Nachrufe: Inhaltsangabe

Version vom 8. Dezember 2015, 15:20 Uhr von Andreas (Diskussion | Beiträge) ([Bot] +Portalhinweis)


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Stephen Kings Kurzgeschichte Obits ist zwar in verschiedene Kapitel unterteilt, die jedoch nicht nummeriert oder gar betitelt sind. Die Überschriften hier dienen nur der besseren Übersicht des Lesers.

Ein kindischer Anfall

Der in San Francisco lebende Journalist und Ich-Erzähler Michael Anderson ist 27 Jahre alt, doch viel geleistet hat er noch nicht, schaut sich sogar in der Werbebranche um, weil er nicht so recht weiß, welche Zeitung ihn schon nehmen sollte. Eher mit dem Schelm im Nacken bewirbt er sich auch bei Neon Circus, einer Webseite, die nur deshalb aus der Masse hervorsticht, weil sie die Schadenfreude und bissigen schwarzen Humor auf die Spitze treibt und berühmte Stars gehörig durch den Kakao zieht. Mikes Bewerbung ist speziell: Da er auf der Circus-Webseite erfahren hat, dass ein junger Schauspieler namens Jack Briggs an einer Überdosis gestorben ist, verfasst er einen fiesen, respektlosen und im Grunde albernen Nachruf ganz im Stil des Online-Magazins und schickt ihn per Mail. Schon zwei Tage später wird er von der Chefredakteurin Jeroma Whitfield zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen.
Im Büro von Neon Circus fühlt Mike sich einigermaßen zu schick gekleidet: Die Typen, die dort abhängen, lassen es eher leger angehen; die meisten Mitarbeiter arbeiten ohnehin von zu Hause aus. Jeroma, Anfang vierzig, hat schon einen konkreten Vorschlag für Mike: Wie wäre es mit einer wöchentlichen Kolumne namens "Von Toten schlecht reden"? Da ist Mike doch sofort dabei. Und schnell so erfolgreich, dass seine Beiträge die meistgelesenen sind und Mike sich gleich über eine Gehaltserhöhung freuen darf.
Nach vier Monaten, als Gerüchte kursieren, Circus könnte von einer größeren Gesellschaft übernommen werden, will Mike noch etwas mehr feilschen. Obwohl er seine Argumente gut durchdacht hat und sie - seiner Meinung nach - überzeugend präsentiert, wimmelt Jeroma ihn ab, ohne ihm wirklich zuzuhören, geschweige denn angemessen zu antworten. Als er nicht locker lassen will, wird sie persönlich: Er sei nur ein Mamasöhnchen, das noch bei seinen Eltern lebe, außerdem sei er austauschbar. Aufgebracht droht Mike mit seiner Kündigung, was Jeroma nicht beeindruckt; er könne es ja versuchen.
Wütend verlässt Mike ihr Büro, zwingt sich dazu, weiterhin anständig zu arbeiten - denn natürlich hat er nur geblufft und will bei Circus bleiben. Auch, im Übrigen, wegen der Granate namens Katie Curran. Die große Blondine ist heiß, doch weiß Mike, der sich selbst als bebrillter Freak beschreibt, dass er bei ihre keine Chancen hat. Träumen ist schließlich erlaubt. Sie spürt, dass etwas nicht stimmt, sodass er ihr sein Leid klagt. Auf lange Sicht hilft das auch nicht, sodass er sich in einem kindischen Anfall Luft verschaffen will und einen seiner typischen Nachrufe verfasst - auf Jeroma Whitfield höchstselbst. Er will den Nachruf im Büro verteilen und an die verschiedensten Wände kleben, um dann doch seinen Hut zu nehmen und sein Glück anderswo zu versuchen. Als er den fertigen Nachruf liest, schämt er sich jedoch sofort dafür und verschiebt ihn in den virtuellen Mülleimer.
Eines aber ist im klar geworden: Er verbringt seine Zeit damit, Müll zu fabrizieren - seine Zeit bei Circus muss zu einem Ende kommen, so kann er sein Berufsethos nicht weiterhin mit Füßen treten. Nur nichts überstürzen. Also beschließt er, noch einmal über diese Entscheidung zu schlafen und geht nach Hause.
Am nächsten Morgen klingelt Katie ihn aus einer Morgenvorstellung im Kino, um ihm eine schockierende Nachricht zu überbringen: Jeroma ist gegen zwei Uhr nachts im Büro an einem Bonbon erstickt. Obwohl Katie und andere Kollegen vor Ort waren, konnten sie ihr nicht mehr helfen. Eine Notfallsitzung wird anberaumt, zu der Mike kommt, obwohl er kurz zuvor noch darüber nachgedacht hat, den Circus zu verlassen. Dort ist man sich einig, dass es ohne Unterbrechung weitergehen muss, vor allem - wie Georgina Bukowski lakonisch anmerkt -, damit das Gehalt weiter auf ihrem Konto landet. Es wird klar, dass Katie Ambitionen hat, in Jeromas Fußstapfen zu treten.
Katie zitiert Mike in Jeromas ehemaliges Büro und zeigt ihm einen Ausdruck seines Nachrufs auf die Verstorbene; sie stieß darauf, als sie auf Mikes Wunsch dessen Computerdaten löschte. Sie räumt ein, dass das wirklich ein unheimlicher Zufall ist, doch will sie ihn unbedingt weiter mit im Team haben. Sie überzeugt ihn, vor allen Dingen mit einem sinnlichen Kuss auf die Mundwinkel.

