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Das Schwarze Haus: Rezension: Unterschied zwischen den Versionen

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(Edit 4998: Am Ende drehe ich etwas ab, aber dennoch ernst gemeint! WS 5/5)
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Genau an dieser Stelle bin ich King verfallen, dessen Handschrift die schrecklichsten Dinge in schönster Kalligraphie darzustellen weiß. Und noch heute muss ich stets an diese eine Textstelle denken, wenn Dinge des Alltags (eine Fliege im Fliegenfänger, Eier im Kühlschrank, ein aufgeschürftes Knie) plötzlich eine Magie entwickeln, die einen den Augenblick ''spüren'' lassen, dass man diesen Moment nicht aus dem Fernsehen kennt oder aus einem Gespräch erfahren hat, sondern tatsächlich ''erlebt'' hat und in dessen Angesicht seine eigene Existenz wahrnimmt und zu begreifen scheint. Diese Szene hat meine Wahrnehmung für immer verändert und mich dafür sensibilisiert, per se unvereinbare Dinge in Relationen zu setzen und die Welt um mich herum als etwas Organisches und Lebendes zu erkennen, das außerhalb von mir existiert und mich dennoch zu einem Teil von ihr macht, wie eine Biene an einem Tatort.
 
Genau an dieser Stelle bin ich King verfallen, dessen Handschrift die schrecklichsten Dinge in schönster Kalligraphie darzustellen weiß. Und noch heute muss ich stets an diese eine Textstelle denken, wenn Dinge des Alltags (eine Fliege im Fliegenfänger, Eier im Kühlschrank, ein aufgeschürftes Knie) plötzlich eine Magie entwickeln, die einen den Augenblick ''spüren'' lassen, dass man diesen Moment nicht aus dem Fernsehen kennt oder aus einem Gespräch erfahren hat, sondern tatsächlich ''erlebt'' hat und in dessen Angesicht seine eigene Existenz wahrnimmt und zu begreifen scheint. Diese Szene hat meine Wahrnehmung für immer verändert und mich dafür sensibilisiert, per se unvereinbare Dinge in Relationen zu setzen und die Welt um mich herum als etwas Organisches und Lebendes zu erkennen, das außerhalb von mir existiert und mich dennoch zu einem Teil von ihr macht, wie eine Biene an einem Tatort.
  
