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Das letzte Gefecht: Rezension

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Tiberius (5 / 5)

Wie beschreibt man das längste Werk ohne gleich selbst episch zu werden? Versuchen wir es doch. Kings Das letzte Gefecht wurde gleich zweimal veröffentlicht. 1978, als King noch ein Autor unter Vielen war. Er musste abwiegen, was er veröffentlichen konnte, und was eben nicht. So hatte er zwar eine geniale Idee über ein Weltuntergangsepos, aber wer wollte schon einen Roman von einem relativ unbedeutenden Autor lesen, welches schon als Manuskript 1.200 Seiten hatte? So musst er den Roman zurechtkürzen und war erst 12 Jahre später in der Lage, den Ursprungsroman herausbringen zu dürfen. 12 Jahre in dem der Roman nichts von seiner bedrängenden Aktualität verloren hatte. Im Gegenteil. Zu Zeiten des Golfkrieges trifft ein Untergangsroman, dessen Grundlage ein "entflohener" Kampfvirus ist, genau in das Herz des Lesers.

Der Inhalt ist eigentlich schnell erzählt, so passt er auch auf jede Buchrückseite. Der Einfachheit halber, bleibe ich beider Gesamtversion: Mitte 1990 geschieht in einer geheimen Armeebasis ein Unfall. Ein hochgefährliger Virus gerät außer Kontrolle. Captain Trips vernichtet innerhalb weniger Tage 99 Prozent der Bevölkerung, einen Dank an Globalisierung, schneller Transportwege und gehöriger Fehler der Armee. Eindämmung, Quarantäne und zuletzt das Aufrechterhalten der staatlichen Ordnung gelingen überhaupt nicht und so herrscht Chaos, Anarchie und zuletzt Ruhe. Doch mitten in dieser Ruhe wird es scheinbar Zeit für ein Spiel zwischen Gut und Böse. Die Spieler werden aufgeteilt. Die Guten versammeln sich um eine mehr als hundert Jahre alte Frau, welche die Worte Gottes versteht. Die Bösen um Randall Flagg, der nicht nur in diesem Werk für das Böse steht. Es läuft auf das hinaus, was der Titel verspricht. Ein vermeintlich letztes Gefecht, um zu klären, ob das Gute oder das Böse siegt.

Was King darstellt, kann nicht innerhalb von 400 oder 500 Seiten passieren. Er verwebt Schicksale, Geschichten und Vorgänge ineinander. Er lässt die Menschen - wie schon so häufig - menschlich erscheinen. Mit ihren Schwächen, mit ihren Fehlern. Aber auch mit ihrer Stärke und mit ihren Hoffnungen. Es sind keine Helden, die dieses Gefecht entscheiden, sondern zweifelnde, von Angst besessene Menschen - auf beiden Seiten. Es sind die Figuren, die sich angeblich schon entschieden haben, auf welcher Seite sie stehen, aber (anfangs) leider oder (letztendlich) zum Glück die Seiten wechseln.

King beschreibt den Untergang und den Wiederaufbau der Zivilisation mit gehörigen Dampf gegen Armee und Soldaten und einer großen Portion Glauben an Gott. Atheisten mag dieser Geist ein wenig zu viel werden. Wenn der Geist eines gestorbenen Protagonisten, Jesusgleich wieder aufersteht, wird es zugegebenerweise unrealtistisch, doch stört das wirklich? Absolut nicht! Es sind Phantasien, die ich mir in diesem Fall sehr gerne durchlese - trotz der epischen Länge - auch mehrfach.

Patricia1991 (5 / 5)

Das beste Buch, was es von Stephen King überhaupt gibt...

Ich liebe die meisten Bücher von Stephen King, aber The Stand ist mit Abstand das beste von allen. Als ich es zum ersten Mal gelesen habe, konnte ich einfach nicht mehr aufhören es zu lesen. Inzwischen habe ich es schon sechs Mal gelesen!!! Es ist zwar ein wenig lang, aber niemals langweilig...

