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Das Mädchen: Rezension

10 Byte entfernt, 08:58, 19. Jul. 2013
K
Mr. Dodd (5 / 5)
;<center>Wie fand ich mein Lieblingsbuch?</center>
Zunächst stöberte ich in einem Stephen-King-Forum und schaute mir auch mal Threads an mit dem Namen "Schlechtestes King-Buch" oder "Die 3 besten und schlechtesten Bücher von Mr. King". In beinahe jedem zweiten Beitrag tauchte da der Name ''[[Das Mädchen]]'' auf und auch in anderen Threads mit Bewertungen fand man das Buch am unteren Ende. Zum Teil wurde es verunglimpft mit Ausdrücken wie "The Girl who loved to bore me". Die Erwartungen schraubten sich in den Keller. Hat [[Stephen King]] hier wirklich einmal sich einen Fehlgriff geleistet? Wann soll ich das Buch lesen, wenn ich mir doch vorgenommen habe alle zu lesen? Ungefähr gegen Weihnachten war es dann so weit und um mich darauf einzustimmen, las ich schon ohne mich zu spoilern einige Rezensionen. Gut, das Thema sich im Wald zu verirren klang jetzt überhaupt nicht schlecht, nur das Baseball so eine große Rolle spielen soll, schreckte mich dann ab.
Baseball ist eine der langweiligen Sportarten, die außerhalb der USA wohl kein Mensch toll findet, ähnlich wie American Football. In einer Welt, in der der Fußball längst den Sport dominiert, ist das in meinen Augen umso ärgerlicher, dass die Amis wohl als einzige Nation immer noch Begeisterung daran finden mit einem Stock einen Ball wegzuschlagen und durch ein ganzes Stadion zu laufen. Darüber ein Buch? Das kann schon ärgerlich werden. Also waren meine Erwartungen bezüglich dieses Buches bei nahezu Null und so bekam ich es zu Weihnachten zusammen mit ''[[Das Bild]]'' und ''[[Desperation]]'', um schnell etwas zu haben, damit dieser Flop vergessen werden konnte.
Was sich äußerst schmalzig anhört, waren tatsächlich meine Gedanken beim Lesen. Trisha wurde für mich zu eine der sympathischsten, authentischsten Kingfiguren überhaupt. Viele behaupten zwar sie handle völlig unrealistisch für ein neunjähriges Mädchen, doch ich behaupte genau das Gegenteil. Sie handelt wie ein Mensch, der sich in einer Extremsituation befindet, sich nicht aufgeben darf, wenn er überleben will und seinen ganzen Mut zusammennehmen muss, um einen Weg aus einer nahezu aussichtslosen Lage zu finden. Das ein Kind dabei gelegentlich in sein kindliches Verhalten zurückfällt, ist genauso realistisch und die Mischung aus beiden Eigenschaften gelingt King einfach nur perfekt.
Moment mal, da war doch noch das von mir so verschmähte Baseball. Wie das King löst trägt zur weiteren Brillianz dieses einzigartigen Romanes Romans bei. Untergliedert ist der Roman in Innings (unfassbarerweise im Deutschen übersetzt mit Durchgänge), die Teil eines Baseballspiels sind. Neun gibt es insgesamt und diese machen mehr oder minder den ganzen Roman aus. Schon in der Erzählstruktur verbindet King also Trishas Lieblingsspiel mit dem Roman. Noch besser aber wird es bei der Darstellung des [[Tom Gordon]]. Zweimal nur bekommen wir ein Baseballspiel zu hören und dabei ist vollkommen irrelevant, wie stupide und langweilig dieses Spiel eigentlich ist, denn das vorkommt im Angesicht der Tatsache welche Bedeutung es für Trisha hat. Ihr Glauben an ihr Idol Tom Gordon gibt ihr die nötige Kraft und das Durchhaltevermögen aus dem Wald zu entkommen. Einmal gewinnt Tom Gordon das Spiel seiner Mannschaft, Trisha hat zu diesem Zeitpunkt ein kleines Hoch, Tom Gordon verliert mit seiner Mannschaft, Trisha geht es äußerst schlecht. Einfach nur super wie King ein Baseballspiel, welches durch Kampf, Siegeswillen und Glauben an sich selbst gewonnen werden kann, verbindet mit Trishas Situation, die ähnliche Tugenden braucht. Tom Gordon und Baseball ist also nichts anderes als eine Leitfigur, ein Hoffnungsschimmer für Trisha. Genauso gut hätte Tom Gordon auch ein bekannter Fußballer sein können, oder der Roman in die Drittel eines Eishockeyspiels unterteilt sein können. Wichtig ist nicht die Sportart, sondern die Hoffnung, Begeisterung und die Euphoriegefühle, die es sie in einem Menschen auslösen kann. Für mich als Fußballfan (Energie Cottbus) eine sehr gute Botschaft.
;<center>...und endet perfekt!</center>
Nach ungefähr 200 Seiten war für mich jeder Zweifel ausgeräumt, dies ist kein King-Flop, sondern eines seiner Meisterwerke. Die einzige bange Frage: Hoffentlich verhunzt er nun nicht das Ende. Auch da Fehlanzeige. Trisha ist dem Ende nahe und wieder hilft ihr nur ihr Idol Tom Gordon. Mit dem Bären wird nur noch ein passendes Spannungselement eingebaut. Sicher kann man sich streiten, über sein seltsames Verhaltenstreiten, doch ich sehe ihn eher als Symbol für Trishas Ängste, die sie im Wald durchsteht, genau wie der [[Gott der Verirrten]] eine Metapher dieser Verirrtheit ist. Es gelingt King, im Gegensatz zu den meisten seiner Geschichten, einen dem Roman angemessenen Höhepunkt zu kreieren. Auch ich verspürte Triumph, als sich Trisha mit letztem Mut und letzter Kraft ihren Ängsten (dem Bär) stellt und die Macht entwickelt über diesen diesem zu triumphieren.
Fast weinen vor Freude möchte man, als Trisha im Krankenhaus aufwacht, zu ihrem geliebten Vater aufschaut, ihm klarmacht, was Tom Gordons rätselhaftes In-den-Himmel-zeigen nach einem gewonnenen Spiel zu bedeuten hat und dann lächelnd wieder einschläft, als ihr Vater es versteht. Fast weinen möchte man auch, weil ein so grandioses Meisterwerk nun zu Ende ist.
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