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Finderlohn: Rezension

6.089 Byte hinzugefügt, 20:54, 17. Aug. 2020
K
Croaton (4 / 5)
==[[Benutzer:Croaton|Croaton]] (4 / 5)==
Den zweiten Teil der [[Mr. Mercedes Trilogie]], [[Stephen King]]s ''[[Finderlohn]]'', habe ich in wenigen Tagen nur so verschlungen. Es fängt schon genial an, denn wie der in die Jahre gekommene [[Schriftsteller]] [[John Rothstein]] von drei Verrückten überfallen und beraubt wird, ist spannend, sein gewaltsamer Tod ein erster Schock. Es geht brillant weiter, da das nächste Kapitel parallel zu dem Anfang in ''[[Mr. Mercedes]]'' angelegt ist und die Wahnsinnstat des Mercedes Killers aus der Sicht eines weiteren Opfers darstellt. <br>
Als dann die Hauptfigur, der Jugendliche [[Pete Saubers]], dazu kommtdazukommt, nimmt der Roman noch mehr Fahrt auf, schildert sehr fesselnd abwechselnd zum einen das Schicksal des Rothstein-Mörders [[Morris Bellamy]] im Jahr {{SKU|1978}} und Petes Überraschungsfund über 30 Jahre später, denn Pete wohnt nichtsahnend im Elternhaus jenes Killers und findet Morris' Beute ... <br>Diese Beute freilich ist freilich das Kernstück des Romans: hunderte Hunderte Notizbücher des toten Schriftstellers, für dessen Inhalt Morris über Leichen zu gehen bereit ist und der auch den literaturbegeisterten Pete in seinen Bann schlägt. Wie es King gelingt, hier die Besessenheit für Bücher und fiktive Helden zu schildern, ist unübertrefflich, und jeder echte Buchfan wird sich hier wiedererkennen - und für viele Leser wird sich ganz automatisch die Frage aufdrängen: Was würde ich dafür tun, um hunderte geheim gehaltene Notizbücher von ''Stephen King'' in die Finger zu bekommen?! Das macht alle folgenden Aktionen nachvollziehbar.<br>
Der Roman hat noch zwei große Stärken: Da sind zum einen viele Überraschungsmomente und viele Gelegenheiten für King, die Spannungsschraube mal so richtig zuzudrehen, was er auch tut (wenn Morris in dem Freizeitzentrum Unterschlupf findet, wo die Notizbücher versteckt sind, mag man sich die Fingernägel abkauen). Zum anderen ist Morris Bellamy einer der besten und nachvollziehbarsten Bösewichte seit langem, sticht in seiner Darstellung sogar noch den Mercedes Killer [[Brady Hartsfield]] aus. Bis zu einem gewissen Punkt hat der Leser Mitleid mit dem vom Schicksal arg gebeutelten Morris, feuert ihn gelegentlich vielleicht gar an, weil man eigene Charakterzüge in ihm wiedererkennen mag. Irgendwann aber übernimmt der Psychopath in ihm - und dann hat man vor ihm nur noch Angst.<br>
Trotz allem: Für 5 Punkte reicht es nicht. Das liegt zum einen daran, dass das Team rund um [[Bill Hodges]] (der übrigens erst auf Seite 135 seinen ersten Auftritt hat) reichlich austauschbar und keineswegs so zentral wie im Vorgängerroman ist, aber das wäre noch zu verkraften. Nicht zu verkraften ist für mich, dass King sich entschieden hat, dem seit dem Ende von ''Mr. Mercedes'' im Koma liegenden Brady Hartsfield [[telekinetisch]]e Kräfte zu verpassen - was für ein Fremdkörper in diesem Krimi! Gut, für ''Finderlohn'' selbst ist das nicht so tragisch, doch es ist hiermit klar, dass der dritte Teil, ''[[Mind Control]]'', übersinnliche Aspekte aufweisen wird, was King sich bei dieser Trilogie wirklich hätte ersparen können.
