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Die Augen des Drachen: Rezension

59 Byte hinzugefügt, 08:34, 3. Jan. 2019
Horaz Klotz (3 / 5)
==[[Benutzer:Horaz Klotz|Horaz Klotz]] (3 / 5)==
King versucht sich als Märchenerzähler und greift tief in die Klischee-Kiste der Fantasy-Klischees. In seinem mythischen Königreich gibt es einen letzten Drachen zu erschlagen, der aufrechte Prinz kämpft gegen den bösen Zauberer und wenn die Thronfolge nicht beachtet wird, geht das Land den Bach runter. Leider gelingt es zwischen all diesen Versatzstücken nicht wirklich eine spannende eigenständige Fantasy-Welt aufzubauen. Stattdessen mischen sich zwischen die altbekannten Klischees immer wieder seltsam moderne Ideen. In Kings Fantasy-mythischem Königreich gibt es Dienstage, Servietten und Briefmarken - und Prinzen überlegen, wofür sie diese Woche ihr Taschengeld ausgeben, wenn sie nicht gerade beim traditionellen Dreibein-Hopsen antreten. Das passt alles nicht wirklich ins feudalistische Mittelalter und kostet die Geschichte einige Atmosphäre-Punkte.
In diesem etwas unausgeglichenen Setting erzählt King eine sehr traditionelle Geschichte mit bekanntem Personal - der böse Zauberer gegen den tapferen Prinz. Und mit beiden Figuren habe ich meine Probleme: Flagg funktioniert eigentlich ganz gut als gewissenloser Schurke und ich fand es erfrischend, wie streng King seine magischen Fähigkeiten limitiert - dieser Zauberer muss sich auf Gift, Geschick und Erpressung verlassen statt seine Gegner mit einem Zauberspruch auszulöschen. Leider habe ich nicht wirklich verstanden, was genau er vorhat. Sein Plan ist Chaos zu stiften und dann wieder für ein paar Jahrzehnte abzutauchen. Was er davon hat, bleibt offen. Weder dient er irgendwelchen düsteren Mächten, die ihm vorschreiben die Welt in den Bürgerkrieg zu führen, noch versucht er - wie sein neuzeitliches Pendant in ''Das letzte Gefecht'' - selbst auf den Thron zu kommen. Ich hatte das Gefühl er könnte sein unsterbliches Leben auch irgendwie angenehmer verbringen als mit steuerpolitischen Manövern Herrscherfamilien zu stürzen.
Sein Gegenspieler Prinz Peter ist mir als entschieden Protagonist entschieden zu glatt und in jeder Notlage zu perfekt und clever. Die Szenen mit der Pferderettung und seiner dramatischen Verhaftung sind so heroisch-übertrieben, das sie eher albern als dramatisch wirken. Dazu kommen noch die etwas seltsamen demokratiefeindlichen Untertöne, wenn Peter die einfachen Untertanen mit seiner Königsautorität-Aura umhaut, während allein schon die Tatsache dass die Bevölkerung die Steuerpolitik hinterfragt unweigerlich im Chaos enden muss. Das ist für einen modernen, demokratisch geprägten Leser schon ein bisschen dick aufgetragen - allerdings steht King mit diesem Problem im Fantasy-Genre natürlich nicht allein.
Bis hierhin konnte ich also nicht viel mit den ''Augen des Drachen'' anfangen. Zum Glück gibt es aber noch den "falschen" Prinzen - und der funktioniert in seiner Rolle überraschend gut. King setzt Thomas in eine interessante psychologische Falle, wenn er seinen Vater bespitzelt um ihm endlich nahe zu sein - ihn aber gleichzeitig mehr uns mehr verachtet, je länger er ihn beobachtet. Leider bleibt Thomas lange zu sehr Mittel zum Zweck und willenloser Spielball in Flaggs bizarren Plänen. Erst am Schluss bekommt er noch einen kleinen eigenen Heldenmoment spendiert, bevor er sich vorm Happy end aus Geschichte und Königreich verabschiedet. Mir hätte es deutlich besser gefallen, wenn er doch auf dem Thron geblieben wäre und die politische Suppe auslöffeln müsste, die der Zauberer ihm eingebrockt hat - auch weil ich den Gefängnisausbruch rund um Peters Deus-ex-machina-Servietten eine Spur zu albern fand.
Fazit: Klischee-Figuren, unklare Motive und uninspiriertes Setting, Kings Ausflug in die Fantasy läuft nicht wirklich reibungslos. Auf 3 Punkte rettet ihn - mal wieder - die Charakterschreibe. Und die funktioniert auch in einer Märchenwelt.
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