Wörterschmied (5 / 5)

Teil I – Liebe auf den ersten Blick (Geburt)
Als ich das erste Mal mit Das letzte Gefecht in Berührung kam, sah ich das Buch in einer staubigen Kiste mit dutzenden anderen Büchern auf dem Flohmarkt. Der Rücken des Romans war dreimal so dick wie der seiner Nachbarn und erregte daher mein Interesse: Ich habe eine Schwäche für Bücher mit vierstelligen Seitenzahlen! Und dies war das dickste Buch, was ich je gesehen hatte. Auf dem Cover (den Klapptext las ich mir gar nicht durch, da ich dieses Buch in jedem Falle genommen hätte, gleich welchen Inhaltes) stand „3,00€“. Ich feilschte bis ich das Buch für 2,00€ und dazu eine Tüte zum Einpacken bekam. Hätte ich gewusst, was mich erwartet – bei Gott!, ich hätte dem Händler einen Zwanziger gegeben!
Soweit ich es in Erinnerung habe, war Das letzte Gefecht mein viertes King-Buch. Nach dem erfolgreichen Einstieg mit Das Schwarze Haus (genial!) folgten Feuerkind (nett) und Brennen muss Salem (schnarch!!!). Wäre ich weiterhin mit King gefahren, wäre mein viertes Buch nach einer stetigen Abwärtsbewegung ebenfalls ein eher durchschnittlicher bis schwacher Roman gewesen? Ich glaube nicht.
Teil II – Vertraut werden
Das letzte Gefecht ist – wie es der Titel bereits vermuten lässt – ein Endzeitroman, der sich um das Ende der Welt dreht. King zeigt keine Gewissensbisse 99,4% der Menschheit zu töten.
Der Roman ist in drei Teile untergliedert:
  1. Captain Trips: Der Ausbruch der Seuche und das Ende der Zivilisation
  2. An der Grenze: Der Wiederaufbau der Gesellschaft
  3. Das letzte Gefecht: Der Endkampf zwischen Gut und Böse
Wie bei Der Herr der Ringe von J. R. R. Tolkien bilden die drei Teile einen teilweise in sich geschlossenen Rahmen ohne sich dabei in Einzelteile zu dissimilieren. Nur alle Teile zusammen bilden eine abgeschlossene und verstehbare Geschichte. In seinem Aufbau erscheint der Roman daher wie eine DNA-Doppelhelix: zwei Rahmenhandlungen (das Wirken von Gut und Böse) verlaufen parallel, umschlängeln einander in kaum nachvollziehbaren Windungen und laufen doch nie Gefahr in eine einzige Front zusammenzufallen – die Bindungen der beiden Sränge bilden Querverbindungen zwischen den Charakteren mit den Basenpaaren Gut und Gut, Böse und Böse sowie Gut und Böse.
Teil III – Bekanntschaften machen
Insgesamt sind über vierhundert Charaktere beschrieben von denen viele in Schachteln leben und so nur in einem kleinen Handlungsstrang vorkommen, der eine Teilmenge des Ganzen bildet, in diesem aber in einem scharf umrissenen Einzelbereich dargestellt wird. In diesem Sinne treffen wir immer wieder auf Passagen, die Einzelschicksale erzählen, welche in ihrer Gesamtheit als repräsentativ für die vielen Milliarden Menschen gelten, welche nicht beschrieben werden.
So erleben wir die Geschichte des kleinen Sam Tauber, der seine gesamte Familie verliert, selbst aber überlebt, um Tage später in einen ausgetrockneten Brunnen zu stürzen und zu verdursten. Oder die kurze Geschichte von Jim Lee, der beim Versuch, den Strom wieder herzustellen, einen Schlag bekommt und stirbt. Unvergessen auch Arthur Stimson, der sich selbst einen entzündeten Fuß amputieren will und dabei ohnmächtig wird und verblutet.
Teil IV – Freunde finden
