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Version vom 5. Oktober 2006, 08:31 Uhr
Howard Phillips Lovecraft |
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Inhaltsverzeichnis
Leben
Geboren wurde Howard Phillips Lovecraft 1890 in Providence, Rhode Island. Sein Vater, Winfield Scott Lovecraft, war Handelsreisender. Seine Mutter, Sarah Susan Phillips Lovecraft, konnte den Stammbaum ihrer Familie bis ins Jahr 1630 zurück verfolgen, als ihre Vorfahren die Massachusetts Bay erreichten, um dort zu siedeln.
Als Howard drei Jahre alt war, erlitt sein Vater angeblich einen Nervenzusammenbruch in einem Hotel in Chicago und wurde ins Butler Hospital gebracht, wo er 5 Jahre blieb und dort verstarb. Später stellte sich heraus, dass diese Geschichte vorgetäuscht war. In Wirklichkeit litt Lovecrafts Vater an den Spätfolgen der Syphilis. Howard wurde von seiner Mutter, zwei Tanten und seinem Großvater aufgezogen und war ein begabter Junge. Als Kleinkind lernte er Gedichte auswendig und begann im Alter von sechs Jahren bereits zu schreiben. Sein Großvater unterstützte ihn, indem er ihm Bücher wie die Geschichten aus Tausendundeiner Nacht sowie Kinderausgaben von Klassikern wie der Odyssee und der Ilias zu lesen gab. Infolge von Krankheiten besuchte er die Schule nur sporadisch. Überhaupt war Lovecraft von Kindheit an ein Einzelgänger, der es vorzog, sich mit der Geschichte seiner Heimat Neu-England, mit Astronomie, Chemie und Literatur zu beschäftigen.
Als sein Großvater 1904 verstarb, geriet die Familie in Armut, da das Vermögen infolge von Misswirtschaft bald aufgebraucht war. Es folgte ein Umzug. Howard litt schwer darunter, sein Heim verloren zu haben. 1908 kam es zu einem Nervenzusammenbruch - eine Folge davon war, dass er nie einen High-School-Abschluss erwarb. Damit begrub er auch seine Hoffnung, je die Brown University besuchen zu können.
1914 trat Lovecraft der United Amateur Press Association bei, einer Vereinigung von amerikanischen Hobbyautoren, die sich untereinander austauschten und auch Kongresse veranstaltete. Zurückblickend urteilte Lovecraft, dass dies einer der entscheidenden Schritte in seinem Leben gewesen sei; für ihn war die UAPA ein Portal aus der Isolation hin zum Miteinander mit gleich Gesinnten. Ab dieser Zeit begann er ein Netzwerk brieflicher Korrespondenz aufzubauen, das später kolossale Ausmaße annehmen sollte. Unter seinen Brieffreunden waren junge Autoren, wie Forrest J. Ackerman, Robert Bloch (Autor von Psycho) und Robert E. Howard, der Verfasser von Conan der Barbar. Howard beging später Selbstmord, was Lovecraft tief berührte.
Um das Jahr 1917 erschienen mit "The Tomb" und "Dagon" seine ersten ausgefeilten Erzählungen.
1921 starb Lovecrafts Mutter. Kurze Zeit später lernte er auf einer Tagung junger Journalisten die sieben Jahre ältere jüdische Ukrainerin Sonia Greene kennen. Die beiden heirateten, worüber Lovecrafts Tanten sehr unglücklich waren, und zogen nach Brooklyn. Er hasste das Leben im New Yorker Viertel. Wenige Jahre später trennte sich das Paar.
Lovecraft kehrte zurück nach Providence und lebte dort wieder mit seinen Tanten. Dieser letzte Abschnitt seines Lebens war der produktivste. Nahezu sämtliche seiner bekannten Erzählungen, wie Der Fall Charles Dexter Ward oder Berge des Wahnsinns stammen aus dieser Zeit. Ein Großteil dieser Erzählungen wurde im Magazin Weird Tales veröffentlicht. Darüber hinaus rezensierte und überarbeitet er Werke anderer Autoren oder betätigte sich im Ausnahmefall als Ghostwriter, etwa für Harry Houdini, für den er Imprisoned with the Pharaos verfasste.
