Mrs. Todds Abkürzung: Inhaltsangabe
Inhaltsangabe zu Mrs. Todds Abkürzung
Stephen Kings Kurzgeschichte Mrs. Todds Abkürzung aus der Sammlung Blut ist nicht weiter unterteilt; die Gliederung dient nur der besseren Übersicht und ist nicht von King intendiert.
Rahmenhandlung: Homer erzählt
- Ich-Erzähler Dave Owens berichtet von einem Treffen mit seinem Freund Homer Buckland im Oktober vor zwei Jahren. Sie sitzen gemeinsam vor dem Laden Bell's Market auf einer Bank und sehen Mrs. Todd, die zweite Frau von Worth Todd, vorbeifahren. Das weckt Erinnerungen in Homer, Erinnerungen an Todds erste Frau Ophelia, die 1973, also vor mittlerweile 16 Jahren, einfach verschwunden ist. Und nun erzählt er Dave alles, was er darüber weiß.
- Die Todds sind Sommerleute, die ein Haus am Castle Lake haben. Normalerweise sind die Einwohner von Castle Rock nicht sonderlich interessiert an den Sommergästen (die tragische Geschichte des Textilvertreter aus Amesbury, der sich erschossen hatte, interessierte die Leute nicht lange – doch über den von seinem eigenen Hund Cujo ermordeten, einheimischen Joe Camber spricht man heute noch) .. aber Ophelia Todd ist eine Ausnahme. Sie nämlich engagierte sich für die hiesige Bibliothek und andere Stadtprojekte wie etwa die Restaurierung eines Kriegerdenkmals, für das sie auch eigenhändig kräftig mit anpackte. Deshalb nahmen viele Teil an ihrem bislang ungeklärten Schicksal.
Rückblick: Rekordversuche
- Ophelias aus Homers Sicht wohl eigenwilligste Unart ist ihre Vorliebe fürs schnelle Fahren – sie hat einen Bleifuß und hasst es, sich mit ihrem Mercedes an Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten. Eng damit zusammen hängt ihre Besessenheit von Abkürzungen – sie macht es sich zum Ziel, die Strecke von Castle Lake nach Bangor in möglichst kurzer Zeit zurückzulegen. Davon zeugt auch das Innere ihres Wagens, der vollgestopft ist mit Landkarten und Straßenatlanten. Einige ihrer Lieblingsstrecken kann sie, obwohl sie sehr komplex klingen, auswendig herunterrattern.
- Homer wendet gegen diese Erzählungen zunächst allerdings ein, dass man zwar vielleicht eine kürzere Strecke finden könne als z. B. die Autobahn, dass man dann aber womöglich aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse langsamer fahren müsse und somit trotzdem nicht unbedingt schneller ans Ziel kommt. Ophelia hält allerdings dagegen "wenn man genug Meilen spart, spart man auch Zeit", d. h. auch eine miserable, nicht ausgebaute Verbindung über Waldwege spart Zeit wenn sie nur kurz genug ist. Diese Weisheit will sie von ihrem Vater übernommen haben, der als Handelsvertreter viel unterwegs war und deshalb sehr großes Interesse an zeitsparenden Fahrtstrecken hatte.
- Eines Tages kachelt Homer ihr Badezimmer, wobei sie ihn mit Geschichten ihrer verschiedensten Abkürzungen bei Laune hält. Sie fürchtet, ihn zu Tode zu langweilen, er aber hört ihr gerne zu, nicht zuletzt, weil er Ophelia für eine äußerst attraktive Frau hält. Sie präsentiert ihm ihren derzeitigen Rekord – 187,29 Kilometer –, ist aber überzeugt, dass sie bald noch einen kürzeren Weg finden wird. Sie verweist auf eine mathematische Berechnung von Professor Murray, die 1923 "bewies", dass ein Mensch eine Meile nicht in unter vier Minuten zurücklegen könne – ein längst eingestellter Rekord.
- Als Homer ihr ihren persönlichen Rekord auf der Strecke nach Bangor nicht abkaufen will, bietet Ophelia ihm trotzig an, sie auf der Stelle nach Bangor zu begleiten und den Kilometerstand dabei selbst zu überprüfen. Homer ist versucht ... weiß aber um die Eifersucht seiner Frau. Auch Ophelia spürt, dass dieses Angebot ein Fauxpas war, nimmt es jedoch nicht grundsätzlich zurück. So kommt es, dass er – als er im Frühjahr darauf Strohwitwer ist – auf das Angebot zurückkommt und in der Tat mit ihr mitfährt. Zu diesem Zeitpunkt gilt sogar schon ein neuer Rekord: 179,56 Kilometer.
- Die Fahrt wird für Homer unvergesslich. Nicht nur, weil die ihn immer mehr faszinierende Frau ihn an die Göttin Diana erinnert, wie sie da in ihrem Auto sitzt und ungezähmt dahinrast – auch die Umgebung, die er schnell überhaupt nicht mehr wieder erkennt, hinterlässt einen bleibenden Eindruck: Es ist wie ein Trip in die Vergangenheit; sicherlich war hier seit Jahren kein Mensch mehr.