Wie viele Leute begegnen wir in unserem Leben? Tausende? Millionen? Wie viele von ihnen hinterlassen einen Eindruck – wie viele streifen für zwei Sekunden den äußersten Rand unserer Wahrnehmung, um im selben Moment wieder vergessen zu werden? Manche hinterlassen kurze Pointen in unserem Gedächtnis, deren Vergessen kein großer Verlust ist. Nur wenige Menschen bleiben im Gedächtnis und bekommen dort einen festen Platz. Meisterhaft erzählt King vom Leben all dieser Menschen durch einen Cocktail an kurzen Sequenzen, langwierigen Enwicklungen, kurzen Bekanntschaften und dauerhaften Bindungen.
Wie schafft King es, uns unsere neuen Freunde und Bekanntschaften vorzustellen? Ich könnte dies an rund vierzig Charakteren vorführen, möchte mich hierbei jedoch auf ein sehr prägnantes Beispiel beschränken: Major Starkey
Starkey erscheint auf der Bildfläche, nachdem der Virus Captain Trips ausgebrochen ist. Seine Aufgabe besteht anfangs darin, die Verbreitung des Virus zu verhindern, später darin, alle potenziellen Zeugen zu liquidieren, um die Verbreitung zu mindestens in den Medien zu verhindern. Der Übergang vom „Helfer der Opfer“ hin zum „Helfer der Regierung“ ist so fließend, dass man seine Entwicklung an keiner Grenze ausmachen kann – wahrscheinlich erlebt selbst Starkey diese Grenze nicht und glaubt in beiden Fällen das Gleiche zu tun: das Richtige.
Der Major taucht nur episodenhaft auf, als eine Art Zwischenspiel, während die Handlung von einem Charakter zu einem anderen überspringt, wodurch ihm eine Art Omnipotenz zugestanden wird, als würde er alles im Hintergrund kontrollieren (wie der Major in Todesmarsch). Doch schnell wird klar, dass auch Starkey, der zwar die Verantwortung zur Bekämpfung der Grippe trägt, kein Akteur sondern selbst ein Opfer ist. Hat er durch seine hohe Stellung, Hilfsmittel um sich vor der Grippe zu schützen, so ist er doch ein Spielball seiner eigenen Blindheit. Gehorsam befolgt er alle Anweisungen der Regierung und veranlasst in diesem Sinne auch die Freisetzung des Virus weltweit (Rom fällt) ohne darüber nachzudenken, dass dies alle seine bisherigen Anstrengungen zur Farce macht.
Starkey ist nicht der Bösewicht, den man an dieser Stelle erwartet (sind es nicht immer Generäle oder Politiker in solchen Romanen?), sondern bleibt in jeder Handlung menschlich und nachvollziehbar. Für ihn ist es kein Widerspruch, Menschen zu töten, um Menschen zu retten – und auch dies glaubt man ihm! King geht sogar noch den letzten Schritt, den "Bösewicht" einen humanen Heldentod sterben zu lassen und ihn so endgültig aus der Riege der Bösen zu streichen: der Major infiziert sich mit der Grippe, um einem bereits toten einfachen Soldaten aus der Suppe zu ziehen, in der er gestorben ist und begeht danach Selbstmord.  »Gefreiter Bruce«, sagte Starkey leise, »rühren.« - für mich klar die rührendste Szene nicht nur in der Welt von King, sondern in allen Werken, die ich je gelesen habe! Ich bestreite nicht, dass ich auch beim siebten Lesen dieser Szene noch feuchte Augen bekomme.
Auf ähnliche Weise überzeugt King mit unkonventionellen und unerwartbaren Wendungen, um wirklich jeden der über vierhundert Charaktere nicht zu einer literarischen Figur zu verdammen, sondern zu einem Menschen, von dem man oft nicht mehr weiß, woher man ihn kennt – aus dem Supermarkt, der U-Bahn oder doch aus einem Buch?
