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Version vom 24. Februar 2010, 22:46 Uhr von Croaton (Diskussion | Beiträge) (IX) Horror-Literatur: Teil 4)

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Hier wird derzeit der zweite Teil der Inhaltsangabe von Danse Macabre erstellt.

Inhaltsangabe zu Danse Macabre (Teil II)
(zu Teil I)

Danse Macabre 2010.jpg

Stephen Kings Sachbuch Danse Macabre ist in mehrere Abschnitte und Unterkapitel unterteilt.

(noch) Hauptteil

VII) Der Horror-Film als Billigfraß

In diesem verhältnismäßig kurzen Kapitel will King klarstellen, dass der wahre Horrorfilm-Fan auch einige jener Filme zu schätzen weiß, die von Kritikern in der Luft zerrissen werden. Er bespricht einige Werke (wie etwa Prophezeiung oder Die Augen des Satans), bei denen man einen gewissen Humor behalten muss und die man dann einfach zum Spaß ansehen kann, um den Trash-Faktor zu genießen. Besonders die grässlichen Spezialeffekte erwärmen Kings Herz; so nennt er etwa Angriff der Riesenspinne, wo ein Volkswagen zu einer Monsterspinne umfunktioniert wurde, dessen Scheinwerfer als Augen dienten: "Es ist unmöglich, sich einen so budgetbewussten Spezialeffekt anzusehen, ohne eine Woge der Bewunderung zu empfinden." [1]
Ein längeres Zitat aus dem letzten Drittel des Kapitels fasst Kings Intention mit diesem Abschnitt zusammen:
   
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Ein Film wie Alien oder Der weiße Hai ist für den wahren Fan ebenso wie für den gewöhnlichen Kinogeher wie eine breite, tiefe Goldader, die nicht einmal in einer Mine abgebaut werden muss; sie kann einfach aus dem Berghang gegraben werden. Aber vergessen Sie nicht, das ist kein Bergbau, es ist einfach nur graben. Der wahre Horror-Film-Schmutz-Kenner ist mehr wie ein Prospektor mit Schürfpfanne oder Waschsieb, der lange Zeiträume geduldig durch gewöhnlichen Schmutz wühlt und nach dem leichten Blinken von Goldstaub oder sogar einem kleinen Goldklümpchen oder zweien sucht. Ein solcher Schürfer sucht nicht nach dem großen Glücksfall, der heute oder morgen oder überhaupt nicht eintreffen kann; diese Illusionen hat er hinter sich gelassen. Er sucht lediglich nach dem Existenzminimum, das ihn noch eine Weile über Wasser hält.
   
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Abschließend stellt King die Frage, warum es vor allem (aber natürlich nicht nur) im Horror-Genre so viele wirklich schlechte Filme gibt. Seine Antwort: Der Horror-Film lässt sich am leichtesten ausbeuten; das Genre ist, wie King sich ausdrückt, "leicht zu ficken" ("an easy lay") und jeder Möchtegern-Filmemacher glaubt, er könne die wenigen Regeln des Horrorfilms mit Leichtigkeit meistern, was allzu oft danebengeht.

VIII) Die Mattscheibe, oder: Dieses Monster brachte Ihnen Gainesburgers

"Ich finde, die Geschichte von Horror im Fernsehen ist kurz und traurig."
Dieses Zitat aus dem abschließenden Abschnitt dieses Kapitels fasst Kings Meinung perfekt zusammen. Auch wenn King zugibt, dass er - wie offenbar alle Amerikaner - einfach nicht von der Mattscheibe loskommt, erkennt er deren Verdummungseffekt und die falsche, stark amerikanisierte Realität, die diese vorgaukelt. Doch er will über das Horrorgenre reden, und das hat es erst recht schwer im TV der USA. Allgemein gilt für King, dass der fiktive Horror niemals schlimmer sein kann als das, was die Nachrichten uns alltäglich zeigen; zum anderen sind die rigiden Zensuren der TV-Gesellschaften (unter denen King nach Erscheinen von Danse Macabre selbst des Öfteren leiden musste) stark kontraproduktiv [2]. Besonders nach den Attentaten auf Kennedy und Martin Luther King durfte dem Fernsehschauer keine Gewalt mehr zugemutet werden, und die Autoren standen vor einem schier unlösbaren Dilemma:
   
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Das Fernsehen hat das wirklich Unmögliche von seiner Handvoll Horror-Serien verlangt - zu erschrecken, ohne richtig zu erschrecken, zu entsetzen, ohne richtig zu entsetzen, dem Publikum jede Menge Beilagen zu servieren, aber kein Steak.
   