Wüsste ich nicht, dass das Werk von King unterschiedliche Qualität aufweist, würde ich geradezu glauben, dass er dieses Buch nicht selbst geschrieben hat. Das Nachwort enthält Danksagungen, aus denen klar wird, dass viele Personen professionell mitgeholfen haben. Ihre Beiträge finden sich auf jeder Seite, steht dort. Und es ist auch nur logisch, dass hinter einem millionenschweren Autor eine ganze Armada von professionellen Helfern steht. Damit er sich auf das konzentrieren kann, worin er ein Genie ist, das Schreiben. Aber wäre es nicht auch möglich, dass es diesmal umgekehrt gelaufen ist? Dass King vielleicht ein Gerüst geliefert hat, das dann von handwerklich begabten Autoren zu einem Roman ausgearbeitet wurde, natürlich immer unter seiner Aufsicht? Nein, ein Stephen King hat so etwas nicht nötig. Er hat in seinem Leben genug Geld verdient, warum sollte er seinen Namen aufs Spiel setzen? Und dennoch bleibt mir nach diesem Buch ein seltsamer Nachgeschmack.
==[[Benutzer:TiberiusAndreas|TiberiusAndreas]] (3 / 5)==
Es ist schwierig bei einem Roman von Stephen King objektiv zu bleiben. Dazu hat mich der Meister schon viel zu häufig mitgenommen. Nach [[Maine]], nach [[Colorado]], nach [[Mittwelt]] und nach [[New York City]]. Das führt dazu, dass er einen viel größeren Kredit hat, bis ich zu einem negativen Urteil komme. Das führt aber auch leider dazu, dass ich umso enttäuschter bin, wenn er diesen Kredit verspielt.
Das wirkt genauso wie die Aussicht auf Besserung. Die Aussicht darauf, dass King das Metier des reinen Thrillers verlässt und sich zum Abschluss der Trilogie wieder dem widmet, was er im Schlaf zu beherrschen scheint. Während also der Epilog an anderer Stelle für eine Abwertung sorgt, ist es für mich Grund zur Vorfreude. Geschmäcker sind eben verschieden.
 ==[[Benutzer: Vermis|Vermis]] (4 / 5)==''[[Finderlohn]]'' ist für mich etwa genauso gut wie ''[[Mr. Mercedes]]'', welche ich beide als Einstimmung auf den Abschlussband noch mal hintereinander las. Kings Stil ist hier derselbe wie im Vorgänger, was man entweder gut oder schlecht finden kann. Ebenso sind auch wieder viele Zufälle und teilweise Klischees vorhanden. Da die Geschichte jedoch trotzdem ein klassisches Krimi-Feeling verbreitet macht das für mich nicht so viel aus. Nachdem ich ''[[Mind Control]]'' aber schon gelesen habe, fällt zu ''Finderlohn'' in meinem Kopf ein unvorteilhaftes Wort: Lückenfüller. Die an ''Mr. Mercedes'' anschließende Handlung kommt erst im Dritten Teil deutlich, auch wenn King hier schon Foreshadowing betreibt. Diese zweite Geschichte mit Bill Hodges leidet darunter ein wenig, da King diese "Fanatischer-Fan-Geschichte" direkt mit der Tat von Bellamy beginnt, und Hodges erst zur Hälfte auftaucht. So fühlt sich der gesamte erste Teil, also fast 200 Seiten, an wie ein überlanger Prolog zur eigentlichen Geschichte. Das ist schade, denn gerade dem ersten Teil mit den abwechselnden Schicksalen von Morris und Peter möchte ich knapp 5 Punkte geben. Das Hodges und Co. dazu kommen fühlt sich da eher falsch an. Man möge sich vorstellen, wie das Buch geworden wäre, hätte King gleicht mit dem ersten auftauchen von Hodges angefangen, statt sofort alles zu verraten. Das Buch wäre vielleicht ein besseres geworden.  Dennoch weiß das Buch zu unterhalten, wirkt für mich aber als schwächster Band der Trilogie, eben weil die Geschichte so allein stehend ist. Auf der anderen Seite ist das eine von Kings Stärken, das er seine Geschichten anders ablaufen lässt, als man zuerst denkt. Hier ist es nunmal, das der eigentliche Träger der Reihe nur eine Nebenfigur ist, sowie die Ankündigung des übernatürlichen in einer bis dahin realistischen Krimi Reihe. ==[[Benutzer:Horaz Klotz|Horaz Klotz]] (4 / 5)==Mein erstes Zusammentreffen mit ''Finderlohn'' war wohl ziemlich ungewöhnlich: Ich habe es gefunden, gelesen und fand es gut. Ich hatte absolut keine Ahnung, dass es der zweite Teil einer groß angelegten Reihe war. Und ich habe