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Wind: Rezension

41 Byte hinzugefügt, 06:04, 9. Aug. 2013
Parsifal in King'schem Gesicht
Das ist mir noch nie passiert, nicht mal nach "The Body" (bei der Verfilmung, "Stand by me", da sah es anders aus ...): Dass ich nach dem Lesen einer King'schen Story gerührt, berührt war. Allerdings: Ich war es weniger am Ende des Buches (dass die seltsame Nonnengemeinschaft den Waisen aufnehmen, dass Roland in den Besitz des Textes seiner Mutter kommt, das war auch ein Art Happy-End, wollte uns aber wohl auch mit dem hässlichsten Opfer des Gunslingers, dem seiner eigenen Mutter, versöhnen), nein, ich war es am Ende des Märchens. Und die ganze Fellmann-Geschichte war mir daneben fast unwichtig, zumal da wieder viel Blut fliessen musste.
Die Geschichte in der Geschichte in der Geschichte - nun hat es der Meister doch zu weit getrieben, haben wohl manche gedacht. Aber das ist ein ganz subtiles literarisches Vorgehen, das uns da plötzlich begegnet. Gespielt wird mit Assoziationen zum Obertitel "Wind" (ausnahmsweise ist der deutsche Titel nicht ganz so doof): Der Stosswind erinnert an den salzigen Wüstensturm, und im salzigen Wüstensturm erzählt ein langer Schlacks am Ende seiner Pubertät einem kleinen verängstigten Jungen ein Märchen, das von einem kleinen verängstigten Jungen handelt, der dem Stosswind begegnet und entkommt. Und gleichzeitig erzählt der zum düsteren Western-Macho-Helden herangereifte Schlacks dieselbe Geschichte einem nächsten Jungen, dem, dem es bestimmt ist, in allen möglichen Welten zu sterben. Und das Märchen führt uns endlich ins Innerste dieser seltsamen DT-Welt, denn wir wollten doch schon lange wissen, wie es denn den einfachen Menschen ging, die nicht in Gilead oder in Neu-Kanaan lebten.
Die Moral des Märchens ist unbekümmert frech-optimistisch (endlich überwindet sich der Meister, der uns in Werken wie "Desperation", "Regulators", "Cell" und "Duma Key" durch Infernos ungeahnter Dimension schleppte, und dem wir verzweifelt folgten): Jede/r ist seines Glückes Schmied. Und wenn er auch ein kleiner Junge ist, wenn sich auch Zauber- und Menschenmächte gegen ihn verschworen haben. Natürlich ist es das "Parsifal"-Motiv aus dem Urwissen der Menschheit, dass Tim immer tiefer in den dunklen Wald ziehen und in seinem Herzen dem verzauberten Zauberer begegnen lässt. "Durch Mitleid wissend - der reine Tor", so steht Tim dem Tyger gegenüber. Kalt läuft es dem Leser über den Rücken hinab, wie er bei einem Meister der sogenannt "trivialen" Literatur dem Motiv begegnet. Und: In Tim findet sich Jake Chambers, in Jake Chambers findet sich der junge Roland. Aber anders als Parsifal war Roland des Mitleids nicht fähig.
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