Teil V – Beziehungen eingehen, Beziehungen zerbrechen sehen
Wie lassen sich das Leben und der Tod von vier Milliarden Menschen erfassen?; 4.000.000.000; eine Zahl mit neun Nullen; vier mal zehn hoch neun. Ein Historiker sagte über den Holocaust, man haben nicht sechs Millionen Menschen getötet, sondern einen Menschen und das sechs Millionen Mal. Und nur so, auf die induktive Weise, können wir das Ganze begreifen.
Auch King setzt an diesem Punkt an und lehrt uns den Verlust von so vielen Menschen, den wir nie begreifen könnten, an Einzelbeispielen, indem er detailreiche und facettenreiche Beziehungen zwischen Personen aufbaut, nur um diese zu zerstören wie ein Mandala, das erst durch seine Vernichtung komplett wird. Hier unterscheiden wir zwischen engen Beziehungen (Frannie und ihr Vater), Beziehungen, denen die Chance der Besserung vergönnt wird (Larry Underwood und seine Mutter), flüchtige Freundschaften (Nick Andros und Jane Baker), einseitige Beziehungen (Harold Lauders Liebe zu Frannie) und so weiter.
Immer wenn eine Verbindung in die Brüche geht, nimmt die Entropie zu, bewegt sich die Welt weiter und gerät mehr aus den Fugen. So sind es vor allem die gescheiterten Verbindungsversuche, die den Roman menschlich machen und Motor der Dynamik sind. Wie wäre die Geschichte ausgegangen, hätte Frannie sich für Harold entschieden? Was hätte verhindert werden können, wenn Nadine Cross sich von Larry hätte verführen lassen? Finaler- und ironischer Weise führt die wohl bedingungsloseste Verbindung, die Anbetung von Mülleimermann für Randall Flagg, zu einem tragischen Ende: Mülli, der bei Flagg in Ungnade fiel, bringt ihm eine Atombombe zur Versöhnung, welche Flagg ungewollt zur Explosion bringt – das ohne Zweifel gut gemeinte Geschenk wird zu seinem Sargnagel.
Lässt sich dieses Kapitel mit einem Wort beschreiben, ist es folgendes: Unvorhersehbarkeit.
Teil VI – ein Ende finden (Sterben)
Wie viele Stunden und Seiten könnte ich noch mit der Rezension über mein Lieblingsbuch verbringen? Welch epische Fußnote entstünde zu einem epischen Werk?
Aber auch dies lehrt uns die Geschichte! Ein Ende zu finden, ist nicht immer einfach. King gesteht, dass er viele Charaktere nur in den Tod schickte, da er nicht wusste, wie es sonst mit ihnen weiter gehen sollte. Mit diesem Akt des Coitus Interruptus rettet er allerdings den Roman, der ihm beim Schreiben immer weiter aus der Feder glitt und im Sand verlief. Und manchmal muss eine Geschichte mit Gewalt zu Ende gebracht und Verluste in Kauf genommen werden. Von den rund vierzig Hauptfiguren überleben lediglich drei (Tom Cullen, Stu Redman und Frannie Goldsmith) und der Bösewicht Flagg, der erst in einer anderen Geschichte sein Ende finden soll.
Das letzte Gefecht ist eine Geschichte über das Werden und Vergehen von Menschen, kurz: über das Leben. Alle Aspekte des selbigen werden im Buch thematisiert (und in dieser Rezension durch die sechs Teile repräsentiert) und bilden einen Epos, der keine roten Wangen bekommen muss, wenn man ihn neben Tolkiens Der Herr der Ringe, Frank Schätzings Der Schwarm oder Ken Follets Die Säulen der Erde ins Regal stellt.
WS Das letzte Gefecht.jpg

