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Das Schwarze Haus: Rezension

6.305 Byte hinzugefügt, 09:45, 28. Apr. 2011
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Genau an dieser Stelle bin ich King verfallen, dessen Handschrift die schrecklichsten Dinge in schönster Kalligraphie darzustellen weiß. Und noch heute muss ich stets an diese eine Textstelle denken, wenn Dinge des Alltags (eine Fliege im Fliegenfänger, Eier im Kühlschrank, ein aufgeschürftes Knie) plötzlich eine Magie entwickeln, die einen den Augenblick ''spüren'' lassen, dass man diesen Moment nicht aus dem Fernsehen kennt oder aus einem Gespräch erfahren hat, sondern tatsächlich ''erlebt'' hat und in dessen Angesicht seine eigene Existenz wahrnimmt und zu begreifen scheint. Diese Szene hat meine Wahrnehmung für immer verändert und mich dafür sensibilisiert, per se unvereinbare Dinge in Relationen zu setzen und die Welt um mich herum als etwas Organisches und Lebendes zu erkennen, das außerhalb von mir existiert und mich dennoch zu einem Teil von ihr macht, wie eine Biene an einem Tatort.
==[[Benutzer:Mr. Dodd|Mr. Dodd]] (1 / 5)==
 
Schon beim ersten Mal hätte ich nur einen Punkt vergeben, dieses Mal hätten es sogar 0 sein können. Ich vergebe sie aber nicht, weil eine 0 das Gefühl vermittelt, der [[Roman]] hätte mir gar nichts geboten. Deshalb der eine Punkt für den wirklich genialen und originellen Einstieg in die Geschichte und der Figur des [[Tyler Marshall]]s.
 
Ansonsten ist ''[[Das Schwarze Haus]]'' eine unglaublich, langweilige Geschichte mit stupider Handlung und schlechten Charakteren. Handlungsstränge werden nicht im Schneckentempo, sondern eher im Wachsen von Bäumen erzählt. Es dauert unglaublich lange, bis mal etwas passiert, was mich immer wieder abdriften ließ und mich oft in den Schlaf brachte. Der Präsens-Stil funktioniert am Anfang noch, ansonsten unterstützt er die Langeweile wie ein Katalysator. Unterstützt wird diese Langeweile durch dumme und völlig abstruse Handlungsaspekte. Die Ermittlungsarbeit der Polizei ist so derart schlecht, dass es mich nicht verwunderte, dass sie dem [[Charles Burnside|Fisherman]] ewig nicht auf die Spur kommen und dieser erst selbst die Polizei auf sich aufmerksam machen müssen. Warum auch, das man Fingerabdrücke von dem Telefon nehmen kann, dazu braucht es erst den Hinweis des Goldjungen [[Jack Sawyer]] (zu dem ich später noch komme) und um einen Tatort zu sichern, den seltsamerweise den halben Ort sehen wollen, müssen Rowdys herangezogen werden, die mit fragwürdigen Methoden für Ordnung sorgen. Jeder Krimiautor würde mit dem Kopf schütteln über derart viel Unsinn. So wird beispielsweise Tyler Marshall vor dem Altersheim entführt, aber keiner kommt dort auf die Idee mal nachzufragen. Es dauert sage und schreibe 450 Seiten!!!, bis Name, Herkunft und sogar Aufenthaltsort des Fishermans bekannt sind, aber trotzdem irren sowohl Meistermittler Jack, als auch die Polizei weiter im Kreis und lassen ihn gewähren.<br>
Und das Alzeheimerpatient Charles Burnside von seiner Demenz geheilt wird, was unmöglich erscheint, ist auch keinem sonderbar. Auch die Art und Weise der Heimführung ist grauenhaft. Hat man einmal in einem Dementenwohnheim gearbeitet, dann weiß man genau, dass man diese Leute immer beaufsichtigen muss und nie lange alleine lassen darf. So ist es eigentlich unvorstellbar, dass ein Charles Burnside draußen herumlaufen und morden kann, auch wenn er flippt.
 
