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Lastwagen: Rezension

4 Byte entfernt, 10:30, 13. Dez. 2018
Horaz Klotz (4 / 5)
Auch dass kaum einer der Gefangenen einen Namen hat, hat mich nicht gestört. Ich nehme mal an, King wollte die Figuren bewusst diffus halten, damit jeder Leser sich fragen kann, wie er sich verhalten hätte, wenn er "der Lastwagenfahrer" oder "das Mädchen" wäre. Diese Schwammigkeit hat dann natürlich tatsächlich den Effekt, dass einem keine der Figuren lang im Gedächtnis bleibt - und dass sie manchmal ziemlich knapp am Klischee vorbeischrammen. Trotzdem fand ich ihre verschiedenen Pläne und Ideen für eine Nacht in Gefangenschaft interessant genug. Und die ab und zu eingestreute Todesszene helfen die kurze Geschichte spannend zu halten.
Bis hierhin war das ganze noch eine recht durchschnittliche Story. Ein böses magisches Element stürzt die Welt ins Chaos - unsere Figuren drehen durch, verstecken sich oder kämpfen dagegen. Das gab's - auch bei King - schon ein paarmal. Das besondere ist das Ende. Nach dem Klischee hätte die Geschichte auf zwei Arten enden können - entweder die Menschen raufen sich zusammen, schaffen es, die bedrohlichen Lastwagen zu besiegen und blicken dann auf den Trümmern der Maschinenwelt einer ungewissen, aber doch optimistischen Zukunft entgegen. Oder die Fahrzeuge wären irgendwann einfach abgestorben, die Revolution Gefahr wäre so schnell vorbei wie sie begonnen hat. Unsere Protagnisten klettern aus ihrem Versteck, nehmen die Autos vorsichtig in Augenschein und haben das Gefühl, noch einmal mit dem Schrecken davon gekommen zu sein.
Stattdessen zeigt King eine Kaltblütigkeit, die ihm in seinen Kurzgeschichten allem Anschein nach leichter fällt als in Romanen. Während in den Büchern die größten Ungeheuer am Ende regelmäßig ausgeschaltet (''Doctor Sleep'', ''Der Outsider'', ''Puls'') oder zumindest zurückgeschlagen werden (''Das letzte Gefecht'', ''Revival'', ''Wahn'') gewinnen hier die Monster. Möglich, dass es King einfach leichter fällt namenlose Protagonisten ans Messer zu liefern, die er erst seit ein paar Seiten kennt als Figuren, mit denen er ein paar Jahre verbracht hat. Mir gefällt das triste Ende jedenfalls sehr gut - und noch mehr, dass keine Fragen beantwortet werden. Das ist nicht nur ein notwendiger Rückschlag um auch in Zukunft bangen zu können, ob es die King-Figuren aus der nächsten ausweglosen Situation schaffen werden, sondern auch nett konsequent und am Schluss bitter ironisch. - Eine Welt in der die Menschen für die Maschinen arbeiten vergisst man nicht so schnell.
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