Croaton (1 / 5)

Drei Chancen habe ich Stephen Kings Epos Das letzte Gefecht gegeben: Anfangs die noch gekürzte Fassung, schließlich die Langfassung, endlich die Hörbuchversion der Langfassung. Meine Ansichten haben sich im Lauf der Zeit nicht geändert, obwohl mir als großer King-Fan die überwältigend hohe Meinung der meisten King-Liebhaber fast schon im Nacken saß.

Ich jedoch langweile mich regelmäßig zu Tode, vor allen Dingen bei all jenen Passagen, in denen die Hauptakteure dargestellt werden, bevor sie etwas von der Supergrippe erfahren. Besonders die endlos scheinenden Absätze über Larry Underwood ziehen sich wie Kaugummi. Dass der eigentlich sympathische Nick Andros unmotiviert mit der scheinbar übersinnlichen Gabe ausgestattet wird, Lippen lesen zu können (ein Mythos über Gehörlose, mit dem längst aufgeräumt wurde), nur damit die Szenen mit ihm besser lesbar sind, ist ebenfalls überaus lästig.

Dann passiert nichts, wenig, noch weniger, dann mal wieder nichts. Verhandlungen, Sitzungen, philosophische Gespräche. M-O-N-D, das bedeutet Langweile. Der absolute Oberclou: Über 1000 Seiten lang werden die Hauptcharaktere übertrieben ausgedehnt beschrieben – und dann haben sie keinerlei Sinn. Am Ende (beim ersten Mal konnte ich es nicht fassen, beim zweiten Mal hoffte ich, King habe das in der Langfassung verändert, beim dritten Mal ging ich davon aus, der Leser würde diese Szene einfach verweigern, aber nein) kommt doch tatsächlich Gottes Hand vom Himmel und löscht die Bösen aus. Warum also die Gesamthandlung um Stu Redman und seine Freunde? Wäre der Mülleimermann nicht auch dann mit einer Atombombe nach Las Vegas gekommen, wenn Larry und die anderen nicht dort gewesen wären? Doch, denn der wusste von den Ankömmlingen ja gar nichts! Und sicherlich wäre die Explosion auch dann effektiv gewesen, wenn sich nicht alle um die Käfige versammelt hätten. Was für ein unbefriedigender Schluss, bei dem man sich einfach fragen muss, weshalb man die Freunde so leiden lassen musste! Stus Erklärung, dass Gott Opfer aus ihren Reihen wollte, leuchtet mir nicht ein, nicht, nachdem bereits so viele (prominent unter ihnen Nick Andros und die Galionsfigur des Widerstandes, Mutter Abagail persönlich) dran glauben mussten.

Beim ersten Lesen gab's noch Grund zur Hoffnung auf einen versöhnlichen Schluss, ist der Roman danach ja noch fast 70 Seiten lang. Doch hier beschäftigt King sich mit der völlig trögen Rückkehr Stus nach Boulder. Dann kommt er an und der Roman ist aus.

???

Was für den Roman spricht: Ich mochte den Hund Kojak. Sonst fällt mir nicht viel ein. Drei Chancen genügen – Kings Meisterwerk hat das letzte Gefecht gegen mich eindeutig verloren.


Kingston (4 / 5)

Also selten habe ich einen so intensiven Roman gelesen. Besonders die ersten 2/3 sind sehr spannend. Man kann gut miterleben, wie die Leute an "Captain Trips", einer mutierten Supergrippe wie die Fliegen sterben. Lieb gewonnene Charaktere sterben genau so wie Unsympathen. Jede Seite davon ist ein Pageturner. Und jeder Charaktere ist irgendwie "stark". Bei der guten Seite gefallen mir insbesondere Nick Andros, auch wenn der ab der 900. Seite das Zeitliche segnet, Tom Cullen; gerade wegen seiner naiven Art. Stuart Redman und als er noch "gut" war, Harold Lauder. Bei den Bösen sind ganz klar Mülleimermann und Randall Flagg zu nennen. Okay, Mutter Abagail ist auch ein Charakter unter den Guten, aber sie wirkt bei weitem nicht so intensiv wie die anderen Charaktere. Nur schade, dass es sich in den letzten Dritteln in Chaos und teilweise langer und überflüssiger Konferenzen verliert. Und weil diese Konferenzen von den "Guten" geführt werden, wird hier ALLES einstimmig beschlossen. Und Abweichler unterwerfen sich ganz klar R.F. Und die Story ist so "verheddert", dass ich nicht genau mit bekommen habe, WANN die Atombombe in der "Freien Zone" gezündet wurde. Eins steht aber fest: Ein "Happy End" gibt's keins. Das ist auch okay bei einem Stephen-King-Buch.