Seine zu Lebzeiten recht bescheidenen literarischen Erfolge waren mitverantwortlich dafür, dass Lovecraft immer mehr verarmte und schließlich gezwungen war, mit seiner Tante in eine billigere Unterkunft zu ziehen. Er betrachtete sich selbst als eine Art Aristokraten und hielt an einem Ehrenkodex fest, der ihn zeitweilen den Hunger einer niederen Arbeit vorziehen ließ. Sein Ehrgefühl umfasste auch seine literarische Arbeit: er bemühte sich, künstlerisch anspruchsvolle, wirkungstechnisch ausgefeilte und oft komplex inszenierte Erzählungen zu verfassen, die „ehrliche“ Emotionen darstellen und auch erwecken sollten. Eine Tätigkeit als Lohnschreiber oder Verfasser billiger Groschenromane lehnte er von Herzen ab.
Lovecraft bezeichnete sich selbst als „Menschen des 18. Jahrhunderts“, da diese Epoche ihm mit ihren Ansichten, noblen Gesten und Umgangsformen als die Beste erschien. Das 19. Jahrhundert hingegen erschien ihm als eine Zeit der Barbarei. Seine Briefe datierte er in der Regel 200 Jahre zurück, in die Kolonialzeit vor der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung.
Diese Vorliebe für das Altertümliche findet sich in seinem Schreibstil und seiner Wortwahl wieder, die gewollt antiquiert erscheinen. Der selbsterklärte Anglophile bediente sich auch häufiger älterer englischer Ausdrücke und Bezeichnungen anstelle der amerikanisierten.
1936 wurde bei Lovecraft Darmkrebs diagnostiziert. Er litt unter ständigen Schmerzen und starb ein Jahr darauf.
Künstlerisches Schaffen
Auch, wenn sich Lovecraft bisweilen nicht ganz einfach einem literarischen Genre zuordnen lässt, wird sein Prosawerk in der Regel als „Supernatural Horror“, also als Geschichten des Übernatürlichen Schreckens eingeordnet. Seine späteren Werke - wie insbesondere am Beispiel von Berge des Wahnsinns mit seiner Mischung aus Science Fiction, Horror und versteckter sozialer Utopie deutlich wird – dehnen deutlich die Genregrenzen.
Sein Schaffen lässt sich grob in drei Kategorien unterteilen: traditionelle Schauergeschichten, Traumweltgeschichten und die Mythosgeschichten. Dazu kommen viele Gedichte und unzählige Briefe.
Traditionelle Schauergeschichten
Hierzu zählen viele der frühen Kurzgeschichten; sie sind stark inspiriert von den Schriften Edgar Allan Poes, dessen Stil und unheimliche, teils makabre Erzählungen einen großen Einfluss auf den Lovecraft der jüngeren Schaffensperiode hatten. Typische Schauplätze sind Friedhöfe, verlassene, unheimliche Häuser und dergleichen mehr. Die Geschichten sind durch keinen Hintergrund miteinander verbunden; Lovecraft wurde allerdings oft von Albträumen inspiriert, und in einigen dieser Erzählungen lassen sich bereits Motive ausmachen, die später in meisterhaft ausgeführten Erzählungen wiederkehren sollten.
Traumweltgeschichten
Dies ist eine Reihe von märchenhaften Kurzgeschichten, die von dem von Lovecraft verehrten Autor Lord Dunsany inspiriert wurden. Fremdartige Landschaften, exotische Städte, verbotene Berge, geheimnisvolle Götter - mit all diesen Dingen ist die Traumwelt ausstaffiert, die dieser Reihe von Geschichten als gemeinsamer Hintergrund dient, und dazu kommen Ghoule, Ghasten und andere bizarre Wesen. Katzen, denen der Autor zugetan war, sind bevorzugte Bewohner der Traumwelt. Es gibt einige mehrfach wiederkehrende Charaktere wie Kuranes, im Traum ein König, im wachenden Leben ein Nichts, oder den Traumreisenden Randolph Carter, das Alter Ego des Autors.
