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Böser kleiner Junge: Rezension

3.659 Byte hinzugefügt, 10:09, 2. Nov. 2018
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So kommt es im Finale der Binnenhandlung schließlich dazu, dass ich selbst ein Kind ermorden möchte - nur in Gedanken natürlich, und damit hat King in meinen Augen gewonnen. Ich habe Mitleid mit einem Kindermörder so merkwürdig das für unsere Gesetzeshüter klingen mag und kann mir gut vorstellen, welchen Eindruck Hallas bei Staatsanwälten und Richtern gemacht haben muss, als sein Fall besprochen wurde.
 
==[[Benutzer:Horaz Klotz|Horaz Klotz]] (4 / 5)==
Mit ''Böser kleiner Junge'' bricht King wieder mal eine Lanze für alle unschuldig Eingesperrten. In seiner abgedrehten Welt stimmen die wahnsinnigen Theorien, die Todeskandidaten sich und anderen erzählen oft genug. Und in dieser Welt ist es manchmal das vernünftigste Vorgehen, ein kleines Kind niederzuschießen. Das läuft inzwischen so routiniert, dass es fast ein bisschen vorhersehbar wird. Was am Ende ein großer Überraschungsmoment hätte werden können - Hallas hatte doch die ganze Zeit Recht, dämonische Mächte gibt es wirklich! - fällt damit leider etwas flach. Vielleicht wäre es netter gewesen das Ende ein kleines bisschen offener zuhalten, zumindest noch den Hauch einer Möglichkeit zuzulassen, dass Hallas sich alles nur eingebildet hat. Aber das ist Geschmackssache - Kings klares Bekenntnis zu Monsterhorror kann manchmal auch einfach Spaß machen.
 
Dass es der Geschichte gelingt auf wenigen Seiten eine so fesselnde Atmosphäre aufzubauen, liegt mal wieder am Motiv des unerklärlichen Grauens, das sich jeder logischen und narrativen Begründung entzieht. Hallas hat keine alte Zigeunerin überrollt (''Der Fluch'') oder Teenagerin gemobbt (''Carrie'') um Opfer der übernatürlichen Mächte zu werden. Stattdessen stolpert er irgendwie ins Fadenkreuz und kann nur hilflos zusehen wie sein Leben langsam aber sicher den Bach runter geht, sobald der böse kleine Junge wieder hinter einer Ecke auftaucht. Der Vergleich mit tödlichen Krankheiten, die sich ja nervtötenderweise auch nicht immer an unsere hübsch einfachen Gleichungen halten - "Wer raucht kriegt Krebs", "Wer Sport treibt, bleibt gesund" - passt hier perfekt. Ohne das klischeehafte Selber schuld-Karma-Prinzip ist die Geschichte damit nicht nur spannender, sondern so realistisch gnadenlos das es wehtut.
 
Auch dass Hallas kein reines Opfer bleibt ist ein willkommener Bruch mit den Horror-Konventionen. Das Klischee sähe wohl vor, dass er sich mit seinem Fluch von der Welt zurückzieht und ein einsames Eremitenleben führt, um niemanden mehr in Gefahr zu bringen. Die Idee einfach ein paar fremde Kinder als Köder auszuwerfen, bis der Junge wieder zuschlägt und ihn dann einfach abzuknallen ist da um einiges abgebrühter und - im US-Kontext - trotzdem nett rational. Wobei mir der Plan dann doch fast ein bisschen zu glatt läuft - es wäre ganz interessant gewesen zu sehen, wie Hallas reagiert hätte, wenn seine Dämonenjagd tatsächlich ein Kinderleben gekostet hätte. Der tatsächliche Showdown gegen den bösen kleinen Jungen war dann immerhin kurz, knackig und spannend geschrieben.
 
Dafür kann ich mit der Art wie der Junge unseren Helden bis dahin so heimgesucht hat leider nicht wirklich viel anfangen. Klar passen die kindisch-vulgären Beleidigungen zum Motiv eines Grundschul-Monsters. Und es ist ja auch mal eine willkommene Abwechslung einem dämonischen Kind zu begegnen, das sich wirklich ein bisschen altersgemäß verhält, anstatt - wie so oft - einfach nur zufällig so aussieht. Trotzdem geht die sorgsam aufgebaute schaurige Atmosphäre für mich ein bisschen flöten, sobald der Junge seine albernen Schimpf-Tiraden loslässt. Zumal das weder zu dem so strategisch geplanten Vorgehen passen will mit dem er es immer wieder schafft, mehrere Opfer ins Verderben zu reißen noch zu dem düster-ominösen Nachrichten, die er seinen Kappen beilegt. Aber das ist schon Nörgeln auf sehr hohem Niveau.
 
Fazit: Nett heruntererzählte Gruselgeschichte für zwischendurch, die mehr durch das Konzept in Erinnerung bleibt als durch die tatsächlichen Begegnungen mit dem bösen Jungen.
 
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