Mr. Dodd (4 / 5)

Kings längstes Werk gliedert sich für mich in fünf Teile: Der unheimliche Anfang, Die Katastrophe, Die Nachwirkungen, Der langweilige Teil, Deus ex machina.

Der unheimliche Anfang

Dieser Teil schwankt zwischen geringem Interesse, zum Teil Langeweile und zunehmender Angst. Die Vorgeschichte aller Hauptpersonen ist meistens nur streckendes Beiwerk, nicht immer mit allen ihren Details wirklich wichtig und oftmals nervend. Die große Stärke ist die zunehmende Ausbreitung von Captain Trips. Langsam entwickelt sich eine Krankheit, die wohl fast die gesamte Menschheit auslöschen wird. Und es kommt so still, ruhig in das Leben der Menschen, dass ich diesen Abschnitt dennoch als genial empfinde.

Die Katastrophe

Für mich der Höhepunkt der Geschichte: Wie die Menschen auf den Virus reagieren. Viele sterben qualvoll, das Militär versucht einzugreifen und einzig und allein die Gesunden wissen, dass sie da irgendwie heil rauskommen werden. Die Menschheit ist überfordert mit dieser Krise und zerbricht daran. Noch vor der Mitte des Buches ist die Menschheit zu 99,4 % ausgelöscht und nun betreten Personen das Spielfeld, die alles auf ein letztes Gefecht zulaufen lassen.

Die Nachwirkungen

Nicht nur die Überlebenden, auch der Leser kriegt das erste Mal mit, was nach der Apokalypse folgt: Die Leere. Alles was bisher zählte ist dahin gerafft und man muss von ganz Neuem anfangen in einer Welt, die ein einziges großes Grab geworden ist. Die Reisen und Abenteuer der Überlebenden, egal welcher Gruppe ist neben der Katastrophe mit der stärkste Teil des Buches.

Der langweilige Teil

Ab hier beginnt das Buch abzufallen. Der Wiederaufbau der Gesellschaft in Boulder ist unglaublich langweilig. Nur wenig deutet auf den eigentlichen Buchtitel hin. Man wird genervt mit vielen Sitzungen eines Komitees und Protokollaufzeichnungen. Getragen wird es dadurch, dass die für mich unsympathischste Hauptfigur eines King-Romanes, Fran Goldsmith, größtenteils erzählt. Ihre Romanze mit Stu Redman ist eine der ätzendsten, die ich kenne. Die große Stärke ist hier Harold Lauder, der durch seinen Verrat und seiner Beeinflussung durch Randall Flagg die Spannung aufrecht erhält. Eine der Personen, die ich am besten leiden konnte im King-Universum. Er ist weder Held noch Bösewicht, sondern eine Person, die sich zu sehr beeinflussen lässt und durch ein nicht sehr schönes Leben von anderen Leuten bisher immer ausgeschlossen worden ist. Wie soviele Personen erkennt er erst zu spät, was er getan hat und das macht ihn zu eine sehr realistischen Person.

