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Doctor Sleep: Rezension

4.271 Byte hinzugefügt, 07:41, 15. Okt. 2018
Horaz Klotz (2 / 5)
Ich hoffe King wird nicht weich auf seine alten Tagen und präsentiert in Zukunft auch wieder Geschichten, wo ich nicht schon nach 300 Seiten weiß, dass dem Hauptcharakter und dem Kindcharakter absolut nichts passieren wird.
==[[Benutzer:Horaz Klotz|Horaz Klotz]] (2 / 5)==
Das Wichtigste zuerst: Grundsätzlich habe ich absolut kein Problem damit, dass King seine Klassiker weiterspinnt und auch Jahrzehnte später erzählt, wie es mit seinen berühmtesten Charakteren weitergegangen ist. Das gilt aber auch nur, wenn es wirklich etwas Neues zu erzählen gibt. Insofern waren die ersten Dutzend Seiten von ''Doctor Sleep'' eine ziemliche Geduldsprobe. King gibt der ''Shining''-Nebenfigur Dick Hallorann eine erschreckend ausführliche Hintergrundgeschichte, die streckenweise unfreiwillig komisch wirkt - ich sage nur Zigarettenstummel im Pudding. Dann zieht er auch nochmal die endlich tot geglaubten Geister des Overlook Hotel aus dem Hut und gibt eine so umfangreiche wie überflüssige Schachtelanleitung, um zu erklären, wie genau Danny sie bannen kann. Nicht das letzte Mal, dass der Roman Dinge kleinteilig erklärt, die besser Andeutung geblieben wären.
 
Mit dem ersten Zeitsprung kommt dann zum Glück etwas Schwung in die Geschichte. Dass der Meister kein Erbarmen mit Danny hat und ihn prompt zum Alkoholiker macht ist kein Problem - im Gegenteil, ich hätte mir hier deutlich mehr gewünscht. King sollte doch aus eigener Erfahrung einiges zum Thema Alkoholismus und Drogenmissbrauch zu erzählen haben. Was er seine Hauptfigur hier durchleben lässt war mir viel zu zahm. Wir erleben einen drogendurchnebelten Morgen, dann ist es schon vorbei mit der Trinkerkarriere und Danny schließt sich brav den Anonymen Alkoholikern an, die ihm auch noch mal versichern, dass er ja gar nichts so Schlimmes angerichtet hat. Für das große Thema Sucht ist mir das zu halbherzig. Da will ich auch mehr darüber lesen, mehr Tiefpunkte, mehr Scheitern, mehr inneren Kampf. So wirken die Anonymen Alkoholiker wie übermächtige Wunderheiler und Danny ist nach seinem Aussetzer zu Beginn gleich wieder der verlässliche Vorzeigeprotagonist. Immerhin fand ich den neuen Einsatzort für seine übersinnlichen Kräfte kreativ gewählt und es war nett, ihm nach Jahren unterwegs beim Seßhaftwerden zuzuschauen.
 
Auch Abra als zweite Hauptfigur funktioniert für mich nur bedingt. Ihr Konzept - sie kann das gleiche wie Danny damals, ist aber viel stärker und viel besser darin - klang schon mal nach alberner Fanfiction. Abgesehen davon war es ein bisschen unheimlich, wie ausführlich King auf das das Aussehen eines eindeutig minderjährigen Mädchens eingeht. Ich bin mir ziemlich sicher dass in ''Shining'' nicht in jeder zweiten Szene erwähnt wurde, wie niedlich Danny wieder aussieht und wie hübsch er lacht. Erst wenn sie gegen Ende konkret in die Handlung gezogen wird und auch mal ein paar eigene Entscheidungen treffen darf, funktioniert Abra als Protagonistin einigermaßen.
 
Nach den Helden kommen wir zu den Schurken. Und leider, leider habe ich mit dem Wahren Knoten auch ein paar Probleme. Ich habe schon einmal geschrieben, wie unmotiviert ich das "Wir müssen töten um zu überleben"-Motiv bei Bösewichten finde. Und King versucht auch gar nicht, den Vampir-Geheimbund als etwas anderes darzustellen als gnadenlose Monster. Zwar will er dem Leser auch hier - so wie im ähnlich gelagerten ''Der Fluch'' - wieder Schuldgefühle einreden, dass zu wenig auf die umherziehenden Wohnwagen-Gruppen geachtet wird, gräbt dann aber selbst von Schwarzer Magie bis zu entführten Kindern jedes Zigeunerklischee aus. Dazu kommen noch die kruden Superkräfte, die eher in einen X-Men-Comic gepasst hätten, als in einen halbwegs geerdeten King-Roman. Zwar ist die Verwandlung vom Menschen hin zum Steam-Vampir grundsätzlich interessant und auch ganz spannend dargestellt, mit dem Zauberdampf hält aber ein weiteres Problem ins Buch - und damit in Kings Kosmos - Einzug. Waren die Sonderfähigkeiten unserer Helden früher einfach unerklärliche Phänomene (''Shining'') oder Talente (''Alles endgültig'') sind sie jetzt sicht- und messbare Einheiten, die jederzeit aus den Trägern extrahiert und auf Flaschen gezogen werden können. Das ist eine Entzauberung, die schon in Richtung Midi-Chlorianer geht.
 
Fazit: Schwache Schurken, unmotivierte Helden und ein paar interessante Ideen, die leider ziemlich im Sand verlaufen. Auf solche Fortsetzungen kann ich dann doch gut verzichten.
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