persönlichere Geschichte, wagt sich aber auch an einige große Themen und wichtige Fragen. Atemtechnik ist dagegen ganz persönliche Lebensgeschichte, erzählt im seltsam urigen Club 249. Die großen Fragen, die den Band bisher geprägt haben, werden hier auf ein Einzelschicksal heruntergebrochen. Das funktioniert zum Glück immer noch ziemlich gut. Größtenteils.
Die eigentliche Atemtechnik-Geschichte lebt dann zu einem großen Teil in erster Linie aus der rührende Hilfsbereitschaft mit der Frauenarzt McCarron sich um seine Patientin kümmert. Mit der schwangeren Sandra Stansfield zeichnet King mal wieder ein nett einfühlsames Bild einer einsamen Alltagsheldin, die sich ganz allein in der großen Welt durchschlägt. Hier ist unser Autor ganz in seinem Element und schafft es binnen weniger Absätze einen so komplexen wie sympathischen Charakter zu entwickeln. Dass er sie dann ein paar Seiten weiter in ein so dramatisches Ende schlittern lässt, zeigt wie grausam konsequent er sein kann. - Stansfield, die allen Widrigkeiten des Lebens trotzt, lässt sich auch von ihrem plötzlichen Tod nicht von ihrer Geburtstechnik abhaltenablenken.
Der Weg zu diesem dramatischen Finale ist leider etwas sehr umständlich. In der ersten Hälfte scheint es King tatsächlich mehr darum gegangen zu sein, Club 249 als eigene mystische Welt vorzustellen. Dabei ist die Idee eines Herrenclubs, in dem man sich Geschichten erzählt , eigentlich ein ziemlich nettes Konzept, - so ein bisschen Gruselgeschichten-Lagerfeuer-Atmosphäre für Erwachsene. Auch die kleinen Ungereimtheiten und bizarren Andeutungen die King in den Club einstreut funktionieren ganz gut, besonders weil er es schafft genau die richtigen Fragen offen zu halten. Wie weit erstreckt sich das Club-Haus wirklich? Woher kommen die geheimnisvollen Bücher, die man sonst nirgendwo findet - hat vielleicht ein Club-Mitglied Zugang zur Ur-Bibliothek? Und was ist das Geheimnis des Butlers?
Das sind so spannende Fragen, dass es mich jedes Mal ein bisschen aus dem Lesefluss reißt, wenn wir wieder in den Alltag der Adleys eintauchen. Deren ehelichen Kabbeleien tragen - besonders im Vergleich zur tiefen Verbindung zwischen McCarron und seiner Patientin - nicht wirklich viel zur Handlung bei und die ärgerlichen Übersetzungsprobleme (Ich sage nur "Oink, oink") tun ihr übriges. Beim ersten Mal ist das ganz nettes Vorgeplänkel bevor die richtige Handlung einsetzt, aber spätestens beim zweiten Lesen habe ich mich dabei ertappt vorzublättern, bis wir endlich in den Club zurückkehren.
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