Deus ex machina

Dies trifft für den ganzen letzten Teil zu. King überrascht (bei vielem zum Missfallen), dass das letzte Gefecht auf rein spiritueller Ebene stattfindet. Das Böse vernichtet sich praktisch selber, die Guten opfern sich fast umsonst und gelöst wird das ganze nur durch die Hand Gottes. Mit Sicherheit eine Enttäuschung, aber die Idee eine Atomwaffe zur endgültigen Auslöschung einer Gruppe zu nehmen, die sowieso in einer ohnehin schon zerstörten Welt existiert, fand ich gar nicht mal so schlecht.
Und am Ende steht die Botschaft: Alles wiederholt sich.

Fazit

Am Anfang wunderbar, genial und episch, dann für kurze Zeit langweilig und zum Schluss auf einfache Art gelöst. The Stand ist ein sehr gutes Werk, aber zur Spitzenklasse gehört es meiner Meinung nach nicht.

RandallFlag (5:5)

So mancher Kritiker wirft King vor er würde "ausufernd/langatmig" schreiben und man könnte meinen in diesem Roman sei dies der Fall da er mit Ü1000 Seiten wahrlich ein "Schwergewicht" ist ... Ich aber liebe einfach King's Art jeder seiner Hauptfiguren ein Leben zu verpassen. Sie tauchen nicht aus dem nichts auf wenn der Showdown beginnt sondern man hat sie von Beginn der Geschichte bis zum Ende begleitet und kennt genau ihren Background. Er springt in den Zeiten & Figuren hin und her und es ist nicht immer einfach dem folgen zu können aber King liest man auch nicht zwischen 2 Terminen - nein - für den Meister braucht man Zeit und Ruhe :-)) Horror gilt als Fiktion aber King balanciert genau auf der Grenze von Fiktion & Wahrheit denn viele seiner Geschichten sind, wenn man drüber nach denkt, gar nicht mal so abwegig!! Es KÖNNTE passieren dass ein tödlicher Virus ausbricht der 95% der Menschheit tötet... wer weiss schon was in den Laboren abgeht?!? Und was er aus dieser Grundidee macht ... nun, auch das KÖNNTE tatsächlich passieren falls es mal soweit kommt. Ich habe keine Angst vor so etwas aber es ist einfach faszinierend was er aus so einer "simplen Idee" alles zaubert. Es ist, meiner unwesentlichen Meinung nach, eines der besten Bücher die er je geschrieben hat und absolut empfehlenswert!!!! NICHT von den vielen Seiten abschrecken lassen!! Hab die Geduld dich in die Geschichte zu vertiefen denn sie alle sind dort und warten auf dich um dir ihre Version der Geschichte zu erzählen :-)

Horaz Klotz (3 / 5)

Ich habe mich mit etwas gemischten Gefühlen an Das letzte Gefecht gesetzt. Da war zum einen die geradezu kultische Verehrung vieler King-Fans und das Versprechen eines beispiellosen literarischen Erlebnisses. Auf der anderen Seite gab es immer die Gefahr von einem so umfangreichen Buch "erschlagen" zu werden, zwischen den unzähligen Figuren und ihren Handlungssträngen verloren zu gehen und irgendwann nach ein paar hundert Seiten das Interesse zu verlieren. Die Wahrheit lag - wie so oft - irgendwo in der Mitte. Ja, es gibt einen ganzen Haufen Figuren, selbst nachdem King so nett ist und 99 % der Menschheit abmurkst. Und ja, die Geschichte umspannt einen ganzen Haufen Orte, Ziele und Missionen, die erst langsam zum finalen Kampf Gut gegen Böse, Boulder gegen Vegas heruntergedampft werden. Trotzdem gelingt es dem Meister seine sterbende Welt mit so spannenden Figuren zu bevölkern, dass sie noch lange im Gedächtnis und ihre Ziele und Motive über Hunderte von Seiten hinweg immer nachvollziehbar bleiben.