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Schon beim ersten Mal hätte ich nur einen Punkt vergeben, dieses Mal hätten es sogar 0 sein können. Ich vergebe sie aber nicht, weil eine 0 das Gefühl vermittelt, der [[Roman]] hätte mir gar nichts geboten. Deshalb der eine Punkt für den wirklich genialen und originellen Einstieg in die Geschichte und der Figur des [[Tyler Marshall]]s.
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Ansonsten ist ''[[Das Schwarze Haus]]'' eine unglaublich, langweilige Geschichte mit stupider Handlung und schlechten Charakteren. Handlungsstränge werden nicht im Schneckentempo, sondern eher im Wachsen von Bäumen erzählt. Es dauert unglaublich lange, bis mal etwas passiert, was mich immer wieder abdriften ließ und mich oft in den Schlaf brachte. Der Präsens-Stil funktioniert am Anfang noch, ansonsten unterstützt er die Langeweile wie ein Katalysator. Unterstützt wird diese Langeweile durch dumme und völlig abstruse Handlungsaspekte. Die Ermittlungsarbeit der Polizei ist so derart schlecht, dass es mich nicht verwunderte, dass sie dem [[Charles Burnside|Fisherman]] ewig nicht auf die Spur kommen und dieser erst selbst die Polizei auf sich aufmerksam machen müssen. Warum auch, das man Fingerabdrücke von dem Telefon nehmen kann, dazu braucht es erst den Hinweis des Goldjungen [[Jack Sawyer]] (zu dem ich später noch komme) und um einen Tatort zu sichern, den seltsamerweise den halben Ort sehen wollen, müssen Rowdys herangezogen werden, die mit fragwürdigen Methoden für Ordnung sorgen. Jeder Krimiautor würde mit dem Kopf schütteln über derart viel Unsinn. So wird beispielsweise Tyler Marshall vor dem Altersheim entführt, aber keiner kommt dort auf die Idee mal nachzufragen. Es dauert sage und schreibe 450 Seiten!!!, bis Name, Herkunft und sogar Aufenthaltsort des Fishermans bekannt sind, aber trotzdem irren sowohl Meistermittler Jack, als auch die Polizei weiter im Kreis und lassen ihn gewähren.<br>
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Und das Alzeheimerpatient Charles Burnside von seiner Demenz geheilt wird, was unmöglich erscheint, ist auch keinem sonderbar. Auch die Art und Weise der Heimführung ist grauenhaft. Hat man einmal in einem Dementenwohnheim gearbeitet, dann weiß man genau, dass man diese Leute immer beaufsichtigen muss und nie lange alleine lassen darf. So ist es eigentlich unvorstellbar, dass ein Charles Burnside draußen herumlaufen und morden kann, auch wenn er flippt.
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Womit ich bei einem der größten Ärgernisse bin, den Charakteren. Außer Tyler Marshall sind das alle Charaktere, die sich in folgenden Kategorien einordnen lassen:<br>
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a) verhunzt (Jack Sawyer, [[Lester Parker|Parkus]], Charles Burnside)<br>
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b) unglaubwürdig ([[Henry Leyden]])<br>
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c) unsympathisch ([[Thunder Five]])<br>
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d) überflüssig ([[Wendell Green]])<br>
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Am meisten enttäuscht bin ich dabei von Jack Sawyer, das das der mutige Junge aus ''[[Der Talisman]]'' sein sollte, konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Er ist ein unerträglicher Widerling, den fast alle Guten mögen und Bösen verachten. Er hat natürlich die prägendste Erfahrung seines Lebens vergessen und verschwendet knapp 200 Seiten dieses Romans, um sich wieder der [[Territorien]] bewusst zu werden. Ich glaubte manchmal ich hätte es hier mit [[Richard Sloat]] zu tun. Unfassbar und unverzeihlich wie die Autoren diese Figur so verhunzen konnten. Das peinlichste, sein Zusammentreffen mit [[Sophie]], die wohl misslungenste Liebesgeschichte im King-Universum.<br>
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Henry Leyden ist ein anderer Fall, ein völlig unglaubwürdiger Charakter, der blind ist, aber trotzdem alles kann und alles weiß, Schwingungen wahrnimmt, die gar nicht existieren. Ich habe mich manchmal gefragt, ob der nur so tut als wäre er blind. Sicherlich haben diese ihre andere Sinne gut trainiert, aber kein Blinder kann so etwas wie Henry Leyden.
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Das hier der [[Dunkle Turm]] mit reingewürgt wird, vielleicht ganz nett, aber letztlich wirken diese Szenen und Anspielungen völlig sinnlos. King hat wohl selbst gemerkt, wie schlecht dieses Werk ist und wie wenig ihm die Erkenntnisse nützen, die er hier verwendet. Weder kommt Jack Sawyer im letzten Band vor oder Tyler Marshall oder die Zerstörung der [[Große Kombination|Großen Kombination]] wird angesprochen. Es scheint so als hätte King sich diesen Roman beim Vollenden seines Epos schon komplett aus dem Gedächtnis gestrichen und ich kann es ihm nicht verübeln. So wirken diese Turm-Anspielungen einfach nur dahingeklatscht und das aus der Talisman-Welt nun Mittwelt wird, ist ein Kontinuitätsfehler epischen Ausmaßes. Aber allgemein ist der Band von solchen Kontinuitätsfehlern nur so durchzogen. Ein absolut unwürdiger Nachfolger vom Talisman.
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Nach endlosen 750 Seiten, bei denen ich mehrmals am liebsten das Buch in die Ecke geworfen hätte, um mich besseren Werken zuzuwenden, kommt dann doch noch etwas Spannung und Action auf. Dafür sorgt aber einzig und allein Tyler Marshall. Ich glaube der Roman wäre tausendmal besser gewesen, wenn er nur von der Gefangennahme Tylers im Schwarzen Haus gehandelt hätte. Das sowas funktioniert, sieht man [[Sie|hier]]. Ansonsten ist der Showdown lächerlich, die Deus ex Machina-Elemente genauso dumm in die Handlung geworfen. Wenn doch die seltsamen Bienen und dieses komische Wort so mächtig sind, warum nutzt das kein anderer und warum wartet man damit, bis zur Seite 700? Dann wären einem dieser ganze Ärger erspart geblieben.<br>
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Das schlimmste kommt aber noch und das ist das Ende. Für mich definitiv die schlechteste Szene in einem King-Roman. Da wird zuerst mit Macht das Happy-End-Feeling zerstört, einem Jacks Tod angekündigt (der mich null gejuckt hätte, eigentlich unglaublich wenn ich an den Talisman zurückdenke, aber ich glaube mit ihm ist auch der wahre Jack Sawyer gestorben), aber dann fiel den Autoren wohl noch ein, dass es ja so keine Fortsetzung geben könnte. So überlebt Jack schwerverwundet in den Territorien und kann seiner "Ach--ich-liebe-dich-schon-nach-fünf-Sekunden-Sophie" nahe sein. Also doch ein Happy End? Ich fand es einfach nur unglaublich schwach.
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Was bleibt ist das einzige Werk Kings, dass ich mit dem Attribut schlecht bezeichnen würde. Ein Stolperstein bei meinem King-Marathon und ich verstehe selber nicht, wie ich mir diese unerträgliche Quälerei ein zweites Mal antun konnte.
  
