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Nächtliche Brandung: Rezension

3.277 Byte hinzugefügt, 10:12, 17. Jan. 2019
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Die Charaktere wirken hölzern und konstruiert, die Atmosphäre ist schlecht, sogar die Handlung ist langweilig und nichtssagend.
Mit dieser Kurzgeschichte konnte ich nichts anfangen. Gut, dass sie so kurz war.
 
==[[Benutzer:Horaz Klotz|Horaz Klotz]] (3 / 5)==
Ich hatte ja schon bei der Rezension zu ''Das letzte Gefecht'' erwähnt, dass mir die kleinen menschlichen Geschichten und persönlichen Schicksale, die King in seinen Weltuntergangsepos einbaut oft besser gefallen als die ganz großen philosophischen Fragen, die er zwischen dem nur bösen Flagg und der nur guten Gruppe rund um Mutter Abagail verhandelt - und die schließlich durch ein Eingreifen "von oben" gelöst werden müssen. Gegen dieses Fantasyaufgebot waren die kleinen Geschichten rund um einzelne Überlebende, die versuchten blutige Revolutionen anzuzetteln, sich in Kühlkammern einschlossen oder ganz still für sich allein verzweifelten um einiges realistischer, menschlicher und - für mich - spannender. Insofern ging ich ziemlich optimistisch an die ''Nächtliche Brandung'', immerhin wurde mir hier eine einzige Zusatzszene versprochen, die das Ergebnis der Supergrippe auf einen kleinen, persönlichen Rahmen herunterbricht. Das funktioniert auch recht gut - nur leider spielen die Charaktere nicht richtig mit.
 
Für die Kürze der Geschichte gelingt es King gut ein Gefühl von melancholischer Resignation aufzubauen, das irgendwie ziemlich gut ins Weltuntergang-Motiv passt. Die Jugendlichen ahnen, dass sie die letzten Menschen im Umkreis - wenn nicht der ganzen Welt - sind, aber statt nach Boulder-Manier eine neue Gesellschaft zu errichten und für die Zukunft zu kämpfen, sitzen sie am Strand, betrinken sich, hören Radio und verlieren sich in Gedanken an ihr altes Leben. Dass sie gerade einen Menschen verbrannt haben gerät da schnell in den Hintergrund. Was natürlich religions-psychologisch ganz spannend ist - natürlich wissen sie alle, dass es nicht helfen wird, aber schaden kann so ein Menschenopfer ja auch nicht.
 
Das große Problem sind die Charaktere - grundsätzlich finde ich es immer gut, wenn King sich an Unsympathen wagt. Aus meiner Sicht oft einer der großen Vorteile von Kurzgeschichten, wenn unser Autor zu viel Zeit mit den Figuren verbringen muss, kann er meistens nicht anders als sie langsam aber sicher doch in die klassische Helden-Form zu pressen. Die ''Brandung''-Jugendlichen bleiben nett unheroisch, aber leider auch ziemlich unnahbar. Für Waisen, die auf einen Schlag ihre Eltern, Familien und Bekannten verloren haben sind sie dann doch eine Spur zu gefühlskalt. Ein paar Seiten mehr hätten wahrscheinlich gereicht, um hier einiges mehr an psychologischer Tiefe auszuleuchten. Stattdessen müssen wir Susies Geplapper zuhören - das mir mit der Zeit auch ein bisschen auf die Nerven ging.
 
Dagegen gefällt mir wie nonchalant die Figuren mit der eigenen Sterblichkeit konfrontiert werden. Die Symptome tauchen ohne große dramatische Szenen auf und besiegeln das Schicksal der Infizierten. Kurz wird darüber diskutiert, aber eigentlich ist klar dass kaum jemand überleben wird. Der eindrucksvollste Moment für mich war dann auch nicht die dramatische Verbrennung am Anfang, sondern die tragische, kleine, stille Szene am Ende, als der bis dahin so gefühlskalte Bernie allein im Dunkeln sitzt und an seine tote Freundin denkt.
 
Fazit: Trotz aller Probleme mit den Charakteren eine nett melancholische Momentaufnahme aus der Welt nach dem Supervirus.
 
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