Mythosgeschichten
Dies ist der lose zusammenhängende Kreis von Kurzgeschichten und Erzählungen, auf denen Lovecrafts heutiger Ruhm und Status als Kult-Autor zum größten Teil beruht; mit ihnen fand der Autor zu „seinem“ großen Thema. Sie mögen beeinflusst sein von Arthur Machen, mit seinen sorgfältig konstruierten Geschichten vom Überleben eines uralten Übels und der verborgenen Mystik, die hinter der Realität steht.
Lovecraft sprach vom „Arkham Cycle“, da in vielen seiner Geschichten die fiktive neuenglische Stadt Arkham vorkommt; andere Namen für den Kreis lauten „Yog-Sothoth-Zyklos“ oder „Cthulhu-Zyklus“, nach der prominentesten Schöpfung Lovecrafts, die im ersten wirklichen Vertreter des Zirkels mit „The Call of Cthulhu“ 1926 ihr Debüt hatte. Der große Cthulhu erwies sich als so populär, dass sogar ein nach dieser Kurzgeschichte benanntes Rollenspiel, Call of Cthulhu, herauskam und bis heute recht erfolgreich ist.
Davon ausgehend, dass die moderne, in seinen Augen von der Wissenschaft erleuchtete und deterministisch bestimme Welt keine Wunder mehr bieten kann, versetzte Lovecraft die Quelle des Schreckens vorzugsweise in die Vergangenheit oder in die Tiefen des Weltalls. Aus diesen zwei bodenlosen Abgründen der Zeit und des Raumes erheben sich kosmische Kräfte und dringen in das alltägliche Leben der im Vergleich mit ihnen völlig unbedeutenden Menschen ein, in der Regel in der vertrauten und beschaulichen Umgebung, in der der Autor aufwuchs. Die Vergangenheit der Erde birgt mehrere den Menschen weit überlegene Rassen, von denen z.T. in entlegenen Gebieten noch Spuren und Relikte künden; aus dem All und aus anderen, „äußeren“ Dimensionen drohen Furcht einflößende kosmische Gottheiten, deren alleiniger Anblick schon mehr als genügt, sterbliche Menschen dem Wahnsinn anheim fallen zu lassen.
Diese Erzählungen sind durchweg präzise konstruiert und laufen in der Regel nach einem ähnlichen Schema ab. Als Bekenntnis, Brief oder Tagebuch angelegt, schildern sie mit vielen Vordeutungen das Einbrechen des übermächtigen Fremden in das Leben gewöhnlicher Menschen, oftmals ausgelöst durch Nachforschungen oder Expeditionen, die es besser nie gegeben hätte. Dabei sind die menschlichen Charaktere dem Übernatürlichen fast durchweg schutzlos ausgesetzt und verfallen regelmäßig dem Wahnsinn, wenn sie schließlich die Augen gegenüber der Wahrheit nicht mehr verschließen können.
Lovecraft zog die Ausstrahlung seiner Erzählungen aus Themen und Ängsten, die ihn tief bewegten. Die moderne Weltsicht, die den Menschen aus dem Zentrum der Schöpfung reißt und zu einem Staubkorn im All reduziert; die Liebe zur Vergangenheit mit ihren zugedeckten Geheimnissen; die Angst vor Inzucht, Degeneration, kulturellem Zerfall und, nicht zuletzt „rassischer Verunreinigung“. Eine ganz spezifische Abscheu vor Meeresgetier hat in zahlreichen Erzählungen tiefe Spuren hinterlassen.
Seine Erzählungen spielen dabei in der Regel in seiner Heimat, dem Neu-England des 20. Jahrhunderts, doch sind auch Ausflüge in entlegene Regionen (Antarktis, Australien) und die lokale Vergangenheit darunter. Gerade in der Kombination des alltäglich Vertrautem mit dem unsagbaren Schrecken aus weiter Vergangenheit oder kosmischen Tiefen liegt einer der besonderen Reize des Autors.
