+++ Warnung! Dieses Wiki ist voller Spoiler. Lesen nur auf eigene Gefahr! +++

Änderungen

Aus KingWiki
Wechseln zu: Navigation, Suche

Der Anschlag: Rezension

13.205 Byte hinzugefügt, 22:20, 8. Mai 2016
[Bot] Tiberius -> Andreas
{{Portal/Der Anschlag}}{{Rezensionen/Intro}}
==[[Benutzer:Wörterschmied|Wörterschmied]] (3 / 5) ==
* Der Einstieg ist wie bei Kings jüngsten Werken (''[[Die Arena]]'') direkt und kommt ohne lange Erklärungen aus.
* Aus sprachlicher Sicht ist das Buch gelungen, auch wenn es bei Weitem nicht an den Wortwitz von ''[[Wahn]]'' heranreicht. Das Buch liest sich widerstandslos wie der Unterwäschekatalog von ''Victoria's Secret''.
* Mindestens 19 verschiedene Implementierungen einer bestimmten [[19/ 99|Zahl]] und augenzwinkernde Verweise auf Werke wie den ''[[Dunklen-Turm-Zyklus]]'' und ''[[ES]]''.
;Negativ
== [[Benutzer: Mr. Dodd|Mr. Dodd]] (3 / 5) ==
Zunächst ein Hoch auf die deutsche Übersetzung. Nach ''[[Das Attentat]]'' gibt es nun ''[[Der Anschlag]]''. Als ob in Deutschland mit dem 22.11.1963 niemand was anzufangen wüsste. Und dennoch lässt sich hier sogar eine dieser Harmonien erkennen, denen [[Jake Epping]] bei seiner Reise in die Vergangenheit immer wieder begegnet, be bei beiden Romanen taucht besagtes/r Attentat/Anschlag erst im letzten Fünftel zentral auf.
Was lässt sich zu dem Buch sagen? Ich finde es als Allererstes toll, dass King endlich seinen langen Traum erfüllen konnte, ein Buch darüber zu schreiben, was passieren würde, wenn das Kennedy-Attentat verhindert werden würde. Hinweise dazu gab es schon im ''[[Langoliers (Film)|Langoliers-Film]]'' und im ''[[Dunkler-Turm-Zyklus|Dunklen Turm Zyklus]]''. Schon die Größe des Buches sorgte dabei aber bei mir für zwiespältige Gefühle, denn zum einen freute ich mich auf die Zeitreisen-Thematik, zum anderen war ich ungewiss, wie Spannung über tausend Seiten erzeugt werden soll, wenn am Ende ein bekanntes Ereignis steht.
Genau so wurde ''Der Anschlag'' dann auch. Die ersten Kapitel fand ich wahnsinnig gut, die Zeitreisetheorien von King gefielen mir ganz gut (auch wenn hier einige Paradoxa auftreten, denn hätte es nicht jedes Mal einen neuen Al und Jake geben müssen bei jedem Neustart) und die Art und Weise, wie Jake erst einmal probiert, ob Änderungen wirklich möglich sind war eine gelungene Einleitung. Dann jedoch sackt der Roman ab, als er zu seiner richtigen Aufgabe übergeht und versinkt in oft seitenlange Langeweile, die ich mit einem Wort betiteln kann: [[Jodie]]. Der Ort wirkt auf Jake so gut, die Bewohner sind so nett und das mit [[Sadie Dunhill|Sadie]] ist eine so perfekte Beziehung, dass es nur langweilig werden konnte. Mir wird erstens nicht klar, wie es ein Mann aus dem 21. Jahrhundert es schafft, sich so perfekt in den die 1960er Jahre zu integrieren, irgendein Fehler muss ihm einfach passieren, der seine Tarnung auffliegen lässt. Noch dazu wirkte die Sadie-Beziehung, die natürlich aus einer schweren Familie kam und mit einem durchgedrehten [[John Clayton|Irren]] verheiratet war, wie ein neumodischer Aufguss von der [[Susan Delgado|Susan]]-[[Roland Deschain|Roland]]-Beziehung, der mich allerdings kaum überzeugte oder irgendwie berührte.
Interessanter wurde es erst, als Jake wieder öfter Jodie verließ, um seine Vorbereitungen für [[Lee Harvey Oswald]]s Ankunft zu treffen, sowie die Bespitzelung seiner Familie. Richtig gepackt hat mich dann die Geschichte, als Jake zusammengeschlagen wird, die Vergangenheit sich immer stärker wehrt und er gerade so das Attentat verhindern konnte, wobei natürlich, oh Wunder, Sadie sterben musste.