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Gute Horror-Staffeln waren Kings Meinung nach Thriller und Outer Limits; doch er wirft ein eher fades Licht auf die heilige Kuh der Twilight Zone, die er als sehr brav bezeichnet und die in den Erinnerungen der Amerikaner viel besser rüberkomme als sie in Wirklichkeit gewesen sei. [3] Er fasst zusammen:
   
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Es war eine ziemlich gute Serie, so wie die Serien, die allen noch in bester Erinnerung sind, gute Serien waren ..., aber letztendlich auch nicht besser. Das Fernsehen ist ein endloser Verschlinger von Talenten, etwas Neues und Giftiges unter der Sonne, und wenn Zone letztlich schwächer ist, als unsere schwärmerischen Erinnerungen daran es zulassen wollen, dann liegt die Schuld nicht bei Serling, sondern beim Fernsehen selbst - dem gierigen Maul, der grundlosen Grube voll Scheiße.
   
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Im Lichte dieser nüchternen Tatsachen stellt King hervor, dass er zufrieden ist mit der TV-Version seines Romans Brennen muss Salem, die im Schnitt auf gute Kritiken stieß und auch völlig daneben hätte ausfallen können.

IX) Horror-Literatur

In diesem mit Abstand längsten Kapitel des Buchs bespricht King zehn Horror-Romane, die seiner Meinung nach die Jahre von 1950 bis 1980 entscheidend geprägt haben. Besonderer Clou ist, dass King viele der Autoren anschrieb und häufig auch Antworten erhielt, die er mit in seine Analysen einbezieht. Es kann nicht Ziel dieser Inhaltsangabe sein, diese langen Analysen genau wiederzugeben; vielmehr sollen die Bücher genannt und die Kernaussagen der Besprechungen wiedergegeben werden.

Peter Straub: Geisterstunde (orig.: Ghost Story)
Wie der Titel anzeigt, sind Geister zentral für dieses Buch (und für das Werk Straubs im Allgemeinen); jedoch ist der Roman mehr als das. Straub kreiert eine Rahmenhandlung für mehrere Geschichten, die sich so komplex miteinander verweben, dass sie jeder Zusammenfassung spotten. King ordnet Geisterstunde den Schauerromanen zu (engl.: gothic novels) und lässt Straub in einer Reihe von Auszügen aus Briefen zu Wort kommen, die der Autor seinem Freund King schrieb. Was King vor allen Dingen hervorhebt, ist die Tatsache, dass Straub exakt die Trennlinie erfasst hat, wo das innere und das äußere Böse (siehe Erläuterung weiter vorne) ineinander übergeht:
   
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Viele Verfasser von Horror-Geschichten haben klar erkannt, dass es genau diese Unkenntlichmachung ist, woher das Böse kommt, die das Gute oder lediglich Wirkungsvolle vom wahrhaft Großartigen unterscheidet, aber Erkenntnis und Anwendung sind zwei Paar Stiefel, und beim Versuch, dieses Paradoxon zu erreichen, produzieren die meisten lediglich Durcheinander [...] Dies ist ein Fall, wo man das Ziel entweder mit einem Volltreffer erwischt oder einen Fehlschuss landet. Straub ist ein Volltreffer gelungen.
   
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Anne River Siddons: The House Next Door / Shirley Jackson, The Haunting of Hill House
Unter der Überschrift Geisterhaus fasst King diese beiden Bücher zusammen. Vorab kommt er auf seine (bis dato erschienenen) eigenen Abhandlungen des Themas zu sprechen, nämlich das Marsten-Haus in Brennen muss Salem und das Overlook in Shining. Das Marsten-Haus gab es wirklich; es stand in Durhaim, Maine, und zwar in der Deep Cut Road. Als er mit einem Freund zusammen dort eindrang, schlichen sich andere hinterdrein und erlaubten sich einen Spaß damit, King zu erschrecken - kaum jemals ist er so aus der Haut gefahren (Näheres hierzu siehe Marsten-Haus). Das Genre "Geisterhaus" ist wohl deshalb so populär und so wirkungsvoll, weil es uns im Herzen trifft, dort, wo wir uns gemütlich niederlassen und unsere Alltagsmasken ablegen können.
King zeigt sich begeistert von einem bekannten Abschnitt des Buches von Jackson, den er zitiert und anschließend bespricht. Das folgende Zitat soll repräsentativ stehen für Kings typischen Humor:
   