Durch Ausstaffierung mit immerzu wiederholten Versatzstücken erreichte Lovecraft eine höchst eigene Wirkung. Dazu zählen fiktive Orte wie das Plateau von Leng ebenso wie zahlreiche fiktive Bücher voll von verbotenem Wissen. Das bekannteste dieser Werke ist das Necronomicon, eine Schrift, die vorgeblich von dem verrückten Araber Abdul Alhazred verfasst wurde. Bis heute regt dieses Buch die Fantasie von Lovecrafts Lesern an und die Spekulationen, es gebe dieses Buch wirklich oder habe es einmal gegeben, reißen nicht ab und füllen ihrerseits ganze Bücher. Lovecrafts Biograph Lyon Sprague de Camp berichtet, der Name Alhazred sei von Lovecraft schon als Kind während seiner „Tausendundeine Nacht“-Phase verwendet worden und spiele scherzhaft auf eine befreundete Familie an. Lovecraft selbst schrieb, er habe sich so genannt, wenn er Araber spielte. Als Jugendlicher schrieb Lovecraft regelmäßig eine astronomische Kolumne für eine Lokalzeitung und erwähnte hier häufiger das antike Lehrgedicht „Astronomicon“ des Marcus Manilius. In Anlehnung an diesen Titel könnte der Titel „Necronomicon“ entstanden sein. Lovecraft verwendete in seinen Geschichten häufig Namen aus seiner direkten Umgebung oder wandelte diese leicht ab.
Vor allem jedoch durch die Schaffung wiederkehrender kosmischer Quasi-Gottheiten entsteht eine Intertextualität, die eine beklemmende Kohärenz erzeugt. August Derleth bemühte sich später, diese Wesen - mit Namen wie Cthulhu, Yog-Sothoth, Tsathoggua, Azathoth und Nyarlathotep - in ein manichäisches Raster zu zwängen und überdies ein komplettes Pantheon aus ihnen zu bilden; darob hat sein Ansehen bei vielen heutigen Fans schwer gelitten.
Mit dieser Gruppe von Erzählungen, denen man auch seine längsten Werke, die so genannten Romane, zuordnet, gelangte Lovecraft auch auf den Gipfel seines stilistischen Schaffens. Von vielen verlacht und kritisiert, war dieser Stil dennoch präzise auf Wirkung berechnet. Mit zahllosen Adjektiven und archaischen Wörtern beladen, Lieblingswörter wie „blasphemisch“, „zyklopisch“ und „abscheulich“ stets wiederholend, sich in einem fort zum bombastischen Finale steigernd, verbinden sich diese Stilelemente in Verbindung mit dem oft abgefeimt konstruierten Handlungsgerüst, den ritualistisch wiederholten Versatzstücken und geheimnisvollen Andeutungen und der offensichtlichen Sorgfalt und Liebe zu seinem Thema zu einem Ganzen, das bis heute die Leser in den Bann zieht.
Briefe und Gedichte
Obwohl Lovecraft durch seine Erzählungen bekannt wurde, bestand der überwiegende Teil seiner schreibenden Tätigkeit im Verfassen von umfangreichen Briefen, in denen er sich zu allen möglichen Themen äußert, wie der fantastischen Literatur, Kritiken, Politik und Geschichte. S.T. Joshi schätzt, dass Lovecraft zwischen 1912 und seinem Todesjahr 1937 etwa 87.500 Briefe verfasst haben muss. Ein bekannt gewordener Brief an Woodburn Harris umfasste 70 Seiten.
Dabei war Lovecraft in jungen Jahren kein sehr eifriger Briefeschreiber. 1931 bemerkte er: „In meiner Jugend schrieb ich kaum einen Brief. Jemandem schriftlich für ein Geschenk zu danken, war für mich eine derartige Qual, als müsste ich einen 250-seitigen Hirtenbrief oder eine 20-seitige Abhandlung über die Saturnringe schreiben.“ Sein Interesse am Schreiben von Briefen wurde durch die Korrespondenz mit seinem Cousin Phillips Gamwell geweckt. Sein späterer umfangreicher Schriftverkehr war die Folge seines Engagements für den Amateurjournalismus.