Der Höhepunkt war der katastrophale Zustand der Welt bei seiner Rückkehr, auch wenn ich mir hier mehr Details gewünscht hätte. Ein bisschen verschaukelt kam ich mir aber dann doch durch den Reset vor (700 Seiten Handlung zum Vergessen) und die eher lahme Rolle der [[Karten-Männer]]. Wenn sie nun alles wissen, wieso können sie nicht eingreifen oder kaum verhindern, dass Zeitreisende alles durcheinander bringen? Hier wäre mehr möglich gewesen. Beispiel: Jake will zurück, um Sadie zu retten, doch der Grüne-Karte-Mann zerstört den [[Kaninchenbau]] und Jake muss für immer ab 1963 leben.
Fazit: Interessante Grundidee, sehr starker Einstieg, sehr zähe Mitte (Jodieweile kann meiner Meinung nach schon als Synonym dafür herhalten), dramatischer Höhepunkt und ein unbefriedigendes Ende. King hätte den Fokus vielleicht noch ein bisschen mehr auf das Attentat und die Auswirkungen legen sollen, anstatt die Susan-Roland-Beziehung im Gewand von zwei Schullehrern neu aufleben zu lassen.
== Landkärtchen (4 / 5)==
Für mich ist das Buch ein spannungsvoller Liebesroman mit fantastischen Elementen und realistischem Bezug. In diesem Sinne hat es mich in seinen Bann gezogen. Und ich bereue nicht, David Nathan zugehört zu haben, der all den unterschiedlichen Personen recht eindeutig zu identifizierende Stimmen verliehen hat. Das macht das deutsche Hörbuch so faszinierend. Dazu kommt der historisch detailliert recherchierte Ablauf um Lee Oswald. Die Mischung aus historischer Realität und Fantasie fand ich sehr ausgewogen, dem Handlungsablauf nach dem Attentat jedoch kommt ein bisschen einem professionellen Coitus Interruptus gleich. So, als ob der Verlag endlich den Abschluss des Romans verlangt hat. Oder King selber schon in den Überlegungen zum nächsten Roman steckte und den "Alten" zum Abschluss bringen musste.
==SteffenRuhr (4 / 5)==
Der Anschlag enttäuscht Erwartungen, und das ist auch gut so. Er tappt eben nicht in die Falle, ein zweiter ''Butterfly Effect'' sein zu wollen - es steht eine der Zeitreisen im absoluten Mittelpunkt. Und am Ende fragt man sich: ändert [[Jake Epping]] die Geschichte oder ändert sie ihn.
''"Fünf Jahre soll das dauern?"'' - diese Information hätte mich unter Umständen vom Kauf abgehalten, ich erfuhr es aber erst nach dem Kauf von [[Al Templeton]], Jakes Mentor in Sachen Zeitreise. Diesen Schock federt King gekonnt ab: zum einen durch die kleinen Unterschiede zu den Erfahrungen des Schnuppertrips (Faszination Zeitreise), zum anderen durch die kleinen Rettungsmissionen ([[Carolyn Poulin]], [[Harry Dunning]]) - als noch-nicht-King-Veteran brachten mir die Derry-Anspielungen nicht viel. Insbesondere die doppelte Dunning-Konfrontation sorgt für einen actionreichen Einstieg in die Vergangenheit.
In Texas wandelt Epping sich dann, vom innerlich distanzierten Schläfer, zu einer Person, die die Zeit, in der er lebt, an sich herankommen lässt. Angewidert vom feindselig-rassistischen Dallas, umgibt er sich in Jodie mit Menschen, die ihm mehr und mehr bedeuten. Die Lüge ''George Amberson'' (so Jakes Pseudonym) erscheint dem Leser liebenswert und lebenswert - und Sadie und die anderen Bürger von Jodie werden beiden wichtig: Jake und dem Leser und beide leiden unter dem Zwiespalt, symbolisiert durch den Besenstiel. Kennedy gegen Jodie, und die Uhr tickt immer schneller.
Dazu noch die ''halsstarrige Vergangenheit'', die Jake hypnosegleich immer mehr einlullt ... die gesamte Mission steht auf der Kippe. So wird die herbeigesehnte Konfrontation mit Oswald, die man sich von Anfang an schon auszumalen versuchte, eilig aber dennoch intensiv - und was als Finale erwartet wurde, wirft eher neue Fragen auf. Kennedy zu retten fühlt sich auch für den Leser plötzlich ganz anders an.
