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Die Arena: Rezension

5.385 Byte hinzugefügt, 11:19, 22. Okt. 2018
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Fazit: Absolut zurecht auf dem dritten Platz meiner Lieblingsbücher von King!
 
==[[Benutzer:Horaz Klotz|Horaz Klotz]] (3 / 5)==
Über ''Die Arena'' bin ich zuerst im Serienformat gestolpert. Und ja - die Serie war ganz interessant mit einer spannenden Grundidee, halbwegs ausgefeilten Charakteren und einem großen Geheimnis, das - ganz im ''LOST''-Stil - immer komplexer wurde, je mehr man herausbekam. Und genau wie bei ''LOST'' ging das ganze nicht lange gut. In diesem Fall ziemlich genau eine Staffel lang, bevor sich die Handlung in immer neuen absurden Wendungen verlor und schließlich in einem hanebüchenen Alien-Schwarmintelligenz-Welteroberungsplot gipfelte. Ich war also mehr als ein kleines bisschen voreingenommen als ich mich zum ersten Mal ans Buch setzte. Keine große Überraschung, das Buch ist an sehr vielen Stellen sehr viel besser. Aber - und hier wird es interessant - mehr als einmal fand ich auch die Ideen der Serien-Schreiber eleganter, cleverer oder sinnvoller. Ein paar Beispiele? Die Kuppel selbst ist in der TV-Version einfach eine perfekte Kugel, die einfach zufällig Chester's Mill einschließt, bei King folgt sie haargenau der aktuellen Stadtgrenze. Das sorgt zwar für ein paar ganz interessante Verschwörungsszenarien macht letztendlich aber absolut keinen Sinn. Dann gibt es noch den pseudo-radioaktiven, leuchtenden Tier-Selbstmord-Wall, den unser Autor um den Kuppel-Generator zieht und der gerade durchgängig genug ist, dass die Helden ohne größere Blessuren durch kommen. In der Serie gab es auch einen abgeschirmten Gegenstand, dem die Stadtbewohner bitte nicht zu nah kommen sollten. Und hier war eine zweite kleinere Kuppel darum entstanden, um ungebetene Endringlinge abzuwehren. Das ist simpler, effizienter und einfach besser geschrieben.
 
Was die Buchversion nicht ausbügeln konnte, waren die teilweise erschreckend eindimensionalen Charaktere. Die neuen Hilfspolizisten sind einfach ein Haufen unmotivierter Rüpel und unser stoischer Burgerbrater Barbie bleibt bis zum letzten Akt der perfekte Kleinstadt-Held. Dagegen sind es wieder einmal die Schurken - allen voran Big Jim und Junior - die ausgefeiltere Charaktere spendiert bekommen. Insbesondere Junior zeigt immer wieder eine unerwartet menschliche Seite, ohne wie in der Serie zum geläuterten Antihelden zu werden. Außerdem - und das ist wirklich eine Leistung bei über tausend Seiten - ist die Geschichte recht kurzweilig heruntererzählt. Während ich mich zum Beispiel bei ''Das letzte Gefecht'' immer wieder durch nicht enden wollende Passagen arbeiten musste, fließt die Handlung hier konsequent und erbarmungslos von einem Höhepunkt zum nächsten. Und wenn King seinen allwissenden Erzähler durch die Straßen schlendern, mal hier mithören, mal dort in ein Kopf schauen lässt, funktioniert das perfekt als Kleinstadt-Worldbuilding. Auch wenn ich auf den Medium-Hund als Plotelement in dieser sonst so nüchternen Geschichte über Machtkämpfe im Angesicht des Unbegreiflichen gern verzichtet hätte.
 
Aber apropos ''letztes Gefecht'' - das Ende gerät leider auch hier ziemlich billig. Nach Hunderten von Seiten geschickt ineinander verwobener Handlungsstränge, fällt King wieder mal nichts besseres ein, als eine Bombe zu zünden und seine komplex gezeichneten Charaktere in Rauch aufgehen zu lassen. Hier funktioniert der alte Trick immerhin etwas besser, weil noch Zeit für ein paar ausgefeiltere Sterbeszenen bleibt - besonders für Big Jim - und das Gas von Anfang an Teil der Gleichung ist und nicht erst auf den letzten Metern in die Story gekarrt werden muss. Trotzdem ein etwas enttäuschendes Finale nach einer so langen Einführung und es bleibt das Gefühl, dass der Meister mit diesem furiosen Ablenkungsmanöver darüber hinwegtäuschen wollte, dass das Problem der Kuppel jederzeit ganz friedlich hätte gelöst werden können, wenn nur jemand bei den Lederköpfen nachgefragt hätte.
 
Diese geheimnisvollen Wesen kosten das Buch dann auch noch mal einen Punkt. Natürlich sind sie nach dem abgedrehten Wahnsinn der letzten Serienstaffel, die mit Gehirnwäschealiens, Kristallenergie und Hybridbabys alle möglichen SciFi-Klischees aufgefahren hat, eine nett einfache Überraschung. Und natürlich hat auch die große Schluss-Botschaft "Manche Probleme löst man mit Empathie besser als mit Atomraketen" ihre Berechtigung. Trotzdem gibt es so einiges was mich an den Lederköpfen stört und das Ende gefährlich nah in deus ex machina-Gefilde steuert. Dass diese so fremdartigen Kreaturen, die sich jeder physischen Beschreibung widersetzten und in einem bizarren Fantasie-Reich vor sich hinleben einen ganz normalen mechanischen Generator brauchen um ihre Wunderkuppel zu erzeugen passt für mich einfach nicht zusammen. Besonders wenn er am Ende wie in einem billigen Weltraum-Streifen abhebt und wieder nachhause fliegt. Daneben bleibt das Problem, dass die Wesen passgenau die Chester's Mill-Stadtgrenzen kannten und ihren heiligen Generator mit einem Leuchtring geschützt auf einer Wiese liegen lassen. Ein bisschen seltsam für Aliens, die so wenig über die menschliche Kultur wissen, dass sie eine einzige gute Tat so aus der Bahn wirft.
 
Fazit: Wieder mal eine geniale Grundidee, die King - zumindest für mich - nicht ganz perfekt zu Ende erzählen kann. Trotzdem eine abwechslungsreiche Geschichte, die sich für Fans auf jeden Fall lohnt. Und das nicht nur im Vergleich mit der kreuzdämlichen Serie.
 
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