Lovecraft bekannte, dass sein brieflicher Austausch mit zahlreichen unterschiedlichen Menschen mit am meisten dazu beitrug, seine Weltanschauung zu formen und seinen Horizont zu erweitern: „Ich sah mich dutzenden von unterschiedlichen Gesichtspunkten gegenüber, die mir ansonsten nie in den Sinn gekommen wären. Mein Verständnis und meine Sympathien wuchsen und viele meiner sozialen, politischen und wirtschaftlichen Ansichten änderten sich als Folge meines wachsenden Wissens.“
Teile von Lovecrafts Briefverkehr wurden von mehreren Verlagen veröffentlicht. So brachte Arkham House eine Auswahl seiner Briefe als fünfbändige Ausgabe unter dem Titel Selected Letters heraus.
Lovecrafts umfangreiche Gedichte sind heute so gut wie unbekannt. Er sah sich nach eigenem Zeugnis in erster Linie als Dichter und erst in zweiter Linie als Prosaautor. Seine Liebe zur Vergangenheit und seine intensive Beschäftigung mit der Literatur verflossener Jahrhunderte schlug sich beispielsweise in langen Lehrgedichten im Stil des 18. Jahrhunderts nieder, die heute wohl als unlesbar gelten müssen. Es existieren auch Gedichte, die den Hintergrund seiner Mythoserzählungen aufgreifen. Diese erschienen unter dem Titel „Fungi from Yuggoth“.
Einfluss
Viele spätere Schöpfer von Horrorgeschichten oder –filmen und Künstler wurden von Lovecraft beeinflusst, darunter Clive Barker, Stephen King und H. R. Giger. Autoren wie Clark Ashton Smith, August Derleth, Neil Gaiman, Alan Moore, Wolfgang Hohlbein, und Brian Lumley, verfassten Geschichten, die in Lovecrafts „Universum“ angesiedelt sind. Je näher sich jedoch Nachahmer an das Vorbild drängten, je stärker versucht wurde, seinen Stil und seine Eigenheiten zu kopieren, desto deutlicher wurde der Abstand zwischen Lovecraft und seinen Epigonen. Autoren hingegen, die nicht einfach seine Staffage übernahmen, sondern eigenständig unter seiner Inspiration kreativ wurden, können wohl von ihrem Vorbild profitiert haben.
Als literarische Nachfahren Lovecrafts können Robert Bloch, Clark Ashton Smith und Frank Belknap Long angesehen werden. Auch Autoren mit höherem literarischen Niveau als Lovecraft, etwa Jorge Luis Borges, Michel Houellebecq und Colin Wilson sowie der US-Comic-Künstler Richard Corben, wurden von seinem Werk beeinflusst.
In Deutschland hat Arno Schmidt Lovecrafts Geschichten in Julia, oder die Gemälde verwendet. Er sah zwischen Lovecraft und sich eine Art Verwandtschaft.
Verfilmungen
Die Werke Lovecrafts wurden oft verfilmt. Manche Filme halten sich eng an die Vorlage, meist werden jedoch nur einige Themen oder Figuren aufgegriffen. Die größte Zahl dieser Filme sind als B-Movies oder Genrefilme für Freunde des Horrorfilms einzuordnen. Ähnlich wie Versuche seiner literarischen Epigonen arbeiten sie sich am Vorbild ab und verfehlen doch das Ziel weit.
Als drei der besseren Verfilmungen gelten etwa Re-Animator von 1985, Hemoglobin von 1997 und Dagon von 2001. Aus allem ragt John Carpenters Die Mächte des Wahnsinns („In the Mouth of Madness“) von 1994 heraus, der dem Geist des Originals am nächsten kommt, vielleicht gerade, weil er sich nur lose inspirieren lässt. Einerseits werden typische Lovecraft-Themen aufgegriffen - der Film beginnt und endet, mit dem Protagonisten als Insassen einer Irrenanstalt; eine zentrale Rolle spielt ein abgeschiedenes Dorf, in dem sich unter der Oberfläche Monstren tummeln und die Apokalypse lauert – andererseits werden diese herkömmlichen Motive geschickt mit einem gänzlich neuen Thema kombiniert.