 
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Version vom 28. April 2011, 10:45 Uhr

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Croaton (4 / 5)

Stephen Kings und Peter Straubs Roman Das Schwarze Haus ist so eine Sache ... Es fasziniert durch seine Erzählstruktur – es ist das einzige Buch, das ich je gelesen habe, das derart genial präsentiert wird. Man muss wissen, dass es eines der brutalsten, wenn nicht sogar das brutalste Buch Kings ist (wie zum Beispiel Tyler Marshall den Fisherman erledigt, ist harte Kost) und dass es für diejenigen Leser, die mit dem Zyklus vom Dunklen Turm nicht vertraut sind, schwer verständlich oder zumindest ärgerlich ist – denn wenn man sich soweit durchgeackert hat, wird man fluchen, wenn man merkt, dass es kein eigenständiges Werk ist (die Kenntnis des Romans Der Talisman, als dessen Fortsetzung das Buch angepriesen wurde, ist indes zum Glück! nicht unbedingt nötig!). Für jeden, der den DT-Zyklus kennt und schätzt, ist DSH freilich eine Fundgrube und man lässt sich mitreißen von einer Fülle liebenswerter Charaktere und der überbordenden Fantasie zweier Autoren, die Vollgas geben.

Das Buch hat für mich zwei Probleme, die es nicht auf den 5-Punkte-Status erheben können. Erstens: Der Reporter Wendell Green – vielleicht die unsympathischste und widerwärtigste Figur, die King je geschaffen hat (zumindest auf einer Stufe mit einem Percy Wetmore) – bekommt ein glamouröses Happy End und erntet Ruhm und Reichtum. Das kann ich den Autoren nicht verzeihen.

Zweitens braucht man VIEL Geduld, um vor allem den Anfang des Buches zu überstehen. Teil Eins (also die ersten vier Kapitel) sind unheimlich langatmig und geradezu wirr; beim ersten Lesen war ich mehrfach versucht, den Roman mit dem Ausruf "Was ist denn jetzt das für ein Müll!" in die Ecke zu pfeffern. Dass ich dennoch 4 Punkte vergebe zeigt, wie gut es danach wird, aber ich bin mir sicher, dass viele treue Leser nicht über diesen ersten Teil hinauskamen.

Fazit: Mal wieder zu lang, aber insgesamt genial ausgedacht.

Wörterschmied (5 / 5)

Mit Das Schwarze Haus schaffen die Autoren Stephen King und Peter Straub etwas unter normalen Umständen unmögliches: Sie schreiben eine Fortsetzung zu einem Roman, die tausendmal besser ist als der Vorgänger!