Mike entdeckt sein Talent

Der Zufall war beunruhigend, ja, aber dennoch genau das: ein Zufall. Um sich das selbst zu beweisen, schreibt Mike zu Hause einen weiteren Nachruf, vorsichtshalber über einen gewissen Peter Stefano, um den es nicht schade wäre, da der Plattenproduzent einst eine vielversprechende Sängerin namens Andi McCoy erwürgte und seine Zeit im Gefängnis absitzt. Der Nachruf fließt nur so aus ihm heraus, das Schreiben scheint auf schwer zu bestimmende Weise richtig - und in jener Nacht schläft Mike wie ein Baby.
Beim Frühstück überfliegt Mike die Online-Nachrichten und erstarrt: Peter Stefano ist tot. Dem Bericht zufolge wurde er in der Bibliothek des Gefängnisses nach einem Streit erstochen. Mike ist erschüttert, übergibt sich erst einmal, ruft dann aber Katie zu Hilfe, die sofort ahnt, was passiert ist. Sie will ihn sehen und den Nachruf lesen. Bei sich zu Hause. Das scheint einige Möglichkeiten zu eröffnen ...
Tatsächlich empfängt Katie ihn sofort mit einem langen Kuss und entführt ihn in ihr Schlafzimmer.
Danach kommt sie auf den Punkt: Ihrer Ansicht nach könnte ein zweimaliger Glückstreffer noch immer dem Zufall zugeschrieben werden. Ab drei Mal wäre es allerdings eine echte übernatürliche Gabe. Und nicht nur irgendeine Gabe - die Macht über Leben und Tod. Er soll es noch einmal versuchen. Mike wehrt sich nur pro Forma, tatsächlich aber hat er schon einen weiteren Namen parat. Kenneth Wanderly hat vier Mädchen vergewaltigt und zu Tode gefoltert. Dafür sitzt er zwar in der Todeszelle, doch ist Katie überzeugt davon, dass die Todesstrafe an ihm nicht ausgeführt werden wird, da Exekutionen im Allgemeinen immer mehr zurückgehen. Seine Todesanzeige soll Mike als nächstes verfassen. Um ihn weiterhin zu motivieren, gesteht Katie ihm, dass sie selbst einst vergewaltigt wurde. Sie weiß zwar bis heute nicht, von wem, doch Wanderlys Tod wäre für sie eine Art Ersatz-Rache.
Mike schreibt den Nachruf, und das Gefühl der Macht, das ihn durchflutet, ist noch besser als der Sex mit Katie.
Am nächsten Tag ist Wanderley tot: Er hat sich ein Stück Seife in den Schlund gestopft und ist daran erstickt. Nun ist es offiziell: Mike kann Menschen in der Tat per Nachruf töten.