Ein deutlich an Stephen King orientierter fiktiver Autor namens Sutter Kane steht im Mittelpunkt des Geschehens. Der Film spielt mit dessen Fähigkeit, durch seine Leser Realität erst zu erschaffen und damit die geschriebenen Schrecken wahr werden zu lassen. Ist John Carpenter sonst als durchaus bodenständiger Regisseur bekannt, gelingt hier doch das selbstbezogene Spiel mit der Realität. So, wie die Schrecken Lovecrafts im Kopf seiner Leser zu einer gewissen Wirklichkeit gelangen, so wird hier die Apokalypse heraufbeschworen, indem mehr und mehr der Leser von Sutter Cane sich in dessen Bann ziehen lassen, gemäß der These „das Bewusstsein bestimmt das Sein.“
Ausgaben
Es existieren viele Ausgaben von Lovecrafts Werken. Einige Verlage, wie der Suhrkamp-Verlag, teilen sie in kleine Bände auf, die oft thematisch geordnet sind. Nach Lovecrafts Tod gründete August Derleth mit anderen den Verlag Arkham House, mit dem Ziel, Lovecrafts Werk als gebundene Ausgaben zu veröffentlichen, was ihm von der Lesergemeinde als großes Verdienst angerechnet wird. Meistens folgen Herausgeber der von August Derleth geschaffenen Tradition.
Derleth teilte die Prosatexte in drei Bände auf und setzte damit das maßgebliche Vorbild für den Umgang mit Lovecrafts Schriften. Chronologische oder thematische Kategorien spielten dabei offensichtlich keine große Rolle; der Band „The Dunwich Horror and Others“ enthält eine Mischung aus traditionellen Kurzgeschichten und Mythosgeschichten, darunter „The Call of Cthulhu“, „The Shadow over Innsmouth“ und „The Shadow out of Time“. Der zweite Band, „At the Mountains of Madness“, enthält die meisten längeren Geschichten wie die namensgebende, dazu „The Case of Charles Dexter Ward“, welcher viele autobiografische Züge aufweist, und mehrere Traumgeschichten um Randolph Carter.
Der letzte Band, „Dagon and other Macabre Tales“, versammelt die restlichen Traumweltgeschichten und viele traditionelle Kurzgeschichten minderer Qualität; dieser Band ist mit Fragmenten und Jugendwerken aufgefüllt.
Viele englische Ausgaben sind leider mit zahlreichen Druckfehlern und Entstellungen behaftet. Der Arkham House-Verlag hat dagegen eine vom Lovecraft-Experten S.T. Joshi kritisch bearbeitete Ausgabe in der traditionellen Gliederung veröffentlicht, die als maßgeblich gilt.
Der deutsche Verlag Edition Phantasia bringt eine weltweit erste Gesamtausgabe von Lovecrafts Geschichten, Essays, Theaterstücken und einem umfangreichen Briefwechsel heraus. Dieser umfasst bisher zwei sogenannte Werkgruppen mit je fünf Bänden. Die Anzahl der Gruppen ist auf 350 Stück limitiert.
Rassismus
Lovecrafts Leser werden oft mit dem Thema Rassismus konfrontiert. Einige Erzählungen, wie "The Shadow over Innsmouth" (Schatten über Innsmouth) und „The Strange Fate of Arthur Jermyn“ (Arthur Jermyn) handeln von der Vermischung von Menschen mit „niederen“ oder degenerierten Rassen. Andere, wie „Herbert West: Reanimator“ enthalten unverhohlen abschätzige Schilderungen von Menschen, die nicht der “weißen Rasse” angehören. Natürlich sollte vermieden werden, den Autor Lovecraft mit seinen Figuren und Erzählern gleichzusetzen - der Erzähler in „Herbert West: Reanimator“ etwa ist ein mittelmäßig begabter Laborant, der sehr bemüht versucht, seinem Meister Herbert West nachzueifern, nicht zuletzt auch dessen misanthropische, rassistische Ethik.
Dennoch ist nicht daran zu rütteln, dass für Lovecraft die „angelsächsische Rasse“ als inhärent überlegen und besonders edel galt. Auch Lovecrafts persönliche Korrespondenz enthält rassistisch geprägte Aussagen.
Im Widerspruch zu solchen Aussagen steht sein tatsächliches Verhalten im alltäglichen Umgang: Er zählte durchaus auch Schwarze zu seinen Bekannten und heiratete schließlich eine ukrainisch-stämmige Jüdin - ihre Religion hatte keinen Einfluss auf die recht kurze und wenig glückliche Ehe.