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Eine Analyse eines solchen Absatzes ist ein übler und fieser Trick und sollte fast immer College- und Universitätsprofessoren überlassen bleiben, jenen Schmetterlingsjägern der Literatur, die, wenn sie einen schönen Schmetterling sehen, der Meinung sind, sie sollten sofort mit einem Netz auf die Wiese laufen, ihn fangen, mit einem Tropfen Chloroform töten, ihn auf eine weiße Unterlage montieren und unter Glas ausstellen, wo er immer schön sein wird ... und so tot wie Pferdescheiße.
Nachdem ich das gesagt habe, wollen wir den Absatz ein wenig analysieren.
   
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Dann aber wendet er sich erst The House Next Door zu, einem Buch, das deshalb so interessant ist, weil das Haus - ähnlich wie Geisterstunde - Gelegenheit für verschiedene Einzelgeschichten (nämlich Einzelschicksalen in seinen Mauern) bietet; zudem wird das Spukhaus zu Beginn des Romans überhaupt erst gebaut - vom Nachbarn, der Architekt ist. Nachdem King die Autorin Siddons selbst durch eine eigene Analyse ihres Werks zu Wort kommen lässt, bezeichnet er The House Next Door als meisterhafte Studie des Bereichs, wo das Akzeptable endet und das Tabu beginnt; allerdings kritisiert er das Werk auch: Man könne kaum Sympathie für die Hauptcharaktere entwickeln, die Dialoge seien schief und überhaupt sei die Charakterentwicklung "verschwommen" (orig.: muddy). Somit sei Jacksons Roman The Haunting of Hill House insgesamt gelungener.
Jackson interessierte sich sehr für Spukhäuser und recherchierte ausgiebig für ihren Roman. Es ist ein unheimlicher Aspekt der Entstehungsgeschichte von Haunting, dass sie bei ihren Nachforschungen auf ein als Geisterhaus verschrienes Gebäude in Kalifornien stieß ... als sie sich näher damit befasste, stellte sich heraus, dass es von ihrem eigenen Großvater gebaut worden war.
Haunting ist die Geschichte vierer Geisterjäger, die Gerüchten um ein verwunschenes Haus auf den Grund gehen wollen. Im Zentrum steht eine Frau namens Eleanor - und schnell stellt sich die Frage, ob das, was danach im Haus passiert, Eleanors Schuld (inneres Böses) oder die des Hauses (äußeres Böses) ist. [4] Das Buch sticht besonders dadurch hervor, dass es Jackson perfekt gelingt, die sogenannte "verzerrte Geometrie" heraufzubeschwören, die H.P. Lovecraft immer wieder andeutete, jedoch nie so gelungen zu Papier bringen konnte.
   
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Alles in Hill House [ist] etwas schief. Es gibt nichts, das vollkommen gerade oder vollkommen eben ist - was der Grund dafür sein mag, dass ständig Türen auf- oder zuschwingen. Diese Vorstellung des Schiefen ist für Jacksons Konzept des Ortes des Bösen von größter Bedeutung, denn es verstärkt den Eindruck veränderter Wahrnehmung.
   