- Und dann sind da natürlich die Bäume ... Absurderweise warnt Ophelia ihn vor den Bäumen, da diese sie schon einmal fast erwischt hätten – bevor er weiß, wie er das zu verstehen hat, schlägt auch schon ein Ast nach ihm und reißt ihm die Mütze vom Kopf, mehrere Bäume scheinen sich auf das Auto stürzen zu wollen, und eine wild lachende Ophelia entkommt deren tödlichen Ästen nur um Haaresbreite. Kaum haben sie dieses Waldstück zurückgelassen, als Homer sich schon einredet, alles phantasiert zu haben – welche Erklärung sollte es sonst geben?
- Auf dem Rückweg aber fährt Homer selbst – Ophelia will mit einem Mietswagen nachkommen, da sich in Bangor für sie ein unerwartetes Problem mit einer Bekannten ergibt. Homer ist darüber ungemein erleichtert, und er hält sich an ihm bekannte Straßen, hauptsächlich die Autobahn.
Löcher in der Mitte von Dingen
- Dave gegenüber räumt Homer an diesem Punkt seiner Erzählung ein, dass es Dinge gibt, die niemals jemand wird erklären können; er meint: "Es gibt Löcher in der Mitte von Dingen". Dies ist ihm einmal geschehen: Er hat als 16-Jähriger einmal ein Feld gepflügt, als er einen Stein erwischte ... der daraufhin zu bluten begann.
- Das weckt Erinnerungen in Dave: 1959 sah er im Wald ein unerklärliches, großes Licht vom Himmel herabkommen und den See berühren, der daraufhin in prächtigstem Orange glänzte. Dave aber behält seine Geschichte im Gegensatz zu Homer für sich, gibt sie nur dem Leser preis.
Rückblick: Ophelia verschwindet
- Im Juli, einen Monat vor ihrem Verschwinden, verkündet Ophelia Homer gegenüber stolz ihren jüngsten Rekord: 107,8 Kilometer. Das, so Homer, sei vollkommen unmöglich – aus Interesse hatte er nämlich einmal die Luftlinie zwischen Bangor und Castle Lake nachgemessen, die 127 Kilometer beträgt. Darüber kann Ophelia nur lachen und meint: "Falten Sie die Karte und stellen Sie fest, wieviel Meilen es dann noch sind, Homer." Das erscheint ihm das Maximum an Absurdität. Er erwidert, man könne natürlich eine Landkarte falten und dadurch die Strecke verkürzen - aber doch nicht die Realität!
- Kurz darauf ruft sie ihn von Bangor aus zu Hause an – sie habe ihren Schlüssel nicht dabei; könne er, der Hausmeister, ihr nicht helfen? Er fährt zu ihrem Haus, und obwohl erst eine Dreiviertelstunde seit ihrem Anruf vergangen ist, steht ihr Wagen schon vor dem Haus. Das Auto sieht fürchterlich aus: Sich langsam bewegendes, algenähnliches Unkraut umklammert die Karosserie, monströse Insekten, groß wie Sperlinge sind an der Windschutzscheibe verendet ... und ein unaussprechliches Wesen, eine Kreuzung zwischen Murmeltier und Wiesel, klebt an der Wagenfront (siehe auch Tierhorror). Es scheint Homer, als habe dieses seltsame Tier noch im Tod versucht, das Auto "anzufallen" oder wenigstens kräftig zu beißen, mit seinen offenbar nadelspitzen Zähnen.
- Ein Blick durchs Seitenfenster auf den Kilometerzähler lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren. Er weiß, dass sie den Zähler immer auf Null stellt, wenn sie losfährt – und nun zeigt er 50,5 Kilometer an.
- Homer betritt das Haus und findet eine Nachricht von Ophelia. Sie sei, von Müdigkeit übermannt, in ihr Haus eingebrochen und schläft nun den Schlaf der Gerechten. Homer bekommt sie nicht zu Gesicht; als er sie wenig später zum letzten Mal sieht, warnt er sie vor ihren Abkürzungen, da dort die Tiere offensichtlich ... verändert sind. Darauf entgegnet Ophelia schnippisch: "Wenn auf diesen Wegen die Dinge anders sind, Homer, vielleicht bin auch ich anders." Sie ist begeistert von ihren Abkürzungen und zeigt ihm ihre Haare, die – einst leicht ergraut – nun zusehends wieder dunkler werden.
- Eine Woche nach diesem Gespräch ist Ophelia verschwunden, weitere sieben Jahre später lässt ihr Mann sie offiziell für tot erklären.
Homer zieht um
- Soweit das Gespräch von vor zwei Jahren. Doch nun weiß Dave noch mehr zu berichten. Homer ist nämlich mittlerweile nach Vermont umgezogen – so zumindest Homers offizielle Aussage. Doch Dave weiß es besser, da Homer ihn eines Tages besuchte und durch Andeutungen klar machte, dass er ein anderes Ziel habe.
- Dave begreift sofort und fragt nach, wie es Ophelia gehe. Sie sei, so Homer, in der Tat Diana geworden ... dann zieht er mit ihr von dannen. Dave sieht das Auto, das vor seinem Haus parkt, und als Homer einsteigt, erhascht er einen Blick auf die Fahrerin. Ihr Gesicht leuchtet wie der Mond, sie sieht kein Jahr älter aus als 16.
- Anfangs überkommt Dave der Neid, dann aber weiß er die kleinen Freuden des Lebens in Castle Rock wieder zu schätzen und gibt sich mit seinem Schicksal zufrieden.
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