Ist Der Talisman eine lustige und kinderfreundliche Geschichte à la Mark Twain, so ist Der Talisman II – Das Schwarze Haus einer der gruseligsten Horrorromane des dritten Jahrtausends! Die Idee, dass zwei Horrorautoren ein Phantasybuch über die Reise von zwei Kindern (und einem Wolf), die auf der Suche nach einem Allheimmittel sind, schreiben, ist so absurd wie eine Horrorgeschichte von Astrid Lindgren oder ein Schlagersong von Black Sabbath.

Dennoch beschränkt sich das Buch nicht auf die Darstellung von Mord und Blut: der junge Tyler Marshall wird von einem Kindesmörder entführt, der bereits drei Opfer forderte – der Clou: Ty wird von seinem Entführer in eine andere Welt gebracht, um dort als Brecher zu arbeiten, indem er seine übernatürlichen Kräfte einsetzen muss, von denen er selbst nichts weiß. Was King und Straub uns ersparen, sind lange Ermittlungsarbeiten à la Agatha Christie und übertriebene Räuber-und-Gendarm- Spiele nach Dan Brown.

Noch ehe der Junge entführt wird, ist bereits klar, dass der Konflikt zwischen Pro- und Antagonisten nicht in Gerichtssälen stattfindet oder auch nur auf profane Weise geklärt werden könnte. Die Verbindung zum Dunklen Turm Zyklus wird schnell geklärt, die Existenz von anderen Welten damit vorausgesetzt.

Aber dennoch erhält das Buch seine Magie gerade durch die Alltäglichkeit und die Wahrhaftigkeit von Handlungen. Jack Sawyer macht sich ein Omelett, obwohl er eigentlich keine Eier mag – aber geht es uns nicht allen so, dass diese Vertiefungen im Kühlschrank uns dazu zwingen, trotzdem immer frische Eier in den Kühlschrank zu legen? Nur langsam bricht die Vorstellung vieler Charaktere, dass es Dinge gibt, die man auf logische Weise nicht erklären kann. Der Horror und das Surreale müssen einen harten Kampf bestreiten, um endlich die Fesseln der Vorstellungskraft zu lockern und akzeptiert zu werden. (In Der Talisman wird mit diesem Thema viel fahrlässiger umgegangen: „Jack, du musst durch die Staaten reisen – wobei du aber kein Flugzeug oder Auto benutzen darfst –, um einen Talisman zu finden und deine Mutter zu retten – außerdem kannst du durch die Welten wandern und zwei erwachsene Männer mit übernatürlichen Kräften werden dich verfolgen. Bist du bereit?“ – „Läuft.“)

Wird die ausladende und überpenible Erzählstruktur von einigen Lesern eher geduldet als gemocht, so muss ich sagen, dass ich gerade diese vergöttere! Wir fliegen anfangs über die Stadt und riechen Rettiche und nehmen an einem Erdbeerfest im Altersheim teil – wann waren wir (die wir sogar direkt angesprochen werden) näher am Geschehen als hier? Vor allem folgende Szene ist mir seit dem ersten Lesen im Gedächtnis geblieben:

Eine dicke Biene kommt durch den leeren Fensterrahmen, der drei Schritte von Irmas Leiche entfernt ist […] Für uns hat die Biene, die weiterhin zufrieden durch den rückwärtigen Teil der Schreckenskammer brummt, jedoch aufgehört, eine willkommene Ablenkung zu sein, sie ist vielmehr Bestandteil des uns umgebenden Geheimnisses geworden. Sie ist ein Detail der Szenerie, ein Detail, das uns ebenfalls Demut abfordert und zu uns spricht. (Kapitel 2)

Genau an dieser Stelle bin ich King verfallen, dessen Handschrift die schrecklichsten Dinge in schönster Kalligraphie darzustellen weiß. Und noch heute muss ich stets an diese eine Textstelle denken, wenn Dinge des Alltags (eine Fliege im Fliegenfänger, Eier im Kühlschrank, ein aufgeschürftes Knie) plötzlich eine Magie entwickeln, die einen den Augenblick spüren lassen, dass man diesen Moment nicht aus dem Fernsehen kennt oder aus einem Gespräch erfahren hat, sondern tatsächlich erlebt hat und in dessen Angesicht seine eigene Existenz wahrnimmt und zu begreifen scheint. Diese Szene hat meine Wahrnehmung für immer verändert und mich dafür sensibilisiert, per se unvereinbare Dinge in Relationen zu setzen und die Welt um mich herum als etwas Organisches und Lebendes zu erkennen, das außerhalb von mir existiert und mich dennoch zu einem Teil von ihr macht, wie eine Biene an einem Tatort.