Womit ich bei einem der größten Ärgernisse bin, den Charakteren. Außer Tyler Marshall sind das alle Charaktere, die sich in folgenden Kategorien einordnen lassen:<br>
a) verhunzt (Jack Sawyer, [[Lester Parker|Parkus]], Charles Burnside)<br>
b) unglaubwürdig ([[Henry Leyden]])<br>
c) unsympathisch ([[Thunder Five]])<br>
d) überflüssig ([[Wendell Green]])<br>
Am meisten enttäuscht bin ich dabei von Jack Sawyer, das das der mutige Junge aus ''[[Der Talisman]]'' sein sollte, konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Er ist ein unerträglicher Widerling, den fast alle Guten mögen und Bösen verachten. Er hat natürlich die prägendste Erfahrung seines Lebens vergessen und verschwendet knapp 200 Seiten dieses Romans, um sich wieder der [[Territorien]] bewusst zu werden. Ich glaubte manchmal ich hätte es hier mit [[Richard Sloat]] zu tun. Unfassbar und unverzeihlich wie die Autoren diese Figur so verhunzen konnten. Das peinlichste, sein Zusammentreffen mit [[Sophie]], die wohl misslungenste Liebesgeschichte im King-Universum.<br>
Henry Leyden ist ein anderer Fall, ein völlig unglaubwürdiger Charakter, der blind ist, aber trotzdem alles kann und alles weiß, Schwingungen wahrnimmt, die gar nicht existieren. Ich habe mich manchmal gefragt, ob der nur so tut als wäre er blind. Sicherlich haben diese ihre andere Sinne gut trainiert, aber kein Blinder kann so etwas wie Henry Leyden.
 
Das hier der [[Dunkle Turm]] mit reingewürgt wird, vielleicht ganz nett, aber letztlich wirken diese Szenen und Anspielungen völlig sinnlos. King hat wohl selbst gemerkt, wie schlecht dieses Werk ist und wie wenig ihm die Erkenntnisse nützen, die er hier verwendet. Weder kommt Jack Sawyer im letzten Band vor oder Tyler Marshall oder die Zerstörung der [[Große Kombination|Großen Kombination]] wird angesprochen. Es scheint so als hätte King sich diesen Roman beim Vollenden seines Epos schon komplett aus dem Gedächtnis gestrichen und ich kann es ihm nicht verübeln. So wirken diese Turm-Anspielungen einfach nur dahingeklatscht und das aus der Talisman-Welt nun Mittwelt wird, ist ein Kontinuitätsfehler epischen Ausmaßes. Aber allgemein ist der Band von solchen Kontinuitätsfehlern nur so durchzogen. Ein absolut unwürdiger Nachfolger vom Talisman.
 
Nach endlosen 750 Seiten, bei denen ich mehrmals am liebsten das Buch in die Ecke geworfen hätte, um mich besseren Werken zuzuwenden, kommt dann doch noch etwas Spannung und Action auf. Dafür sorgt aber einzig und allein Tyler Marshall. Ich glaube der Roman wäre tausendmal besser gewesen, wenn er nur von der Gefangennahme Tylers im Schwarzen Haus gehandelt hätte. Das sowas funktioniert, sieht man [[Sie|hier]]. Ansonsten ist der Showdown lächerlich, die Deus ex Machina-Elemente genauso dumm in die Handlung geworfen. Wenn doch die seltsamen Bienen und dieses komische Wort so mächtig sind, warum nutzt das kein anderer und warum wartet man damit, bis zur Seite 700? Dann wären einem dieser ganze Ärger erspart geblieben.<br>
Das schlimmste kommt aber noch und das ist das Ende. Für mich definitiv die schlechteste Szene in einem King-Roman. Da wird zuerst mit Macht das Happy-End-Feeling zerstört, einem Jacks Tod angekündigt (der mich null gejuckt hätte, eigentlich unglaublich wenn ich an den Talisman zurückdenke, aber ich glaube mit ihm ist auch der wahre Jack Sawyer gestorben), aber dann fiel den Autoren wohl noch ein, dass es ja so keine Fortsetzung geben könnte. So überlebt Jack schwerverwundet in den Territorien und kann seiner "Ach--ich-liebe-dich-schon-nach-fünf-Sekunden-Sophie" nahe sein. Also doch ein Happy End? Ich fand es einfach nur unglaublich schwach.
 
Was bleibt ist das einzige Werk Kings, dass ich mit dem Attribut schlecht bezeichnen würde. Ein Stolperstein bei meinem King-Marathon und ich verstehe selber nicht, wie ich mir diese unerträgliche Quälerei ein zweites Mal antun konnte.
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