das Gefühl, gerade deswegen mochte ich es so. Ein solcher Einzelband sollte natürlich auch immer allein stehen können, aber für mich funktioniert er so an einigen entscheidenden Punkten besser: Der Anfang um Tom Saubers und sein Zusammentreffen mit dem Mercedes ist keine reine Nacherzählung des ersten Teils sondern eine legitimer Überraschungsmoment. Die Geschichte um die ungleichen Bücherliebhaber Pete und Morris ist ein eigenständiger Erzählstrang und kein langer Prolog bis endlich Hodges Detektivteam auftaucht. Die Anspielungen auf ihren früheren Fall ist elaboriertes Hintergrundwissen, statt ein simples Nacherzählen des ersten Teils inklusive Twists und Schluss (mit dem mir ''Mr. Mercedes'' ziemlich versaut wurde). Die Besuche im Krankenhaus sind Teil von Hodges Charakterzeichnung und kein Versuch den Bösewicht aus Buch 1 mit allen Mitteln durch die Geschichte zu schleifen. Und das Ende ist ein augenzwinkerndes "Ja, das ist immer noch eine Stephen King-Geschichte, in der das Übernatürliche hinter der nächsten Ecke wartet" statt ein - letztendlich irreführendes - Sprungbrett für einen 3. Teil. Daneben umgeht King geschickt eine Falle, in die er bei anderen Literaten-Geschichten nur allzu gerne tappt und verzichtet darauf uns allzu lange Auszüge aus den "Läufer"-Büchern zuzumuten. Am Ende wissen wir genau genug um uns ein Bild über die einzelnen Teile machen zu können - und was sie für die Charaktere bedeuten. Daneben fand ich den zentralen Konflikt des gealterten Autors interessant: Soll man Fortsetzungen zu seinen Klassikern schreiben, selbst wenn man weiß, dass sie ungewohnte Richtungen einschlagen, den Lesern nicht gefallen könnten und vielleicht sogar das Ansehen der Originale untergraben? Ich könnte mir gut vorstellen, dass King solche Fragen aus seiner Arbeit an eigenen unerwarteten Fortsetzungen nicht ganz fremd sind. Zur Geschichte selber - klar es gab wieder einen ganzen Haufen Zufälle um alles ins Laufen zu bringen, aber das hat mich beim Lesen nicht gestört. Sobald die Figuren in Position gebracht sind stellt sich wieder das angenehme Gefühl ein, dass King selber nicht ganz genau weiß, wie es weiter geht und seinen Charakteren die Führung überlässt. Das kann gehörig schiefgehen, wenn er sich in immer komplexeren Einzelstorys verliert, in einer solchen kürzeren Geschichte funktioniert es aber fantastisch. Ich nehme mal an, dass mindestens Morris' düster-passendes Ende von Anfang an feststand und wahrscheinlich auch ungefähr wie es für die anderen Figuren ausgeht. Aber dass King bis dahin unwichtigen Nebenfiguren auf einmal eine so wichtige Rolle zuschustert und plötzlich vergessen hat, dass ein Teil der unbezahlbaren Manuskripte ja noch sicher im Zweitversteck lagert, deutet für mich darauf hin, dass er selbst noch nicht wusste wie genau alles ablaufen soll. Das finde ich - wenn es funktioniert - immer sehr erfrischend. Das einzige Enttäuschende war für mich, dass der Schluss dann doch reichlich einfach und konsequenzenlos abgewickelt wird. Morris Ende ist genial, weil es so genau in seine Entwicklung passt: Er wirft sein Leben für ein paar Manuskripte weg. Erst im übertragenen, dann im wahren Sinn. Nur die Guten kommen für meinen Geschmack etwas zu einfach davon. Morris wurde so überzeugend als tragische, aber doch hochgefährliche Figur eingeführt, die ohne mit der Wimper zu zucken morden und jederzeit überraschend im Gefängnis aufwachen kann. Da ist es etwas billig, dass er unseren Helden nicht wirklich etwas antun kann - und sogar Kopfschüsse plötzlich kein großes Problem mehr sind, wenn sie einem Happy End im Weg stehen würden. Fazit: Jeder Teil einer solchen losen Reihe muss daran gemessen werden wie gut er allein funktioniert. Und ''Finderlohn'' ist eine wesentlich bessere Einzelgeschichte als ein 2. Teil. {{weiterführend Finderlohn}}{{Mr. Mercedes Trilogie/Rezensionen}}[[Kategorie:Rezension]][[Kategorie:Finderlohn]]
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