Joyland: Rezension
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Inhaltsverzeichnis
Cujo (4/5)
Schon bei "Wind" entdeckte ich eine erfreuliche und wohl altersbedingte Veränderung bei unserem grossen Meister. Hatte er bisher die Angewohnheit, die meisten sympathischen Charaktere einer Story einen mehr oder weniger hässlichen Tod sterben zu lassen, zumindest einen "Opfertod" im Sinn der Erlösungsopern Richard Wagners, so lässt er nun von Altersmilde geprägt die Mehrzahl der "Guten" leben.
Das ist der erste Gedanke nach dem Lesen von "Joyland": Dankbarkeit. Dankbarkeit, dass nicht nur Devin, sondern auch Erin und sogar auch Annie überleben "dürfen". Es darf doch mal sein, dass die Bösen besiegt werden, dass die guten und die unheimlichen Geister beruhigt und befriedigt sind, und unsere Helden noch am Leben bleiben dürfen. Dass Mike sterben wird und muss, das ist schon bald einmal klar. Aber ein Menschenleben genügt, darum die Dankbarkeit. Mir ging es deutlich besser als nach "Der dunkle Turm".
Dann war ich auch gerührt, wie schlicht und einfach hier eine Episode aus dem Leben eines jungen Mannes erzählt wird, der nicht der ganz grosse Held (aber doch ein mehrfacher Lebensretter) ist, der überlegt, zur Musik der Doors oder gar zu "dark side of the moon" (wie schön, da war ich auch jung) abzutreten, und mit dem es das Leben gut meint. Selten war eine Sex-Szene bei King so lustig und menschenfreundlich erzählt wie Devins "Entjungferung" im Ross'schen Anwesen.
Warum denn keine 5, werdet Ihr fragen. Das liegt darin, dass ich etwa nach Seite 300 einen Teil des Finales kommen sah. Es war ja klar, dass nur zwei Menschen als Mörder in Frage kamen, und der Meister drückte unsere Nasen etwas zu fest auf diese Wahrheit, wie er Devin und Erin in aller Öffentlichkeit die Akten sichten lässt.
Trotzdem: Eine gute, wirklich gute Story. Und ganz gut ist, dass ich nicht weiss, was ich jetzt da gelesen habe: Gespenstergeschichte, Krimi oder Entwicklungsroman.
Croaton (4 / 5)
Joyland ist nach Colorado Kid der zweite Krimi Kings für den Verlag "Hard Case Crime". Nur dass dies gar kein Krimi ist, noch weniger sogar als der eben genannte Vorgänger. Und genau das ist der Haken. Aber dazu später.
Im Grunde ist Joyland ein überaus unterhaltsames Buch, das den Leser vermittels offenbar guter Recherche seitens des Autors perfekt in die Welt der Vergnügungspark zu ziehen versteht. Ich kenne nur die englische Originalversion, doch die dortige, sehr eigentümliche Sprache der Mitarbeiter des Parks trägt wesentlich dazu bei, dass man sich fühlt, als würde einem ein ganz besonders exklusiver Einblick gewährt, ein Eindruck, der durch die Sichtweise des Ich-Erzählers Devin Jones unterstützt wird. Bleibt zu hoffen, dass es dem Übersetzer gelingt, hier nicht ins Absurde abzugleiten, sondern dass er seinerseits Recherche betrieb!
Doch kann der Roman sich nicht entscheiden, was er sein will. Ein Liebesroman? Dafür spricht der ständige Liebeskummer der Hauptperson und der Umstand, dass die einzelnen Kapitel doch tatsächlich durch Herzchen voneinander getrennt sind ... Ein Krimi? Eher nicht, denn zwar spielt ein Mord eine Rolle, doch ist dieses Verbrechen, das im Laufe der Werbung für den Roman ins Zentrum gestellt wurde, nur eine Nebenhandlung ... Ein übersinnlicher Roman? In der Geisterbahn geht wahrhaftig ein Geist um, und einmal mehr bemüht King ein mit dem zweiten Gesicht begabtes Kind ...
Dass King mit Liebesgeschichten so seine Probleme hat, demonstrierte er für mich vor allem in Glas, dass King kein Krimiautor ist, zeigte Colorado Kid, und das übersinnliche Kind ist jetzt endgültig arg überstrapaziert. Dennoch möchte ich die zweithöchste Wertung vergeben, da ich mich durchwegs gut unterhalten fühlte, was der alleroberste Anspruch ist, den ich an King stelle.
Fazit: Ein mitreißendes Buch, dem ein eindeutigeres Genre gut getan hätte.
Mr. Dodd (5 / 5)
Als Allererstes möchte ich Heyne ein Lob aussprechen. Sie haben dem Buch doch tatsächlich einen vernünftigen Titel gegeben, indem sie den Originaltitel gar nicht erst übersetzt haben. "Spaß" oder ein ähnlicher Unsinnstitel bleibt dem deutschen Leser diesmal erspart.
Insgesamt empfand ich Joyland als komplett gelungen. Es stimmt einfach alles, die Atmossphäre in dem Vergnügungspark, die Charaktere und auch die Spannungsmomente. Tatsächlich konnte ich mich mit dem Ich-Erzähler-Stil anfreunden, da Devin Jones als sehr sympathischer Zeitgenosse herüberkommt und es ihm bzw. King gelingt, den Zeitgeist von 1973 einzufangen und das so als wäre man wirklich da. Einzig sein Liebeskummer wird zu oft betont. In Anbetracht der Tatsache, dass er seine Geschichte als 60-Jähriger erzählt, nervt es schon alle vier oder fünf Seiten in der ersten Hälfte daran erinnert zu werden, dass er nicht verstehen kann, wie seine erste große Liebe ihn verlassen konnte. Aber das ist nur eine Kleinigkeit.
Besonders gelungen sind auch die Nebencharaktere und das so gut, dass das allzu frühe Ableben eines Tom Kennedy einem als Leser schon betroffen macht. Oder auch Mike Ross, ein schwerkranker Junge, der trotz allem Lebensmut zeigt, aber sein Schicksal bereits akzeptiert hat. Andere Charaktere wissen auch zu gefallen, sei es Erin Cook, Gary Allen und selbst der mir so unsympathische Eddie Parks bekommt noch seinen besonderen Auftritt, der ihn für die Hauptperson unglaublich wichtig macht.
In ein bestimmtes Genre lässt sich der Roman dabei nicht einordnen. Die Erzählung ist eher eine Mischung aus Liebesgeschichte, Krimi und Mystery. Auch hier kann King nicht auf eine übersinnliche Begabung verzichten, die sogar essentiell wichtig wird. Im Ganzen ist es jedoch die Erinnerung eines alten Mannes an den aufregendsten Sommer/Herbst seines Lebens, bestehend aus allen Elementen, die das Leben zu bieten hat: Liebeskummer, Arbeit, Freundschaft, Freude und Angst.
Fazit: Ein nostalgischer und sehr gut gelungener Rückblick Kings in die 1970er Jahre.
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