Und dann rückt der Zeitreise-Effekt wieder in den Vordergrund und äußert sich durch mehr als nur Jakes Wissen. Dieser rote Faden ist von Stephen King zu schwach gesponnen: Kartenmänner, "Jimla!", die hellsichtige Ivy Templeton - das Konzept der "Wissenden" zerfasert aufgrund der Länge des Buches.
Die finale Zeitreise ist länger als erwartet, aber sowohl Jake als auch die Geschichte haben Wunden (von denen man gerne mehr erfahren hätte) erlitten, die Heilung benötigen.
Jake Eppings Prioritäten verschieben sich über den gesamten Verlauf der Handlung und der Leser vollzieht die Wandlung mit - teilweise sogar vor Epping, und dennoch wird die Handlung nicht erwartbar.Bis auf einzelne Aspekte der Zeitreise und der Konsequenzen hält King nicht nur alles, was er verspricht - er fasziniert darüber hinaus. == [[Benutzer:Andreas|Andreas]] (2 / 5) ==Es ist schwierig bei einem Roman wie diesem und den dazugehörigen Umständen wirklich neutral zu bleiben. Aus verschiedenen Gründen. Da ist einerseits der Autor, der bei mir über alles geht. Da ist die Messlatte, die sich in meinem Kopf aufgebaut hat, weil so viele Leser ihn fantastisch finden, und da sind die Themen, die Stephen King mit ''Der Anschlag'' verwendet. Zeitreisen, die Melancholie der Vergangenheit, die Träume eines Lehrers und eines Verliebten und ein wenig Politik und Mystik. King hat mit ''Der Anschlag'' viele Themen aufgegriffen, die sehr autobiografisch wirken. Wie Jake Epping ist auch King ehemaliger Englischlehrer mit der Neigung Geschichten zu verfassen. Wie Al Templeton hält er das Attentat an John F. Kennedy für eines der bedeutenden traumatischen Erlebnisse der USA aus der jüngeren Vergangenheit. Am 22. November 1963 ist King selbst 16 Jahre alt, mitten in einem Alter also, in dem sich seine starke pro-Demokratische Meinung herausgebildet haben dürfte. Eine Zeit, in der die USA in meinen Augen mitten im Umbruch stand. Die Trennung von weißen und schwarzen Amerikanern wurde per Gesetzt offiziell aufgehoben. Anstelle vom großen Weltkrieg standen zunehmend Stellvertreterkonflikte mit der Sowjetunion. Neben der Kubakrise, die den USA zeigte, wie nah ihnen der Feind kommen konnte war vor allem der Vietnamkrieg wahrscheinlich einer der traurigen Zwischenhöhepunkte des Kalten Krieges. Inmitten dessen wird Kennedy erschossen. Um dieses Attentat ranken sich bis heute Verschwörungstheorien. Was, wenn Oswald nicht allein gehandelt hat. Was, wenn er im Auftrag der CIA, der Sowjetunion oder der Mafia geschossen hat? Ein komplexes Thema, welches auch in ''Der Anschlag'' ausführlich behandelt wird. Machen wir es kurz. Ich habe so meine Probleme mit Stephen Kings Endergebnis. Wie bei anderen Werken auch, die bei mir ''durchgefallen'' sind, dauert es bei King länger, bis ich zu einem negativen Urteil komme. Aber wenn, finde ich es umso trauriger, denn Kings Fallhöhe ist einfach eine Andere als bei anderen Autoren. King bedient sich ausgiebig aus den Mitteln, die bei ihm schon immer gut funktionieren. Jake Epping als Hauptcharakter entspricht Kings Standardschema. Er ist Lehrer, aufrichtig, witzig, charmant und hält zu seinem Vorhaben, wenn er es beginnt. King wirft mitunter anderen Autoren völlig zu Recht vor, sie würden ihren Charakteren keine Tiefe verleihen. Ich habe das Gefühl, auch er hat bei Epping nicht seine Höchstleistung abgerufen. Es wirkt, als würde Epping so gut wie nichts aktiv tun, um voran zu kommen. Es scheint, als würde jeder Schritt hin zum unausweichlichen Finale durch jemand anderen initiiert werden. Angefangen von Harry Dunning und Al Templeton in seiner Gegenwart, Bill Turcotte, Charles Frati und Andere in Derry, Al Stevens, Mimi Corcoran, Deke Simmons und Sadie Dunhill in Jodie. Ivy Templeton in Fort Worth und