Dabei muss das Das letzte Gefecht wie kaum ein anderes King-Buch den Spagat zwischen großen Ideen und kleinen persönlichen Geschichten schaffen. Und mal wieder zeigt sich, dass unser Autor mit Letzterem weit besser zurecht kommt. Wirken die zahlreichen angeschnittenen großen Fragen - biologische Waffen, Faschismus gegen Demokratie, die Rolle von Religion im Angesicht des Weltuntergangs - oft ein bisschen halbherzig, schafft er es in all dem Chaos immer wieder faszinierende menschliche Geschichten zu erzählen. Für mich stechen hier besonders Nadine Cross, Harold Lauder und der Mülleimermann als komplexe vieldimensionale Charaktere heraus, die immer wieder zwischen die Fronten geraten und beweisen, dass auch Kings Postapokalypse viel Platz für moralische Grautöne hat. Dabei erweist es sich als clevere Idee, den Untergang der Menschheit so ausführlich vom ersten Ausbruch der Seuche an nachzuerzählen. Natürlich hätte man einen ganzen Haufen Seiten sparen können, wenn die Handlung erst in der neuen Welt eingesetzt hätte und man alles nötige in Rückblenden erzählt bekommen hätte. So aber kann King seine Figuren in der vertrauten Welt der 90er erden bevor er das Chaos über sie herein brechen lässt - und schafft damit eine dramatische Fallhöhe, die vielen reinen Postapokalypse-Storys fehlt.

Diese Erdung geht natürlich relativ schnell flöten, wenn King das Buch mehr und mehr vom reinen Survival-Horror zum Kampf zwischen Fantasy-Mächten zuspitzt. Allgemein stehe ich dem Einzug von so vielen magischen Elementen in die Geschichte gespalten gegenüber. Eigentlich war es ganz nett, dass der Weltuntergang so realistisch gezeichnet wurde. Die Seuche hat nachvollziehbare Symptome und Ansteckungsraten. Auch der Zusammenbruch der Gesellschaft beginnt recht glaubwürdig und es wäre ganz spannend gewesen zu sehen wie sich unsere Figuren auf sich allein gestellt verhalten hätten ohne zwischen die übernatürlichen Gut/Böse-Pole zu geraten. Andererseits ist Randall Flagg ein superspannender Charakter und eine von Kings gelungensten mythischen Figuren - eine faszinierende Mischung aus durchgedrehtem Anarchisten und eiskaltem Faschist. Mutter Abagail kann hier als seine Gegenspielerin leider nicht wirklich mithalten. Sie wirkt allzu oft nur als Mittel zum Zweck, um alle "Guten" zusammen zu trommeln. Außerdem passt sie als Botin Gottes und halboffizielles Oberhaupt von Boulder nicht ganz in das Faschismus gegen Demokratie-Motiv, das King hier aufbaut und wegen dem er uns durch seitenlange Sitzungsprotokolle schleift. Anscheinend ist das dem Meister selbst auch aufgefallen, weswegen er sie möglichst schnell aus der Stadt und schließlich auch aus der Geschichte entfernt, sobald sie ihre Rolle erfüllt hat.

Leider funktioniert das Ende für mich auch nicht wirklich. Und der Umfang des Buches macht das noch schlimmer - nach 1000 Seiten Aufbau erwartet man einfach ein spannendes Finale, das die Erzählfäden zu Ende spinnt und die wichtigsten Fragen beantwortet. Stattdessen leidet Flagg plötzlich unter einem schweren Fall der typischen Superschurken-Krankheit: Er wurde als nahezu allmächtig eingeführt und schön schaurig aufgebaut, bis ihm warum auch immer die Luft ausgeht und seine Pläne plötzlich nicht mehr funktionieren. Am Schluss reicht aber auch das nicht und King muss als Deus ex machina selbst eingreifen und das so sorgfältig aufgebaute Spielbrett umwerfen. Dieses Ende kostet die ganze Geschichte nochmal einen Punkt.

Fazit: Trotz einigen Längen und Problemen eine faszinierende Leseerfahrung, bei der die einzelnen Teile besser funktionieren als ihre Summe.