Lovecraft selbst schilderte sich rückblickend auf den Beginn seiner Mitgliedschaft in der UAPA als arroganten Stockkonservativen, der sich im Laufe der Zeit dem individuell geprägten Liberalismus zuneigte. Nach seiner Rückkehr aus New York erklärte ein Freund, er sei geläutert wie reines Gold zurückgekommen; auf seine Ansichten bezüglich der „menschlichen Rassen“ scheint dies allerdings nach vorhandener Quellenlage keinen allzu großen Einfluss gehabt zu haben, auch, wenn die großen Geschichten der letzten zehn Jahre seines Schaffens weit gehend frei sind von rassistischen Ausfällen.
Seine politischen Ansichten spiegeln sich in vielen seiner Erzählungen wider; ideelle Gesellschaften hochstehender „älterer“ Wesen wurden von ihm als Mischung aus sozialistischen und faschistischen Elementen geschildert.
Werke
Prosa
- Arthur Jermyn (Facts concerning the Late Arthur Jermyn and His Family)
- Azathoth (Azathoth)
- Berge des Wahnsinns (At the Mountains of Madness)
- Celephaïs (Celephais)
- Cthulhus Ruf (The Call of Cthulhu)
- Dagon (Dagon)
- Das Bild im Haus (The Picture in the House)
- Das Buch (The Book)
- Das Ding auf der Schwelle (The Thing on the Doorstep)
- Das Ding im Mondlicht (The Thing in the Moonlight)
- Das Fest (The Festival)
- Das geheimnisvolle Schiff (The Mysterious Ship)
- Das gemiedene Haus (The Shunned House)
- Das Grab (The Tomb)
- Das Grauen von Dunwich (The Dunwich Horror)
- Das merkwürdige hochgelegene Haus im Nebel (The Strange High House in the Mist)
- Das Mond-Moor (The Moon Bog)
- Das Rätsel des Friedhofs (The Mystery of the Old Graveyard)
- Das Tier in der Höhle (The Beast in the Cave)
- Das Unnennbare (The Unnameable)
- Das uralte Volk (The Very Old Folk)
- Das Verschwinden des Juan Romero (The Transition of Juan Romero)
- Das Verderben, das über Sarnath kam (The Doom That Came to Sarnath) Dunsany???
- Das weiße Schiff (The White Ship)
- Der Alchimist (The Alchemist)
- Der Außenseiter (The Outsider)
- Der Baum (The Tree)
- Der boshafte Geistliche (The Evil Clergyman)
- Der Fall Charles Dexter Ward (The Case of Charles Dexter Ward)
- Der Flüsterer im Dunkeln (The Whisperer in Darkness)
- Der Hund (The Hound)
- Der leuchtende Trapezoeder (The Haunter of the Dark)
- Der Schatten aus der Zeit (The Shadow out of Time)
- Der Schreckliche alte Mann (The Terrible Old Man)
- Der Silberschlüssel (The Silver Key)
- Der Spross (The Descendant)
- Der Tempel (The Temple)
- Die anderen Götter (The Other Gods)
- Die Aussage des Randolph Carter (The Statement of Randolph Carter)
- Die Dichtkunst und die Götter (Poetry and the Gods)
- Die Farbe aus dem All (The Color out of Space)
- Die holde Ermengarde (Sweet Ermengade)
- Die Katzen von Ulthar (The Cats of Ulthar)
- Die lauernde Furcht (The Lurking Fear)
- Die Musik des Erich Zann (The Music of Erich Zann)
- Die Ratten im Gemäuer (The Rats in the Walls)
- Die Straße (The Street)
- Die geheime Höhle (The Secret Cave)
- Die kleine Glasflasche (The Little Glass Bottle)
- Die Traumsuche nach dem unbekannten Kadath (The Dream - Quest Of Unknown Kadath)
- Durch die Tore des Silberschlüssels (Through the Gates of the Silver Key)
- Eine Erinnerung an Dr. Samuel Johnson (Reminiscence of Sr. Samuel Johnson)
