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Das Mädchen: Rezension

2 Byte hinzugefügt, 11:35, 10. Jan. 2019
Horaz Klotz (4 / 5)
==[[Benutzer:Horaz Klotz|Horaz Klotz]] (4 / 5)==
Ein weiterer Roman, eine weitere menschliche Urangst. Diesmal arbeitet sich King am Motiv des Verirrens ab und entfaltet vor dem eindrucksvollen Hintergrund der amerikanischen Wildnis eine Geschichte, die an jedem Ort und zu jeder Zeit spielen könnte. Das ganze funktioniert für mich so gut, dass ich nicht wirklich nachvollziehen kann, wie warum so viele die Geschichte langweilig fanden. - Das ist ein Buch über das Überleben im Wald, klar dass da nicht auf jeder Seite Action wartet und das einige Handlungsstränge vorgegeben sind. - Die zunehmende Verzweiflung, seltsame Geräusche in der Nacht, die Suche nach Nahrung, das hat man natürlich alles schon gelesen, aber King gelingt es die trockenen Survival-Aspekte spannend zu halten. Bei einem so allgemeinen Thema kann man gar nicht anders als sich aus der Sicherheit seines Lesesessel heraus zu fragen wie man sich selbst in so einer Situation verhalten würde. Weiß ich wirklich welche Pilze und Beeren man essen kann? Könnte ich mir einen notdürftigen Unterschlupf bauen? Und was macht man eigentlich wenn nachts ein Wildschwein, ein Bär oder - ''etwas anderes'' durchs Gebüsch kriecht?
So eine Identifikation mit der Hauptfigur gelingt natürlich besonders gut, wenn der Protagonist halbwegs sympathisch ist. Und auch hier liefert King gut ab. Trisha lässt das Klischee des hilflosen kleinen Mädchens schnell hinter sich und wird schon nach ein paar Dutzend Seiten zum ganz eigenen nachvollziehbaren Charakter. Dabei fand ich die gelegentlich ziemlich krassen Stimmungsschwankungen zwischen naiver Hoffnung und tiefer Verzweiflung nicht nur realistisch, sondern auch narrativ interessant. Ist Trisha am Anfang ihres Abenteuers noch eine klassische Kingsche Kinderheldin, die sich mutig jeder Gefahr stellt, erinnert sie in ihren düstersten Momenten an die deutlich erwachseneren Helden in ''Todesmarsch'', die einfach weiterlaufen obwohl sie jede Hoffnung verloren haben. Der Kniff die Stimmungslage über die aktuellen Baseball-Spiele zu spiegeln ist dabei manchmal ein bisschen dick aufgetragen, funktioniert aber insgesamt ziemlich gut. Und verglichen mit dem was andere in der Wildnis auf sich allein gestellte King-Charaktere so durchmachen müssen (''Überlebenstyp''), bleibt das ganze nett kindgerecht.
Ist ''Das Mädchen'' bis hier ein solides, aber doch unauffälliges Survival-Abenteuer wird mit dem düsteren Gott der Verirrten ein King-typisches Horror-Element eingebaut. Was eine bisschen etwas alberne Kinder-Version von ''Blair Witch Projekt'' hätte werden können - immerhin hinterlässt auch der Verirrten-Gott nachts mysteriöse Symbole und Zeichen im Wald - bleibt hier durchgehend spannend. King lässt sich wieder Mal auf den Drahtseilakt ein, bis zum Ende offen zu lassen ob hier wirklich ein echtes Monster durch die Handlung streift oder ob Trishas Kinderfantasie ihr einen Streich spielt. Das funktioniert wunderbar, besonders weil er sich auf Motive beschränkt, die einem im Wald wirklich gefährlich werden könnten statt sich in allzu fremdartigen Monster-Beschreibungen zu verlieren. Ein Bär und ein Wespenschwarm sind auch für sich genommen gruselig und die Idee dass sie sich in der Dämmerung im Geist eines verängstigten Kindes in ein echtes Monstrum verwandeln können, ist naheliegend genug. Leider geht dieser spannende Zweikampf Mädchen gegen Monster am Ende nicht wirklich auf. Nachdem sie sich über hunderte Seiten ganz allein durchgeschlagen hat, muss Trisha doch wieder von einem zufällig vorbeikommenden Wilderer gerettet werden. Immerhin fand ich es geschickt gelöst, dass der Bär/Gott nur vertrieben, nicht getötet wird und die bohrende Ungewissheit, was genau unsere Heldin da tagelang verfolgt hat bestehen bleiben darf.
Fazit: Nett geradliniges Überlebensbuch, mit sympathischer Protagonistin und genau der richtigen Menge King-Monster-Fantasy. In dem diesem Buch verirre ich mich gern mal wieder.
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