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Mister Sahneschnitte: Rezension

Keine Änderung der Größe, 09:01, 27. Feb. 2019
Horaz Klotz (2 / 5)
Das "Sahneschnitte"-Konzept macht es schon mal schwierig einen echten Konflikt - oder gar Spannung - aufkommen zu lassen. Schon mal ein wichtiger Unterschied zu thematisch ähnlich gelagerten Storys wie ''Ein Gesicht in der Menge''. Die Grundlage ist ziemlich die gleiche - in beiden Fällen werden alte Männer in ihren letzten Tagen von Personen ihrer Vergangenheit heimgesucht, die sie aus dem Leben begleiten. Aber während Dean Evers zumindest versucht gegen die seltsamen Visionen anzukämpfen und sich sogar in ein Streitgespräch mit seiner toten Frau verwickeln lässt, nehmen unsere Sahneschnitte-Senioren ihr nahendes Ende geradezu unmenschlich gelassen hin. Dazu passt dass auch ihre Besucher aus der Vergangenheit keine richtigen Charaktere sind, sondern mehr sexy Versionen der Todesfliegen, mit denen sich Dan Torrance in ''Doctor Sleep'' herumschlagen muss. Sie lächeln und zwinkern vertraulich und bereiten unsere Protagonisten gemütlich langsam aufs Sterben vor. Das ist zwar alles nett friedlich und beruhigend, aber nicht wirklich spannend zu lesen.
Wahrscheinlich ist das mein Hauptproblem mit der Geschichte. - Dass King, der so beinhart realistisch über Alter, Krankheit und Tod schreiben kann, dass es mir sogar mit Mitte 20 einen Schauer durch die Knochen jagt, hier so eine weichgespülte Geschichte präsentiert. Und dabei ab und zu nur haarscharf am Kitsch vorbei schrammt. Unser Erzähler Dave geht bereitwillig ins Heim um seiner Familie nicht zur Last zu fallen und hat sich schon wunderbar eingelebt. Ollie Franklin erzählt als perfekter Senior-Gentleman ohne Ecken und Kanten gemütlich in seinen Sessel gemummelt von der wilden AIDS-Zeit. Und während einem ihnen sexy Todesengel zulächeln gibt es keine größten Probleme als verlorene Puzzle-Teile.
Immerhin - die Hintergrundgeschichte rund um die amerikanische Schwulen-Subkultur und die aufflammende AIDS-Panik sind nett beschrieben. King nimmt uns mit auf einen Kurztrip durch die Jahrzehnte von den drögen 50ern hinein in die Schwulenclubs der 80er. Hier blitzt ganz kurz der Horror einer plötzlichen Epidemie durch, die beinahe über Nacht die Szene heimsucht und ohne große Vorwarnung zahllose Opfer fordert. Das ist ein ganz interessanter Kontrast zur dahinplätschernden Gegenwarts-Handlung im Seniorenheim, bleibt aber etwas zu kurz und oberflächlich um einen wirklich bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Außerdem ist es vielleicht ein bisschen bezeichnend dass Ollies Homo-Schwärmerei nicht wirklich für sich stehen darf, sondern gleich durch Daves eindeutig massentauglichere Fantasie der hübschen Rothaarigen im knappen Slip abgefedert wird.
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