- Er (He)
- Erinnerung (Memory)
- Ex Oblivione (Ex Oblivione)
- Gefangen bei den Pharaonen (Imprisoned with the Pharaohs)
- Grauen in Red Hook (The Horror at Red Hook)
- Herbert West - Der Wiedererwecker (Herbert West - Reanimator)
- Hypnos (Hypnos)
- Ibid (Ibid)
- In den Mauern von Eryx (In the Walls of Eryx)
- In der Gruft (In the Vault)
- Iranons Suche (The Quest of Iranon)
- Jenseits der Mauer des Schlafes (Beyond the Wall of Sleep)
- Kühle Luft (Cool Air)
- Nyarlathotep (Nyarlathotep)
- Old Bugs (Old Bugs)
- Pickmans Modell (Pickman's Model)
- Polaris (Polaris)
- Schatten über Innsmouth (The Shadow over Innsmouth)
- Stadt ohne Namen (The Nameless City)
- Träume im Hexenhaus (Dreams in the Witch House)
- Vom Jenseits (From Beyond)
- Was der Mond bringt (What the Moon Brings)
Fachliteratur
- Die Literatur der Angst (Supernatural Horror in Literature)
Literatur
- Timo Airaksinen: The philosophy of H. P. Lovecraft. The route to horror. New York u.a.: Lang. 1999. (= New studies in aesthetics; 29) ISBN 0-8204-4022-1
- Lyon S. DeCamp: Lovecraft. Eine Biographie. Frankfurt am Main u.a.: Ullstein. 1989. (= Ullstein-Buch; 36561; Ullstein-Sachbuch: Populäre Kultur) ISBN 3-548-36561-2
- Jens Malte Fischer: "Produktiver Ekel. Zum Werk Howard Phillips Lovecrafts", in: Ch. W. Thomsen/J. M. Fischer (Hrsg.): Phantastik in Literatur und Kunst, Darmstadt 1980, S. 314-332. ISBN 3-534-08293-1
- Michel Houellebecq: Gegen die Welt, gegen das Leben. H. P. Lovecraft. Köln: DuMont-Literatur-und-Kunst-Verl. 2002. ISBN 3-8321-5531-7
- Sunand T. Joshi: A dreamer and a visionary. H. P. Lovecraft in his time. Liverpool: Liverpool Univ. Press. 2001. ISBN 0-85323-936-3
- Sunand T. Joshi u. David E. Schultz: An H.P. Lovecraft encyclopedia. Westport, Conn. u.a.: Greenwood Press. 2001. ISBN 0-313-31578-7
- Charles P. Mitchell: The complete H.P. Lovecraft filmography. Westport, Conn. u.a.: Greenwood Press. 2001. (= Bibliographies and indexes in the performing arts; 26) ISBN 0-313-31641-4
- Wolfgang H. Müller: Lovecraft. Schatzmeister des Verbotenen. Bergen/Dumme: Kersken-Canbaz. 1993. ISBN 3-89423-113-0
- Peter Priskil: Freuds Schlüssel zur Dichtung. Drei Beispiele: Rilke, Lovecraft, Bernd. Freiburg: Ahriman-Verl. 1996. ISBN 3-89484-807-3
- Franz Rottensteiner (Hrsg): Über H. P. Lovecraft. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag. 1984. ISBN 3-518-37527-X
- William Schoell: H. P. Lovecraft. Master of weird fiction. Greensboro, NC: Morgan Reynolds. 2004. ISBN 1-931798-15-X
- Susanne Smuda: H. P. Lovecrafts Mythologie. "Bricolage" und Intertextualität - Erzählstrategien und ihre Wirkung. Bielefeld: Aisthesis-Verl. 1997. ISBN 3-89528-185-9
- Thekla Zachrau: Mythos und Phantastik. Funktion und Struktur der Cthulhu-Mythologie in den phantastischen Erzählungen H. P. Lovecrafts. Frankfurt am Main u.a.: Lang. 1986. (= Sprache und Literatur; 27) ISBN 3-8204-8841-3
- Michel Houellebecq/Stephen King, H. P. Lovecraft: Against the World, Against Life (2005).
Weblinks
- Literatur von und über Howard Phillips Lovecraft im Katalog der DDB
- The H.P. Lovecraft Archive
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