Eduardo Gutierrez, Akiva Goldsman und andere Gegner, die ihm sogar seine Rückschläge quasi frei Haus präsentieren. Epping ist einer der Charaktere, mit denen ich mich nur sehr wenig identifizieren kann. Ungewöhnlich für einen Stephen-King-Roman, denn es klappt normalerweise ganz gut. Egal ob King Kinder, normale Erwachsene oder bereits gealterte Senioren präsentiert. Doch Epping wirkt flach, fast unnahbar. Es ist fast schon überraschend als Sadie Dunhill ihm vorwirft, ihr völlig unbekannte Sprichwörter zu benutzen. Zuvor hatte ich immer das Gefühl, Jake passt widerstandslos in die Zeit, was für mich unglaubwürdig war. Überhaupt erscheint auch die Beziehung zu Sadie selbst wie ein Fremdkörper in der gesamten Handlung. Als sie sich kennenlernen und näher kommen, war sie für mich nur ein Charakter wie Frank Dunning, Bill Turcotte, Mimi Corcoran und co. Stark und präsent wirkende Charaktere von geringer zeitlicher Dauer. Schlimmer noch, Jake wirkt bei der ersten Begegnung wie ein Lüstling - vielleicht ist das ja seine geheime Tiefe, die ich verpasst habe? Man hat mir eine romantische Liebesgeschichte versprochen. Stattdessen glaube ich, dass Jake vor allem auf sie steht, weil sie groß, blond und blauäugig ist und tolle Brüste hat. Der Rest ist für den quasi perfekten Lehrer voller Charm nur noch eine Sache von ein paar gemeinsam organisierten Feiern. Dass er während einer Trauerfeier bei ihr einen Lachanfall auslöst, wirkt dabei alles andere als romantisch. Dass eine Frau, die sich nach Jahren der Unterdrückung durch einen zwangsgesteuerten Mistkerl dem Nächsten bedingungslos an den Hals wirft und alle Bedenken ignoriert, lässt sich für mich nicht greifen. Ja, es sind die 60er Jahre und vielleicht ist Sadie einfach dafür gemacht, sich den Falschen anzuschließen. Aber wäre es nicht super gewesen, sie hätte wirklich die Beziehung zu ihm beendet? Wäre doch eine tolle Motivation für ihn, es beim nächsten Mal besser zu machen. Apropos ''Das nächste Mal''. Wie schon bei ''Ur'' geschrieben, bin ich selbst vom Thema der Zeitreisen fasziniert. Filme wie ''12 Monkeys'', ''Primer'', oder sogar die Reihen von Terminatoren und Zurück in die Zukunft sind Filme, die ich mir mehrmals angeschaut habe. Kings Versuch, sich ebenfalls mit dem Thema zu beschäftigen wirkt auch in ''Der Anschlag'' ungelenk. Ich habe das Gefühl, er verheddert sich dabei, gewisse Dinge zu erklären um die Handlung spannender zu gestalten, und bei anderen Dingen nicht so genau zu sein, um seine künstlerische Freiheit nicht zu verlieren. Schade, denn das Ergebnis hinterlässt einige Fragezeichen. Wie es auch nur annähernd möglich sein kann, dass Dinge durch die Zeitreisen repliziert werden (Als Hamburgerfleisch, Jakes Klamotten), wie und wann genau die Vergangenheit sich zu wehren beginnt, warum King Kartenmänner braucht, wenn er durch den Schmetterlingseffekt genauso die annähernde Vernichtung der Welt erklären könnte. Dagegen verpasst King einige Gelegenheiten dem Thema etwas mehr Würze zu geben. Warum kann Epping nicht seinem Vater begegnen. Dass so etwas die Kartenmänner zum durchdrehen bringen würde, wäre wenigstens auch für ihn verständlich. Warum kann Templeton ihm nicht erzählen, dass er aus Versehen mal die Vergangenheit so änderte, dass etwas entscheidendes - aber letztlich harmloses - in der Gegenwart völlig anders gewesen wäre. Das Logo einer Band oder einer Firma zum Beispiel. Stattdessen sind es Hamburgerfleisch, einige Dollarscheine und der Aufenthalt in einer Sommerhütte am See.  