Mr. Dodd (1 / 5)

Schon beim ersten Mal hätte ich nur einen Punkt vergeben, dieses Mal hätten es sogar 0 sein können. Ich vergebe sie aber nicht, weil eine 0 das Gefühl vermittelt, der Roman hätte mir gar nichts geboten. Deshalb der eine Punkt für den wirklich genialen und originellen Einstieg in die Geschichte und der Figur des Tyler Marshalls.

Ansonsten ist Das Schwarze Haus eine unglaublich, langweilige Geschichte mit stupider Handlung und schlechten Charakteren. Handlungsstränge werden nicht im Schneckentempo, sondern eher im Wachsen von Bäumen erzählt. Es dauert unglaublich lange, bis mal etwas passiert, was mich immer wieder abdriften ließ und mich oft in den Schlaf brachte. Der Präsens-Stil funktioniert am Anfang noch, ansonsten unterstützt er die Langeweile wie ein Katalysator. Unterstützt wird diese Langeweile durch dumme und völlig abstruse Handlungsaspekte. Die Ermittlungsarbeit der Polizei ist so derart schlecht, dass es mich nicht verwunderte, dass sie dem Fisherman ewig nicht auf die Spur kommen und dieser erst selbst die Polizei auf sich aufmerksam machen müssen. Warum auch, das man Fingerabdrücke von dem Telefon nehmen kann, dazu braucht es erst den Hinweis des Goldjungen Jack Sawyer (zu dem ich später noch komme) und um einen Tatort zu sichern, den seltsamerweise den halben Ort sehen wollen, müssen Rowdys herangezogen werden, die mit fragwürdigen Methoden für Ordnung sorgen. Jeder Krimiautor würde mit dem Kopf schütteln über derart viel Unsinn. So wird beispielsweise Tyler Marshall vor dem Altersheim entführt, aber keiner kommt dort auf die Idee mal nachzufragen. Es dauert sage und schreibe 450 Seiten!!!, bis Name, Herkunft und sogar Aufenthaltsort des Fishermans bekannt sind, aber trotzdem irren sowohl Meistermittler Jack, als auch die Polizei weiter im Kreis und lassen ihn gewähren.
Und das Alzeheimerpatient Charles Burnside von seiner Demenz geheilt wird, was unmöglich erscheint, ist auch keinem sonderbar. Auch die Art und Weise der Heimführung ist grauenhaft. Hat man einmal in einem Dementenwohnheim gearbeitet, dann weiß man genau, dass man diese Leute immer beaufsichtigen muss und nie lange alleine lassen darf. So ist es eigentlich unvorstellbar, dass ein Charles Burnside draußen herumlaufen und morden kann, auch wenn er flippt.

Womit ich bei einem der größten Ärgernisse bin, den Charakteren. Außer Tyler Marshall sind das alle Charaktere, die sich in folgenden Kategorien einordnen lassen:
a) verhunzt (Jack Sawyer, Parkus, Charles Burnside)
b) unglaubwürdig (Henry Leyden)
c) unsympathisch (Thunder Five)
d) überflüssig (Wendell Green)
Am meisten enttäuscht bin ich dabei von Jack Sawyer, das das der mutige Junge aus Der Talisman sein sollte, konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Er ist ein unerträglicher Widerling, den fast alle Guten mögen und Bösen verachten. Er hat natürlich die prägendste Erfahrung seines Lebens vergessen und verschwendet knapp 200 Seiten dieses Romans, um sich wieder der Territorien bewusst zu werden. Ich glaubte manchmal ich hätte es hier mit Richard Sloat zu tun. Unfassbar und unverzeihlich wie die Autoren diese Figur so verhunzen konnten. Das peinlichste, sein Zusammentreffen mit Sophie, die wohl misslungenste Liebesgeschichte im King-Universum.
Henry Leyden ist ein anderer Fall, ein völlig unglaubwürdiger Charakter, der blind ist, aber trotzdem alles kann und alles weiß, Schwingungen wahrnimmt, die gar nicht existieren. Ich habe mich manchmal gefragt, ob der nur so tut als wäre er blind. Sicherlich haben diese ihre andere Sinne gut trainiert, aber kein Blinder kann so etwas wie Henry Leyden.