Suchtgefahr

Am nächsten Tag hat Katie gute Nachrichten, da ihr Magazin von Pyramid Media, einem Unternehmen aus Chicago, aufgekauft werden soll, was gleich einmal für alle Mitarbeiter mit kleinen Gehaltserhöhungen einhergeht. Vorsichtshalber wird Mike von den Nachrufen abgezogen und kümmert sich fortan um "Kulturkritik". Doch unter vier Augen teilt Katie ihm mit, dass sie ihn an diesem Abend bei sich zu Hause erwartet.
Dort aber trifft er dann nicht nur auf Katie; sie hat auch Mikes Mitarbeiterin Penny "Pens" Langston eingeladen. Mike schwant nichts Gutes, und in der Tat: Pens weiß von Mikes Talent und hat guten Grund, hier zu sein, wurde sie doch im Alter von neun Jahren wiederholt von ihrem Onkel Amos vergewaltigt. Wie im Übrigen auch ihre zwei Jahre ältere Schwester Jessie. Worum Pens Mike bittet, ist nicht schwer zu erraten ... Und sie wartet mit einer Überraschung auf, denn sie selbst hat schon einen Nachruf geschrieben, den Mike abtippt und eigene Textpassagen hinzufügt.
In jener Nacht schläft Mike schlecht, was zwei ganz konkrete Gründe hat. Zum einen glaubt er, allmählich süchtig geworden zu sein nach dieser neuen Macht, über die er verfügt. Zum anderen ist da seine starke Vermutung, dass sein Geheimnis bei nun bereits zwei Mitwissern nicht mehr sicher ist. Wie lange noch, bis die Regierung von seinem Talent Wind bekommt und ihn zwingt, seine Gabe gegen gefährliche Terroristen einzusetzen? Paraonid - aber in der Dunkelheit der schlaflosen Nacht seltsam plausibel und bedrohlich.
Das Telefon reißt ihn aus einem unruhigen Schlaf, und Katie bestellt ihn ganz aufgeregt in ihr Büro. Was ist denn nun schon wieder los? Dass sie ihn ins Büro und nicht in ihre Wohnung bestellt, ist ein Hinweis: Offenbar hat Katie auf einmal Angst vor ihm.

Nebenwirkungen

Katie ist ganz außer sich, denn sie hat Nachforschungen angestellt und Schreckliches herausgefunden. Mikes Morde per Nachruf haben Nebenwirkungen, ziehen größere Kreise als erwaret. Als Mike Peter Stefano tötete, starben drei weitere Menschen mit demselben Namen, einer in Pennsylvania, einer in Ohio, ein weiterer in New York. Es gibt in den USA noch andere Peter Stefanos - diese aber waren Katies Überzeugung nach weit genug weg von "Ground Zero". Das ist nicht alles: Gleichzeitig mit Ken Wanderly starb dessen Sohn Kenneth Wanderly Jr. - und ein Kenneth Wanderlee in New Jersey. Und es kommt noch dicker: Katie weiß von mindestens sieben gleichzeitig verstorbenen Amos Langfords ...
Katie ist sicher, dass Mikes Talent immer stärker wird und sich die Nebenwirkungen deswegen immer mehr ausdehnen. Er muss damit aufhören. Was, wenn er einen Nachruf über Penny schriebe und daraufhin auch Penelopes oder Patsys sterben? Mike stellt sich vor, einen Nachruf über einen John Smith zu verfassen und ein wahres Blutbad anzurichten. Nein, er muss sich etwas einfallen lassen.

Laramie

Nur wenige Stunden später trifft Mike eine weitreichende Entscheidung, als er einen Atlas hervorzieht und sich wahllos einen Ort namens Laramie in Wyoming aussucht. Dort zieht er hin und dort schreibt er seine Geschichte. Er arbeitet als Verputzer und führt auch andere Gelegenheitsjobs aus. Das Schreiben von Nachrufen jedoch hat er aufgegeben, auch wenn er sich auf dem Laufenden hält, was Neon Circus so treibt.
Das ist es. Mike weiß, dass dieses Ende eher flach ist, hält es aber mit den weisen Worten seines Professors Vern Higgins: Wenn man etwas berichtet, ist das Ende immer nur ein vorübergehendes; im wahren Leben wird der einzige Schlusspunkt vom Nachruf gesetzt.

Vorlage:Weiterführend Obits