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Ira Levin, Rosemarys Baby
King lobt das Buch und die sehr werkgetreue Filmversion von Roman Polanski und bezeichnet das Werk als glänzende Mischung aus satirischem Horror, schwarzer religiöser Komödie und Paranoia-Abhandlung. Es ist der Leser, der diese Paranoia empfindet, mehr noch als Rosemary selbst, die offenbar in die Fänge einer Sekte gerät, während sich jeder - sogar ihr eigener Ehemann - gegen sie verschworen zu haben scheint. Der Roman lebt von starken Traumsequenzen und von Levins Genialität beim Stricken seiner Handlung: "Er ist der Schweizer Uhrmacher des Spannungsromans; was Handlungskonstruktion anbelangt, lässt er uns andere im Vergleich wie die billigen Uhren für fünf Dollar aussehen, die man in Supermärkten kaufen kann."
Die Nachbarn sind nicht, was sie scheinen; Rosemarys Mann hat für alles, was sie beunruhigt, eine logische Erklärung - und doch stimmt etwas nicht mit dem Kind, das in ihr heranwächst, beziehungsweise mit der Art und Weise, wie ihre Umwelt auf ihre Schwangerschaft reagiert. Führt ihr Arzt etwas im Schilde? Meint das alte Ehepaar, das sich so rührend um Rosemary kümmert, es wirklich gut mit ihr und ihrem ungeborenen Kind? Das Buch ist leise und zurückhaltend, entwickelt aber dennoch einen Sog der Beklemmung, dem sich der Leser kaum entziehen kann. King schließt seine Analyse ab mit folgendem Abschnitt:
   
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Wenn Horror-Romane als Katharsis für weltliche Ängste fungieren, dann scheint Rosemarys Baby zurückzuspiegeln und das sehr reale Gefühl urbaner Paranoia der Stadtbewohner wirkungsvoll einzusetzen. In diesem Buch gibt es überhaupt keine netten Leute von nebenan, und das Schlimmste, das man je über die tatterige alte Dame drüben in 9-B gedacht hat, erweist sich als Wahrheit. Der wahre Sieg des Buches besteht darin, dass es uns eine Zeitlang erlaubt, verrückt zu sein.
   
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Jack Finney, Die Körperfresser kommen (orig.: The Body Snatchers)
Noch ein Buch über Paranoia, diesmal die Paranoia einer Kleinstadt. Einer netten Kleinstadt, in die allmählich das Unbehagen einbricht. Etwas stimmt auf einmal nicht mehr mit manchen der Bewohner. Sie sind irgendwie ... anders. Finney, den King als Mitbegründer des "modernen Horrorromans" ansieht, gelingt es meisterlich, in die Idylle der "netten Kleinstadt" das schleichende Grauen eindringen zu lassen, das sich immer mehr steigert und schließlich monströse Ausmaße einnimmt.
Paranoia, so King, gehört in Amerika fast schon zum guten Ton; kein Wunder, dass Finneys Geschichte derart einschlug. Die Filmversion schließlich nutzte das Buch, um die damalige Paranoia gegenüber den Kommunisten zu schüren, was Finney selbst eher albern fand. Er gesteht in einem Brief an King: "Ich habe Erklärungen über die 'Bedeutung' dieser Geschichte gelesen, die mich amüsierten, weil sie überhaupt keine Bedeutung hat; es ist nur eine Geschichte, die unterhalten sollte, ohne tiefere Bedeutung."
King stimmt durchaus zu, dass in allen Geschichten vorrangig erst einmal die Handlung steht, findet in Finnleys vielschichtigem Werk jedoch soviele Elemente eines gut gestrickten Horrorromans, dass er Kritiker verstehen kann, die viel versteckten Sinn in den Körperfressern sehen (wollen).

X) Der letzte Walzer - Horror und Moral, Horror und Magie

Nachwort

Anhang

Fußnoten

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  • Hier zur Vertiefung ein Auszug aus der Besprechung des Films auf wikipedia.de: "Der titelgebenden Riesenspinne kann man jederzeit ansehen, dass sie nicht echt ist. Um das Tier durch die Landschaften "krabbeln" zu lassen, spannte man die Spinnenfigur einfach auf einen VW-Käfer, und man kann in einigen Szenen sogar die Reifen des Fahrzeuges unter der "Spinne" erkennen. Um eine krabbel-Bewegung vorzutäuschen, bewegten Crew-Mitglieder, die in dem Auto saßen, die Beine der Riesenspinne lediglich hoch und runter."
  • Siehe hierzu auch den Eintrag bei Erdbeerfrühling.
  • Es ist hierbei zu beachten, dass die vielgelobte Fortsetzung der Twilight Zone erst nach Erscheinen von Danse Macabre lief.
  • Eleanor nämlich hat Erfahrungen mit Telekinese; in einer Szene, die Carrie inspirierte, fallen im Haus ihrer Kindheit Steine von der Decke.
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