King wirkt für mich hier inkonsequent und damit wenig vertrauenswürdig. Denn letztendlich beginne ich seine vorgestellte Theorie zur Zeitreise zu hinterfragen und ende damit, jede seiner Entscheidungen fragwürdig zu finden. Wie wahrscheinlich es ist, dass ein kubanischer Mafioso aus Florida Beziehungen bis nach Dallas unterhält und so drei Wetten innerhalb von drei Jahren für solch einen Wirbel sorgen. Wieso Al Templeton Jakes erste Veränderung der Vergangenheit nicht gespürt hat. Die Nähe zum Zeitportal lasse ich nicht gelten, schließlich hat sich auch das Foto in seinem Diner angepasst. Wer hätte es außer ihm geschossen, wer sonst an seine Wand gehangen? Was wohl passiert wäre, wenn man zu Zweit durch das Zeitportal gegangen wäre und nicht gleichzeitig wieder zurückkehren würde. Zum Thema Rückkehr hätte ich auch noch etwas. Warum Derry? War es ein Probelauf, ob sich vielleicht doch noch ein Roman mit Pennywise lohnt? War es vielleicht ein Abgesang auf genau diese Option? Ich bin mir nicht sicher, was ihn dazu motiviert hat. Auf den ersten Blick war es toll, Jake Epping in einen bekannten Ort zu folgen. Doch ich erkenne Derry kaum wieder. Ja, die Stadt war mir in ''ES'' auch nicht ganz koscher, aber der Klub der Verlierer hat daraus etwas lebendiges und liebenswürdiges gemacht. Jetzt, nur wenige Wochen nach der ersten Schlacht gegen den Außenseiter ist plötzlich alles anders. Ein Beispiel: [[Norbert Keene]] ist der Apotheker des Ortes, zu dem schon [[Sonia Kaspbrak]] mit ihrem [[Eddie Kaspbrak|Sohn Eddie]] ging. In meinen Augen war Keene der einzige, der genügend Mumm und Charakterstärke bewiesen hat, denn er hat sich gegen Sonia durchgesetzt. Er hat versucht, ihren Sohn aufzuklären und damit zu helfen. Doch in ''Der Anschlag'' wird Keene zu einem gehässigen kleinen Männchen degradiert, der Fremde so wenig leiden kann, dass sie sich in seinen Augen ruhig in seinem Laden die Hosen vollkacken können. Derry war für mich - trotz der Anwesenheit von Pennywise - bunt und ein Abenteuerspielplatz für meine Helden. Für Jake Epping ist die Stadt grau und feindselig. Insgesamt lässt mich auch dieser Abschnitt des Romans mit Fragen zurück. Wie toll der Zufall wirklich ist, dass Jake ausgerechnet ein paar Wochen vor dem Beinahe-Tod des Hausmeisters seiner Schule herauskommt, wie wunderbar ihm die Vergangenheit in die Karten spielt, dass nur wenige Personen mit ihm reden wollen, die ihm aber alle notwendigen Informationen ohne Bedenken liefern. Es sind diese kleinen Dei ex machina, die ihm in Derry und auch danach noch begegnen. So auch der Hinweis, dass Andrew Cullum begeisterter Cribbage-Spieler ist. So rettet er quasi frei Haus eine junge Dame, die mir zu dem Zeitpunkt schon fast wieder entfallen, mindestens aber egal geworden, ist. Insgesamt scheint es, als möchte King in ''Der Anschlag'' vieles unterbringen. Seine eigene Verarbeitung mit dem Anschlag auf John F. Kennedy. Seine Gefühle, die er in der Vergangenheit als Lehrer gehabt hat oder gern gehabt hätte, seine merkwürdig zum Ausdruck gebrachte romantische Ader, seine Faszination von Kleinstädten und viel Mystik. Vieles davon ist angedeutet, sehr gut angedeutet sogar. Doch die Mischung aus den verschiedenen Brocken funktioniert für mich nicht. King ist sicherlich jemand, der eine fantastische Geschichte nachvollziehbar und begeisternd entwickeln lassen kann. Allerdings glaube ich, war das Gerüst, eine fiktive Geschichte anhängend an die wahre Geschihchte von Lee Harvey Oswald und Kennedy, nur sehr schwierig für ihn zu stemmen. Schaut man sich an, was für die [[11.22.63 - Der Anschlag|Adaption]] daraus gemacht wurde, sieht man, was auch King hätte besser machen können. Mit der Straffung an einigen Stellen, mit dem Fokus auf wirkliche Hindernisse und mit einer gewissen Menge Nachvollziehbarkeit. Auch für einen Horrorroman tut das nämlich ganz gut. {{weiterführend_Der weiterführend Der Anschlag}}
[[Kategorie:Rezension]] [[Kategorie:Der Anschlag]]

Navigationsmenü