Das hier der Dunkle Turm mit reingewürgt wird, vielleicht ganz nett, aber letztlich wirken diese Szenen und Anspielungen völlig sinnlos. King hat wohl selbst gemerkt, wie schlecht dieses Werk ist und wie wenig ihm die Erkenntnisse nützen, die er hier verwendet. Weder kommt Jack Sawyer im letzten Band vor oder Tyler Marshall oder die Zerstörung der Großen Kombination wird angesprochen. Es scheint so als hätte King sich diesen Roman beim Vollenden seines Epos schon komplett aus dem Gedächtnis gestrichen und ich kann es ihm nicht verübeln. So wirken diese Turm-Anspielungen einfach nur dahingeklatscht und das aus der Talisman-Welt nun Mittwelt wird, ist ein Kontinuitätsfehler epischen Ausmaßes. Aber allgemein ist der Band von solchen Kontinuitätsfehlern nur so durchzogen. Ein absolut unwürdiger Nachfolger vom Talisman.

Nach endlosen 750 Seiten, bei denen ich mehrmals am liebsten das Buch in die Ecke geworfen hätte, um mich besseren Werken zuzuwenden, kommt dann doch noch etwas Spannung und Action auf. Dafür sorgt aber einzig und allein Tyler Marshall. Ich glaube der Roman wäre tausendmal besser gewesen, wenn er nur von der Gefangennahme Tylers im Schwarzen Haus gehandelt hätte. Das sowas funktioniert, sieht man hier. Ansonsten ist der Showdown lächerlich, die Deus ex Machina-Elemente genauso dumm in die Handlung geworfen. Wenn doch die seltsamen Bienen und dieses komische Wort so mächtig sind, warum nutzt das kein anderer und warum wartet man damit, bis zur Seite 700? Dann wären einem dieser ganze Ärger erspart geblieben.
Das schlimmste kommt aber noch und das ist das Ende. Für mich definitiv die schlechteste Szene in einem King-Roman. Da wird zuerst mit Macht das Happy-End-Feeling zerstört, einem Jacks Tod angekündigt (der mich null gejuckt hätte, eigentlich unglaublich wenn ich an den Talisman zurückdenke, aber ich glaube mit ihm ist auch der wahre Jack Sawyer gestorben), aber dann fiel den Autoren wohl noch ein, dass es ja so keine Fortsetzung geben könnte. So überlebt Jack schwerverwundet in den Territorien und kann seiner "Ach--ich-liebe-dich-schon-nach-fünf-Sekunden-Sophie" nahe sein. Also doch ein Happy End? Ich fand es einfach nur unglaublich schwach.

Was bleibt ist das einzige Werk Kings, dass ich mit dem Attribut schlecht bezeichnen würde. Ein Stolperstein bei meinem King-Marathon und ich verstehe selber nicht, wie ich mir diese unerträgliche Quälerei ein zweites Mal antun konnte.


V E Artikel über Das Schwarze Haus
RomanInhaltsangabe (Teil I und Teil II) • ErzählstrukturVerknüpfungenRezensionen • Coverpage
Charaktere: Charles BurnsideLily CavanaughDale GilbertsonGorgWendell GreenHöllenhundArnold HrabowskiHenry LeydenFamilie Marshall (Fred, Judy, Tyler) • Speedy ParkerJack SawyerSophieThunder Five (Beezer, Doc, Mouse, Kaiser Bill, Sonny) • Wunderkinder aus dem Nichts

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