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Der Musterschüler: Rezension

7 Byte entfernt, 10:43, 5. Okt. 2018
Horaz Klotz (4 / 5)
Dagegen wirken die zahlreichen Morde an Obdachlosen teilweise etwas unmotiviert. Zumal es tatsächlich ein ziemlicher Zufall ist, dass sich unsere beiden Hauptfiguren ziemlich zeitgleich auf diesen Personenkreis einschießen. Das hätte wahrscheinlich besser funktioniert, wenn sie schon früher einen gemeinsamen Mord begangen oder sich zumindest etwas intensiver über das Thema "Endlösung für das Pennerproblem" unterhalten hätten, Zeit genug hätte sie ja gehabt. Außerdem stört mich die Stelle an der die toten Obdachlosen in die Handlung geschoben werden - der Horror der Versetzungsgefährdung wurde abgewendet, die Beziehung zwischen Todd und Dussander kühlt gerade ab, also werden ein paar Morde begangen um die Spannung zu halten. Daneben bleibt die grundsätzliche Frage ob es nötig war, den realen Schrecken des Holocaust, die an Dussanders Küchentisch ausgebreitet werden, diese fiktiv-blutigen Morde gegenüber zustellen.
Auch mit dem Schluss habe ich kleine Probleme. Dussanders Selbstmord fand ich erzählerisch großartig, irgendwo zwischen dem Triumph noch ein letztes mal Mal entkommen zu sein und der Angst vor dem großen ''Danach''. Das ist meilenweit entfernt von allen karmischen Rachephantasien, die sich bis hier im Leser aufgebaut haben. King hat ihn als Mensch geschrieben und lässt ihn als Mensch sterben. Dafür ist der Weg zu diesem Ende erzählerisch ein bisschen sehr holprig. Dass der Altnazi ausgerechnet das Krankenbett neben einem ehemaligen KZ-Häftling bekommt kann ich gerade noch glauben. Aber warum sollte der angeblich so erfahrene Nazi-Jäger Weiskopf Dussander großspurig darüber informieren, dass er erkannt ist, bevor er festgenommen wird? Und warum lässt man ihn, der ja angeblich schon so oft knapp der Verhaftung entkommen ist, dann unbewacht im Krankenzimmer zurück? Das sind einfach ein paar Schlampigkeiten zu viel, die sich besonders beim zweiten Mal nicht mehr überlesen lassen. Bei Todd sieht die Sache genau anders herum aus. Sein Verhör rattert konsequent dahin, die Schlinge zieht sich ganz natürlich immer weiter zu. Auch mit seinem großartig lakonischen offenen Ende habe ich prinzipiell kein Problem. Nur bricht Kings groß angelegte Gesellschaftskritik, die er an dem Charakter aufgezogen hat, ein Stück weit zusammen, wenn er am Ende als Monster erkannt und aus der Gesellschaft entfernt wird. Ich bin mir nur wirklich nicht sicher, ob man das ganze irgendwie geschickter hätte lösen können. Das Ende der Verfilmung hat mir jedenfalls noch weniger gefallen.
Fazit: Mal wieder eine der GeschichtenNovellen, die lange im Gedächtnis bleiben. Ein fesselnd-düsterer Ausflug in die Tiefen der Psyche und der Geschichte, bei dem King sehr viel mehr richtig als falsch macht.
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